Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Abis Seidl: WÜRTTEMBERGISCHE LANDSCHAFT

Ob die neue Landes-Fahne

unschuldsweiß wie Kaffeesahne,

grün-gelb-Iila oder gräulich

oder anderswie abscheulich,

weiß man heut noch nicht präzis,

denn noch streiten sie um dies.

Doch in einem Punkt herrscht Eintracht

von Sonthofen bis Köln-Deutz,

nämlich daß man mittendrein macht

wieder mal: Ein schwarzes K r e u z 1

1$ wt\)i fcte g\a##t .

Einstmals (eingeführt von Kaisern)
war das Tuchkreuz quasi eisern.
Dann (erdacht vom Reichs-Lackierer)
kam zum Kreuz ein Haken-Vierer.
Dies be-hagte jedermann,
wie man sich erinnern kann.
So ist's zwar nicht recht, doch billig
(und den Christenmenschen freut's),
daß man gänzlich unfreiwillig
wieder fest uns legt aufs Kreuz!

Dieser Einfall sei begossen!

Welch Symbol, ihr Volksgenossen!

Denn wir hab'n nach dem Verlieren

wirklich unser „Kreuz" (mit Vieren!).

Ferner sieht man gleich uns an,

daß durchkreuzt wird mancher Plan ...

Da man sichtlich nichts Gescheut's weiß,

schlucken wir den Vorschlag doch,

denn sie könn' uns wirklich ... kreuzweis.

Allesamt. Die Fahne hoch! H. Hartwig

MIT DEUTSCHEM GRUSS!

Haben Sie es bemerkt? Es geht schon wieder an . .. Schon erhält man hin
und wieder Zuschriften oder Postkarten, welche „mit bayerischem Gruß"
schließen. Das erinnert doch an etwas — oder nicht?

Wer im Dritten Reich nicht gerade „Heil Hitler!" sagen wollte, beendete
seine Briefe „mit deutschem Gruß!" Am Anfang wenigstens. Später ging es
ja nicht mehr. Als einmal der Krieg ausgebrochen war, mußten sogar Ban-
kerotterklärungen mit einem donnernden „Sieg Heil!" unterzeichnet werden.
Der „deutsche Gruß" in der Korrespondenz brachte damals eine gewisse
Zurückhaltung, ja mitunter sogar eine bescheidene Opposition des Brief-
schreibers zum Ausdruck. Dem „bayerischen Gruß", wie er sich in diesen
Tagen einzubürgern beginnt, stehen zwar keine „bizonalen Grüße" gegen-
über, doch ist auch er seinem Charakter nach durchaus oppositionell. Gegen
die westliche Zentralisierung wahrscheinlich. Logischerweise dürfte seine Er-
gänzung lauten: „Nieder mit Frankfurt!"

Ganz abgesehen davon — was das überhaupt heißen soll! Warum werden
Grüße bei uns so gerne national gefärbt? Stellen wir uns einmal vor, daß so
etwas bei allen Völkern der Erde üblich wäre — was für sonderbare Schreiben
zum Beispiel ein Auslandskorrespondent erhalten müßte:
„... und so verbleiben wir mit besten brasilianischen Grüßen ..." „... mit
luxemburgischem Gruß, auch an fhre werte Erau Gemahlin . ..", „. . . mit
freundlich uruguayanischen Empfehlungen schließend, zeichne ich ...",„... Ohne
mehr für heute empfehle ich mich auf französisch . . .", „. . . Mit schwedischer
Hochachtung! . ..", „. .. Mit treubolivianischer Ergebenheit.. .", „.... Ge-
nehmigen Sie, hochverehrter Herr Rotzbichler, den Ausdruck meiner voll-
kommensten afghanischen Hochschätzung ...",„... Mit inner-mongo-
lischem Händedruck ...",„... Ihre freundlichen Grüße erwidere ich auf

das Peruanischste und verbleibe...", „. . . Zum Jahrestag Ihrer Firma zu-
förderst meinen Glückwunsch als Kaffer!"

Gewiß, es gibt noch Länder, die sogar in nüchterner Handelskorrespondenz
darauf bestehen, das Banner ihrer nationalistischen Begeisterung zu entrollen.
Auf der iberischen Halbinsel soll über der Signatur des Absenders häufig
„Arriba Espana!" zu lesen sein — „Vorwärts Spanien!" Was sicherlich auf
manche sehr eindrucksvoll wirkt, namentlich, wenn unmittelbar daneben
steht: „Per Einschreiben!" oder „2 Anlagen, 1 Prospekt." Aber — wollen
wir uns den Stil Francos zum Vorbild nehmen? Wirklich Vorwärts- und
Aufwärtsstrebende tun dies nicht!

Warum übrigens nicht auch „seitwärts"? Das Gute kann manchmal im Ab-
seitigen liegen. Auch Varianten, wie „Rittlings, Santo Domingo!" oder
„Ueberzwerch, Haiti!" wären denkbar. Man hat jedoch derartiges noch nicht
vernommen.

Ein sehr schöner bayerischer Gruß wäre z. B. „Grüaß Gohd!" oder „Servus
Drei Quartel!" Außerdem macht auch der englische Gruß bedeutende Fort-
schritte in Bayern. Nicht im kirchlichen Sinne,- sondern im profanen Alltags-
gebrauch. Die Zahl derer, die sich mit der weltlichen Anrede „How do you
do?" begrüßen, nimmt ständig zu. Auch die herzlichen Abschiedsworte „So
long, old socks" — auf Wiedersehen, du altes Paar Socken! — gewinnen
täglich mehr an Beliebtheit. Warum verwendet man so etwas nicht im schrift-
lichen Verkehr?

Sitt' und Tracht der Alten wollen wir in Bayern zwar eifrigst erhalten, aber
sonderbar — in unsere Briefschlüsse möchten wir immer gerne etwas politisch
Bedeutsames hineinlegen. Und gerade das taten unsere Väter nun ganz und
gar nicht! Die schlössen ihre Privatbriefe meistens mit „Gruß und Kuß —
Dein Julius". Geschäftsbriefe hörten mit einem „Hochachtend" auf.
Es ging auch ... Walter F. Kloeds

266
Image description

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Württembergische Landschaft"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Seidl, Alois
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 23, S. 266.

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen