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„Manieren haben die Leute! Da sitzt doch mein frühe-
rer Putzer, kann nicht mal mehr grüßen, das Schwein!"

IN KÜRZE

An EINEN yon SIEBENHUNDERT

Die Ueberprüfung der Meldebogen der Münchener
Universität ergab 700 Meldebogenfälschungen

Heute ist er freilich noch „Student",
jung und dumm. — Doch einmal wird er alt,
und dann ist er Handelskammerpräsident,
Amtsgerichtsrat oder Staatsanwalt...

Zählt dann zur Elite der Nation,
zu der besseren Gesellschaftsschicht,
zu den Hütern deutscher Tradition;
spricht von Ordnung, Wahrheit, Ehre, Pflicht.

Und voll Ehrfurcht bringt der kleine Mann
diesem Doktor seinen Bückling dar.
Denn es sieht ihm wirklich keiner an,
daß er einstmals ein Betrüger war.

Welch ein Nachwuchs! — Ja, wir kamen weit!
Welche Hoffnung — wenn es so beginnt!
Graut es euch nicht etwas vor der Zeit,
in der diese Herr'n — die „Herren" sind?

Heinz Hartwig

DAS LOCH IM STRUMPF

Strumpfträger werden mitunter bemerken, daß
es an Hacke oder Zehe Momente gibt, wo nichts
mehr ist, aber eben noch etwas war. Dieses Phä-
nomen nennt die kundige Hausfrau „das Loch
im Strumpf". Keiner kann sagen, wie es ge-
schah. Oder zumindest nicht, wo die Wolle ge-
blieben ist, die den respektiven Schweißfuß just
noch züchtig verhüllte.

Wenn man das Problem kommerziell betrachtet,
so macht ein Strumpfloch nach Berechnungen
des Bistatistischen Zonenamtes 4,83 Prozent der
Strumpfoberfläche bei Katholiken und 3,92 Pro-
zent bei Protestanten aus. Bei einer jährlichen
Strumpfproduktion von 382 512 t macht das also
im Durchschnitt 6814 t aus, was der Wolle einer
Schafherde von 714 312 Beamten entspricht
(Sämtliche Zahlen sind behördlich verlautbart
und damit garantiert falsch.) Damit liegt auf der
Hand, daß es hier — wie anderswo — so nicht
weitergehen kann.

Auf die Ursachen der Strumpflochbildung ist
zuerst Einstein etwas näher eingegangen; er
stellt nämlich fest, daß es „relativ" schwer sei,
etwas Genaueres darüber auszusagen. Das ist der
Kern der sogenannten Relativitätstheorie. Dem
widerspricht die moderne experimentelle Schule.
Nach ihrer Theorie werden durch die Reibung
von Strumpf und nagelspitzengeschmückter
Schuhsohle derartige Energien frei, daß Atom-
zertrümmerung auftritt, die das Strumpfzellen-
gewebe explosionsartig zerreißt. Der durch For-
scher oftmals dabei beobachtete käseartige Ge-
ruch des Fußhautepitels wird auf parallel ver-
laufende Nebenreaktionen zurückgeführt, eine
spekulative Annahme, die bei tieferem Nach-
denken keineswegs übers Knie zu weisen ist.
Die moderne Philosophie kommt allerdings zu
ganz anderen Ergebnissen. Sie sieht vielmehr in
der Strumpflochbildungstendenz den Versuch des
Eindringens des Nichts in die Materie, das heißt
In diesem speziellen Fall die Machtdurchsetzung
des Weltalls, das sich aus dem Unendlichen
durch die Eiweiß-Wolle-Moleküle an den großen
Zeh vorschiebt und von Nadel und Faden erst
wieder zurückgedrängt werden muß. Diese
Theorie des Strumpfloches als Unwille und Vor-
stellung hat den Vorzug unerhörter Anschau-
lichkeit.

Was ist richtig? Mutmaßlich wird es für die
Strumpflochbildung ebensowenig eine vollgültige
Erklärung geben wie für die Existenz des Uni-
versums. Letzte Fragen werden eben nie beant-
wortet. Nichtsdestoweniger imponiert die maje-
stätische Fragestellung in ihrer Hintergründig-
keit und läßt nicht nur den Strumpfträger
ehrfürchtig erschauern. Lediglich der Fußlappen-
träger wird unbesockt daran vorübergehen —
das ist der einzige Wehmutstropfen in diesem
metaphysischen Freudenbecher G. W. Borth

ALS SPRECHÜBUNG GEDACHT:

An das

Ernährungsamt der Landeshauptstadt München
Abt. Schwer- und Schwerstarbeiter

Betreff: Zusarzfearten für Teilschwer-, Schwer- und
Schwerstarbeiter, für Teilschwer mit Schwer
und Schwei mit Schwerst im Wechsel
halbe Zulagen für Teilschwer-, Schwer- und
Schwerstarbeiter, für Teilschwer mit Schwer
und Schwer mit Schwerst im Wechsel
Berechtigungsscheine, Bezugsnachweise für ent-
rahmte Frischmilch oder Vollmilch
hier: Abrechnung.

(Soweit das Original)

Man sieht: die Teilschwierig-, Schwierig- und
Schwierigstkeit bzw. Teilschwierig- mit Schwie-
rig- und Schwierig- mit Schwierigstkeit der Er-
nährung im Wechsel verhält sich proportional
zur Umständlichkeit der Verteilung.

SCHACH AN DER THEMSE

In London wurde zwischen einer britischen und einer
sowjetrussischen Mannschaft ein Schach-Turnier aus-
getragen, das mit einem klaren Sieg der Russen endete.
Der Kapitän der britischen Mannschaft, Sir Alexander,
versicherte den russischen Gegnern, daß sie die besten
Schachspieler der Welt seien und daß er und seine

I.andsleute sich dieser Niederlage nicht zu schämen
brauchten. Die Russen hingegen betonten, daß die Eng-
länder sin meisterhaftes Spiel geliefert hätten, welches
ihnen besonders von Seiten der Sieger uneingeschränkte
Achtung eingetragen habe. Beide Mannschaftsführer
überboten sich in lobenden und anerkennenden An-
sprachen über die hervorragenden Leistungen der Gegner.
Zur gleichen Zeit tagte in London der Rat der stellver-
tretenden Außenminister der vier Großmächte. Hans Job

FRÜHER . . .

Ein Schaffner ruft nacheinander die Haltestellen
aus: Karl-Marx-Straße — früher Hohenzollern-
straße; Friedrich-Engel-Straße — früher Land-
grafenstraße; Bebelplatz — früher Hindenburg-
platz. Hier steigt ein Fahrgast aus und sagt: Auf
Wiedersehen — früher Heil Hitler! G. Wiebe

UND SO —

Es gibt Dinge auf dieser wunderlichen Welt, die
sind so unsagbar dumm, daß sie nie von ein-
zelnen, sondern nur von einem ganzen Volk ge-
macht werden können.

*

Es lebt recht gut von Uberschätzung

so mancher vielgerühmte Mann.

Das heißt in schlichter Übersetzung:

Von dem was er nicht lassen kann. v. Oerthe!

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Manieren haben die Leute!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Manieren haben die Leute! Da sitzt doch mein früherer Putzer, kann nicht mal mehr grüßen, das Schwein!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Sichhart, Evi
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 23, S. 279.

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