ZOO-LOGISCH
Der arme II und
Ich bin der sogenannte „arme Hund",
wau-wau.
Ich belle mir die ganze Schnauze wund,
wau-wau.
Obwohl ich ganz bestimmt nichts hab verbrochen,
gibt man mir nichts als einen magren Knochen.
Man sagt, man hätt die Freiheit mir gebracht,
doch lieg ich an der Kette Tag und Nacht.
Wau-wau.
Ich raufte mal mit einem andern Hund,
wau-wau.
Jetzt sagen sie, das war der Strafe Grund,
wau-wau.
Die andern Hunde laufen alle frei,
vor meiner Hütte steht die Polizei.
Ich werd mit allen Hunden jetzt gehetzt
und komme gänzlich auf den Hund zuletzt.
Wau-wau.
Ich bin der sogenannte arme Hund,
wau-wau.
Bin hundemüde und auch nicht gesund,
wau-wau.
Es liegt der Knüppel stets bei mir parat,
den Letzten beißen sie im Hunde-Staat.
Da liegt der Hund begraben in der Welt.
Von der Maas bis an die Memel.
Von der Etsch bis an den — bellt:
Wau-wau.
DIE SCHNECKE
Meine Damen und Herren! Wir wenden uns nun,
da wir sowieso am Boden liegen, den Kriech-
tieren zu. Da sind also hier mal die Schnecken.
Mit Schnecken bezeichnet man vielerlei. Die
älteren Schnecken, äh, die älteren Herrschaften
erinnern sich sicherlich noch einer Haartracht
dieses Namens. Da wurden die Zöpfe in zwei
runden Gebilden rechts und links vom Kopf be-
festigt. Dazwischen • befand sich manchmal ein
Gesicht. Solche Schnecken gibt's heute nicht
mehr.
Dann nannte man „Schnecke" ein Weißgebäck
mit Zuckerguß, das fünf Pfennige kostete. Solche
Schnecken gibt's heute auch nicht mehr. Dann
ist die Schnecke ein Begriff aus der Technik.
Das kann ich nicht näher erläutern, denn die
einschlägigen Maschinen gibt es heute auch nicht
mehr. Sind demontiert.
Schließlich ist die Schnecke ein Tier. Ein lang-
sames! Sie wurde daher zum Symbol des Auf-
baus. Man .spricht vom sogenannten Schnecken-
VORM AFFENKÄFIG
Mir ist so froh in meinem Sinn,
daß ich nicht mehr ein Affe bin.
Auch mächt ich keinen „Affen" tragen
wie Anno Heil — in jenen Tagen.
Doch eines schmerzt mich sehr als Mann:
daß ich mir keinen kaufen kann.
Ich möchte, eh' sie mich begraben, '
mal wieder einen Affen haben ...
DIE ANGSTHASEN
Text: II ein - ll« r f »• i.</
Zeichnungen: Fi: BUetf
CHOR:
Wir sind die Angst-, Angst-, Angst-, Angst-Hasen,
Wir haben Furcht vor irgendwas.
Wir sind die Angst-, Angst-, Angst-, Angst-Hasen
und nähren uns von ,,Zitter"-Gras.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst vor 'm nächsten Winter,
Ich habe Angst vor 'm nächsten Krieg.
Ich habe Angst', man kommt dahinter,
daß so ein Krieg nicht stets ein Sieg.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um meine Möbel,
Ich habe Angst, ich werd' beklaut.
Ich habe Angst, daß mir der Pöbel
mal eins vor meinen Fettwanst haut.
DAS FAULTIER
Er schläft bis um acht und dann geht er ganz brav
ins Amt und schläft weiter. Bis eins.
Dann hält er 'nen ganz kurzen Mittagschlaf
im Schatten des amtlichen Scheins.
Dann schnarcht er laut weiter bis 16 Uhr 10,
dann trollt er ermüdet nach Haus,
dann ißt er und dann muß er schlafen gehn,
sonst hält er die Arbeit nicht aus.
So schlägt er sich durch — und so schläft er sich
durch,
was die, die ihn zahlen, erfreut.
Von Willem dem Zweiten bis Hindenburch,
vom Nazibeschißmus bis heut.
Er lebt zwischen Akten und klebt auf dem Thron
und leidet an Vorschriftatie.
'So ist er und bleibt er mit voller Pension
das Faultier der Demokratie!
tempo. Dieses verhält sich zum normalen Ar-
beitstempo wie der Geschwindigkeitsrekord zum
absoluten Stillstand. Die Schnecken können ihr
Haus immer mit sich nehmen. Das ist praktisch.
Sie kennen daher kein Flüchtlingsproblem. Auch
sonst unterscheiden sich die Menschen von den
Schnecken erheblich. Schnecken sind genießbar.
Die Menschen sind ungenießbar.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um Westeuropa,
Ich habe Angst vor. Molotow.
Ich habe Angst um meinen Opa,
der gestern nacht Methylschnaps soff.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um meinen Posten,
Ich habe Angst vor 'm fünften Reich.
Ich habe Angst vor all den Kosten
aus unserm letzten dummen Streich.
CHOR:
Uns hat die Angst, die Angst beim Wickel,
wir sind die Hasen — Sie verstehn ...
STIMME VON OBEN:
Und seid in Wahrheit die — Karnickel,
die jeder T a t im Wege stehn!
ABGESANG
Die Welt, mein Freund, du hast's gesehn,
ist nur als Tierpark zu verstehn.
Teils Raubtierhaus, teils Affenstall,
ein Riesenzoo in jedem Fall.
Doch nicht gebrüllt und nicht geweint!
Du selbst warst niemals nicht gemeint!
Wir meinten's weder ernst noch lyrisch,
nur wie's im Thema liegt: sa-tierisch!
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Der arme II und
Ich bin der sogenannte „arme Hund",
wau-wau.
Ich belle mir die ganze Schnauze wund,
wau-wau.
Obwohl ich ganz bestimmt nichts hab verbrochen,
gibt man mir nichts als einen magren Knochen.
Man sagt, man hätt die Freiheit mir gebracht,
doch lieg ich an der Kette Tag und Nacht.
Wau-wau.
Ich raufte mal mit einem andern Hund,
wau-wau.
Jetzt sagen sie, das war der Strafe Grund,
wau-wau.
Die andern Hunde laufen alle frei,
vor meiner Hütte steht die Polizei.
Ich werd mit allen Hunden jetzt gehetzt
und komme gänzlich auf den Hund zuletzt.
Wau-wau.
Ich bin der sogenannte arme Hund,
wau-wau.
Bin hundemüde und auch nicht gesund,
wau-wau.
Es liegt der Knüppel stets bei mir parat,
den Letzten beißen sie im Hunde-Staat.
Da liegt der Hund begraben in der Welt.
Von der Maas bis an die Memel.
Von der Etsch bis an den — bellt:
Wau-wau.
DIE SCHNECKE
Meine Damen und Herren! Wir wenden uns nun,
da wir sowieso am Boden liegen, den Kriech-
tieren zu. Da sind also hier mal die Schnecken.
Mit Schnecken bezeichnet man vielerlei. Die
älteren Schnecken, äh, die älteren Herrschaften
erinnern sich sicherlich noch einer Haartracht
dieses Namens. Da wurden die Zöpfe in zwei
runden Gebilden rechts und links vom Kopf be-
festigt. Dazwischen • befand sich manchmal ein
Gesicht. Solche Schnecken gibt's heute nicht
mehr.
Dann nannte man „Schnecke" ein Weißgebäck
mit Zuckerguß, das fünf Pfennige kostete. Solche
Schnecken gibt's heute auch nicht mehr. Dann
ist die Schnecke ein Begriff aus der Technik.
Das kann ich nicht näher erläutern, denn die
einschlägigen Maschinen gibt es heute auch nicht
mehr. Sind demontiert.
Schließlich ist die Schnecke ein Tier. Ein lang-
sames! Sie wurde daher zum Symbol des Auf-
baus. Man .spricht vom sogenannten Schnecken-
VORM AFFENKÄFIG
Mir ist so froh in meinem Sinn,
daß ich nicht mehr ein Affe bin.
Auch mächt ich keinen „Affen" tragen
wie Anno Heil — in jenen Tagen.
Doch eines schmerzt mich sehr als Mann:
daß ich mir keinen kaufen kann.
Ich möchte, eh' sie mich begraben, '
mal wieder einen Affen haben ...
DIE ANGSTHASEN
Text: II ein - ll« r f »• i.</
Zeichnungen: Fi: BUetf
CHOR:
Wir sind die Angst-, Angst-, Angst-, Angst-Hasen,
Wir haben Furcht vor irgendwas.
Wir sind die Angst-, Angst-, Angst-, Angst-Hasen
und nähren uns von ,,Zitter"-Gras.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst vor 'm nächsten Winter,
Ich habe Angst vor 'm nächsten Krieg.
Ich habe Angst', man kommt dahinter,
daß so ein Krieg nicht stets ein Sieg.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um meine Möbel,
Ich habe Angst, ich werd' beklaut.
Ich habe Angst, daß mir der Pöbel
mal eins vor meinen Fettwanst haut.
DAS FAULTIER
Er schläft bis um acht und dann geht er ganz brav
ins Amt und schläft weiter. Bis eins.
Dann hält er 'nen ganz kurzen Mittagschlaf
im Schatten des amtlichen Scheins.
Dann schnarcht er laut weiter bis 16 Uhr 10,
dann trollt er ermüdet nach Haus,
dann ißt er und dann muß er schlafen gehn,
sonst hält er die Arbeit nicht aus.
So schlägt er sich durch — und so schläft er sich
durch,
was die, die ihn zahlen, erfreut.
Von Willem dem Zweiten bis Hindenburch,
vom Nazibeschißmus bis heut.
Er lebt zwischen Akten und klebt auf dem Thron
und leidet an Vorschriftatie.
'So ist er und bleibt er mit voller Pension
das Faultier der Demokratie!
tempo. Dieses verhält sich zum normalen Ar-
beitstempo wie der Geschwindigkeitsrekord zum
absoluten Stillstand. Die Schnecken können ihr
Haus immer mit sich nehmen. Das ist praktisch.
Sie kennen daher kein Flüchtlingsproblem. Auch
sonst unterscheiden sich die Menschen von den
Schnecken erheblich. Schnecken sind genießbar.
Die Menschen sind ungenießbar.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um Westeuropa,
Ich habe Angst vor. Molotow.
Ich habe Angst um meinen Opa,
der gestern nacht Methylschnaps soff.
ERSTE BIS DRITTE STIMME:
Ich habe Angst um meinen Posten,
Ich habe Angst vor 'm fünften Reich.
Ich habe Angst vor all den Kosten
aus unserm letzten dummen Streich.
CHOR:
Uns hat die Angst, die Angst beim Wickel,
wir sind die Hasen — Sie verstehn ...
STIMME VON OBEN:
Und seid in Wahrheit die — Karnickel,
die jeder T a t im Wege stehn!
ABGESANG
Die Welt, mein Freund, du hast's gesehn,
ist nur als Tierpark zu verstehn.
Teils Raubtierhaus, teils Affenstall,
ein Riesenzoo in jedem Fall.
Doch nicht gebrüllt und nicht geweint!
Du selbst warst niemals nicht gemeint!
Wir meinten's weder ernst noch lyrisch,
nur wie's im Thema liegt: sa-tierisch!
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Das ist doch Zoo-Logisch"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 8, S. 91.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg