J Wisbeck
SIMPELEIEN
Das englische Unterhaus mußte sich kürzlich mit der
Knappheit an Hosen großer Nummern in Schottland
beschäftigen. — Sozuagen eine Unter-Hosen-Hausdcbatte,
Vor der Urauilührung des
deutschen Filmes „Sag' die
Wahrheit" in Paderborn ent-
schied das Plenum der Stadt-
verordnetenversammlung bei
der Diskussion um die
Frage, ob es überhaupt das
Recht habe. Filmvorführun-
gen zu verbieten: „Der
Schutz der vorwiegend christ-
lich eingestellten Paderborner
Bevölkerung vor einem die
gesunden ethischen Empfin-
dungen zersetzenden Film sei
wichtig genug, um ein Exem-
c pel zu statuieren." — Die
^^^v. c'etn ^''m zu8run^e liegende
Aufforderung „Sag' die Wahr-
heit" wird die „gesunden
ethischen Empfindungen der vorwiegend christlichen Pader-
borner" vorerst nicht zersetzen können, da man die Kopie
des Streifens auf mysteriös« Weise verschwinden ließ. —
Oder sollte hier ein anderes Exempel statuiert worden sein?
Die in Berlin erscheinende Zeitschrift „Der frische
Wind" soll, wie Radio Berlin meldet, in der französi- '
sehen Zone beschlagnahmt worden sein, weil sie eine
Karikatur de Gaulies enthielt. — Frischer Wind in der
französischen Zone unerwünscht?
Der SED-Vorsitzende von Leipzig, Lohagel, sagte in
einer Rede u. a.: „Wer nicht mit uns geht, sondern
mit den reaktionären Kräften, wird in unserer Zone
rücksichtslos liquidiert und vernichtet". — Wenn es
wenigs'ens noch rücksichtsvoll geschähe,
Der zweite Vorsitzende der LDP erklärte auf einer
Versammlung in Schwabach: „Der bayerische Kultus-
minister Dr. Hundhammer ist schon eine komische Figur
geworden, und es tut einem weh, daß er als Aushänge-
schild für Bayern gilt.". —- Einem weh? Uns allen
und schon lange.
Die Errichtung einer „Hochschule für Politik" wird in
Frankfurt geplant. — Wer soll sie eigentlich besuchen,
>*!a den meisten unserer Politiker doch wohl offensicht-
lich der „politische Reifevermerk" fehlt, und die Wäh-
lerschaft ja nicht einmal eine „Volksschule für Politik"
absolviert hat?
Einige Berufsgruppen, die in Bizonien nicht zum Bezug
der vollen Schwerarbeiterkarten berechtigt sind, werden
künftig die „Mittelschwerarbeiterkarte" erhalten;.' sie
soll die bisherige „Wechselkarte" ersetzen. — Somit
steht einer Abstufung in Teilmittelschwerwechselarbeiter-
kartenempfänger nichts mehr im Wege.
Frau Rastier Oailles, Mitglied des Pariser Stadtrates,
eröffnete eine Kampagne zur Wiedereröffnung der lizen-
zierten Pariser Bordelle. — Das wäre doch eigentlich
Sache des „Verkehrsministeriums",
Der Bayerische Verfassungsausschuß lehnte es einstim-
mig ab, Herrn Loritz das Landtagsmandat abzuerkennen.
— Also läßt man ihm auch hier die Türe offen.
Das Schauspiel von Julius Vogel „Anno Domini nach
der Pest" ist vom Bayerischen Staatstheater zur Ur-
aufführung für diese Spielzeit angenommen worden. —
Historische Studie oder Zukunftsbild?
Otto Rasch, dem die Anklage Mord an 75 000 Juden
im Osten vorwirft, bezeichnete sich vor dem Gericht
als religiöser Mensch, der von seinem Vater in die
religiösen Grundsätze des Lebens und in die Ethik des
Waidwerkes eingeführt worden sei. — Wer möchte hier
entscheiden, welche der beiden „Einführungen" wohl für
Sein Leben richtungweisend gebliehen ist?
Nach einer Meldung der Main-Post kommt auf vier
Möbelstücke, die in Deutschland hergestellt werden, ein
Sarg. ,— Hauptsache, der Käufer fühlt sich behaglich
zwischen seinen vier Wänden.
SIMPL-BRIEFK ASTEN
CSU-Wendung oder Zu-wendung? Keines von be.den,
lieber Leser aus Eharting, Dr. Jose! Müller und Dr.
Michael Horlacher sind vielmehr alte Freunde. Ein
neuer Ernährungsminister (Frage 2) ist noch nicht er-
nannt, doch hoffen wir mit Ihnen, daß wiederum ein
Baum zum Gärtner gemacht wird. Frage 3. Die ge-
naue Kartoffelzuteilung an Dr. Aloys Bier-Schlögl ist
nicht bekannt. Vielleicht hat er sich als Sägewerks-
besitzer ein paar Pfündchen dazukompensiert.
Betrübter Sachse* Ja, es ist bedauerlich, daß Ihnen
Alt Rückkehr in die Ostzone derzeit so schwer ge-
mach, wird. Aber nach den Angaben der russischen
Nachrichtenagentur Tass verstopft ein ungeheuerer
Flüchtlingsstrom, der die westlichen Hungerzonen
heimlich verläßt, sämtliche Dienststellen Sachsen-
Tnüringens. Doch keine Angst, auch diese Neubürger
der Ostzone werden schon aufgearbeitet werden —
und dann is', wieder Piaiz.
Was ist Pädc gngih? Die Lehre von der Erziehung. Im
Altertum war Pädagogik eng verbunden mit Politik,
im Mittelalte;' mit dei Kirche, in der Neuzeit mit
Fragen der Wirtschaft und der Soziologie, in neuester
Zeit — gemäß dem Gesetz des Rücklaufs — wiederum
mit der Kirche und mit der Politik. Ein erhebendes
Beispiel praktischer Pädagogik und ihrer sittlich-
läuternden Kraft aus neuester Zeit ist der Protest der
bayerischen Schullehrer gegen die Einbeziehung der
Hochschul lehrer in die Studentenspeisung. Früh-
zeitige Erzienung zum Futterneid gehört durchaus ins
Aufgabenbereich wahrer zeitgemäßer Jugendbildung.
Diesmal hat sie nur leider ihren tieferen Sinn ver-
loren dadurch, daß die ganze Studentenspeisung ein-
gestellt wurde. Sinngemäß und in Weiterführung
schöner pädagogischer Praxis müßten nun die Stu-
denten ihrerseits gegen die Schulspeisung protestieren
— hoffen wi ■, d^ß sich die Jugend diese Gelegenheit,
dankbar der l.ehr. n oe> E: ziehei ihrer Kindheit zu
gedenken, nicht entgehen läßt.
Bin Ich schlechter als andere? Nein, glückliche Theater-
besucherin in M , Sie sind nicht schlechter, Sie sind
nur weniger gebildet als die Kritiker und werden da-
her eingereiht in iene amorphe Masse, die man im
aligemeinen Sprachgearauch ganz einfach „das Publi-
kum'; zu neiwen pflegt. Das braucht Sie jedoch nicht
zu kränken: Sie haben dadurch das Recht, sich amü-
sieren zu. lass in, jedes Stück schön zu finden, zu lacnen.
zu klatschen, ohne hinterher sagen zu müssen: Sie
hätten zwar gelacht, aber nur, um dem Autor einen
Achtungserfolg nicht zu versagen, und was Sie ver-
mißt hätten sei immer noch das Zeitstück an sich,
der große Wurf, der Wurf mit der Zeitwurst nach
dei Speckseite der Tendenz.
Späte Umkehr. Wieso können Sie sagen, Sie hätten es
besser gefunden, wenn der Exministerpräsident von
Thüringen, Dr, Paul, schon seinerzeit bei der Münch-
ner Konterenz in Bayern geblieben wäre, statt uaß er
erst gekommen ist, wie Ihm persönlich der thürin-
gische Boden zu heiß wurde? Er hat die SED-Ziele
eben leider jetzt erst erkannt. Aus sämtlichen Denazi-
fizierungsverfahren müssen Sie doch längst wissen,
daß nur die kleinen und kleinsten Parteigenossen in
der Lage sind und „ein müssen, die bösen Pläne einer
Parte, schor in ihren Anfängen zu erkennen. Gau-
leiter und Ministerpräsidenten haben grundsätzlich zu
Konzentrationslagern keinen Zutritt und stellen deren
Vorhandensein meist mit Verwunderung erst während
der gegen sie geführten Verhandlungen fest.
Ernährungsproblem:. Sie dürfen vom Tier keine Wun-
der verlangen: Das Vieh lebt, laut vielseitigen Be-
richten, nur von gehacktem Stroh, kann infolgedessen
auch nur gar keine oder nur fettlose Milch hergeben.
Soll es fürs nächste Jahr mehr Fett erzeugen, braucht
es besseres Futter; zur Gewinnung besseren Futters
bedarf der Boden besseren Mistes. Da das Vieh aber
nur Stroh frißt, sehe .... pardon, erzeugt es auch nur
geringwertigen Mist, woraus sich der ahnungsvolle
Schluß ergibt, daß wiederum nur geringwertiges Fut-
ter, geringwertige Milch und gar kein Fett für die
Zukunft zu erwarten ist. Beim Menschen verhält es
sich dank seiner Vernunft ganz anders: er hat bei
sinkender Ernährung immer hochwertigere Erzeugung
anzustreben und hofft, allmählich unter Verzicht auf
jede Nahrungsaufnahme, einen Produktionsgipfel zu
erreichen
Warum immer gleich gefesselt? Sie haben recht: die
Berliner Justiz liebt es neuerdings, ihre Angeklagten
nur noch in Ketten vor die Schranken zu führen.
Auch wenn es sich nur um Leute handelt, die sieh
einen anderen, als den vom Arbeitsamt zugewiesenen
Arbeitsplatz gesucht haben, und die maßgebliche
Gründe — wie Schwerkriegsbeschädigung, Krankheit,
Notlage usw. dafür vorbringen können. Wir sind je-
doch nicht Ihrer Meinung, daß damit das traditionelle
Säbelrasseln nunmehr durch Kettengerassel ersetzt
werden soll Vielmehr will sich die jahrelang gefes-
selte Justiz nunmehr ihre eigene Befreiung dadurch
vor Augen führen, daß sie nunmehr ihrerseits Hand-
schellen anlegen läßt, getreu dem Grundsatz des be-
freiten Sklaven: vom ersten freiverdienten Geld sich
einen Sklaven zu kaufen!
Fasching — eine Münchner Erfindung? Der Fasching
geht zurück auf die Saturnalien im alten .Rom, auf
jene Tage, an denen die Sklaven als Herren auftreten
durften. Auf der Einführung des Faschings bestanden
daher vor allem die Ehe m ä n n e r, sowohl die Münch-
ner, wie die auswärtigen, die in diesen Tagen zahl-
reiche Geschäftsreisen zu unternehmen pflegten.
Nach Mitteilung von Staatsrat Dr. Niklas wird ein
neues Almschutzgesetz ausgearbeitet. — Also fordert
man in Bayern nicht nur für die Ehre der Minister,
sondern auch für die Weide der Rindviecher einen
besonderen Schutz.
DIE MITARBEITER DES HEFTES
soweit sie in den bisherigen Heften noch nicht ver-
zeichnet waren: Traute Kistenberger, 7. 4. 1926; Daten
von L Murr, W. Hell und E. Wagner folgen. Nach-
trag Heft 24: Eugen Croissant, 18. 10. 1898.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuzügl 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag). München 23, Werneck-
straße 15a, Fernruf 362072, Postscheckkonto: München 37023. —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden: Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Druck: Süd-
deutscher Verlag GmbH. München 2, Sendlingcr Str. 80. — Auflage:
50 000. — Copyright by Freitag-Verlag 1946. — Published under
Military Government Information Control License No. US-E-148,
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SIMPELEIEN
Das englische Unterhaus mußte sich kürzlich mit der
Knappheit an Hosen großer Nummern in Schottland
beschäftigen. — Sozuagen eine Unter-Hosen-Hausdcbatte,
Vor der Urauilührung des
deutschen Filmes „Sag' die
Wahrheit" in Paderborn ent-
schied das Plenum der Stadt-
verordnetenversammlung bei
der Diskussion um die
Frage, ob es überhaupt das
Recht habe. Filmvorführun-
gen zu verbieten: „Der
Schutz der vorwiegend christ-
lich eingestellten Paderborner
Bevölkerung vor einem die
gesunden ethischen Empfin-
dungen zersetzenden Film sei
wichtig genug, um ein Exem-
c pel zu statuieren." — Die
^^^v. c'etn ^''m zu8run^e liegende
Aufforderung „Sag' die Wahr-
heit" wird die „gesunden
ethischen Empfindungen der vorwiegend christlichen Pader-
borner" vorerst nicht zersetzen können, da man die Kopie
des Streifens auf mysteriös« Weise verschwinden ließ. —
Oder sollte hier ein anderes Exempel statuiert worden sein?
Die in Berlin erscheinende Zeitschrift „Der frische
Wind" soll, wie Radio Berlin meldet, in der französi- '
sehen Zone beschlagnahmt worden sein, weil sie eine
Karikatur de Gaulies enthielt. — Frischer Wind in der
französischen Zone unerwünscht?
Der SED-Vorsitzende von Leipzig, Lohagel, sagte in
einer Rede u. a.: „Wer nicht mit uns geht, sondern
mit den reaktionären Kräften, wird in unserer Zone
rücksichtslos liquidiert und vernichtet". — Wenn es
wenigs'ens noch rücksichtsvoll geschähe,
Der zweite Vorsitzende der LDP erklärte auf einer
Versammlung in Schwabach: „Der bayerische Kultus-
minister Dr. Hundhammer ist schon eine komische Figur
geworden, und es tut einem weh, daß er als Aushänge-
schild für Bayern gilt.". —- Einem weh? Uns allen
und schon lange.
Die Errichtung einer „Hochschule für Politik" wird in
Frankfurt geplant. — Wer soll sie eigentlich besuchen,
>*!a den meisten unserer Politiker doch wohl offensicht-
lich der „politische Reifevermerk" fehlt, und die Wäh-
lerschaft ja nicht einmal eine „Volksschule für Politik"
absolviert hat?
Einige Berufsgruppen, die in Bizonien nicht zum Bezug
der vollen Schwerarbeiterkarten berechtigt sind, werden
künftig die „Mittelschwerarbeiterkarte" erhalten;.' sie
soll die bisherige „Wechselkarte" ersetzen. — Somit
steht einer Abstufung in Teilmittelschwerwechselarbeiter-
kartenempfänger nichts mehr im Wege.
Frau Rastier Oailles, Mitglied des Pariser Stadtrates,
eröffnete eine Kampagne zur Wiedereröffnung der lizen-
zierten Pariser Bordelle. — Das wäre doch eigentlich
Sache des „Verkehrsministeriums",
Der Bayerische Verfassungsausschuß lehnte es einstim-
mig ab, Herrn Loritz das Landtagsmandat abzuerkennen.
— Also läßt man ihm auch hier die Türe offen.
Das Schauspiel von Julius Vogel „Anno Domini nach
der Pest" ist vom Bayerischen Staatstheater zur Ur-
aufführung für diese Spielzeit angenommen worden. —
Historische Studie oder Zukunftsbild?
Otto Rasch, dem die Anklage Mord an 75 000 Juden
im Osten vorwirft, bezeichnete sich vor dem Gericht
als religiöser Mensch, der von seinem Vater in die
religiösen Grundsätze des Lebens und in die Ethik des
Waidwerkes eingeführt worden sei. — Wer möchte hier
entscheiden, welche der beiden „Einführungen" wohl für
Sein Leben richtungweisend gebliehen ist?
Nach einer Meldung der Main-Post kommt auf vier
Möbelstücke, die in Deutschland hergestellt werden, ein
Sarg. ,— Hauptsache, der Käufer fühlt sich behaglich
zwischen seinen vier Wänden.
SIMPL-BRIEFK ASTEN
CSU-Wendung oder Zu-wendung? Keines von be.den,
lieber Leser aus Eharting, Dr. Jose! Müller und Dr.
Michael Horlacher sind vielmehr alte Freunde. Ein
neuer Ernährungsminister (Frage 2) ist noch nicht er-
nannt, doch hoffen wir mit Ihnen, daß wiederum ein
Baum zum Gärtner gemacht wird. Frage 3. Die ge-
naue Kartoffelzuteilung an Dr. Aloys Bier-Schlögl ist
nicht bekannt. Vielleicht hat er sich als Sägewerks-
besitzer ein paar Pfündchen dazukompensiert.
Betrübter Sachse* Ja, es ist bedauerlich, daß Ihnen
Alt Rückkehr in die Ostzone derzeit so schwer ge-
mach, wird. Aber nach den Angaben der russischen
Nachrichtenagentur Tass verstopft ein ungeheuerer
Flüchtlingsstrom, der die westlichen Hungerzonen
heimlich verläßt, sämtliche Dienststellen Sachsen-
Tnüringens. Doch keine Angst, auch diese Neubürger
der Ostzone werden schon aufgearbeitet werden —
und dann is', wieder Piaiz.
Was ist Pädc gngih? Die Lehre von der Erziehung. Im
Altertum war Pädagogik eng verbunden mit Politik,
im Mittelalte;' mit dei Kirche, in der Neuzeit mit
Fragen der Wirtschaft und der Soziologie, in neuester
Zeit — gemäß dem Gesetz des Rücklaufs — wiederum
mit der Kirche und mit der Politik. Ein erhebendes
Beispiel praktischer Pädagogik und ihrer sittlich-
läuternden Kraft aus neuester Zeit ist der Protest der
bayerischen Schullehrer gegen die Einbeziehung der
Hochschul lehrer in die Studentenspeisung. Früh-
zeitige Erzienung zum Futterneid gehört durchaus ins
Aufgabenbereich wahrer zeitgemäßer Jugendbildung.
Diesmal hat sie nur leider ihren tieferen Sinn ver-
loren dadurch, daß die ganze Studentenspeisung ein-
gestellt wurde. Sinngemäß und in Weiterführung
schöner pädagogischer Praxis müßten nun die Stu-
denten ihrerseits gegen die Schulspeisung protestieren
— hoffen wi ■, d^ß sich die Jugend diese Gelegenheit,
dankbar der l.ehr. n oe> E: ziehei ihrer Kindheit zu
gedenken, nicht entgehen läßt.
Bin Ich schlechter als andere? Nein, glückliche Theater-
besucherin in M , Sie sind nicht schlechter, Sie sind
nur weniger gebildet als die Kritiker und werden da-
her eingereiht in iene amorphe Masse, die man im
aligemeinen Sprachgearauch ganz einfach „das Publi-
kum'; zu neiwen pflegt. Das braucht Sie jedoch nicht
zu kränken: Sie haben dadurch das Recht, sich amü-
sieren zu. lass in, jedes Stück schön zu finden, zu lacnen.
zu klatschen, ohne hinterher sagen zu müssen: Sie
hätten zwar gelacht, aber nur, um dem Autor einen
Achtungserfolg nicht zu versagen, und was Sie ver-
mißt hätten sei immer noch das Zeitstück an sich,
der große Wurf, der Wurf mit der Zeitwurst nach
dei Speckseite der Tendenz.
Späte Umkehr. Wieso können Sie sagen, Sie hätten es
besser gefunden, wenn der Exministerpräsident von
Thüringen, Dr, Paul, schon seinerzeit bei der Münch-
ner Konterenz in Bayern geblieben wäre, statt uaß er
erst gekommen ist, wie Ihm persönlich der thürin-
gische Boden zu heiß wurde? Er hat die SED-Ziele
eben leider jetzt erst erkannt. Aus sämtlichen Denazi-
fizierungsverfahren müssen Sie doch längst wissen,
daß nur die kleinen und kleinsten Parteigenossen in
der Lage sind und „ein müssen, die bösen Pläne einer
Parte, schor in ihren Anfängen zu erkennen. Gau-
leiter und Ministerpräsidenten haben grundsätzlich zu
Konzentrationslagern keinen Zutritt und stellen deren
Vorhandensein meist mit Verwunderung erst während
der gegen sie geführten Verhandlungen fest.
Ernährungsproblem:. Sie dürfen vom Tier keine Wun-
der verlangen: Das Vieh lebt, laut vielseitigen Be-
richten, nur von gehacktem Stroh, kann infolgedessen
auch nur gar keine oder nur fettlose Milch hergeben.
Soll es fürs nächste Jahr mehr Fett erzeugen, braucht
es besseres Futter; zur Gewinnung besseren Futters
bedarf der Boden besseren Mistes. Da das Vieh aber
nur Stroh frißt, sehe .... pardon, erzeugt es auch nur
geringwertigen Mist, woraus sich der ahnungsvolle
Schluß ergibt, daß wiederum nur geringwertiges Fut-
ter, geringwertige Milch und gar kein Fett für die
Zukunft zu erwarten ist. Beim Menschen verhält es
sich dank seiner Vernunft ganz anders: er hat bei
sinkender Ernährung immer hochwertigere Erzeugung
anzustreben und hofft, allmählich unter Verzicht auf
jede Nahrungsaufnahme, einen Produktionsgipfel zu
erreichen
Warum immer gleich gefesselt? Sie haben recht: die
Berliner Justiz liebt es neuerdings, ihre Angeklagten
nur noch in Ketten vor die Schranken zu führen.
Auch wenn es sich nur um Leute handelt, die sieh
einen anderen, als den vom Arbeitsamt zugewiesenen
Arbeitsplatz gesucht haben, und die maßgebliche
Gründe — wie Schwerkriegsbeschädigung, Krankheit,
Notlage usw. dafür vorbringen können. Wir sind je-
doch nicht Ihrer Meinung, daß damit das traditionelle
Säbelrasseln nunmehr durch Kettengerassel ersetzt
werden soll Vielmehr will sich die jahrelang gefes-
selte Justiz nunmehr ihre eigene Befreiung dadurch
vor Augen führen, daß sie nunmehr ihrerseits Hand-
schellen anlegen läßt, getreu dem Grundsatz des be-
freiten Sklaven: vom ersten freiverdienten Geld sich
einen Sklaven zu kaufen!
Fasching — eine Münchner Erfindung? Der Fasching
geht zurück auf die Saturnalien im alten .Rom, auf
jene Tage, an denen die Sklaven als Herren auftreten
durften. Auf der Einführung des Faschings bestanden
daher vor allem die Ehe m ä n n e r, sowohl die Münch-
ner, wie die auswärtigen, die in diesen Tagen zahl-
reiche Geschäftsreisen zu unternehmen pflegten.
Nach Mitteilung von Staatsrat Dr. Niklas wird ein
neues Almschutzgesetz ausgearbeitet. — Also fordert
man in Bayern nicht nur für die Ehre der Minister,
sondern auch für die Weide der Rindviecher einen
besonderen Schutz.
DIE MITARBEITER DES HEFTES
soweit sie in den bisherigen Heften noch nicht ver-
zeichnet waren: Traute Kistenberger, 7. 4. 1926; Daten
von L Murr, W. Hell und E. Wagner folgen. Nach-
trag Heft 24: Eugen Croissant, 18. 10. 1898.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuzügl 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag). München 23, Werneck-
straße 15a, Fernruf 362072, Postscheckkonto: München 37023. —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden: Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. — Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Druck: Süd-
deutscher Verlag GmbH. München 2, Sendlingcr Str. 80. — Auflage:
50 000. — Copyright by Freitag-Verlag 1946. — Published under
Military Government Information Control License No. US-E-148,
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Die Begrüssung" "Simpeleien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
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Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
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Aufnahmen/Reproduktionen
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 2, S. 20.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg