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BEIM AUGENARZT

WAHRES ERLEBNIS

Frau Dr. Müller (Wohnungsglocke — Frau Dr.
Müller öffnet die Tür): Guten Tag, meine
Dame, mit was kann ich dienen?

K.: Mir ist ein Stückchen Kohle ins Auge ge-
flogen und das tut so arg weh.

Frau Dr.: O Sie Arme, bitte gehen Sie doch
herein, nehmen Sie bitte Platz. — (Stuhl-
geräusche) — So — einen Moment — ich
mache Ihnen rasch einen kalten Umschlag,
denn Ihr Auge ist von dem Reiben schon ganz
entzünden! — (Von hinten wieder herkom-
mend) — So meine Dame, seh'n Sie, das kühlt
und nimmt die Entzündung weg! — Da kann
oft nur ein ganz winziges Stäubchen ins Auge
gekommen sein und man hat das Gefühl, als
sei es so groß als eine Haselnuß.

K.: Ja, ich hab' schon alles versucht, aber ich
bring's nicht raus!

Frau Dr.: Wo ist Ihnen das passiert?

K.: Ich wollte heute nach Pullach fahren, das
heißt ich bin schon gefahren — und hab zum
Zug hinausgeschaut und schon is mir was ins
Aug hineingeflogen. — Einen Herrn im Coupe
habe ich ersucht, er soll mir hineinschauen
ins Auge und soll versuchen, ob ers mit
seinem zugespitzten Taschentuch rausbringt.
Den ganzen Augapfel hat er mir mit seinem
schmutzigen Taschentuch abgewischt, aber das
Kohlenbröckerl hat er, scheints, nicht da-
wischt, weil's immer noch drin ist.

Frau Dr.: Wahrscheinlich — d-d-d-d-d-d

K.: Dann bin ich in Pullach ausg'stieg'n, hab
aber nicht gleich einen Augenarzt g'funden.
A Zahnarzt is in Pullach — aber — in' Zahn
is mir ja keine Kohle 'neing'flogen, sondern
ins Aug —.

Frau Dr.: Natürlich — ich versteh!

K.: Ich bin dann von Pullach wieder nach Mün-
chen g'fahr'n zu einem mir bekannten Augen-
arzt — der hat aber an diesem Tag leider
keine Sprechstunde g'habt.

Frau Dr.: Das war Pech!

K: Nein, Frau Doktor — Kohle habe ich im

Auge!

Frau Dr.: Ja so — ich versteh — Verzeihung!

K.: Mit zugehaltenem Auge geh ich auf die
Suche nach einem anderen Augenarzt — da
ich aber keinen finde, gehe ich zu einem
praktischen Arzt, vielleicht gelingt es diesem,
den Fremdkörper aus meinem Auge 'zu holen.

Frau Dr.: Und? — Hat er ihn herausgebracht?

VON DER KUH

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Schweigen wir vom
goldenen Kalb, reden wir von der silbernen Kuh. Die
Kuh könnte gleichfalls mit Gold aufgewogen werden,
heutzutage, aber ich meine, grad heutzutage ist das un-
möglich, mangels Goid.
Also, zur Kuh.

Sie stammt aus alter Familie. Die erste Kuh soll dem
ersten Ochsen, Ur oder bos primigenius benamst, aus
einer Rippe — aber ich kann mich auch irren, jedenfalls
hat es die Kuh schon bei den alten Griechen gegeben,
sonst hätte nicht Myron, der Erzbildner, 465—450 v.
Chr. in Athen wirkend, das weiß ich aus dem Lexikon,
eine Kuh erzbilden können. Surrealismus gab es damals
noch nicht. Und hätte es damals noch keine Kuh ge-
geben, wäre, laut Ueberlieferung, Myrons Kuh nicht so
naturalistisch geworden, daß die Betrachter glaubten, sie
werde jeden Augenblick zu brüllen beginnen. Heuer in-
teressiert nimmer, ob die Kuh brüllt, sondern vielmehr,
ob sie das Soll erfüllt. Das Soll ist gleichbedeutend mit
einer milden Gabe aus vollen Eutern. Wir bitten die
Kuh um ein kleines Douceur, wir haben kleine, hungrige
Kinder zu Hause; die Kuh kennt das. die Kuh lacht aus
vollem Euter. Die Kuh ist eine pikfeine Kuh, die Kuh
kackt auf echte Perser, vielleicht konzertiert die Kuh
demnächst auf Blüthner oder Bechstein. Feine Leute geben
nicht gern. Mutige Wissenschaftler sind vor kurzem
nächtens in einen Kuhstall eingedrungen und haben der
Kuh ein Horn gestohlen, um Zystin daraus herzustellen,
das gut sein soll gegen Hungerödeme. Die Kuh hat
gerichtliche Schritte angekündigt. Peter Reimeinn

K.: Er hat mit so einem Wattebauschen herum-
getan, aber er konnte es nicht erwischen und
sagte zu mir: Das beste wäre es. Sie gingen
zu einem Augenarzt, der hat die richtigen
Instrumente für so was!

Frau Dr.: Ja ja, da hatte der Arzt auch recht!
Ein praktischer Arzt hat kein Spezialinstru-
ment, wie es für so etwas erforderlich ist.

K.: Der Arzt hat mir dann einen Augenarzt
empfohlen in der Nähe vom Hauptbahnhof.

Frau Dr.: So! —

K.: Auf dem Weg zu diesem lese ich aber zu-
fällig an einem Haus auf so einem weißen
Emailleschild „Dr. Müller, Augenarzt" und
jetzt bin ich Gott sei Dank an der richtigen
Stelle! —- Muß ich lange warten?

Frau Dr.: Ja, der Herr Dr. Müller — mein Mann
— kann Sie leider nicht mehr behandeln, da
er schon vor vier Jahren gestorben ist.

K.: Was sagen S'? Der is schon gestorben? —
Ja, aber am Hauseingang heißt es doch „Dr.
Müller, Augenarzt"!

Frau Dr.: Ja — immer kommen wieder Leute
herauf! Jetzt müssen wir die dumme Tafel
doch einmal wegmachen lassen! —

K.: Ja tun Sie das. — Gute Besserung, Frau
Augenarzt! Lisi Karlstadt

DER LANDARZT

Sein Auto ist mit Fett geschmiert,
mit Gänsefedern reich verziert
und unter den Motoren
riecht es nach Schweineohren.
Phenyldimethyl
PYrazoIonmethyl.

Er kommt gefahren leicht geölt
und schwer geht es bergunter.
Wenn einem Bauernsohn was fehlt,
leidet die Viehzucht drunter.
Phenyldimethyl
PYrazoIonmethyl.

Wenn es so weiter geht, Malheur,

das war nicht auszudenken!

Die Bauern hätten bald nichts mehr

dem Doktorhut zu schenken.

PhenyldimethYl.

Da will ich lieber sterben.

Pyrazolonmethyl. Walter sdmabd

"H. Birth: NÄCHTLICHER HEIMWEG

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Nächtlicher Heimweg"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Huth, Helmuth
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 22, S. 269.

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Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
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