Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Eine Zeitung brachte
einen langen Artikel
über den Wiederaufbau
zahlreicher repräsentativ
ver Münchner Kultur-
bauten (Museen, Theater, Kirchen, Paläste, Bi-
bliotheken usw.). Ueber den Wohnungsbau stand
nichts drin. Die Baracken-, Keller- und Engst-
raumbewohner zahlen derweil mit Vergnügen
die hohen Steuern, die den Wiederaufbau der
Kulturbauten finanzieren.

Die Stadt Weimar soll, wie es heißt, im Goethe-
jahr 1949 in einen Zustand versetzt werden, der
einen würdigen Empfang der aus aller Welt er-
warteten Gäste ermöglicht. — Erwartet schon,
aber ob sie kommen werden? 1949?

Mit zackiger Marschmusik und Hackenzusam-
menschlagen, mit Linksum und Rechtsum, Fah-
nensenken und wohlgeübter „Meldung" des Chefs
wurde die Polizei der Verwaltung übergeben.
Wann? Wo? Ende 1947. In Hamburg.

In Haig (Dillkreis) schrieb ein Metzger an seinen
Laden: „Auf Wunsch schlage ich meiner Kund-
schaft die Knochen, entzwei." — Dienst am
Kunden.

Eine Zeitschrift meint, man könne bei Goethe im
Urfaust, in den Oden und dramatischen Frag-
menten seiner Jugend einen Keim des modernen
Existenzialismus entdecken. — Goethe in den
„Xenien": Im Auslegen seid frisch und munter!
Legt ihr's nicht aus, so legt was unter!

Als neuestes Spielzeug werden in New York Pup-
pen verkauft, die Milch trinken und trocken-
gelegt werden können. — Hoffentlich sagen sie
rechtzeitig A-a, bevor sie bäbä machen.

Vogelsamer

SIMPELEIEN

Die amerikanische Zeit-
schrift Newsweek erzählt
von einem Deutschen,
der, auf die Ruinen sei-
ner Stadt deutend, ge-
sagt habe: Deutschland ist der übrigen Welt
immer um zwanzig Jahre voraus! — „Und zwölf
Jahre lang war Deutschland dreihundert Jahre
zurück."

Behördenlogik: Wenn Mann und Frau nicht ver-
heiratet .sind, gibt ihnen das Wohnungsamt zwei
Zimmer. Wenn sie heiraten, kriegen sie nur
eins. — Hamlet 1948: Heiraten oder Konkubinat,
das ist hier keine Frage.

Nach Tass hat die Bevölkerung von Königsberg
Stalin mitgeteilt, daß' im Zuge der Wiederaufbau-
arbeit das Gebiet der Stadt zu einem „eindrucks-
vollen Bollwerk an den Westgrenzen der UdSSR"
gemacht worden sei. — Bollwerke sind immer
eindrucksvoll. Siehe Atlantikwall und Westwall...

Das „Westdeutsche Volksecho": „Alle Beschöni-
gungs-Versuche . . . müssen angesichts dieses
Dolchstoßes in den Rücken des um seine nackte
Existenz kämpfenden französischen werktätigen
Volkes zerplatzen." — Wundervoll. Kann man
gar nicht oft genug lesen.

In Paris hat sich eine neue philosophische
Schule, der Dolorismus, gebildet, der den totalen
Pessimismus als Lehre verkündet — Totaler
geht's nimmer.

Eine 41jährige Amerikanerin aus Pennsylvanien
erhielt laut Dena nach einer Mitteilung der
Military-Post Regensburg die Erlaubnis, einen
19jährigen Deutschen zu heiraten. — Jung ge-
freit, hat nie gereut.

KUHSTALL-KOMFORT

■\ \ \

\ ^\\\\\Y%'

\ * \ \ \ \ \ \ i \\

„Bedaure, hier ist besetzt. Unsere Stammgäste kommen in einer Stunde!"

H. Huth

Gibt es wirklich neues Kleingeld? Ja, es sollen neue
Fünfpfennig-Stücke zur Ausgabe gelangen. Trotzdem
raten wir Ihnen geben Sie keinen Pfennig her von
den elf tausend Mark, die C!e in mühsamer Kleinarbeit
in Hartgeld gesammelt haben. Schlimmstenfalls kön-
nen Sie die Münzen in Säckchen nähen und als Tot-
schläger beim nächtlichen Straßenkampf benutzen.

Warum so wenig Feiertage? Sehr richtig: es müßten
viel mehr Feiertage in Bayern eingeführt werden.
Man ist zwar redlich bemüht, auch auf diesem Ge-
biet den Zustand der Zeit von vor 1914 wieder herzu-
stellen, vergißt aber ganz, daß damals ein mitglieder-
reiches Königshaus durch Geburtstage, Hochzeiten
und ähnliche Familienfeiern für ständige Festtage
sorgte. Leider wurde das Königshaus vertrieben, als
es dank seiner Geburts- und Todestage die Arbeits-
tage gerade abzuschaffen im Begriffe war. Also ist zu
hoffen, daß endlich die Geburtstage aller Landtags-
abgeordneten durch ihre Erhebung zu Feiertagen dem
sciiaff enden Volk und seinen Behörden die nötigen Ruhe-
pausen— mit und ohne Lohnabzug — gewähren werden.

Soll ich mich von teuren Erinnerungsstücken trennen?
Nachdem ein gütiges Schicksal Ihnen — vermutlich
zum Lohn für Ihren hochherzigen Charakter — alles
erhalten hat, was Sie besaßen, werden Sie doch nicht
daran denken, Ihrerseits frevlerisch das ererbte Gut
zu verschleudern? Da weder Sie noch die nähere Ver-
wandtschaft kleine Kinder haben, dürfen Sie die
schön gebügelten und. sorgsam verwahrten Windeln,
Häubchen, Höschen und Kleidchen, in denen Sie
selbst vor fünfzig Jahren zur Freude Ihrer lieben
Eltern staken, keinesfalls an unbekannte Kinder wei-
tergeben. Die heutigen Erstgeborenen werden grund-
sätzlich in Zeitungspapier gewickelt und sind derart
abgehärtet, daß ihre rauhen Häutchen sicherlich diese
übermäßig zarten Wäschestücke nur als unangenehm
empfinden würden. Wichtiger als Nächstenhilfe ist in
diesem Falle Erhaltung der Familientradition — be-
halten Sie deshalb mit den ungenutzten Schränken,
Truhen und Kisten auch ihren Inhalt und lassen Sie
anderleuts Kinder sich frühzeitig an die Härte des
Lebens gewöhnen.

Brauchen wii eine Pressefreiheit? Nein. Das ist nur
ein Spleen der Amerikaner. Wir Deutsche, vor allem
sämtliche deutsche Amtsstellen, lehnen eine ungelenkte
Presse grundsätzlich ab! Wo kämen wir denn da hin,
wenn jeder Bock, der von Amtswegen geschossen
wird, gleich öffentlich „ausgeschlachtet" und somit
der nötige Respekt vor der Unfehlbarkeit der Obrig-
keit verletzt würde

Betr. Zusatzkarten! Zum Erhalt von Zusatzkarten
müssen Sie nur in der vorletzten Woche jeder Kar-
tenperiode die nötige Zahl von Arbeitsstunden nach-
weisen. Das ist ja der ungeheure Vorteil, den ge-
schickte Firmen für ihre „Gefolgschaftsmitglieder" zum
Schaden der echten Schwerarbeiter und im Gegensatz
etwa zu den berufslosen Hausfrauen herausholen.

Ist das schon Roheit? Nein, wenn Sie einen kleinen
Jungen, der in Ihrem Garten Obst gestohlen hat, tot-
geschlagen haben, so können Sie sehr gut geltend
machen, daß Sie an einen Raubüberfall bewaffneter
Banditen geglaubt habön. Die Bitten und Klagen des
Jungen, die von den Nachbarn gehört wurden, brauch-
ten Sie im Kampfeseifer nicht zu hören. Wichtig ist
nur, daß Sie in der unvermeidlichen Gerichtsverhand-
lung als ein der Roheit abholder Mensch geschildert
werden. Die kurze Gefängniszeit wird Ihnen in Erin-
nerung an Ihre tapfere Tat und mit der Berechnung
des zur Zeit der genehmigten Höchstpreise eines
Menschenlebens im Flug vergehen.

Besorgter Staatsbürger in M. Sie irren sich, wenn Sie
annehmen, daß die vier Großen in London zusammen-
gekommen sind, um endgültig auseinanderzugehen. Es
handelte sich um eine diplomatische Konferenz und
muß daher heißen: Die vier Außenminister hatten sich
zusammengesetzt, um sich endgültig auseinanderzuset-
zen. Da ihnen dieses vollauf gelunger. ist, wäre es ten-
denziös von einem Scheitern der Konferenz zu sprechen.

DIE MITARBEITER DES HEFTES.

soweit sie nicht in den bisherigen Heften verzeichnet
waren: Horst Poller, 3. 5. 26, Selb/Ofr.; Leonhard
Lengfeld, 7. 9. 95, Breslau; Karl Staudinger, 19. 8. 05,
Nürnberg; Walter Menne, 28. 12. 08, Marburg/Lahn;
R. H. Goepper, 9. 3. 25, Pforzheim; Dr. Kurt Wilhelm,
7. 5. 09, Nürnberg; Kurt Hamel, 26 9. 24, Bremen;
Vogelsamer, Daten folgen.

,,DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal

Bezugspreis im Vierteljahr KM 6.— zuzügl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „Der SIMPL" (Freitag-Verlag). München 23, Werneck-
straße 15a, Fernruf 362072, Postscheckkonto: München 37023. —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden- Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Druck: Süd-
deutscher Verlag GmbH., München 2, Sendlingcr Str. 80. — Auflage:
50 000. — Copyright by Freitag-Verlag 1946 — Published under
Military Government Information Control License No. US-E-148.

8
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Kuhstall-Komfort"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur: Vogelsamer

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Huth, Helmuth
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 1, S. 8.

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen