Ehrenvoller Verdacht
Was sagen Sie zu den erstaunlichen Waffenerfolgen
der Juden in Palästina? Schneidig, wie die sich
gegen die Araber gehalten haben, — ohne Zweifel!
Aber nun ein Wort im Vertrauen: Seit 1933 sind
doch zahlreiche Emigranten aus Deutschland nach
Erez Israel ausgewandert. Na schön, — und nun
überlegen Sie sich mal: Sollten da nicht einige
darunter gewesen sein, die früher in der deutschen
Armee Reserveleutnants waren...?! Sehen Sie,
man muß die Sache nur vom richtigen Gesichts-
winkel aus betrachten!
Wo edle Rosen in seltener Pracht erblühen, muß
da nicht ein Meister der Gärtnerei seines Amtes
gewaltet haben? Wenn Schnee am Boden liegt,
hat's geschneit, und ist es recht wann, so scheint
gewiß die liebe Sonne ...
Und wird irgendwo in Gottes weiter Welt gesiegt,
so stecken — Parbleu! — bestimmt deutsche Off'-
ziere dahinter!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda . .. !
*
Beim Burenkrieg fing es schon an. Wie kam jenes
wackere Kolonistenvölkchen zu seinen überraschen-
den Siegen? Da waren deutsche Off'ziere am
Werk! Dann kam der Boxeraufstand. „The Ger-
mans to the front!" Mehr zu sagen ist nicht nötig.
Das Kaiserwort „Pardon wird nicht gegeben!"
machte es selbst einer Welt von Neidern unmög-
lich, den deutschen Off'ziersgeist zu leugnen, der
die internationale Expedition gegen China zum
Siege führte. Daß 1904 die Japaner das russische
Zarenreich in die Knie zwingen konnten, ver-
dankten sie der jahrelangen, zähen Kleinarbeit
deutscher Instruktionsoff'ziere, welche die Armee
des Mikado ausgebildet hatten . ..
Wo nämlich auch immer gesiegt wird — am Ende stecken immer deutsche
Off'ziere dahinter. Manchmal tritt dies offen zutage, manchmal muß man
erst durch scharfsinniges Nachdenken daraufkommen. Denn der deutsdie
Off'zier hat das Monopol auf das Siegen in Erbpacht bekommen. Der Gott,
der Eisen wachsen ließ, hat es ihm sozusagen als Lehen gewährt und dem
deutschen Off'zierskorps die Mission auferlegt: „Gehet hin und lehret alle
Völker wie man siegt!" Ein ganz natürlicher Instinkt ist es also, wenn der
biedere Durchschnittsdeutsche hinter allen militärischen Erfolgen, von denen
Kunde zu ihm dringt, das Wirken jenes Mannes wittert oder zu wittern ver-
meint, den er durch seine Militärdienstpflicht als Verkörperung alles Sieg-
haften so gründlich kennen und — au Backe! — respektieren lernte: Den
M. Frishmann
deutschen Off'zier!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda .
Man blicke um sich und scheue sich nicht vor gelegentlichen heftigen Schweiß-
ausbrüchen! Wohl gab es Leute, welche lächelten, wenn man im ersten
Balkankrieg die Siege der Bulgaren und im zweiten Balkankrieg die Erfolge
der Türken deutschen Instruktionsoff'zieren zuschrieb. Da gibt es aber gar
nichts zu lächeln! Sie waren eben auf beiden Seiten! — Was im ersten Welt-
G. Gebauhr
„Entschuldigen Sie, Herr Direktor, aber Ihre Frau hat mich telephonisch
beauftragt, Ihnen etwas zu trinken in die Sitzung zu bringen."
krieg alles zusammengesiegt wurde, ist sattsam bekannt und bedarf keiner
weiteren Detaillierung. Gewonnen haben ihn vielleicht die anderen — durch
Hinterlist und Tücke, und infolge des sozialdemokratischen Dolchstoßes —
gesiegt aber haben wir! Gesiegt hat der deutsche Off'zier!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda ... !
*
Um es endlich auszusprechen: Wir haben auch diesen zweiten Weltkrieg
nicht verloren! Wer anders denkt, ist ein verächtliches Subjekt! Nur sich
nicht leichtfertig vom Scheine trügen lassen! Erst mal nachdenken! Wer —
wen? Darauf kommt es an. Von wem wurden die feindlichen Heere be-
fehligt? Fällt Ihnen gar nichts auf, wenn Sie den Namen Eisenhower hören
oder lesen, Eisenhauer, Knochenhauer, Hauer überhaupt und im besonderen
— der amerikanische Oberbefehlshaber war doch deutscher Abstammung!
Das gilt es festzuhalten!--In der russischen Armee gab es, oder gibt es
möglicherweise heute noch, einen General Blücher! Wer lacht da? — Mit
Verlaub, wie heißt denn der Kommandant der französischen Streitkräfte in
Deutschland? König heißt er, jawohl, ganz schlicht und recht König — ein
urdeutscher Name und ein althergebrachter Begriff... Alles deutscher Ab-
stammung! Und da wundert man sich, wenn heute von Deutschland nichts
mehr übrig ist? Deutsche haben Deutsche besiegt!! Das sind, bestenfalls, die
nackten Tatsachen . ..
Nein, scheinbare Ausnahmen bestätigen nur aufs glänzendste die Regel. Wir
Deutsche sind zum Siegen geboren! Durch widrige Verkettung von unvorher-
gesehenen Umständen kann uns wohl hin und wieder der Sieg gestohlen
werden, wie die Geschichte lehrt, aber in ehrlichem Kampfe abgerungen .. . ?
Nee, kommt nich in Frage! *
Fest steht und treu der deutsche Off'zier. Unerschüttert bekennt er sich
weiterhin zur heiligen Tradition von Poposcheitel und Monokel. Mit dem
bißchen Demokratie, das gegenwärtig ausgebrochen ist, wird er auch noch
fertig werden. Wenn's wieder einmal zum „Eigentlichen" kommt, wenn die
Drommeten das nächstemal schmettern, wird man nur darauf achten müssen,
keine gegnerischen Befehlshaber von deutscher Abstammung vor sich zu
haben ... Das ist alles! Und dafür wird schon irgendwie gesorgt werden^...
Bis dahin einstweilen in gedämpftem Ton, nur innerhalb der eigenen vier
Wände, doch darob nicht weniger innig:
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda .
PICCARD
Walter F. Kloeck
„Ach wie schön, daß wir den gleichen Geschmack haben/"
Als er einstens aufwärts strebte
und der Schwerkraft leicht entfloh,
stratosphärisch uns entschwebte,
war'n wir ängstlich und doch froh.
Denn es stand ja fest bei allen:
Runter muBt' er wieder fallen!
Nun, da er die Tiefe suchte,
tauchend nach den Gründen späht,
war'n wir leider nicht so sicher,
daß es wieder aufwärts geht.
Unklar war im Grund-Prinzip,
ob er nicht doch unten blieb.
Er war weise und hat deshalb
seinen Apparat „entmannt",
den er dann nach den Versuchen
prompt zerschunden wiederfand.
Zwar verstand der Himmel Spaß,
doch die Erde bleibt ein Aas.
Draus erhellt: Wer hoch hinaus will,
kommt in jedem Fall nach unt' —
Doch wer allzutief gesunken,
geht in wahrstem Sinn „zu Grund".
Schluß (für Leser, welche kritisch):
Dies Gedicht ist unpolitisch! h. h.
282
Was sagen Sie zu den erstaunlichen Waffenerfolgen
der Juden in Palästina? Schneidig, wie die sich
gegen die Araber gehalten haben, — ohne Zweifel!
Aber nun ein Wort im Vertrauen: Seit 1933 sind
doch zahlreiche Emigranten aus Deutschland nach
Erez Israel ausgewandert. Na schön, — und nun
überlegen Sie sich mal: Sollten da nicht einige
darunter gewesen sein, die früher in der deutschen
Armee Reserveleutnants waren...?! Sehen Sie,
man muß die Sache nur vom richtigen Gesichts-
winkel aus betrachten!
Wo edle Rosen in seltener Pracht erblühen, muß
da nicht ein Meister der Gärtnerei seines Amtes
gewaltet haben? Wenn Schnee am Boden liegt,
hat's geschneit, und ist es recht wann, so scheint
gewiß die liebe Sonne ...
Und wird irgendwo in Gottes weiter Welt gesiegt,
so stecken — Parbleu! — bestimmt deutsche Off'-
ziere dahinter!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda . .. !
*
Beim Burenkrieg fing es schon an. Wie kam jenes
wackere Kolonistenvölkchen zu seinen überraschen-
den Siegen? Da waren deutsche Off'ziere am
Werk! Dann kam der Boxeraufstand. „The Ger-
mans to the front!" Mehr zu sagen ist nicht nötig.
Das Kaiserwort „Pardon wird nicht gegeben!"
machte es selbst einer Welt von Neidern unmög-
lich, den deutschen Off'ziersgeist zu leugnen, der
die internationale Expedition gegen China zum
Siege führte. Daß 1904 die Japaner das russische
Zarenreich in die Knie zwingen konnten, ver-
dankten sie der jahrelangen, zähen Kleinarbeit
deutscher Instruktionsoff'ziere, welche die Armee
des Mikado ausgebildet hatten . ..
Wo nämlich auch immer gesiegt wird — am Ende stecken immer deutsche
Off'ziere dahinter. Manchmal tritt dies offen zutage, manchmal muß man
erst durch scharfsinniges Nachdenken daraufkommen. Denn der deutsdie
Off'zier hat das Monopol auf das Siegen in Erbpacht bekommen. Der Gott,
der Eisen wachsen ließ, hat es ihm sozusagen als Lehen gewährt und dem
deutschen Off'zierskorps die Mission auferlegt: „Gehet hin und lehret alle
Völker wie man siegt!" Ein ganz natürlicher Instinkt ist es also, wenn der
biedere Durchschnittsdeutsche hinter allen militärischen Erfolgen, von denen
Kunde zu ihm dringt, das Wirken jenes Mannes wittert oder zu wittern ver-
meint, den er durch seine Militärdienstpflicht als Verkörperung alles Sieg-
haften so gründlich kennen und — au Backe! — respektieren lernte: Den
M. Frishmann
deutschen Off'zier!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda .
Man blicke um sich und scheue sich nicht vor gelegentlichen heftigen Schweiß-
ausbrüchen! Wohl gab es Leute, welche lächelten, wenn man im ersten
Balkankrieg die Siege der Bulgaren und im zweiten Balkankrieg die Erfolge
der Türken deutschen Instruktionsoff'zieren zuschrieb. Da gibt es aber gar
nichts zu lächeln! Sie waren eben auf beiden Seiten! — Was im ersten Welt-
G. Gebauhr
„Entschuldigen Sie, Herr Direktor, aber Ihre Frau hat mich telephonisch
beauftragt, Ihnen etwas zu trinken in die Sitzung zu bringen."
krieg alles zusammengesiegt wurde, ist sattsam bekannt und bedarf keiner
weiteren Detaillierung. Gewonnen haben ihn vielleicht die anderen — durch
Hinterlist und Tücke, und infolge des sozialdemokratischen Dolchstoßes —
gesiegt aber haben wir! Gesiegt hat der deutsche Off'zier!
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda ... !
*
Um es endlich auszusprechen: Wir haben auch diesen zweiten Weltkrieg
nicht verloren! Wer anders denkt, ist ein verächtliches Subjekt! Nur sich
nicht leichtfertig vom Scheine trügen lassen! Erst mal nachdenken! Wer —
wen? Darauf kommt es an. Von wem wurden die feindlichen Heere be-
fehligt? Fällt Ihnen gar nichts auf, wenn Sie den Namen Eisenhower hören
oder lesen, Eisenhauer, Knochenhauer, Hauer überhaupt und im besonderen
— der amerikanische Oberbefehlshaber war doch deutscher Abstammung!
Das gilt es festzuhalten!--In der russischen Armee gab es, oder gibt es
möglicherweise heute noch, einen General Blücher! Wer lacht da? — Mit
Verlaub, wie heißt denn der Kommandant der französischen Streitkräfte in
Deutschland? König heißt er, jawohl, ganz schlicht und recht König — ein
urdeutscher Name und ein althergebrachter Begriff... Alles deutscher Ab-
stammung! Und da wundert man sich, wenn heute von Deutschland nichts
mehr übrig ist? Deutsche haben Deutsche besiegt!! Das sind, bestenfalls, die
nackten Tatsachen . ..
Nein, scheinbare Ausnahmen bestätigen nur aufs glänzendste die Regel. Wir
Deutsche sind zum Siegen geboren! Durch widrige Verkettung von unvorher-
gesehenen Umständen kann uns wohl hin und wieder der Sieg gestohlen
werden, wie die Geschichte lehrt, aber in ehrlichem Kampfe abgerungen .. . ?
Nee, kommt nich in Frage! *
Fest steht und treu der deutsche Off'zier. Unerschüttert bekennt er sich
weiterhin zur heiligen Tradition von Poposcheitel und Monokel. Mit dem
bißchen Demokratie, das gegenwärtig ausgebrochen ist, wird er auch noch
fertig werden. Wenn's wieder einmal zum „Eigentlichen" kommt, wenn die
Drommeten das nächstemal schmettern, wird man nur darauf achten müssen,
keine gegnerischen Befehlshaber von deutscher Abstammung vor sich zu
haben ... Das ist alles! Und dafür wird schon irgendwie gesorgt werden^...
Bis dahin einstweilen in gedämpftem Ton, nur innerhalb der eigenen vier
Wände, doch darob nicht weniger innig:
Zumtarara, zumtarara,
Zumtam, zumtam, dudldadlda .
PICCARD
Walter F. Kloeck
„Ach wie schön, daß wir den gleichen Geschmack haben/"
Als er einstens aufwärts strebte
und der Schwerkraft leicht entfloh,
stratosphärisch uns entschwebte,
war'n wir ängstlich und doch froh.
Denn es stand ja fest bei allen:
Runter muBt' er wieder fallen!
Nun, da er die Tiefe suchte,
tauchend nach den Gründen späht,
war'n wir leider nicht so sicher,
daß es wieder aufwärts geht.
Unklar war im Grund-Prinzip,
ob er nicht doch unten blieb.
Er war weise und hat deshalb
seinen Apparat „entmannt",
den er dann nach den Versuchen
prompt zerschunden wiederfand.
Zwar verstand der Himmel Spaß,
doch die Erde bleibt ein Aas.
Draus erhellt: Wer hoch hinaus will,
kommt in jedem Fall nach unt' —
Doch wer allzutief gesunken,
geht in wahrstem Sinn „zu Grund".
Schluß (für Leser, welche kritisch):
Dies Gedicht ist unpolitisch! h. h.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Entschuldigen Sie, Herr Direktor"; "Ach wie schön, daß wir den gleichen Geschmack haben!"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Entschuldigen Sie, Herr Direktor, aber Ihre Frau hat mich telephonisch beauftragt, Ihnen etwas zu trinken in die Sitzung zu bringen." // Bildunterschrift: "Ach wie schön, daß wir den gleichen Geschmack haben!"
Kommentar
Signatur: Krebs
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 24, S. 282.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg