PREISSPIEGEL DER GEFÜHLE
BESORGNISERREGENDE ENTWICKLUNG AUF DEM ILLEGITIMEN MARKT
Dem Halbjahresbericht der städtischen Moral-
Schau-Kommission entnehmen wir folgenden Ab-
schnitt, der in seiner nüchternen Sprache deutlicher
als jeder Film oder jeder Zeitroman die Gefahren
aufzeigt, welche die Erhardsche Politik der freien
Marktwirtschaft für unser standesamtsbewirtschaf-
tetes und wohlrationiertes Ehe- und Familienleben
allenthalben birgt:
Seit der Währungsreform ist auf dem gesamten
Erotik-Sektor eine erhöhte Aktivität zu verzeich-
nen. Besseres Essen, freundlichere Gaststätten
(häufig mit Nischen-Einbauten), raschere Zugver-
bindungen und vielfältigere Unterkunftsmöglich-
keiten haben die Voraussetzungen dafür geschaf-
fen. Von Seiten eines weißhaarigen, bisher als
ruhig bekannten Mannes, der sich intensiv der
Graphologie und dem Sammeln von Waschpulver
gewidmet hatte, konnte folgende Aeußerung ge-
bucht werden, die für einen großen Kreis Gleich-
altriger als charakteristisch gelten darf: „Weißt,
Schwager" — sagte er — „zum Ess'n gibt's wieder
was, zum Trinken gibt's wieder was — und des
andere kommt auch wieder." Letzteres kann nur als
Hinweis auf den erhöhten Umgang mit Weiblich-
keit unpassenden Alters angesehen werden, der
von Seiten sehr vieler Männer während der letzten
Kriegsjahre mit Rücksicht auf Fliegeralarme, Ver-
dunklung und andere Mühsale weitgehend zu-
gunsten des Familienlebens eingeschränkt worden
war.
Ständig laufen bei unserer Kommission Klagen
von reiferen Ehefrauen ein, die darüber Be-
schwerde führen, daß die eheliche Treue ihrer
Lebensgefährten proportional zur steigenden Bes-
serung der Ernährungslage abnehme. Interessanter-
weise ergibt sich aus diesen Verhältnis-Zahlen ein
echtes Bild der wirklichen Ernährungslage, das
keineswegs mit den Erklärungen kalorienverteilen-
der Stellen in Uebereinklang steht. Die bedauerns-
werten Gattinnen dieser schwarz-grau ernährten
Schürzenjäger richten daher einen flammenden
Protest an den Ernährungsminister und verlangen,
daß unerbittlich und scharf gegen Gaststätten ein-
geschritten werde, die das der Unmoral dienende
markenfreie Essen gegen erhöhten, der legitimen
Haushaltkasse hinterzogenen Entgelt abgäben.
Ein Mann, der seit Jahren erstmalig wieder un-
erfaßbare Fleischgerichte in großer Auswahl zu
sich nehmen könne, ohne durch die der Gattin
unterstehenden Lebensmittelmarken kontrollierbar
zu sein, müsse selbstverständlich der Fleischeslust
anheimfallen. Denn man wisse, was es bedeute,
wenn einer zwei Paar Wiener Würste, ein Gulasch,
ein Tartarbeefsteak und Hammel, sauer, in sich
hineinschlinge, noch dazu in Gesellschaft gleich-
hungriger Frauenspersonen, die ihre üblen Ab-
sichten auch noch durch den Genuß zahlreicher
kostspieliger Süßspeisen und Kuchenarten be-
kundeten.
Es liegen eidesstattliche Erklärungen der Ehefrauen
Resi H., Käthe F. und Franziska Nü. vor, die
übereinstimmend aussagen, daß die ihnen an-
getrauten Männer von 1944 an, wo sie sämtliche
aus Gründen der Diskretion während unangenehm-
ster Fliegerangriffe in oberen Stockwerken frem-
der Häuser bleiben mußten, bis zum Juli 1948,
wo die Währungsreform ihnen plötzlich die Frei-
heit von der ehelichen Markenpflicht wiedergab,
sich ausschließlich familienfrohem abendlichem Zei-
tungslesen, häuslicher Basteltätigkeit und kleine-
ren, familienbedingten Schwarzmarktgeschäftchen
hingaben. Abendliche Konferenzen sowie Ge-
schäftsreisen fanden so gut wie nicht mehr statt.
Nun ist ein jahreszeitlich verspätetes Frühlings-
erwachen, gefolgt von regster Geschäftstätigkeit,
zu verzeichnen. Abendliche Sitzungen dehnen sich
bis in den Morgen, fremde Firmeninhaberinnen
rufen mit zwitschernden Anreden daheim an, aus-
gedehnte Geschäftsreisen, für die meist zwei
Pyjamas, Eau de Cologne und das dem Sohn
wieder abgenommene Saffianleder-Reisenecessaire
mitgenommen werden, erregen das berechtigte
Mißtrauen der Gattinnen. Im Interesse der Moral
bedauern die Gattinnen das Abnehmen der nächt-
lichen Ruhestörungen durch Straßenräuber, das
Vorhandensein von Taxis, das garantierte Aus-
bleiben auch harmlosen Fliegeralarms, was alles
nachgewiesenermaßen seinerzeit den männlichen
Verbleib in fremden Heimstätten stark einge-
schränkt hat. Die Einführung von Stromsperren
dünkt den Frauen als im höchsten Grad ungeeig-
net als Mittel zur Stärkung der legitimen Moral.
Erfolgversprechender scheint die Rückkehr zur ab-
soluten Zwangswirtschaft, das Verbot des Alko-
holausschanks und die noch strengere Bewirtschaf-
tung des Wohnraumes. Hier müsse endlich die
Abgabe eines wenn auch noch so kleinen ab-
geschlossenen Wohnraumes an eine Einzelperson
unterbunden werden, ja, man müsse sich über-
legen, ob nicht schon der Besitz einer menschen-
leeren Liegestatt gewisse Gefahren für die Moral
anderer in sich berge.
Die Preise der Unmoral scheinen schwankend. Die
für ihre Sparsamkeit bekannten Angehörigen der
Besatzungsmacht hätten hier im günstigen Sinne
preisbildend gewirkt. Trotzdem erhöhten sich die
Lebenshaltungskosten mancher Männer nicht, wie
man annehmen sollte, um das Doppelte, sondern
W. Preetorius: VIERTELAKT
um ein Vielfaches, besonders, wenn es sich um
Männer in den sogenannten besten Jahren (und
etwas darüber) handelt.
Aus Kreisen des Junggesellen Verbandes e. V. wurde
nun der beachtenswerte, neue Amtsmöglichkeiten
schaffende Vorschlag auf Einführung einer laufend
abzustempelnden Ehekarte gemacht. Es soll dazu
ein fliegender Ehedienst eingerichtet werden, der
in kurzen Abständen allerorten seine Stopp- und
Stempelstellen hat, an denen die Ehemänner nach
Art der Nachtwächter halbstündlich von geprüften
Vertrauens-Gattinnen ihre Karte stechen lassen
müssen. Die Moralkommission hat gegen diesen
gewiß begrüßenswerten Vorschlag vorerst nur —
aus langen Erfahrungen heraus — das eine Be-
denken, daß sich sicherlich gegen geringes Entgelt
Subjekte finden lassen werden, die mit den Ehe-
karten anderweitig beschäftigter Ehemänner von
Stoppstelle zu Stoppstelle rasen und — womög-
lich für mehrere verhinderte Gatten gleichzeitig
— die nötigen moralischen Eintragungen besorgen.
Die weitere Behandlung dieser Fragen ist vorerst
dem Unterausschuß des Zentralausschusses der
Moralbewirtschaftung, Abteilung Städtische Moral-
Schau-Kommission, übertragen worden. E. H.
Zwei Balkananekdoteti
ODER DIE „NEUORDNUNG EUROPAS"
1942 erzählte man sich:
Ein Europa recht fernes Land hatte Anno 1942
einen Diplomatenposten in Budapest neu zu
besetzen. Da der Diplomat in europäischen
Angelegenheiten nicht ganz fest war, so bat
er einen Kollegen vom Europa-Ressort um
nähere Unterweisung. „Sagen Sie, ist Ungarn
nicht ein Königreich?" — „Gewiß." — „Dann
hat es also einen König?" — „Nein, es wird
von einem Reichsverweser regiert!" — „Das
ist sicherlich ein General?" — „Nein, ein
Admiral!" — „Dann besitzt Ungarn also eine
Flotte?" — „Nicht doch, die hat ihm Italien
weggenommen!" — „So, dann ist Italien wohl
sein Feind?" — „Nein, sein bester Freund!"
— „Ach, wer ist denn sein Feind?" — „Nun,
Rußland natürlich!" — „Dann hat es gewiß
Forderungen an Rußland zu stellen?" —
„Nein, aber gegen Rumänien!" — „Dann
führt es also Krieg gegen Rumänien?" —
„Nein, natürlich nicht, denn Rumänien ist
doch sein Bundesgenosse!" — „Aha, so ist das,
aber verstehen Sie das?" — „Nun ja, das ist
doch die Neuordnung Europas."
1948:
Derselbe Diplomat, der längere Zeit von
Europa abwesend war, sollte nun nach Bel-
grad versetzt werden. Wieder holte er sich
Informationen ein: „Sagen Sie mal, Jugo-
slawien ist doch eine Demokratie?" — „Natür-
lich!" — „Da wird es wohl demokratisch
regiert?" — „Nicht doch, es ist doch eine
Volksdemokratie!" — „Dann regiert also das
Volk?" — „Im Gegenteil, es herrscht Tito als
Diktator!" — „Dann ist es ja faschistisch!" —
„Aber nein, kommunistisch!" — „Dann wird
Jugoslawien gewiß mit Rußland befreundet
sein?" — „Keineswegs, es ist verfeindet!" —
„Na, dann wird Stalin ja verfemt sein in Bel-
grad!" — „Aber nein, man bewundert und
preist ihn und stellt überall sein Bild aus!"
— „Nein, so etwas. Da bekommt Jugoslawien
wohl Geld von ihm?" — „Im Gegenteil, An-
leihen etc. erhält es von den USA." — „Was
Sie nicht sagen. Da wird Tito die Vereinigten
Staaten gewiß unterstützen, ich meine, an der
Donau zum Beispiel?" — „Durchaus nicht, er
will sie dort ausschalten." — „Aha, aber ver-
stehen Sie das?" — „Nun ja, das ist das neue
Europa." Pf.
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BESORGNISERREGENDE ENTWICKLUNG AUF DEM ILLEGITIMEN MARKT
Dem Halbjahresbericht der städtischen Moral-
Schau-Kommission entnehmen wir folgenden Ab-
schnitt, der in seiner nüchternen Sprache deutlicher
als jeder Film oder jeder Zeitroman die Gefahren
aufzeigt, welche die Erhardsche Politik der freien
Marktwirtschaft für unser standesamtsbewirtschaf-
tetes und wohlrationiertes Ehe- und Familienleben
allenthalben birgt:
Seit der Währungsreform ist auf dem gesamten
Erotik-Sektor eine erhöhte Aktivität zu verzeich-
nen. Besseres Essen, freundlichere Gaststätten
(häufig mit Nischen-Einbauten), raschere Zugver-
bindungen und vielfältigere Unterkunftsmöglich-
keiten haben die Voraussetzungen dafür geschaf-
fen. Von Seiten eines weißhaarigen, bisher als
ruhig bekannten Mannes, der sich intensiv der
Graphologie und dem Sammeln von Waschpulver
gewidmet hatte, konnte folgende Aeußerung ge-
bucht werden, die für einen großen Kreis Gleich-
altriger als charakteristisch gelten darf: „Weißt,
Schwager" — sagte er — „zum Ess'n gibt's wieder
was, zum Trinken gibt's wieder was — und des
andere kommt auch wieder." Letzteres kann nur als
Hinweis auf den erhöhten Umgang mit Weiblich-
keit unpassenden Alters angesehen werden, der
von Seiten sehr vieler Männer während der letzten
Kriegsjahre mit Rücksicht auf Fliegeralarme, Ver-
dunklung und andere Mühsale weitgehend zu-
gunsten des Familienlebens eingeschränkt worden
war.
Ständig laufen bei unserer Kommission Klagen
von reiferen Ehefrauen ein, die darüber Be-
schwerde führen, daß die eheliche Treue ihrer
Lebensgefährten proportional zur steigenden Bes-
serung der Ernährungslage abnehme. Interessanter-
weise ergibt sich aus diesen Verhältnis-Zahlen ein
echtes Bild der wirklichen Ernährungslage, das
keineswegs mit den Erklärungen kalorienverteilen-
der Stellen in Uebereinklang steht. Die bedauerns-
werten Gattinnen dieser schwarz-grau ernährten
Schürzenjäger richten daher einen flammenden
Protest an den Ernährungsminister und verlangen,
daß unerbittlich und scharf gegen Gaststätten ein-
geschritten werde, die das der Unmoral dienende
markenfreie Essen gegen erhöhten, der legitimen
Haushaltkasse hinterzogenen Entgelt abgäben.
Ein Mann, der seit Jahren erstmalig wieder un-
erfaßbare Fleischgerichte in großer Auswahl zu
sich nehmen könne, ohne durch die der Gattin
unterstehenden Lebensmittelmarken kontrollierbar
zu sein, müsse selbstverständlich der Fleischeslust
anheimfallen. Denn man wisse, was es bedeute,
wenn einer zwei Paar Wiener Würste, ein Gulasch,
ein Tartarbeefsteak und Hammel, sauer, in sich
hineinschlinge, noch dazu in Gesellschaft gleich-
hungriger Frauenspersonen, die ihre üblen Ab-
sichten auch noch durch den Genuß zahlreicher
kostspieliger Süßspeisen und Kuchenarten be-
kundeten.
Es liegen eidesstattliche Erklärungen der Ehefrauen
Resi H., Käthe F. und Franziska Nü. vor, die
übereinstimmend aussagen, daß die ihnen an-
getrauten Männer von 1944 an, wo sie sämtliche
aus Gründen der Diskretion während unangenehm-
ster Fliegerangriffe in oberen Stockwerken frem-
der Häuser bleiben mußten, bis zum Juli 1948,
wo die Währungsreform ihnen plötzlich die Frei-
heit von der ehelichen Markenpflicht wiedergab,
sich ausschließlich familienfrohem abendlichem Zei-
tungslesen, häuslicher Basteltätigkeit und kleine-
ren, familienbedingten Schwarzmarktgeschäftchen
hingaben. Abendliche Konferenzen sowie Ge-
schäftsreisen fanden so gut wie nicht mehr statt.
Nun ist ein jahreszeitlich verspätetes Frühlings-
erwachen, gefolgt von regster Geschäftstätigkeit,
zu verzeichnen. Abendliche Sitzungen dehnen sich
bis in den Morgen, fremde Firmeninhaberinnen
rufen mit zwitschernden Anreden daheim an, aus-
gedehnte Geschäftsreisen, für die meist zwei
Pyjamas, Eau de Cologne und das dem Sohn
wieder abgenommene Saffianleder-Reisenecessaire
mitgenommen werden, erregen das berechtigte
Mißtrauen der Gattinnen. Im Interesse der Moral
bedauern die Gattinnen das Abnehmen der nächt-
lichen Ruhestörungen durch Straßenräuber, das
Vorhandensein von Taxis, das garantierte Aus-
bleiben auch harmlosen Fliegeralarms, was alles
nachgewiesenermaßen seinerzeit den männlichen
Verbleib in fremden Heimstätten stark einge-
schränkt hat. Die Einführung von Stromsperren
dünkt den Frauen als im höchsten Grad ungeeig-
net als Mittel zur Stärkung der legitimen Moral.
Erfolgversprechender scheint die Rückkehr zur ab-
soluten Zwangswirtschaft, das Verbot des Alko-
holausschanks und die noch strengere Bewirtschaf-
tung des Wohnraumes. Hier müsse endlich die
Abgabe eines wenn auch noch so kleinen ab-
geschlossenen Wohnraumes an eine Einzelperson
unterbunden werden, ja, man müsse sich über-
legen, ob nicht schon der Besitz einer menschen-
leeren Liegestatt gewisse Gefahren für die Moral
anderer in sich berge.
Die Preise der Unmoral scheinen schwankend. Die
für ihre Sparsamkeit bekannten Angehörigen der
Besatzungsmacht hätten hier im günstigen Sinne
preisbildend gewirkt. Trotzdem erhöhten sich die
Lebenshaltungskosten mancher Männer nicht, wie
man annehmen sollte, um das Doppelte, sondern
W. Preetorius: VIERTELAKT
um ein Vielfaches, besonders, wenn es sich um
Männer in den sogenannten besten Jahren (und
etwas darüber) handelt.
Aus Kreisen des Junggesellen Verbandes e. V. wurde
nun der beachtenswerte, neue Amtsmöglichkeiten
schaffende Vorschlag auf Einführung einer laufend
abzustempelnden Ehekarte gemacht. Es soll dazu
ein fliegender Ehedienst eingerichtet werden, der
in kurzen Abständen allerorten seine Stopp- und
Stempelstellen hat, an denen die Ehemänner nach
Art der Nachtwächter halbstündlich von geprüften
Vertrauens-Gattinnen ihre Karte stechen lassen
müssen. Die Moralkommission hat gegen diesen
gewiß begrüßenswerten Vorschlag vorerst nur —
aus langen Erfahrungen heraus — das eine Be-
denken, daß sich sicherlich gegen geringes Entgelt
Subjekte finden lassen werden, die mit den Ehe-
karten anderweitig beschäftigter Ehemänner von
Stoppstelle zu Stoppstelle rasen und — womög-
lich für mehrere verhinderte Gatten gleichzeitig
— die nötigen moralischen Eintragungen besorgen.
Die weitere Behandlung dieser Fragen ist vorerst
dem Unterausschuß des Zentralausschusses der
Moralbewirtschaftung, Abteilung Städtische Moral-
Schau-Kommission, übertragen worden. E. H.
Zwei Balkananekdoteti
ODER DIE „NEUORDNUNG EUROPAS"
1942 erzählte man sich:
Ein Europa recht fernes Land hatte Anno 1942
einen Diplomatenposten in Budapest neu zu
besetzen. Da der Diplomat in europäischen
Angelegenheiten nicht ganz fest war, so bat
er einen Kollegen vom Europa-Ressort um
nähere Unterweisung. „Sagen Sie, ist Ungarn
nicht ein Königreich?" — „Gewiß." — „Dann
hat es also einen König?" — „Nein, es wird
von einem Reichsverweser regiert!" — „Das
ist sicherlich ein General?" — „Nein, ein
Admiral!" — „Dann besitzt Ungarn also eine
Flotte?" — „Nicht doch, die hat ihm Italien
weggenommen!" — „So, dann ist Italien wohl
sein Feind?" — „Nein, sein bester Freund!"
— „Ach, wer ist denn sein Feind?" — „Nun,
Rußland natürlich!" — „Dann hat es gewiß
Forderungen an Rußland zu stellen?" —
„Nein, aber gegen Rumänien!" — „Dann
führt es also Krieg gegen Rumänien?" —
„Nein, natürlich nicht, denn Rumänien ist
doch sein Bundesgenosse!" — „Aha, so ist das,
aber verstehen Sie das?" — „Nun ja, das ist
doch die Neuordnung Europas."
1948:
Derselbe Diplomat, der längere Zeit von
Europa abwesend war, sollte nun nach Bel-
grad versetzt werden. Wieder holte er sich
Informationen ein: „Sagen Sie mal, Jugo-
slawien ist doch eine Demokratie?" — „Natür-
lich!" — „Da wird es wohl demokratisch
regiert?" — „Nicht doch, es ist doch eine
Volksdemokratie!" — „Dann regiert also das
Volk?" — „Im Gegenteil, es herrscht Tito als
Diktator!" — „Dann ist es ja faschistisch!" —
„Aber nein, kommunistisch!" — „Dann wird
Jugoslawien gewiß mit Rußland befreundet
sein?" — „Keineswegs, es ist verfeindet!" —
„Na, dann wird Stalin ja verfemt sein in Bel-
grad!" — „Aber nein, man bewundert und
preist ihn und stellt überall sein Bild aus!"
— „Nein, so etwas. Da bekommt Jugoslawien
wohl Geld von ihm?" — „Im Gegenteil, An-
leihen etc. erhält es von den USA." — „Was
Sie nicht sagen. Da wird Tito die Vereinigten
Staaten gewiß unterstützen, ich meine, an der
Donau zum Beispiel?" — „Durchaus nicht, er
will sie dort ausschalten." — „Aha, aber ver-
stehen Sie das?" — „Nun ja, das ist das neue
Europa." Pf.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Viertelakt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur: W. Preetorius
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 24, S. 281.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg