SIMPL-BRIEFKASTEIS
Zurückgesetzter Einheimischer. Ihre Klagen zeugen
von subjektiver Empfindlichkeit und sind objektiv
gesehen völlig unberechtigt. Laut einer Mitteilung des
„Beauftragten der Stadt Berlin für die Rückführung
aus Bayern" leben nur noch 80 (in Worten: achtzig!)
Berliner in München. Alle andern Scheinberliner sind
demnach getarnte Oberbayern, die sich durch solche
Verstellung Ansehen und Vorteile erhoffen!
Indisches Beispiel. Ja, Sie haben recht: es war sehr
schön, daß das indische Kabinett seine Zahlungen an
Pakistan sofort wieder aufnahm, als Gandhi durch
sein rasten sein Leben gefährdete. Aber wir glauben
nicht, daß sich solche Versuche auf unsere Verhält-
nisse übertragen ließen: das Fasten von Millionen
von Normalverbrauchern hat nicht dazu geführt, daß
die Hunderttausende von Lebensmitteln-Besitzern und
-Schiebern die Verteilung der ihnen anvertrauten
oder in die Hände gefallenen Güter wieder aufgenom-
men haben. Wir können uns daher auch von Ihrem
Vorschlag, Herr Dr. Schlögl möge durch sichtbares
lebensgefährliches Fasten den Bauernverband zu neuen
versöhnenden Taten der Nächstenliebe hinreißen,
wenig Erfolg versprechen
Politisch oder ujirtschaftltch gesehen? Das „laufende
Düngejahr" ist ein landwirtschaftlicher Zeitbegriff
und daher nicht Identisch mit der Amtsperiode des
bayerischen Landtages.
Empörter Schwerbeschädigter. Nur nicht im ner gleich
so neidisch! Noch ist das Gesetz über Pensionszah-
lungen an aktive Offiziere in Bayern nicht heraußen,
da finden Sie es schon ungerecht, daß für einen ge-
sunden Leutnant von 25 Jahren die gleiche Rente vor-
gesehen ist, wie sie ein Schwerbeschädigter im aller-
besten Zahlungsfall bekommt. Denken Sie doch: Sie
wie die meisten Schwerbeschädigten sind durch den
Krieg ja nur aus einem erlernten und vielleicht lieb-
gewordenen Beruf herausgerissen worden, die armen
Herren Offiziere aber haben gar nichts anderes ge-
lernt als Kriegführen! Und der Beruf soll ihnen nun
verschlossen sein! Da aus Mangel an Ware auch der
nach dem letzten Krieg den Herren vom Major auf-
wärts so zusagende Beruf des Wein- und Sektreisen-
den wenig Aussichten auf Erfolg verspricht, muß das
Volk schon ein übriges tun und weiterhin für sie
arbeiten.
Laßt er sich ableiten'/ Geschworene Meineide werden
altem Volksglauben nach abgeleitet, wenn man beim
Schwören die linke Hand nach unten hält und mit
den Fingerspitzen zum Boden deutet. Ob sich auch
papierne Meineide der Obrigkeit und dem Himmel
gegenüber ungeschehen machen lassen, ist dagegen
nirgends verbürgt. Es ist verständlich, daß diese Frage
Sie wie viele Tausend andere Lebensmittelhan-
del-Treibende angesichts des Speisekammergesetzes
stark beschäftigt. Die Industrie-Unternehmen werden
sicher auch weiterhin Mittel und Wege finden, ähn-
lichen Gewissenszweifeln zu entgehen. Bisher wenig-
stens ist es noch nie gelungen, eine wirksame Erfas-
sung industrieller Erzeugnisse zu ermöglichen. Dagegen
hofft man, wie wir aus unterrichteter Quelle erfahren,
durch ein neues „Westentaschen-Gesetz" — eine Ergän-
zung zum „Speisekammergesetz" — auch die letzten
Brotkrümeln in den Taschen der Normalversorger zu
erfassen. Es würde dies einen weiteren wichtigen
Schritt bedeuten auf dem Weg der Erziehung zur
Moral unter dem Motto: „Und führe uns nicht in
Versuchung!"
Ein altes Staatsideal. Selbstverständlich erzeugt der
notorische staatlich gelenkte Fettmangel auch jenen
Mangel an Gehirnschmalz, der endlich den seitens
der Regierenden heiß ersehnten Idealtyp des Staats-
bürgers schafft: den völlig denkunfähigen Untertanen
Bei der Regierung, die bekanntlich auch kein Gramm
über die Normalrationen bekommt, wird — wenigstens
sofern sie der CSU angehört — die durch die Unter-
ernährung bedingte mangelhafte Gehirntätigkeit durch
einen Wink von oben, die sogenannte „göttliche Er-
leuchtung", ersetzt
Aufbau/reitdff/e Mieter. Sie als Hausherr haben selbst-
verständlich nur die Ruine zu stellen, alles andere —
Ausbau, Aufbau Wiederinstandsetzung usw. — zahlt
widerspruchslos der Mieter, dafür, daß er das selbst
erstellte Dach wenigstens kurze Zeit überm Kopf
haben darf. Je mehr er an Ihrer Ruine baut, desto
höher ist die Miete zu berechnen. Hat er doch eine
um so wertvollere Wohnung, Je mehr er an Ausstat-
tung in Ihr Haus hineingesteckt hat.
Junger Arzt In Essen. Sie wundern sich, daß Sie auf
Ihren mühsam errungenen Bezugschein keinen wei-
ßen Arztkittel bekommen können, weil es diese nur
auf Bergmannspunkte gibt. Auch wir können Ihnen
nicht sagen, wozu Bergleute Aerztekittel brauchen,
aber wir können Ihnen versichern, daß die Textil-
fabrikanten Bergmannspunkte brauchen können.
Haben doch sogar findige Taschenkalenderhersteller es
fertig gebracht, für ihre Notizbüchlein den Berg-
mannsfrauen zwei der kostbaren und auf dem Schwar-
zen Markt hoch bezahlten Punkte abzunehmen. Sie
sehen daraus, daß unsere chaotische Planwirtschaft
jede noch so gut gemeinte Einrichtung ins Gegenteil
zu verkehren vermag, da, unter Ausschluß Jeden Wett-
bewerbs und jedes Leistungsgrundsatzes, eine ins
Metaphysische reichende Bürokratie, der surrealisti-
sche Beamte schlechthin, das absolute Nichts verwal-
tet, während das ..Seiende" von geschäftstüchtigen
Kompensationskaufleuten hin und her geschoben wird
Wieso diese Berühmtheit: Nein, Peter Igelhoff hat
außer den im Münchner Rundfunkprogramm uner-
müdlich wiederholten drei Schlagern noch andere
geschrieben. Der traurigen Schallplattenlage wegen
ist aber Radio München nicht in der Lage, etwas mehr
Abwechslung in seine Vorführungen zu bringen, wie
Sie ja auch andere zündende Musikstücke zwei- bis
viermal am Tag hören können, nur durch die be-
kannt neckischen Ansagen jedesmal abwechslungs-
reich umrahmt und in die Länge gezogen.
Ist solche Aenderung erlaubt? Namensänderungen
sind erlaubt, wenn für den Träger eines Namens ein
zwingender Grund vorliegt. Der Vorname Adolf wird
dabei nicht ohne weiteres in einen anderen verwan-
delt. Doch wird eine einsichtsvolle Behörde zweifellos
zugestehen, daß für den Herrn Standartenführer
Horst Wulf-Dieter K. Grund genug vorliegt, sich um
den Namen Schalom Rosenbusch zu bemühen. Wir
wünschen Ihrem Antrag guten Erfolg!
M. Radle
SIE KÖNNEN'S NICHT LASSEN
Unbillig wäre es, zu glauben und anzunehmen, daß sich
im Laufe der Zeiten in der Abstattung des Dankes für
geleistete Dienste etwas geändert hat. Dem geflügelten
Wort vom Dank des Hauses Habsburg kann ohne nach-
trägliche Gewissensbelastung der Dank der Gemeinde-
verwaltung angegliedert werden, da beide in der Erfül-
lung der Dankespflicht sich gleichen wie ein Ei dem
andern. Nachdem 1945 das „Dritte Reich"-s-auto an
einer unübersichtlichen Kurve mit Anhänger schwer
havariert liegenblieb und die Besitzer zugleich mit ihren
Besitzrechten auch ihren Geist aufgaben, sammelte sich
viel Volk an der Unglücksstelle und besah sich mit
einem nassen und einem heiteren Auge die Trümmer-
stätte. Mit dem den Deutschen angeborenen Organisa-
tionstalent wurden die Trümmer beseitigt und mit viel
Geduld in langwieriger Arbeit ein Gefährt gezimmert
das neben vielen anderen Eigenschaften überraschender-
weise auch die eine besaß, daß es lief, wenn „hinten
geschoben" wurde. Für letztere Tätigkeit erwiesen sich die
Insassen des Anhängers, die sich im Laufe der Zeit
wieder eingefunden hatten, als besonders brauchbar und
die neuen Insassen des Wagens hatten vorerst gegen
ANSICHTSKARTE — ANSICHTSSACHE
Seht: Das ist das Ungerechte auf der Welt:
Daß die Karte in den Brief schlitz fällt,
denn der Kasten, wenn man's wörtlich nimmt,
ist doch nur für einen Brief bestimmt.
Doch das ist im Leben wohl der Witz:
Nicht für jeden gibt's 'nen Extra-Schlitz!
Und nach allem Jagen, allem Hasten
komm'n wir alle in den gleichen Kasten.
Aber später kommen wir ins Licht!
Sagt die Bibel. Doch ich glaub das nicht.
Und bei mir sich der Verdacht nicht legt,
daß die Himmelspost mich unterschlägt.
diese Art der Arbeitsteilung nichts einzuwenden. Die
Fahrt wäre wohl noch eine geraume Zeit so geruhsam
weitergegangen, wenn das Vehikel nicht tückischerweis*
durch irgendwelche Umstände erfolgversprechende Ver-
suche der Eigenfortbewegung gemacht hätte und zum
Schluß wirklich und wahrhaftig ganz anständig in SchuB
kam und die „Schiebenden" schreiend und winkend hin-
ter sich ließ. Bis zur nächsten Stoppstelle. Hierher
war die Kunde des Verkehrsunfalles anscheinend noch
gar nicht gedrungen und unerschüttert wie ein Fels im
Meer gebot der Schupo „Halt" und nahm genau nach
altüberlieferter Dienstvorschrift eine Ueberprüfung der
Papiere einschließlich Insassen vor. An Hand von 127
Paragraphen und 319 Ergänzungsverordnungen' wies er
den verdutzt Schauenden nach daß
1. nicht immer die „rechte" Straßenseite eingehalten
2. keiner im Besitze eines „Führer"scheines ist und
3. dre in Ziff. 1 und 2 angeführten Uebertretungen als
Tatbestand genügen und das Fahrzeug nur mit ge-
eignetem Personal die Fahrt fortsetzen kann.
Ein besonderer Glückszufall ließ in diesem kritischen
Moment die zurückgelassenen Wagen-,.Schieber" schwit-
zend und schnaufend vom schnellen Lauf auf dem Plan
erscheinen und da dieselben nach Paragraph 1143, Ver-
ordnung 516, Abs. 2. vom 11. Aug. 1933 im Besitze
eines ordnungsgemäßen ,,Führer"-Ausweises waren und
obendrein, wie glaubhaft nachgewiesen wurde, der ver-
wendete Rahmen und Teile des Motors aus dem Reichs-
auto stammten, ihnen billigerweise der Wagen mit Zu-
behör zu überlassen war. Der schüchterne Hinweis aus
der Mitte des zusammengeströmten Volke?, doch denen
verdientermaßen das Vehikel zu überlassen, die mit viel
Mühe und Schweiß das Gefährt zusammcngebastelt
haben, wurde souverän unter Hinweis auf die bewußten
Paragraphen abgetan und zum Trost der Sistierten ver-
sichert, von einer Strafverfolgung Abstand zu nehmen
und als Zeichen ganz besonderen Wohlwollens ihnen der
Weisheit letzter Schluß kostenlos offeriert, daß der
Fußgänger mehr vom Leben habe und die Mohren, die
Ihre Schuldigkeit getan haben, allergnädigst gehen
H dürfen
5 RcichenzclleT
Fr. Bilek
„Ja, wenn Sie keine Briketts mitbringen, kann ich Sie in der Hölle nicht mehr aufnehmen!"
27
Zurückgesetzter Einheimischer. Ihre Klagen zeugen
von subjektiver Empfindlichkeit und sind objektiv
gesehen völlig unberechtigt. Laut einer Mitteilung des
„Beauftragten der Stadt Berlin für die Rückführung
aus Bayern" leben nur noch 80 (in Worten: achtzig!)
Berliner in München. Alle andern Scheinberliner sind
demnach getarnte Oberbayern, die sich durch solche
Verstellung Ansehen und Vorteile erhoffen!
Indisches Beispiel. Ja, Sie haben recht: es war sehr
schön, daß das indische Kabinett seine Zahlungen an
Pakistan sofort wieder aufnahm, als Gandhi durch
sein rasten sein Leben gefährdete. Aber wir glauben
nicht, daß sich solche Versuche auf unsere Verhält-
nisse übertragen ließen: das Fasten von Millionen
von Normalverbrauchern hat nicht dazu geführt, daß
die Hunderttausende von Lebensmitteln-Besitzern und
-Schiebern die Verteilung der ihnen anvertrauten
oder in die Hände gefallenen Güter wieder aufgenom-
men haben. Wir können uns daher auch von Ihrem
Vorschlag, Herr Dr. Schlögl möge durch sichtbares
lebensgefährliches Fasten den Bauernverband zu neuen
versöhnenden Taten der Nächstenliebe hinreißen,
wenig Erfolg versprechen
Politisch oder ujirtschaftltch gesehen? Das „laufende
Düngejahr" ist ein landwirtschaftlicher Zeitbegriff
und daher nicht Identisch mit der Amtsperiode des
bayerischen Landtages.
Empörter Schwerbeschädigter. Nur nicht im ner gleich
so neidisch! Noch ist das Gesetz über Pensionszah-
lungen an aktive Offiziere in Bayern nicht heraußen,
da finden Sie es schon ungerecht, daß für einen ge-
sunden Leutnant von 25 Jahren die gleiche Rente vor-
gesehen ist, wie sie ein Schwerbeschädigter im aller-
besten Zahlungsfall bekommt. Denken Sie doch: Sie
wie die meisten Schwerbeschädigten sind durch den
Krieg ja nur aus einem erlernten und vielleicht lieb-
gewordenen Beruf herausgerissen worden, die armen
Herren Offiziere aber haben gar nichts anderes ge-
lernt als Kriegführen! Und der Beruf soll ihnen nun
verschlossen sein! Da aus Mangel an Ware auch der
nach dem letzten Krieg den Herren vom Major auf-
wärts so zusagende Beruf des Wein- und Sektreisen-
den wenig Aussichten auf Erfolg verspricht, muß das
Volk schon ein übriges tun und weiterhin für sie
arbeiten.
Laßt er sich ableiten'/ Geschworene Meineide werden
altem Volksglauben nach abgeleitet, wenn man beim
Schwören die linke Hand nach unten hält und mit
den Fingerspitzen zum Boden deutet. Ob sich auch
papierne Meineide der Obrigkeit und dem Himmel
gegenüber ungeschehen machen lassen, ist dagegen
nirgends verbürgt. Es ist verständlich, daß diese Frage
Sie wie viele Tausend andere Lebensmittelhan-
del-Treibende angesichts des Speisekammergesetzes
stark beschäftigt. Die Industrie-Unternehmen werden
sicher auch weiterhin Mittel und Wege finden, ähn-
lichen Gewissenszweifeln zu entgehen. Bisher wenig-
stens ist es noch nie gelungen, eine wirksame Erfas-
sung industrieller Erzeugnisse zu ermöglichen. Dagegen
hofft man, wie wir aus unterrichteter Quelle erfahren,
durch ein neues „Westentaschen-Gesetz" — eine Ergän-
zung zum „Speisekammergesetz" — auch die letzten
Brotkrümeln in den Taschen der Normalversorger zu
erfassen. Es würde dies einen weiteren wichtigen
Schritt bedeuten auf dem Weg der Erziehung zur
Moral unter dem Motto: „Und führe uns nicht in
Versuchung!"
Ein altes Staatsideal. Selbstverständlich erzeugt der
notorische staatlich gelenkte Fettmangel auch jenen
Mangel an Gehirnschmalz, der endlich den seitens
der Regierenden heiß ersehnten Idealtyp des Staats-
bürgers schafft: den völlig denkunfähigen Untertanen
Bei der Regierung, die bekanntlich auch kein Gramm
über die Normalrationen bekommt, wird — wenigstens
sofern sie der CSU angehört — die durch die Unter-
ernährung bedingte mangelhafte Gehirntätigkeit durch
einen Wink von oben, die sogenannte „göttliche Er-
leuchtung", ersetzt
Aufbau/reitdff/e Mieter. Sie als Hausherr haben selbst-
verständlich nur die Ruine zu stellen, alles andere —
Ausbau, Aufbau Wiederinstandsetzung usw. — zahlt
widerspruchslos der Mieter, dafür, daß er das selbst
erstellte Dach wenigstens kurze Zeit überm Kopf
haben darf. Je mehr er an Ihrer Ruine baut, desto
höher ist die Miete zu berechnen. Hat er doch eine
um so wertvollere Wohnung, Je mehr er an Ausstat-
tung in Ihr Haus hineingesteckt hat.
Junger Arzt In Essen. Sie wundern sich, daß Sie auf
Ihren mühsam errungenen Bezugschein keinen wei-
ßen Arztkittel bekommen können, weil es diese nur
auf Bergmannspunkte gibt. Auch wir können Ihnen
nicht sagen, wozu Bergleute Aerztekittel brauchen,
aber wir können Ihnen versichern, daß die Textil-
fabrikanten Bergmannspunkte brauchen können.
Haben doch sogar findige Taschenkalenderhersteller es
fertig gebracht, für ihre Notizbüchlein den Berg-
mannsfrauen zwei der kostbaren und auf dem Schwar-
zen Markt hoch bezahlten Punkte abzunehmen. Sie
sehen daraus, daß unsere chaotische Planwirtschaft
jede noch so gut gemeinte Einrichtung ins Gegenteil
zu verkehren vermag, da, unter Ausschluß Jeden Wett-
bewerbs und jedes Leistungsgrundsatzes, eine ins
Metaphysische reichende Bürokratie, der surrealisti-
sche Beamte schlechthin, das absolute Nichts verwal-
tet, während das ..Seiende" von geschäftstüchtigen
Kompensationskaufleuten hin und her geschoben wird
Wieso diese Berühmtheit: Nein, Peter Igelhoff hat
außer den im Münchner Rundfunkprogramm uner-
müdlich wiederholten drei Schlagern noch andere
geschrieben. Der traurigen Schallplattenlage wegen
ist aber Radio München nicht in der Lage, etwas mehr
Abwechslung in seine Vorführungen zu bringen, wie
Sie ja auch andere zündende Musikstücke zwei- bis
viermal am Tag hören können, nur durch die be-
kannt neckischen Ansagen jedesmal abwechslungs-
reich umrahmt und in die Länge gezogen.
Ist solche Aenderung erlaubt? Namensänderungen
sind erlaubt, wenn für den Träger eines Namens ein
zwingender Grund vorliegt. Der Vorname Adolf wird
dabei nicht ohne weiteres in einen anderen verwan-
delt. Doch wird eine einsichtsvolle Behörde zweifellos
zugestehen, daß für den Herrn Standartenführer
Horst Wulf-Dieter K. Grund genug vorliegt, sich um
den Namen Schalom Rosenbusch zu bemühen. Wir
wünschen Ihrem Antrag guten Erfolg!
M. Radle
SIE KÖNNEN'S NICHT LASSEN
Unbillig wäre es, zu glauben und anzunehmen, daß sich
im Laufe der Zeiten in der Abstattung des Dankes für
geleistete Dienste etwas geändert hat. Dem geflügelten
Wort vom Dank des Hauses Habsburg kann ohne nach-
trägliche Gewissensbelastung der Dank der Gemeinde-
verwaltung angegliedert werden, da beide in der Erfül-
lung der Dankespflicht sich gleichen wie ein Ei dem
andern. Nachdem 1945 das „Dritte Reich"-s-auto an
einer unübersichtlichen Kurve mit Anhänger schwer
havariert liegenblieb und die Besitzer zugleich mit ihren
Besitzrechten auch ihren Geist aufgaben, sammelte sich
viel Volk an der Unglücksstelle und besah sich mit
einem nassen und einem heiteren Auge die Trümmer-
stätte. Mit dem den Deutschen angeborenen Organisa-
tionstalent wurden die Trümmer beseitigt und mit viel
Geduld in langwieriger Arbeit ein Gefährt gezimmert
das neben vielen anderen Eigenschaften überraschender-
weise auch die eine besaß, daß es lief, wenn „hinten
geschoben" wurde. Für letztere Tätigkeit erwiesen sich die
Insassen des Anhängers, die sich im Laufe der Zeit
wieder eingefunden hatten, als besonders brauchbar und
die neuen Insassen des Wagens hatten vorerst gegen
ANSICHTSKARTE — ANSICHTSSACHE
Seht: Das ist das Ungerechte auf der Welt:
Daß die Karte in den Brief schlitz fällt,
denn der Kasten, wenn man's wörtlich nimmt,
ist doch nur für einen Brief bestimmt.
Doch das ist im Leben wohl der Witz:
Nicht für jeden gibt's 'nen Extra-Schlitz!
Und nach allem Jagen, allem Hasten
komm'n wir alle in den gleichen Kasten.
Aber später kommen wir ins Licht!
Sagt die Bibel. Doch ich glaub das nicht.
Und bei mir sich der Verdacht nicht legt,
daß die Himmelspost mich unterschlägt.
diese Art der Arbeitsteilung nichts einzuwenden. Die
Fahrt wäre wohl noch eine geraume Zeit so geruhsam
weitergegangen, wenn das Vehikel nicht tückischerweis*
durch irgendwelche Umstände erfolgversprechende Ver-
suche der Eigenfortbewegung gemacht hätte und zum
Schluß wirklich und wahrhaftig ganz anständig in SchuB
kam und die „Schiebenden" schreiend und winkend hin-
ter sich ließ. Bis zur nächsten Stoppstelle. Hierher
war die Kunde des Verkehrsunfalles anscheinend noch
gar nicht gedrungen und unerschüttert wie ein Fels im
Meer gebot der Schupo „Halt" und nahm genau nach
altüberlieferter Dienstvorschrift eine Ueberprüfung der
Papiere einschließlich Insassen vor. An Hand von 127
Paragraphen und 319 Ergänzungsverordnungen' wies er
den verdutzt Schauenden nach daß
1. nicht immer die „rechte" Straßenseite eingehalten
2. keiner im Besitze eines „Führer"scheines ist und
3. dre in Ziff. 1 und 2 angeführten Uebertretungen als
Tatbestand genügen und das Fahrzeug nur mit ge-
eignetem Personal die Fahrt fortsetzen kann.
Ein besonderer Glückszufall ließ in diesem kritischen
Moment die zurückgelassenen Wagen-,.Schieber" schwit-
zend und schnaufend vom schnellen Lauf auf dem Plan
erscheinen und da dieselben nach Paragraph 1143, Ver-
ordnung 516, Abs. 2. vom 11. Aug. 1933 im Besitze
eines ordnungsgemäßen ,,Führer"-Ausweises waren und
obendrein, wie glaubhaft nachgewiesen wurde, der ver-
wendete Rahmen und Teile des Motors aus dem Reichs-
auto stammten, ihnen billigerweise der Wagen mit Zu-
behör zu überlassen war. Der schüchterne Hinweis aus
der Mitte des zusammengeströmten Volke?, doch denen
verdientermaßen das Vehikel zu überlassen, die mit viel
Mühe und Schweiß das Gefährt zusammcngebastelt
haben, wurde souverän unter Hinweis auf die bewußten
Paragraphen abgetan und zum Trost der Sistierten ver-
sichert, von einer Strafverfolgung Abstand zu nehmen
und als Zeichen ganz besonderen Wohlwollens ihnen der
Weisheit letzter Schluß kostenlos offeriert, daß der
Fußgänger mehr vom Leben habe und die Mohren, die
Ihre Schuldigkeit getan haben, allergnädigst gehen
H dürfen
5 RcichenzclleT
Fr. Bilek
„Ja, wenn Sie keine Briketts mitbringen, kann ich Sie in der Hölle nicht mehr aufnehmen!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Simpl-Briefkasten"; "Ja, wenn Sie keine Briketts mitbringen, kann ich Sie in der Hölle nicht mehr aufnehmen!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Ja, wenn Sie keine Briketts mitbringen, kann ich Sie in der Hölle nicht mehr aufnehmen!"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 3, S. 27.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg