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A. Kubin: KAPELLE

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■ i.

Ort der Handhing: Der Hof der Altbürgerin

Emmerentia Schattier.

Zeit: Gegenwart (und Zukunft).

Personen: Altbürgerin Emmerentia Schaffler, das

Neubürgerpaar Kaspar und Veronika Oberroiter.

Emmerenz Schattier (den Neubürgern den Weg

verstellend, scharf): Seid's ihr heut aufm Abort

gwesn?

Die Neubürger (nicken schuldbewußt).
Emmerenz: Im Haus?

Die Neubürger (nicken noch schuldbewußter).
Emmerenz (streng): Warum seid's net aufm
Misthaufn gangen?

Kaspar Oberroiter: Mir ham dort nix gsehn.
Emmerenz (heftig): Was soll's denn dort zum
Sehn gebn?

Veronika Oberroiter: Nu, a Häusl oder sowas
hätt mer gemeent.

Emmerenz: A Häusl — da is kei Häusl, da is
eine Stang, das langt. Das Häusl habn mir ab-
grissn, wie mir uns einen Abort ins Haus einbaut
habn. Das hat ma ja net wissn können, daß ma
amal nimmer Herr is im eignen Haus und lauter
fremde Leut drin habn muß!
Kaspar Oberroiter: Uns war's ja auch lieber
und mir wärn nit da.

Emmerenz (abschneidend): Ja, aber jetzt seid's
da und der Abort is auch da. Aber des merkt's
euch: in der Früh könnt's 'n net benutzn, weil
mei Sohn, der wo bei die Schandarm ist, Nacht-
dienst hat und länger schlaft. Auf d' Nacht mag
i net, daß geht's, weil ich mich zeiti niederleg
und jedesmal aufwach, wenn i was gehn hör.
Und üwahaupts is besser ihr' geht's gar net,
weil s' aso stinkts ... ihr brauchts ja bloß weni-
ger f ressn .. .

II. ,

Ort der Handlung: Straßenkreuzung eines Markt-
fleckens. Zeit: Gegenwart.

Personen: ein Oekonom, ein Fahrrad, mehrere
Gaffer.

Das Fahrrad rumpelt mit dem daraufsitzenden
Oekonomen über einen Stein, der Oekonom ver-

liert die Lenkstange und die Herrschaft über
sein Vehikel, kommt ins Rutschen, ins Schwan-
ken und zu Fall.

Der Oekonom (arbeitet sich unterm Fahrrad
vor, schiebt seinen Rucksack zurück, der ihm
über den Kopf gefallen ist, wischt sich die
Augen aus, die mit einer kühl-klebrigen Flüs-
sigkeit verpappt sind, fühlt es feucht über seine
Stirn rieseln, murmelt): Saxendienei — alles
voller Bluat *— is grad no guat ganga — naa,
naa — da hab i Glück ghabt — und grad rinna
tuts —

Erster Gaffer: Jä, an Laxganger hat's hinghaut
— ah, der hat a komischs Blut...
Zweiter Gaffer: Särvus, Laxganger, wo waarst
denn higfahrn — hättst im Wirtschaftsamt ein
schmiern wolln .. .

Der Oekonom: Schmiern — i hab nix zum
Schmiern — aber sehn tua i kaam mehr was —
vor lauter Bluat —--

Dritter Gaffer: Ah, Bluat — der Laxganger hat
a weiß Bluat — weil er gar aso a frommer
Mensch is — durch und durch weiß ...
Der Oekonom (drohend): Daß i fei dir net eine
schmier! — Hilf ma lieba ...
Die Gaffer (helfen ihm auf, führen ihm die
Hand übers Gesicht, zeigen sie ihm, es klebt —
Milch daran): A so a schöns weiß Bluat...
Der Oekonom: Sowas — ja, du lieber Gott, jetzt
hab i d' Milliflaschn derschlagn — hätt i meim
kranken altn Basl a Quarterl Milch ins Kran-
kenhaus bringen wolln und jetzt is des Tröpferl
aa no hin ...'

Daß nix Besseres net nachkimmt,
Is a alts Wort, aber wahr.
Äuf'n Hexenhammer kimmt der

Hundhammer
Nach schier fünfhundert Jahr. g.b.

in.

Ort der Handlung: Küche eines Bauernhauses.
Zeit: Gegenwart.

Personen: die Bäuerin, Karthi die Tochter, Wastl
der Sohn, die Mitbewohnerin (aus der Stadt).
Die Mitbewohnerin (steckt den Kopf in die
Küche, sieht neugierig den gedeckten Tisch an,
sagt lüstern): Ah, ihr habt Knödel.
Die Bäuerin (seufzend): Ja.

Die Tochter (sticht einen Knödel aus der Schüssel).
Der Sohn (schiebt seinen Teller krachend übern
Tisch von sich weg): So a Saustall.
Die Bäuerin: Geh, Wastl, sei doch gut — des
kann doch vorkommen.

Die Tochter: Lass 'n doch gehen, den Stier.

Die Bäuerin (jammernd): Naa — er kann doch

essn, is doch alles gutes Sach.

Der Sohn: Die Knödl könnt's selber fressn.

Die Tochter (sticht sich noch einen Knödel aus

der Schüssel): Dees tun mir auch.

Die Mitbewohnerin (verständnisvoll): Ist zu viel

Salz hingekommen?

Die Bäuerin (abwehrend): Ah, naa, naa, ver-
salzen sind's net.

Der Sohn: Ja, wenn's bloß des wär!

Die Tochter (sticht sich noch einen Knödel aus

der Schüssel): Guat sans.

Die Bäuerin (zuredend): Schau, Wastl, so schö'
weich sinds — und Speck is drin — —■ —
Der Sohn (lacht höhnisch).
Die Bäuerin (werbend): . . . und so locker!
Der Sohn: Dees Sollns aa no net sein!
Die Bäuerin: Hab extra a ganz a weiß Knödel-
brot gmacht...

Der Sohn: Schwarze Knödel hab i no nie gsehn!
Die Tochter (sticTit noch einen Knödel aus der
Schüssel): Lass'n doch trenzen, Muatter, wenn
er so genau is.

Die Bäuerin: Naa, weil er aa so z'wider sein
kann — der is no ärger als sei Vater...
Der Sohn: Mei Ruh — und was Gscheits zum
Ess'n möcht i jetzt endli!

Die Mitbewohnerin (vorsichtig): Sagen Sie,
Fräulein Kathi, was fehlt denn an den Knödeln?
Die Tochter: Ah — so rund sind's net, wie's sein
solltn. Vim

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kapelle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kubin, Alfred
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 18, S. 218.
 
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