Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
H. Huth \

Wenn wir uns auch im Kreise bewegen, meine Herten, aber langsam geht es doch abwärts.

WENN DER KAISER WIEDERKOMMT

„Hallo", sagte der Crown-Sergeant, drückte auf
einen Knopf und dann gab es in dem unter-
irdischen Rüstungswerk einen fürchterlichen
Bums, wie es sich für ein paar Tonnen anstän-
digen Dynamits gehört.

Das Sprengkommando nickte zufrieden. In je-
nen Schächten, würden keine „Spielsachen"
mehr erzeugt werden. Zigaretten wurden ange-
zündet und —. Ja, so war das außerhalb.
Innen war es ganz anders. Da hörte man ein
mächtiges Fluchen. Erst dieser ungebührliche
Lärm, ein Explosionsstoß gegen den Bauch und
schließlich waren ihm noch ein paar Felsbrocken
in die Nase geflogen — er wachte auf und er-
schrak fürchterlich. Nicht wegen des Lärms —
o nein, er war ein Held vom Scheitel bis zur
Sohle —, sondern weil er in der Aufregung
aufgestanden war und sich dabei heftig am
Bart gerissen hatte, der im Laufe der Jahr-
hunderte durch den Tisch gewachsen war.
Der grimme Recke ergrimmte darob, zog sein
Schwert, holte aus und der Bart war ab. Dann
wankte er wie Charles Laughton in Monumen-
talfilmen durch einen jener Notausgänge ins
Freie, die großen Männern immer vorbehalten
sind. Die Männer draußen staunten nicht
schlecht. Da kam er, Friedrich der Staufer, ge-
nannt Rotbart oder Barbarossa, der Kaiser aus
dem Kyffhäuser, der/ da schlief nach der Sage,
bis das Reich fertig wäre, und nun war es
offenbar so weit, daß es fertig war — restlos
fertig. Sofort wurde der Kaiser umzingelt und
mußte Rede und Antwort stehen. 1190 war er
in einem Flusse Kleinasiens zur letzten Ruhe;

gegangen und nach 758 Jahren kam er munter
und kregel — das heißt: So lang ist der Zeit-
raum gar nicht. Genau genommen ist es nur die
Periode, in der jeder Bizonese von seiner Kar-
tenstelle einen Wintermantel und ein Paar
Schuhe zugeteilt bekommen soll.
Man führte den Kaiser im Triumph zum Bür-
germeister. Dieser war hocherfreut und nahm
ihn wegen unbefugten Waffenbesitzes sofort in

LEID-ZAHL

24 das ist Hamburg

und Hannover zweimal zehn,

13b ist Oberbayern . .,

Wer kann das System verstehn?

3 hat Mecklenburg und Pommern,
Baden aber 17a

Jedes Land hat seine Nommern, -
na, wie stehn wir wieder da?

Alles kann man numerieren,
jeden Kreis und jede Stadt.
Laßt uns nur organisieren.
Immer zu. Wer hat, der hat!

16 ist die Zahl für Hessen,

1 Berlin, na wonderfull.

Dabei kann man .fast vergessen, x

daß allein der MENSCH 'ne- Null. H. H.

HUJfDKRT.IÄHKTGK WEISH KITKW

Gewisse Menschen widersetzen sich der Preßfreiheit
aus den nämlichen Gründen, wie manche Mädchen
die Straßenbeleuchtung hassen.

Sieben Plagen mußten über Ägypten kommen, ehe
Pharao die Juden ziehen ließ. Wieviel Plagen wer-
den dann über gewisse Regierungen kommen müs-
sen, ehe sie den Völkern ihre natürlichsten Rechte
einräumen!

Von dem, was die Rechte vollbringt, soll die Linke
nichts wissen, sagt die Bibel. Die Rechte vollbringt
aber bei uns nichts, also kann die Linke auch nichts
wissen.

Hätte die Natur so viele Gesetze als der Staat,
Gott selbst könnte nicht regieren.

Wenn Regierungen diejenigen Revolutionen nicht
machen wollen, welche die Zeit gebeut, so entstehen
Revolutionen, welche die Zeit nicht haben will.

Mit Gott! sagt mancher, der dem Teufel dient.

Die Welt hat sich in Dunkelheit so verirrt, daß es
scheint, sie müsse erst wieder zum Chaos werden, ehe
für sie das Licht der Vernunft emporsteigen könne.

(Aus der Zeilschrift „Augsburger Flora", ein Blatt
für Unterhaltung und Belehrung, Jahrgang 1849.)

Gesammelt von J. Ilmberger

Strafe. Die Reichskleinodien wurden augen-
blicklich beschlagnahmt, in die Asservatenkam-
mer des zuständigen Landgerichtes eingelagert
und erschienen auch erst zweieinhalb Stunden
später auf dem Schwarzen Markt zu Hannover.
Was man mit dem Kaiser machen sollte, wußte
kein Mensch. Als Flüchtling konnte man ihn
nicht behandeln. Man dachte daran, ihn zu den
displaced persons zu verbuchen, aber dann
wurde es ruchbar, daß er 1162 Mailand zer-
stört hatte. Die zuständigen deutschen Polizei-
stellen bearbeiteten den Fall blitzschnell. In-
zwischen ging Kaiser Barbarossa zu Fuß von
Helmstedt bis Ansbach, wo er wohlbehalten
eintraf. Hier stieß er unvermutet auf einen
Jubiläums-Parteikongreß der CSU. wo zum
fünfundzwanzigsten Male die Gegensätze des
diversen Parteigeflügels endgültig ausgeglichen
wurden. Der Kaiser gab sich zu erkennen und
als er erklärte, daß er drei Kreuzzüge unter-
nommen hatte und die Macht des norddeut-
schen Weifenherzogs Heinrichs des Löwen ge-
brochen hatte, der — kein Mensch wußte etwas
Positives von ihm — ungefähr eine Kreuzung
zwischen Schlange - Schöningen und — und
irgendwelchen schrecklichen S-Preußen sein
mußte, da kannte der Jubel keine Grenzen.
Doch während man ihm noch einen Ehrenasch-
becher nebst Pfeifendeckel — nebst wirklichem
Pfeifendeckel überreichte, 'schritt das Unheii
schnell. Die Spruchkammer übersandte einen
Meldebogen und es war ein offenes Geheimnis,
daß man den guten, alten Kaiser als Militaristen
wegen der Verwüstung lombardischer Städte
als Hauptschuldigen anklagen und —.
Einige aber schrien:- „Heraus mit dem Sau-
preußen! Er ist nicht bei uns geboren, der
Schlawiner, der dreckate!" Da belaßte sich auch
der Landtag mit ihm und das „Neue Deutsch-
land" ergriff die Gelegenheit, darauf anzuspie-
len, daß die Reaktion iu Westen schon so weit
gediehen sei, daß bereits bärtige Kaiser am
hellen Tage auf der Straße —. Nun ja, es geht
ja nie ohne Verdrießlichkeit ab. wenn das
„Neue Deutschland" nach einem gewissen Kai-
ser „täglich rundschaut".

Der gute alte Kaiser aber saß' drei Tage in
einer Kneipe, las die Zeitungen, Aufrufe und
Gesetzblätter-, studierte die Lebensmittelaufrufe
nebst Gebrauchsanweisungen und Kommentaren,
zahlte, weinte bitterlich und ging durch die
ergriffene Menge wieder durch seinen Notaus-
gang in die Höhle im Kyffhäuser und ward nie
wieder gesehen.

Nur Pieck und Grotewohl sprachen noch oft
und gern davon, daß sie nicht glaubten, daß
der Kaiser wieder . zur Ruhe gegangen sei und
verdächtigten die Reaktion, ihn zu verbergen.
Doch war die Reaktion der Reaktion kühl und
unfreundlich — und dabei wollen wir es be-
wenden lassen. G. W. Borth

70
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Wenn wir uns auch im Kreise bewegen, meine Herren, aber langsam geht es doch abwärts"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Wenn wir uns auch im Kreise bewegen, meine Herren, aber langsam geht es doch abwärts."
Kommentar
Signatur: HEHU

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Huth, Helmuth
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 6, S. 70.

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen