SIMPELEIEN
Ob die Stellen, an denen auf dem Münchner
Königsplatz die Hitlerschen Ehrentempel gestan-
den haben, bebaut oder mit Bäumen bepflanzt
werden sollen, ist gegenwärtig eine heftig dis-
kutierte Frage. — Es gibt noch eine dritte
Lösung: Warten, bis wir keine anderen Sorgen
mehr haben.
Im englischen Parlament erklärte der Ernäh-
rungsminister Strachey, daß nach Ansicht ärzt-
licher Sachverständigengutachten aus dem Jahre
1933 ein nichtarbeitender Mensch zur Erhaltung
seiner Gesundheit mindestens .3386 Kalorien be-
nötige. — Daß ein Schwarzhändler 3386 Kalorien
auch verbraucht, dürfte niemand bezweifeln.
Ein schwedischer Pfarrer verglich in einer Pre-
digt die schlechten Ehemänner mit Streichhöl-
zern, die sich überall entzünden. Die guten Ehe-
männer seien Sicherheitshölzer, die sich nur an
ihrer eigenen Schachtel entflammten. — Nicht
sehr galant, der Herr Pfarrer.
Nach einem französischen Vorschlag sollen beim
Wiederaufbau die Breite der deutschen Brücken
sieben, statt wie bisher neun Meter betragen,
damit die Benutzung des deutschen Straßen-
netzes für Kriegszwecke soweit wie möglich ver-
hindert werde. — Jedenfalls sollte man unter
allen Umständen noch ein Gutachten der Atom-
bombenfabrikanten einholen.
Dr. White, Medizinprofessor an der Harvard -
Universität, erklärte, 20 Prozent aller erwachse-
nen Amerikaner seien überfuttert und verlören
ihre Gestalt — Da könnte uns ja geholfen werden.
Generalissimus Stalin wurde laut Tass auf einer
Versammlung der Arbeiter, Ingenieure und An-
gestellten des Moskauer Elektrizitätswerks als
Kandidat für die Wahlen zum Moskauer Sowjet
aufgestellt. Stalin hat die Kandidatur — und
damit die einstimmige Wahl angenommen.
Der südbadische Landtag beschloß, sich auf un-
bestimmte Zeit zu vertagen, da die französische
Militärregierung sich die Entscheidung über eine
ganze Reihe von Gegenständen vorbehalten
hatte. — Viel Mut bei 800 Kalorien täglich.
Die „Leipziger Zeitung" weiß zu berichten, daß
der ehemalige SS-Obersturmbannführer Otto
Skorzeny, bekannt als „Befreier" Mussolinis, seit
seinem Freispruch in Dachau bei der kriegs-
geschichtlichen Abteilung der amerikanischen
Armee in Kassel beschäftigt wird. — Man wird
diesem großen österreichischen Helden doch das
tägliche Ami-Mittagessen nicht mißgönnen
wollen?!
Der Bremer Senat
beschloß auf An-
trag der Bremer
Betriebsräte wegen
ier kritischen Er-
aährungslage die
Einführung eines
zweiten dienst-
freien Nachmittags
für alle Behörden. — Da nun die Behörden noch
langsamer arbeiten, kann die dadurch ent-
stehende Wirtschaftskrise nur durch Einführung
eines dritten dienstfreien Nachmittags überwun-
den werden.
Im Wirtschaftsamt München hängt nach Dena
ein Schild mit folgender Aufschrift: „Achtung
Antragsteller auf Möbel! Mit Zuweisungen ouf
jetzt gestellte Anträge kann in diesem Jahr nicht
gerechnet werden. Anträge auf Küchen, Schlaf-
zimmer und Kleiderkästen haben auch im näch-
sten Jahr keine Aussicht." — Sollte der Bezug-
schein für den gigantischen Dachstuhl am Frauen-
platz so viel Holz verschlungen haben?
Als die Abgeordneten des saarländischen Land-
tags nach der Abstimmung über den wirtschaft-
lichen Anschluß an Frankreich ins Parlaments-
gebäude gingen, trat, wie die Neue Zeitung be-
richtet, die französische Wache vor jedem ein-
zelnen von ihnen ins Gewehr und präsentierte. —
Die Zollfreiheit zwischen Frankreich und dem
Saarland dürfte sich auch auf die Gedanken der
präsentierenden Soldaten erstreckt haben.
Die Kuh Thekla in
WaldmühlefSchw.)
hat in den fünf-
zehn Jahren ihres
Daseins dreizehn
lebende Kälber so-
wie 81756 kg Milch
und 2714 kg Fett
gebracht. Bei einer
Rinderleistungsschau machte sie eine Ehren-
runde, wobei die begeisterten Zuschauer sie
durch Hutabnehmen grüßten. — Andere Zeiten,
andere Sitten. Früher hoben dieselben Zuschauer
vor jedem Rindviech die Hand hoch.
Zweckvoller Sprachunterricht
In der ersten Stunde haben Sie das deutsche Alphabet
kennengelernt. Heute will ich Sie, Mr. Wilkinson, mit
einigen grammatikalischen Grundbegriffen bekannt machen.
Hier werden Sie bereits Respekt bekommen, denn wir
Deutschen sind den Angelsachsen auch im Formenreich-
tum unserer Sprache weit überlegen. Wir haben mehrere
reich ausgebildete Vergangenheiten. Unsere Zukunft frei-
lich können wir nur mit Hilfsverben bilden. Bleiben wir
aber zunächst bei der Gegenwart. Die ist schon kompli-
ziert genug, ja, ich darf sagen, die deutsche Gegenwart
wird Ihnen noch schwer zu schaffen machen.
Als Musterwort für die Konjugation gebraucht man sonst
meist das Wort „lieben" — aber dieses, und damit die
deutschen Frauen, dürften für Sic nicht so wichtig sein,
denn Sie haben ja Ihre Frau in Amerika. Manche Lehrer
verwenden auch „töten" als Paradigma, besonders bei
den Sprachen der Semiten — aber wir wollen ja jetzt
eine unkriegerische Nation sein und nach dem trachten,
was den Frieden zwischen den Völkern fördert. Aus
Amerika stammt die schöne Sitte der Friedenspfeife, also
wollen wir „rauchen" als Beispielwort nehmen.
Nach meiner neuen «Lehrmethode möchte ich Ihnen mit
den einfachen Verbformen zugleich die fragenden und
die verneinenden einprägen. Also: „ich rauche nicht, du
rauchst, raucht er? — wir rauchen nicht, ihr raucht,
rauchen sie?" Man ist nun aber in Deutschland sehr
höflich — es tut mir leid, dadurch haben Sie noch
mehr zu lernen. Man redet nämlich Menschen, die man
nicht näher kennt, mit „Sie" an. Diese Form werden
Sie im Verkehr mit Deutschen besonders oft brauchen.
Merken Sie sich also als wichtige Phrase: „Rauchen Sie?"
So, ich hoffe, das saß — ich meine: das sitzt schon.
Nun noch ein paar häufig vorkommende Vokabeln! In
Lehrbüchern findet man meist in der ersten Lektion die
Glieder des menschlichen Körpers — aber Sie sind ja
kein Arzt, Mr. Wilkinson, sondern Beamter der ameri-
kanischen Militärregierung. Andere Lehrer fangen mit
den Utensilien des Klassenzimmers an — aber wir sind
ja keine Schulkinder, sondern erwachsene Männer, die
schon einen starken Toback vertragen können, nicht
wahr? Nehmen wir also ein Paar Gegenstände des täg-
lichen Bedarfs — des täglichen Gebrauchs, wollte ich
sagen. Wer kommt da zum Beispiel in Frage? Ach ja,
Sie kommen gerade vom Lunch. Was gab's denn zu
essen? Roast meat? — Warten Sie mal! So was habe
ich schon so lange nicht gesehen, daß mir das deutsche
Wort entfallen zu sein scheint. — Richtig: Braten!
Und was stand noch auf der Speisekarte? Potatoes?
Das sind Kartoffeln. Ja, die haben wir auch, freilich
ein bißchen knapp. Was weiter? Steckrüben etwa? Ach
nein, die kennen Sie wohl nicht, sicherlich gibt's im
Englischen auch gar kein Wort dafür. Und bread? Das
heißt Brot. Klingt ganz ähnlich, aber eben doch nur
ähnlich. Bei Ihnen hat das Wort einen hellen Vokal,
bei uns einen sehr dunklen. Und butter — ja, die heißt
im Deutschen auch Butter. Sehen Sie, da kommen wir
uns schon näher. Es gibt noch andere Uebereinstimmun-'
gen zwischen den beiden Sprachen. Cigarette heißt zum
Beispiel Zigarette. Da können wir am besten gleich die
Mehrzahlbildung einflechten: Zigaretten. Und weil wir
gerade in diesem Begriffskreis sind: Hier in dieser
Schachtel habe ich „Streichhölzer"; ach nein, es sind
keine mehr drin. Pech! Und in meinem Feuerzeug ist
auch kein Stein mehr. Uebrigens: ein Feuerstein, das
ist ein flint. Aber das ist schon nicht mehr ganz so
wichtig.
Wollen Sie gleich auch ein paar einfache Redewendun-
gen üben? Schön. Sie sprechen mir jeden Satz nach!
Also bitte: Wollen — Sie — eine — Zigarette? Bitte
wiederholen Sie das! — — —
Ach, das ist aber reizend von Ihnen, Mr. Wilkinson!
Das nenne ich a lucky strike! Vielen Dank! Peter Fischet
MKUKS MUSEUM IM MAUUKlSCHKlt
I'ERSrKKTIVE
Fast unbemerkt vollzieht sich am Königlichen — Ver-
zeihung, am Königsplatz in München der Wiederaufbau:
Auf den massiven Fundamenten der vor einem Jahr ge-
sprengten „Ehrentempel" entsteht ein Zwillingspaar von
Ausstellungsgebäuden. Noch verlautet nicht, was darin
gezeigt (oder gezeugt) werden soll, aber man darf er-
warten, daß an diesem Platz und bei dem auflallenden
Baueifer einer Staatsbehörde etwas ganz Besonderes ge-
plant ist, etwas völlig Neuartiges, der Zeit entsprechend
demokratisch und trotzdem urbayerisch. Wir wüßten da-
für nichts Passenderes vorzuschlagen als eine
„Penetrante Ausstellung bayerischer Politik".
Der erste Bau müßte ihren historischen Teil zeigen,
beginnend mit der Geburt des Königreiches Bayern im
Jahre 1806. Darin kämen auch einige Ausländer vor
wie der Franzosenkaiser Napoleon L als gütige Fee an
der Wiege, die schöne Spanierin Lola Montez und der
Preuße Bismarck als politische Vogelscheuche. Wenn das
historische Material vielleicht nicht reicht, bliebe Raum
für die Verwaltung oder für eine repräsentative Dienst-
wohnung des Museumsdirektors, der doch mindestens
ein ehemaliger Ministerpräsidentenstellvertreter gewesen
sein sollte.
Der zweite Bau dagegen würde ausschließlich die bayeri-
schen Politiker seit dem 1. Mai 1945 enthalten, und zwar
in demokratischem Geist auch die gegen ihren Willen
verhinderten: Also die Männer der wieder aufgelösten
Königspartei, die nichtgewählten kommunistischen Ab-
geordneten usw.
Münchens besondere Aufgabe der Kunstpflege ließe sich
mit dieser neuartigen politischen Ausstellung aufs glück-
lichste verbinden: Ganze Generationen von Malern und
Bildhauern fänden lohnende Beschäftigung, wenn künftig
jeder Minister und Staatssekretär, jeder Abgeordnete
und Parteiangestellte, kurzum jede bedeutende politische
Persönlichkeit für dieses Museum gebildnert würde, sei es
nur einseitig bemalt oder als vielseitige Wachsfigur in
Lebensgröße!
Diese zweite Abteilung „Bayerische Politiker der Gegen-
wart" würde damit so umfangreich, daß sie bestimmt
auch die im Plan bereits vorgesehenen zwei großen
l.ängsbauten beiderseits der Brienncr Straße ausfüllt, be-
sonders nachdem dauernd neue Parteien hinzukommen.
Ein besonderer „Ehrentempel" aber müßte den Opfern
der gegenwärtigen bayerischen Politik geweiht sein:
„DEN ABERTAUSEND VERTRIEBENEN,
AUSGEBOMBTEN UND HEIMKEHRERN,
DIE IN MASSF.NLAGERN ODER HALBZERSTÖRTEN,
UNGESUNDEN, ÜBERFÜLLTEN BEHAUSUNGEN
VERKAMEN,
WAHREND DIESES MUSEUM ERBAUT WURDE."
Denn zur nötigen Bauhilfe für diese Opfer, noch vor
dem Winter, fehlt es an Material, an Transportmitteln,
an Arbeitskräften. Aber zum unnötigen Neubau von
Museen unbekannten Inhalts ist es vorhanden, auch vor
dem Winter!
Dazu hat man auch am Ostrand des Königsplatzes die
Granitplatten herausgerissen, die Betonschicht aufgebro-
chen, tiefe Gruben in den Kiesgrund gebaggert und
wiederum mit guter Erde ausgefüllt: Dort werden Bäume
angepflanzt, um den neuen Ausstellungsgebäuden die
notwendige malerische Perspektive zu verleihen.
Zur „Penetranten Ausstellung bayerischer Politik" passen
wohl, nur Trauerweiden. L.Häfnet
DIE MITARBEITER DES HEFTES.
soweit sie in den bisherigen Heften nicht verzeichnet
waren: Alfred Förg, 27. 5. 23, Rosenheim; Fritz Burk-
hardt, 3. 9. 1900. München; Hans Herrmann, 12. 4. 23,
Sonneberg; Gudrun Wiebe, 9. 12. 23, Kiel; Hans-Frie-
der Willmann, 19. 6. 22, Neustadt; Peter Fischer,
4. 4. 22, Brieg; Dr. v. Berg, Daten folgen.
„DER S1MPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuziigl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „Der S1MPL" (Freitag-Verlag). München 23, Wcrneck-
straße 15a, Fernruf 362072, Postscheckkonto: München 37023 —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden- Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen Rückporto ist beizulegen. — Druck. Süd-
deutscher Verlag. München 2, Sendlinger Straße 80. — Auflage:
50 000. - Copyright by Freitag-Verlag 1946 — Published under
Military Government Information Control License No. ÜS-E-148.
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Ob die Stellen, an denen auf dem Münchner
Königsplatz die Hitlerschen Ehrentempel gestan-
den haben, bebaut oder mit Bäumen bepflanzt
werden sollen, ist gegenwärtig eine heftig dis-
kutierte Frage. — Es gibt noch eine dritte
Lösung: Warten, bis wir keine anderen Sorgen
mehr haben.
Im englischen Parlament erklärte der Ernäh-
rungsminister Strachey, daß nach Ansicht ärzt-
licher Sachverständigengutachten aus dem Jahre
1933 ein nichtarbeitender Mensch zur Erhaltung
seiner Gesundheit mindestens .3386 Kalorien be-
nötige. — Daß ein Schwarzhändler 3386 Kalorien
auch verbraucht, dürfte niemand bezweifeln.
Ein schwedischer Pfarrer verglich in einer Pre-
digt die schlechten Ehemänner mit Streichhöl-
zern, die sich überall entzünden. Die guten Ehe-
männer seien Sicherheitshölzer, die sich nur an
ihrer eigenen Schachtel entflammten. — Nicht
sehr galant, der Herr Pfarrer.
Nach einem französischen Vorschlag sollen beim
Wiederaufbau die Breite der deutschen Brücken
sieben, statt wie bisher neun Meter betragen,
damit die Benutzung des deutschen Straßen-
netzes für Kriegszwecke soweit wie möglich ver-
hindert werde. — Jedenfalls sollte man unter
allen Umständen noch ein Gutachten der Atom-
bombenfabrikanten einholen.
Dr. White, Medizinprofessor an der Harvard -
Universität, erklärte, 20 Prozent aller erwachse-
nen Amerikaner seien überfuttert und verlören
ihre Gestalt — Da könnte uns ja geholfen werden.
Generalissimus Stalin wurde laut Tass auf einer
Versammlung der Arbeiter, Ingenieure und An-
gestellten des Moskauer Elektrizitätswerks als
Kandidat für die Wahlen zum Moskauer Sowjet
aufgestellt. Stalin hat die Kandidatur — und
damit die einstimmige Wahl angenommen.
Der südbadische Landtag beschloß, sich auf un-
bestimmte Zeit zu vertagen, da die französische
Militärregierung sich die Entscheidung über eine
ganze Reihe von Gegenständen vorbehalten
hatte. — Viel Mut bei 800 Kalorien täglich.
Die „Leipziger Zeitung" weiß zu berichten, daß
der ehemalige SS-Obersturmbannführer Otto
Skorzeny, bekannt als „Befreier" Mussolinis, seit
seinem Freispruch in Dachau bei der kriegs-
geschichtlichen Abteilung der amerikanischen
Armee in Kassel beschäftigt wird. — Man wird
diesem großen österreichischen Helden doch das
tägliche Ami-Mittagessen nicht mißgönnen
wollen?!
Der Bremer Senat
beschloß auf An-
trag der Bremer
Betriebsräte wegen
ier kritischen Er-
aährungslage die
Einführung eines
zweiten dienst-
freien Nachmittags
für alle Behörden. — Da nun die Behörden noch
langsamer arbeiten, kann die dadurch ent-
stehende Wirtschaftskrise nur durch Einführung
eines dritten dienstfreien Nachmittags überwun-
den werden.
Im Wirtschaftsamt München hängt nach Dena
ein Schild mit folgender Aufschrift: „Achtung
Antragsteller auf Möbel! Mit Zuweisungen ouf
jetzt gestellte Anträge kann in diesem Jahr nicht
gerechnet werden. Anträge auf Küchen, Schlaf-
zimmer und Kleiderkästen haben auch im näch-
sten Jahr keine Aussicht." — Sollte der Bezug-
schein für den gigantischen Dachstuhl am Frauen-
platz so viel Holz verschlungen haben?
Als die Abgeordneten des saarländischen Land-
tags nach der Abstimmung über den wirtschaft-
lichen Anschluß an Frankreich ins Parlaments-
gebäude gingen, trat, wie die Neue Zeitung be-
richtet, die französische Wache vor jedem ein-
zelnen von ihnen ins Gewehr und präsentierte. —
Die Zollfreiheit zwischen Frankreich und dem
Saarland dürfte sich auch auf die Gedanken der
präsentierenden Soldaten erstreckt haben.
Die Kuh Thekla in
WaldmühlefSchw.)
hat in den fünf-
zehn Jahren ihres
Daseins dreizehn
lebende Kälber so-
wie 81756 kg Milch
und 2714 kg Fett
gebracht. Bei einer
Rinderleistungsschau machte sie eine Ehren-
runde, wobei die begeisterten Zuschauer sie
durch Hutabnehmen grüßten. — Andere Zeiten,
andere Sitten. Früher hoben dieselben Zuschauer
vor jedem Rindviech die Hand hoch.
Zweckvoller Sprachunterricht
In der ersten Stunde haben Sie das deutsche Alphabet
kennengelernt. Heute will ich Sie, Mr. Wilkinson, mit
einigen grammatikalischen Grundbegriffen bekannt machen.
Hier werden Sie bereits Respekt bekommen, denn wir
Deutschen sind den Angelsachsen auch im Formenreich-
tum unserer Sprache weit überlegen. Wir haben mehrere
reich ausgebildete Vergangenheiten. Unsere Zukunft frei-
lich können wir nur mit Hilfsverben bilden. Bleiben wir
aber zunächst bei der Gegenwart. Die ist schon kompli-
ziert genug, ja, ich darf sagen, die deutsche Gegenwart
wird Ihnen noch schwer zu schaffen machen.
Als Musterwort für die Konjugation gebraucht man sonst
meist das Wort „lieben" — aber dieses, und damit die
deutschen Frauen, dürften für Sic nicht so wichtig sein,
denn Sie haben ja Ihre Frau in Amerika. Manche Lehrer
verwenden auch „töten" als Paradigma, besonders bei
den Sprachen der Semiten — aber wir wollen ja jetzt
eine unkriegerische Nation sein und nach dem trachten,
was den Frieden zwischen den Völkern fördert. Aus
Amerika stammt die schöne Sitte der Friedenspfeife, also
wollen wir „rauchen" als Beispielwort nehmen.
Nach meiner neuen «Lehrmethode möchte ich Ihnen mit
den einfachen Verbformen zugleich die fragenden und
die verneinenden einprägen. Also: „ich rauche nicht, du
rauchst, raucht er? — wir rauchen nicht, ihr raucht,
rauchen sie?" Man ist nun aber in Deutschland sehr
höflich — es tut mir leid, dadurch haben Sie noch
mehr zu lernen. Man redet nämlich Menschen, die man
nicht näher kennt, mit „Sie" an. Diese Form werden
Sie im Verkehr mit Deutschen besonders oft brauchen.
Merken Sie sich also als wichtige Phrase: „Rauchen Sie?"
So, ich hoffe, das saß — ich meine: das sitzt schon.
Nun noch ein paar häufig vorkommende Vokabeln! In
Lehrbüchern findet man meist in der ersten Lektion die
Glieder des menschlichen Körpers — aber Sie sind ja
kein Arzt, Mr. Wilkinson, sondern Beamter der ameri-
kanischen Militärregierung. Andere Lehrer fangen mit
den Utensilien des Klassenzimmers an — aber wir sind
ja keine Schulkinder, sondern erwachsene Männer, die
schon einen starken Toback vertragen können, nicht
wahr? Nehmen wir also ein Paar Gegenstände des täg-
lichen Bedarfs — des täglichen Gebrauchs, wollte ich
sagen. Wer kommt da zum Beispiel in Frage? Ach ja,
Sie kommen gerade vom Lunch. Was gab's denn zu
essen? Roast meat? — Warten Sie mal! So was habe
ich schon so lange nicht gesehen, daß mir das deutsche
Wort entfallen zu sein scheint. — Richtig: Braten!
Und was stand noch auf der Speisekarte? Potatoes?
Das sind Kartoffeln. Ja, die haben wir auch, freilich
ein bißchen knapp. Was weiter? Steckrüben etwa? Ach
nein, die kennen Sie wohl nicht, sicherlich gibt's im
Englischen auch gar kein Wort dafür. Und bread? Das
heißt Brot. Klingt ganz ähnlich, aber eben doch nur
ähnlich. Bei Ihnen hat das Wort einen hellen Vokal,
bei uns einen sehr dunklen. Und butter — ja, die heißt
im Deutschen auch Butter. Sehen Sie, da kommen wir
uns schon näher. Es gibt noch andere Uebereinstimmun-'
gen zwischen den beiden Sprachen. Cigarette heißt zum
Beispiel Zigarette. Da können wir am besten gleich die
Mehrzahlbildung einflechten: Zigaretten. Und weil wir
gerade in diesem Begriffskreis sind: Hier in dieser
Schachtel habe ich „Streichhölzer"; ach nein, es sind
keine mehr drin. Pech! Und in meinem Feuerzeug ist
auch kein Stein mehr. Uebrigens: ein Feuerstein, das
ist ein flint. Aber das ist schon nicht mehr ganz so
wichtig.
Wollen Sie gleich auch ein paar einfache Redewendun-
gen üben? Schön. Sie sprechen mir jeden Satz nach!
Also bitte: Wollen — Sie — eine — Zigarette? Bitte
wiederholen Sie das! — — —
Ach, das ist aber reizend von Ihnen, Mr. Wilkinson!
Das nenne ich a lucky strike! Vielen Dank! Peter Fischet
MKUKS MUSEUM IM MAUUKlSCHKlt
I'ERSrKKTIVE
Fast unbemerkt vollzieht sich am Königlichen — Ver-
zeihung, am Königsplatz in München der Wiederaufbau:
Auf den massiven Fundamenten der vor einem Jahr ge-
sprengten „Ehrentempel" entsteht ein Zwillingspaar von
Ausstellungsgebäuden. Noch verlautet nicht, was darin
gezeigt (oder gezeugt) werden soll, aber man darf er-
warten, daß an diesem Platz und bei dem auflallenden
Baueifer einer Staatsbehörde etwas ganz Besonderes ge-
plant ist, etwas völlig Neuartiges, der Zeit entsprechend
demokratisch und trotzdem urbayerisch. Wir wüßten da-
für nichts Passenderes vorzuschlagen als eine
„Penetrante Ausstellung bayerischer Politik".
Der erste Bau müßte ihren historischen Teil zeigen,
beginnend mit der Geburt des Königreiches Bayern im
Jahre 1806. Darin kämen auch einige Ausländer vor
wie der Franzosenkaiser Napoleon L als gütige Fee an
der Wiege, die schöne Spanierin Lola Montez und der
Preuße Bismarck als politische Vogelscheuche. Wenn das
historische Material vielleicht nicht reicht, bliebe Raum
für die Verwaltung oder für eine repräsentative Dienst-
wohnung des Museumsdirektors, der doch mindestens
ein ehemaliger Ministerpräsidentenstellvertreter gewesen
sein sollte.
Der zweite Bau dagegen würde ausschließlich die bayeri-
schen Politiker seit dem 1. Mai 1945 enthalten, und zwar
in demokratischem Geist auch die gegen ihren Willen
verhinderten: Also die Männer der wieder aufgelösten
Königspartei, die nichtgewählten kommunistischen Ab-
geordneten usw.
Münchens besondere Aufgabe der Kunstpflege ließe sich
mit dieser neuartigen politischen Ausstellung aufs glück-
lichste verbinden: Ganze Generationen von Malern und
Bildhauern fänden lohnende Beschäftigung, wenn künftig
jeder Minister und Staatssekretär, jeder Abgeordnete
und Parteiangestellte, kurzum jede bedeutende politische
Persönlichkeit für dieses Museum gebildnert würde, sei es
nur einseitig bemalt oder als vielseitige Wachsfigur in
Lebensgröße!
Diese zweite Abteilung „Bayerische Politiker der Gegen-
wart" würde damit so umfangreich, daß sie bestimmt
auch die im Plan bereits vorgesehenen zwei großen
l.ängsbauten beiderseits der Brienncr Straße ausfüllt, be-
sonders nachdem dauernd neue Parteien hinzukommen.
Ein besonderer „Ehrentempel" aber müßte den Opfern
der gegenwärtigen bayerischen Politik geweiht sein:
„DEN ABERTAUSEND VERTRIEBENEN,
AUSGEBOMBTEN UND HEIMKEHRERN,
DIE IN MASSF.NLAGERN ODER HALBZERSTÖRTEN,
UNGESUNDEN, ÜBERFÜLLTEN BEHAUSUNGEN
VERKAMEN,
WAHREND DIESES MUSEUM ERBAUT WURDE."
Denn zur nötigen Bauhilfe für diese Opfer, noch vor
dem Winter, fehlt es an Material, an Transportmitteln,
an Arbeitskräften. Aber zum unnötigen Neubau von
Museen unbekannten Inhalts ist es vorhanden, auch vor
dem Winter!
Dazu hat man auch am Ostrand des Königsplatzes die
Granitplatten herausgerissen, die Betonschicht aufgebro-
chen, tiefe Gruben in den Kiesgrund gebaggert und
wiederum mit guter Erde ausgefüllt: Dort werden Bäume
angepflanzt, um den neuen Ausstellungsgebäuden die
notwendige malerische Perspektive zu verleihen.
Zur „Penetranten Ausstellung bayerischer Politik" passen
wohl, nur Trauerweiden. L.Häfnet
DIE MITARBEITER DES HEFTES.
soweit sie in den bisherigen Heften nicht verzeichnet
waren: Alfred Förg, 27. 5. 23, Rosenheim; Fritz Burk-
hardt, 3. 9. 1900. München; Hans Herrmann, 12. 4. 23,
Sonneberg; Gudrun Wiebe, 9. 12. 23, Kiel; Hans-Frie-
der Willmann, 19. 6. 22, Neustadt; Peter Fischer,
4. 4. 22, Brieg; Dr. v. Berg, Daten folgen.
„DER S1MPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuziigl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „Der S1MPL" (Freitag-Verlag). München 23, Wcrneck-
straße 15a, Fernruf 362072, Postscheckkonto: München 37023 —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden- Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen Rückporto ist beizulegen. — Druck. Süd-
deutscher Verlag. München 2, Sendlinger Straße 80. — Auflage:
50 000. - Copyright by Freitag-Verlag 1946 — Published under
Military Government Information Control License No. ÜS-E-148.
284
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Simpeleien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsdatum
um 1947
Entstehungsdatum (normiert)
1942 - 1952
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 2.1947, Nr. 23, S. 284.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg