Abgeordnete der WAV bean-
tragten im Landtag, die vier
Adlerfiguren auf dem Bau des
deutschen Museums in Mün-
chen durch vier bayerische
Löwen zu ersetzen. — In An-
betracht der . internationalen
Bedeutung des Museums hal-
ten wir vier mit HB gezeich-
nete Maßkrüge für sinnvoller.
„Alle Rechte vorbehalten" heißt es in einer
Ausgabe von Goethes „Faust" aus dem Jahre
1947. — Hoffentlich vergißt der Verlag nicht,
Herrn Goethe das Honorar zu schicken.
Abiturienten, deren Väter Akademiker oder
politisch belastet sind, dürfen an 1 der Univer-
sität Leipzig nicht studieren. — Sippenhaftung
der Nazis con variazone.
Folgende Verordnung wurde von einem wirk-
lich amtierenden Bürgermeister in den USA er-
lassen: „Das Kleidergewicht öffentlich auftre-
tender Tänzerinnen darf nicht unter 900 Gramm
wiegen." — Ein Paar kräftige Schuhe würden
also vollauf. reichen.
Die Zeißwerke in Jena stellen heute 80 Prozent
der Fotolinsenproduktion der Vorkriegszeit her,
obwohl die Betriebe vor zehn Monaten von den
Sowjetbehörden zu 94 Prozent demontiert wur-
den (Dena). — Bei hundertprozentiger Demon-
tage wären sie demnach auf 85 Prozent des
Vorkriegsstandes gekommen. In den Westzonen
produzieren die nicht demontierten Betriebe 30
bis 40 Prozent. — Warum also das Geschrei
um den Abbau? Übrigens ein schlagender Beweis
für die Überlegenheit der sozialistischen Methode.
SIMPELEIEN
Der amerikanische Kongreß beschloß, den In-
dianern im Staate Minnesota zu gestatten,
Spirituosen und Bier nach Belieben einzu-
kaufen. — Ein besonders raffinierter Trick, die
letzten „Roten" in Amerika auszurotten. In der
Ostzone dient dasselbe Verfahren dem entge-
gengesetzten Zweck. Je mehr Schnaps, desto
mehr Rot-Häute. Hugh.
Im Vollzug des Speisekammergesetzes haben in
München von 230 000 Haushaltungen nur 113
die Fragebogen beantwortet. — Um derartige
Fragebogen wenigstens materiell voll auszu-
nutzen, wird empfohlen, sie künftig von vorn-
herein mit einem Loch in der rechten oberen
Ecke zu versehen.
Mit besonderen Schwierigkeiten hat auch die
medizinische Fakultät der Universität Erlangen
zu kämpfen, denn sogar die Leichen sind knapp
geworden. — Dieser Mangel dürfte bei konse-
quenten Fortführung der Frankfurter Ernäh-
rungspolitik bald behoben sein.
Da das Revisionsverfahren
im SIMPL-Prozeß durch
die bayerische Amnestie
eingestellt worden ist, tra-
gen sich Herausgeber und
Redakteur dieser Zeitschrift
mit dem Gedanken, die da-
durch freigewordenen RM
6000.— wie folgt zu ver-
wenden: RM 3000.— zugunsten des Ex-Justiz-
ministers Dr. W. Högner, zahlbar an einen
Schweizer Bund deutscher Emigranten, und RM
3000.— zugunsten des Kultusministers Dr. Dr.
A. Hundhammer, zahlbar als Gründungssumme
zu einem Verein ehemaliger Freikorpskämpfer.
Braten ala Cossus
Was wir zu wenig haben, hatten die alten Römer zu
viel — nämlich beim Essen. Sie wußten gar nicht, wohin
damit. Die Augen waren immer größer als der Magen.
Die Tische bogen sich vor raffinierten Hors d'ocuvres,
feinem Fisch und Braten, feinstem Gemüse und Salat,
allerfcinstcn Nachtigallenzungen — es blieb immer noch
was übrig. Bis einer auf die glänzende Entdeckung kam,
daß es besser rutscht, wenn man beim Essen liegt.
Flugs schaffte man die Stühle ab und nahm die Mahl-
zeiten liegend auf der Couch zu sich, einen Ellenbogen
lässig aufgestützt und 'mit spitzen Fingern — Urbild
der Gabel! — in die Schüsseln greifend. Es rutschte
zwar im Liegen wirklich besser, aber die Tische bogen
sich immer noch. Für diesen Fall ließen sich nun alte
Römer, die etwas auf sich hielten, aus der Küche
eine Hühner-, Enten-, Gänse- oder Pfaufeder holen und
kitzelten sich damit im Gaumen herum — durch diese
unkomplizierte Manipulation lockten sie den Mageninhalt
nach oben, dirigierten ihn in ein bereitstehendes, blank-
poliertes Kupferbecken und fingen wieder von vorn an
— mit dem Essen.
Manchem alten Römer scheint diese Methode aber doch
wohl etwas zu rüchig gewesen zu sein, vielleicht haben
auch exakte Laboratoriumsexpcrimente schon damals be-
wiesen, daß der Dehnbarkeit der Magenwände grund-
sätzlich keine Grenzen gesetzt sind — jedenfalls machte
jemand die kulinaristisch bedeutsame Beobachtung, daß,
wenn man dem Gahmen „Reizmittel" anbot, es noch
besser rutschte. Eines dieser Reizmittel hat uns Plinius,
der Ältere, der es wissen muß, mit genießerischer Kenner-
schaft beschrieben (das Wasser muß ihm dabei im
Munde zusammengelaufen sein). s
Es handelte sich um große, in den Eichenbäumen vor-
kommende — fallen Sie nicht in Ohnmacht! — um
große, in den Eichenbäumen vorkommende Würmer,
„cossus" genannt, die als fleischig und durchaus nicht
abstoßend geschildert werden und die, um schmackhafter
zu werden, ihrerseits „mit Mehl gemästet" wurden.
Seit Plinius hat die Welt nichts mehr von den Cossusen
gehört, sie schienen in einen wahren Dornröschenschlaf
gefallen zu sein. Bis sie im 20. Jahrhundert durch den
Prinzen J. H. Fabre, den die Stelle im Plinius philolo-
gisch, entomologisch und kulinarisch nicht ruhen ließ,
aufgeweckt wurden. In einer vom „Kosmos" heraus-
gegebenen Broschüre erzählt er, wie er eines schönen
Nadimittags mit einem kräftigen Brechwerkzeug in ein
paar vermoderte Fichtenstümpfe eindrang. Doch hören
wir ihn selbst:
„Das Holz besteht im Innern aus weichen, zunderartigen
Schichten, und in dessem feuchten, warmen Moder wim-
melt es von feisten Larven in der Dicke eines Daumens.
Sie sind von hübscher Elfenbeinfarbe und haben eine
seidenweiche Haut, so daß sie, wenn das Vorurteil nicht
wäre, sogar appetiterregend wirken könnten. Denn jede
dieser Larven sieht aus wie ein von frischer Butter
strotzender, durchsichtiger Darm. Bei diesem Anblick
kommt mir ein Gedanke: das ist der cossus. der echte
cossus. Warum soll ich nicht das vielgerühmte Mahl
versuchen? Die Gelegenheit ist günstig und kommt viel-
leicht nicht so bald wieder.
Gesagt, getan. Es ist gerade Fastnacht, die Zeit der
antiken Saturnalien mit ihren Schmausereien, und des-
halb erscheint der Augenblick für eine solche sonderbare
Kostprobe besonders geeignet.
Da uns über die Art, wie die cossus zur Zeit der
K. Martens
Durch eine Verfügung der jugoslawischen Re-
gierung muß nunmehr jeder Priester um Ge-
nehmigung zu „seinem Gewerbebetrieb" nach-
suchen. — Vielleicht kommt noch jemand auf
die Idee, den Vatikankonzern zu entflechten.
Die Rheinpfälzische Rundschau zitiert folgen-
den Ausspruch Stalins: „Bei einem Deutschen
wirkt der Kommunismus wie der Sattel auf
einer Kuh." — Aha, deshalb das Joch und die
unermüdliche Melkerei.
Cäsaren zubereitet wurden, nichts überliefert ist, so
wähle ich ein möglichst einfaches Verfahren. Auf kleine
Spießchen gereiht, werden sie auf dem Rost einer leb-
haften Kohlenglut ausgesetzt. Eine Messerspitze Salz
als unerläßliches Gewürz für unsere Speisen ist die
einzige Zugabe. Der Braten bräunt sich, schrumpft zu-
sammen und weint ein paar dicke Oeltränen, die bei
der Berührung mit den Kohlen Feuer fangen und mit
einer schönen, weißen Flamme brennen. Das Mahl ist
fertig und wird noch warm aufgetragen.
Angefeuert durch mein gutes Beispiel machen sich die
Tischgenossen, meine Familie und zwei anwesende Gäste,
unerschrocken an ihre Portion.
Nach einstimmigem Gutachten ist der Braten saftig,
weich und würzig. Es haftet ihm ein Geschmack wie von
gerösteten Mandeln an, den ein feines Vanillenaroma
noch feiner macht. Kurz, man findet das Wurmgericht
sehr annehmbar, ja, man könnte sagen, vorzüglich.
Nur die Haut läßt zu wünschen übrig, sie ist zu zäh.
Es ist wie eine delikate Wurst in Pergamentpapicr; der
Inhalt ist köstlich, die Hülle ungenießbar."
Die Erfindung eines neuen Gerichts ist 'für die Mensch-
heit von größcrem Wert als die Entdeckung eines Aste-
roiden, hat ein Philosoph des Kulinarismus gesagt
Stoßen wir uns nicht an die Hülle — auch die Weiß-
wurschthülle war ungenießbar, der Inhalt aber köstlich.
Die Brcchwerkzcugc geschultert und hinein in die sowieso
sdion abgeholzten Fichtenwälder! Eine straff organisierte
Cossus-Sammelaktion wird dazu beitragen, die Lebens-
mittclrationen zu erhöhen und den ausländischen Steuer-
zahler von der drückenden Last der Lebensmittelein-
fuhren zu erlösen. Zudem wird die rasch aufblühende
Oclträncnauffangindustrie das Wirtschaftsniveau erheb-
lich steigern und die Weltfettlückc durch den Export von
Trockenöltränen zustopfen können. -K-
S C H WA BINGER BILDERBOGEN
1. Max Radler: Politischer Jahrmarkt 3.—
2. Max Radler: Die damischen Ritter 3.—
3. Max Radler: Volksgenossen bei der
Wahl............ 1.50
4. Fr. Bilek: Die süße Tragödie . . . 2.—
5. Fr. Bilek: Rede an das XX. Jahr- ,
hundert........... 0.50
In Kürze erscheinen:
6. Otto Nückel: Das Parteiprogramm . 2.—
7. Max Radler: Die verrückte Stadt . 2.—
Bestellungen nimmt jede Buchhandlung entgegen
Freitag-Verlag, München 23, Werneckstr. 15a
und dann bekomme ich noch eine
Kavtoffelmarke von Ihnen!
DIE MITARBEITER DES HEFTES
soweit sie in den bisherigen Heften nicht verzeichnet
waren: Erich Münsch, 16. 12. 1920 in München; Josef
Ilmberger, 20. L 1899 n Rottach-Egern; Lothar Kuppel-
mayr, 9. 10. 1904 in Metz; K. Maertens, Daten folgen.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuzügl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „Her SIMPL" (Freitag-Verlag), München23, Werneckstr. 15a,
Kernruf 362072. Postscheckkonto: Der SIMPL, München Nr. 91599. —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden: Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. _ Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Druck: Süd-
deutscher Verlag GmbH., München 2, Sendlinger Str. 80. — Aufläse:
50 000. — Copyright bv Freitag-Verlag 1946. — Published under
Military Government Information Control License No. US-E-148.
67
tragten im Landtag, die vier
Adlerfiguren auf dem Bau des
deutschen Museums in Mün-
chen durch vier bayerische
Löwen zu ersetzen. — In An-
betracht der . internationalen
Bedeutung des Museums hal-
ten wir vier mit HB gezeich-
nete Maßkrüge für sinnvoller.
„Alle Rechte vorbehalten" heißt es in einer
Ausgabe von Goethes „Faust" aus dem Jahre
1947. — Hoffentlich vergißt der Verlag nicht,
Herrn Goethe das Honorar zu schicken.
Abiturienten, deren Väter Akademiker oder
politisch belastet sind, dürfen an 1 der Univer-
sität Leipzig nicht studieren. — Sippenhaftung
der Nazis con variazone.
Folgende Verordnung wurde von einem wirk-
lich amtierenden Bürgermeister in den USA er-
lassen: „Das Kleidergewicht öffentlich auftre-
tender Tänzerinnen darf nicht unter 900 Gramm
wiegen." — Ein Paar kräftige Schuhe würden
also vollauf. reichen.
Die Zeißwerke in Jena stellen heute 80 Prozent
der Fotolinsenproduktion der Vorkriegszeit her,
obwohl die Betriebe vor zehn Monaten von den
Sowjetbehörden zu 94 Prozent demontiert wur-
den (Dena). — Bei hundertprozentiger Demon-
tage wären sie demnach auf 85 Prozent des
Vorkriegsstandes gekommen. In den Westzonen
produzieren die nicht demontierten Betriebe 30
bis 40 Prozent. — Warum also das Geschrei
um den Abbau? Übrigens ein schlagender Beweis
für die Überlegenheit der sozialistischen Methode.
SIMPELEIEN
Der amerikanische Kongreß beschloß, den In-
dianern im Staate Minnesota zu gestatten,
Spirituosen und Bier nach Belieben einzu-
kaufen. — Ein besonders raffinierter Trick, die
letzten „Roten" in Amerika auszurotten. In der
Ostzone dient dasselbe Verfahren dem entge-
gengesetzten Zweck. Je mehr Schnaps, desto
mehr Rot-Häute. Hugh.
Im Vollzug des Speisekammergesetzes haben in
München von 230 000 Haushaltungen nur 113
die Fragebogen beantwortet. — Um derartige
Fragebogen wenigstens materiell voll auszu-
nutzen, wird empfohlen, sie künftig von vorn-
herein mit einem Loch in der rechten oberen
Ecke zu versehen.
Mit besonderen Schwierigkeiten hat auch die
medizinische Fakultät der Universität Erlangen
zu kämpfen, denn sogar die Leichen sind knapp
geworden. — Dieser Mangel dürfte bei konse-
quenten Fortführung der Frankfurter Ernäh-
rungspolitik bald behoben sein.
Da das Revisionsverfahren
im SIMPL-Prozeß durch
die bayerische Amnestie
eingestellt worden ist, tra-
gen sich Herausgeber und
Redakteur dieser Zeitschrift
mit dem Gedanken, die da-
durch freigewordenen RM
6000.— wie folgt zu ver-
wenden: RM 3000.— zugunsten des Ex-Justiz-
ministers Dr. W. Högner, zahlbar an einen
Schweizer Bund deutscher Emigranten, und RM
3000.— zugunsten des Kultusministers Dr. Dr.
A. Hundhammer, zahlbar als Gründungssumme
zu einem Verein ehemaliger Freikorpskämpfer.
Braten ala Cossus
Was wir zu wenig haben, hatten die alten Römer zu
viel — nämlich beim Essen. Sie wußten gar nicht, wohin
damit. Die Augen waren immer größer als der Magen.
Die Tische bogen sich vor raffinierten Hors d'ocuvres,
feinem Fisch und Braten, feinstem Gemüse und Salat,
allerfcinstcn Nachtigallenzungen — es blieb immer noch
was übrig. Bis einer auf die glänzende Entdeckung kam,
daß es besser rutscht, wenn man beim Essen liegt.
Flugs schaffte man die Stühle ab und nahm die Mahl-
zeiten liegend auf der Couch zu sich, einen Ellenbogen
lässig aufgestützt und 'mit spitzen Fingern — Urbild
der Gabel! — in die Schüsseln greifend. Es rutschte
zwar im Liegen wirklich besser, aber die Tische bogen
sich immer noch. Für diesen Fall ließen sich nun alte
Römer, die etwas auf sich hielten, aus der Küche
eine Hühner-, Enten-, Gänse- oder Pfaufeder holen und
kitzelten sich damit im Gaumen herum — durch diese
unkomplizierte Manipulation lockten sie den Mageninhalt
nach oben, dirigierten ihn in ein bereitstehendes, blank-
poliertes Kupferbecken und fingen wieder von vorn an
— mit dem Essen.
Manchem alten Römer scheint diese Methode aber doch
wohl etwas zu rüchig gewesen zu sein, vielleicht haben
auch exakte Laboratoriumsexpcrimente schon damals be-
wiesen, daß der Dehnbarkeit der Magenwände grund-
sätzlich keine Grenzen gesetzt sind — jedenfalls machte
jemand die kulinaristisch bedeutsame Beobachtung, daß,
wenn man dem Gahmen „Reizmittel" anbot, es noch
besser rutschte. Eines dieser Reizmittel hat uns Plinius,
der Ältere, der es wissen muß, mit genießerischer Kenner-
schaft beschrieben (das Wasser muß ihm dabei im
Munde zusammengelaufen sein). s
Es handelte sich um große, in den Eichenbäumen vor-
kommende — fallen Sie nicht in Ohnmacht! — um
große, in den Eichenbäumen vorkommende Würmer,
„cossus" genannt, die als fleischig und durchaus nicht
abstoßend geschildert werden und die, um schmackhafter
zu werden, ihrerseits „mit Mehl gemästet" wurden.
Seit Plinius hat die Welt nichts mehr von den Cossusen
gehört, sie schienen in einen wahren Dornröschenschlaf
gefallen zu sein. Bis sie im 20. Jahrhundert durch den
Prinzen J. H. Fabre, den die Stelle im Plinius philolo-
gisch, entomologisch und kulinarisch nicht ruhen ließ,
aufgeweckt wurden. In einer vom „Kosmos" heraus-
gegebenen Broschüre erzählt er, wie er eines schönen
Nadimittags mit einem kräftigen Brechwerkzeug in ein
paar vermoderte Fichtenstümpfe eindrang. Doch hören
wir ihn selbst:
„Das Holz besteht im Innern aus weichen, zunderartigen
Schichten, und in dessem feuchten, warmen Moder wim-
melt es von feisten Larven in der Dicke eines Daumens.
Sie sind von hübscher Elfenbeinfarbe und haben eine
seidenweiche Haut, so daß sie, wenn das Vorurteil nicht
wäre, sogar appetiterregend wirken könnten. Denn jede
dieser Larven sieht aus wie ein von frischer Butter
strotzender, durchsichtiger Darm. Bei diesem Anblick
kommt mir ein Gedanke: das ist der cossus. der echte
cossus. Warum soll ich nicht das vielgerühmte Mahl
versuchen? Die Gelegenheit ist günstig und kommt viel-
leicht nicht so bald wieder.
Gesagt, getan. Es ist gerade Fastnacht, die Zeit der
antiken Saturnalien mit ihren Schmausereien, und des-
halb erscheint der Augenblick für eine solche sonderbare
Kostprobe besonders geeignet.
Da uns über die Art, wie die cossus zur Zeit der
K. Martens
Durch eine Verfügung der jugoslawischen Re-
gierung muß nunmehr jeder Priester um Ge-
nehmigung zu „seinem Gewerbebetrieb" nach-
suchen. — Vielleicht kommt noch jemand auf
die Idee, den Vatikankonzern zu entflechten.
Die Rheinpfälzische Rundschau zitiert folgen-
den Ausspruch Stalins: „Bei einem Deutschen
wirkt der Kommunismus wie der Sattel auf
einer Kuh." — Aha, deshalb das Joch und die
unermüdliche Melkerei.
Cäsaren zubereitet wurden, nichts überliefert ist, so
wähle ich ein möglichst einfaches Verfahren. Auf kleine
Spießchen gereiht, werden sie auf dem Rost einer leb-
haften Kohlenglut ausgesetzt. Eine Messerspitze Salz
als unerläßliches Gewürz für unsere Speisen ist die
einzige Zugabe. Der Braten bräunt sich, schrumpft zu-
sammen und weint ein paar dicke Oeltränen, die bei
der Berührung mit den Kohlen Feuer fangen und mit
einer schönen, weißen Flamme brennen. Das Mahl ist
fertig und wird noch warm aufgetragen.
Angefeuert durch mein gutes Beispiel machen sich die
Tischgenossen, meine Familie und zwei anwesende Gäste,
unerschrocken an ihre Portion.
Nach einstimmigem Gutachten ist der Braten saftig,
weich und würzig. Es haftet ihm ein Geschmack wie von
gerösteten Mandeln an, den ein feines Vanillenaroma
noch feiner macht. Kurz, man findet das Wurmgericht
sehr annehmbar, ja, man könnte sagen, vorzüglich.
Nur die Haut läßt zu wünschen übrig, sie ist zu zäh.
Es ist wie eine delikate Wurst in Pergamentpapicr; der
Inhalt ist köstlich, die Hülle ungenießbar."
Die Erfindung eines neuen Gerichts ist 'für die Mensch-
heit von größcrem Wert als die Entdeckung eines Aste-
roiden, hat ein Philosoph des Kulinarismus gesagt
Stoßen wir uns nicht an die Hülle — auch die Weiß-
wurschthülle war ungenießbar, der Inhalt aber köstlich.
Die Brcchwerkzcugc geschultert und hinein in die sowieso
sdion abgeholzten Fichtenwälder! Eine straff organisierte
Cossus-Sammelaktion wird dazu beitragen, die Lebens-
mittclrationen zu erhöhen und den ausländischen Steuer-
zahler von der drückenden Last der Lebensmittelein-
fuhren zu erlösen. Zudem wird die rasch aufblühende
Oclträncnauffangindustrie das Wirtschaftsniveau erheb-
lich steigern und die Weltfettlückc durch den Export von
Trockenöltränen zustopfen können. -K-
S C H WA BINGER BILDERBOGEN
1. Max Radler: Politischer Jahrmarkt 3.—
2. Max Radler: Die damischen Ritter 3.—
3. Max Radler: Volksgenossen bei der
Wahl............ 1.50
4. Fr. Bilek: Die süße Tragödie . . . 2.—
5. Fr. Bilek: Rede an das XX. Jahr- ,
hundert........... 0.50
In Kürze erscheinen:
6. Otto Nückel: Das Parteiprogramm . 2.—
7. Max Radler: Die verrückte Stadt . 2.—
Bestellungen nimmt jede Buchhandlung entgegen
Freitag-Verlag, München 23, Werneckstr. 15a
und dann bekomme ich noch eine
Kavtoffelmarke von Ihnen!
DIE MITARBEITER DES HEFTES
soweit sie in den bisherigen Heften nicht verzeichnet
waren: Erich Münsch, 16. 12. 1920 in München; Josef
Ilmberger, 20. L 1899 n Rottach-Egern; Lothar Kuppel-
mayr, 9. 10. 1904 in Metz; K. Maertens, Daten folgen.
„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal
Bezugspreis im Vierteljahr RM 6.— zuzügl. 25 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „Her SIMPL" (Freitag-Verlag), München23, Werneckstr. 15a,
Kernruf 362072. Postscheckkonto: Der SIMPL, München Nr. 91599. —
Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red. M. Schrimpf. — Sprech-
stunden: Dienstag und Donnerstag von 9 bis 12 Uhr. _ Für
unverlangt eingesandte Manuskripte und Zeichnungen wird keine
Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Druck: Süd-
deutscher Verlag GmbH., München 2, Sendlinger Str. 80. — Aufläse:
50 000. — Copyright bv Freitag-Verlag 1946. — Published under
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Simpeleien"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift. ".. und dann bekomme ich noch eine Kartoffelmarke von Ihnen!"
Kommentar
Signatur: K. Martens
Maß-/Formatangaben
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Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
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Thema/Bildinhalt
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Literaturangabe
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 6, S. 67.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg