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SIMPL-BRIEFKASTEN

Hofs3nger In M. Selbstverständlich weisen Sie Spenden
unter 20 D-Pfennigen mit aller gebotenen Entrüstung
zurück 1 Da Sie zu Ihrem bekannt innigen Gesang sich
sogar noch selber auf der Geige begleiten, können Sie
die hohen Spesen für die teuren Darmsaiten und das
kaum erhältliche Kollophonium auf die Verbraucher um-
legen, die ohnehin in den Konzertgenuß ohne Lustbar-
keitssteuer kommen. Drohen Sie geizigen Zuhörern,
ihren Höfen künftig fernzubleiben I

Wozu .Schwarze Front"? Ihre Frage ist verständlich,
würde aber noch verständlicher, wenn Sie das Buch
Otto Strassers »Hitler und ich" gelesen hätten, das
merkwürdigerweise auch noch in einer deutschen
Wochenschrift verbreitet wird. In diesem Buch schildert
er die edlen Gestalten aus der .Kampfzeit" wie Röhm,
Heines, Ernst und andere als vorbildliche deutsche
Männer und gibt ihnen eine verdächtige Feme-Gloriole.
Der Strassersche Nationalsozialismus hat sich zwar von
Hitler getrennt, ist aber für uns ebenso uninteressant
wie der, den wir genossen haben, und bedeutet keine
heilsame Medizin, sondern ein weiteres Brechmittel, das
einem Schwerkranken gefährlich werden kann. Von
Fronten kann man wirklich einmal genug haben, gleich
ob sie braun, rot oder schwarz sindl

Selbsthilfe. Selbstverständlich gibt es für Sie und Ihre
Freunde, da Sie keine Mittel mehr zur Finanzierung
Ihres Studiums haben, nur den einen Weg, eine Theater-
und Kabarettgruppe zu gründen. Da liegt das Geld auf
der Straße, wie Sie von berufenen Theaterleuten oft
hören können, und Sie werden ganz bestimmt, wie die
hundert vor Ihnen, endlich den ganz neuen Weg der
Satire beschreiten. Glück aufl

T. Trepte: DAS FORTSCHRITTLICHE STÄDTCHEN

Gasthausköchln in R. Frage 1. Keine Sorge — was an
Ihrem Schweinebraten so merkwürdig schmeckt, sind
nur die Trichinen, die samt dem Fleisch der Beschau
entgangen sind. Frage 2. Nehmen Sie ruhig Paraffin
und Fahrradöl zum Kochen. Die üblen Folgen für die
Esser zeigen sich erst längere Zeit nach dem Verlassen
Ihres Lokals, so daß Sie kaum viel Scherereien mit den
Erkrankten haben werden.

Politische Mysterien. Sie hätten gern etwas gehört, etwa
von der Wahl der Delegierten nach Bonn? Aber wozu
denn — es steht sich doch so gut vor vollendeten Tat-
sachen und manche Politiker leben ja davon, daß sie
ihre Macht- und Einflußsphäre mit Geheimniskrämerei
umgeben. Wenn gezahlt werden muß, wird es uns dann
schon rechtzeitig mitgeteilt; wenn vermögende Leute
zahlen sollen, etwa zum Lastenausgleich, wird es diesen
ebenfalls so rechtzeitig mitgeteilt, daß sie die nötigen
Einsprüche erheben und Vorkehrungen treffen können.

Volk der Dichter? O doch, es gibt auch heute noch in
Deutschland Schriftsteller von europäischem Ruf und
weltweiter Bedeutung. Ihre Namen werden nur vor-
erst, wohl um den Reparationen zu entgehen, noch
geheimgehalten.

Hamburger Vogelfreund. Die Hamburger Kulturbehörde
ist durchaus die richtige Instanz für das Beringen von
Stubenvögeln. In der Kultur gibt es die meisten Indivi-
dualisten, die es sich erlauben, ihren privaten Vogel zu
haben. Diese aber gilt es zu erfassen und mit Hilfe
einer kleinen Gebühr für die Allgemeinheit tragbar zu
machen, so daß aus Stubenvögeln noch Salonvögel wer-
den können. Die Ringe sind von den Vögeln an der
mittleren, der Ringzehe, des linken Fußes zu tragen.

Aufträge für „Jedermann". Sie irren: Das Jedermann-
Programm soll für Jedermann erschwingliche Waren
bringen — nicht aber die Preise so herabdrücken, wie
es eine Textilfirma versuchte, die sich erdreistete, ganze
Anzüge in der Preislage von 62 bis 76 Mark anbieten
zu wollen. Nun. diese Firma ist umgehend zurecht-
gewiesen und von einem Firmeninhaber, der selber
schon ein schönes Pöstchen in Auftrag hatte, eine
„schmutzige Konkurrenz" genannt worden. Es wurde
dafür gesorgt, daß die Preisdrückerin keine Aufträge
bekam, denn der Kunde soll vor Unterpreisen geschützt
werden, schon damit er nicht jedesmal vor „Normal-
preisen" einen neuen Nervenschock bekom-nt.

Unnützer Speicherkram? Ihre Ungeduld gibt Ihnen
schlechte Ratschläge. Warum denn die lieben alten Haus-
greuel einfach vernichten, statt sie zu verwerten? Der
Winter bringt bei vielen festlichen Veranstaltungen
auch manche „Tombola", für die immer schöne Gewinne
gesucht werden. Dorthin geben Sie die Jugendstilvase,
das Porzellanherz, den Pilmblattfächer, die Nippes und
die Stilleben und erwerben sich den Dank der Be-
schenkten, vor allem der künftigen Gewinner Ihres
Haus-Kunst-Unrates. ■

DIE MITARBEITER DES HEFTES,

soweit sie in den bisherigen Heften noch nicht erschienen
sind: Wolfgang Schäfer, 5. 8. 1925 in Frankfurt a. M.;
Dr. Georg Pfeiffer, 15. 2. 1913 in Metz; Hans Erich
Richter, 13. 10. 1900 in Berlin; Dr. Gerhard Siemon,
Hermann Weis, Daten folgen.

„DER SIMPL" erscheint im Monat zweimal

Bezugspreis pro Monat DM 1— zuzügl. 6 Pfg. Zustellgebühr.
Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag), München 23, Werneck-
strafie 15a. Fernruf: 362072. Postscheckkonto: Der SIMPL, Mün-
chen Nr. 91999. — Herausgeber: Willi Ernst Freitag. — Red.
M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag und Donnerstag von
9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte und
Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Freiumschlag ist
beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. An-
zeigen-Verwaltung: Neue Haasenstein & Vogler Gesellschaft für
Wirtschaftswerbung m.b.H.. München 1, Roman-Mayr-Haus (Kau-
fingerstr. 1/2). — Klischees: Brend'amour, Simhart & Co., Gra-
phische Kunstanstalt, München, — Druck; Süddeutscher Verlag
GmbH., München 2, Sendlingcr Str. 80. — Auflage: 86 000. —
Copyright by Freitag Verlag 1946. — Publishcd under Military-
Government Information Control License No US-E-148.

ZEITGEMÄSSE GEOGRAPHIE

Vom Kultminister bis zum letzten Dorfschul-
meisterlein wird der Mangel an neuen Schul-
büchern als äußerst hemmend empfunden und mit
Recht Abhilfe gefordert. Besonders auf dem Ge-
biet der Erdkunde macht sich das Fehlen geeigne-
ten Karten- und Lehrmaterials bemerkbar, denn
die Grenzen zwischen den Ländern sind im letz-
ten Jahrzehnt so durcheinandergeraten, daß kein
Globus und kein Atlas eine befriedigende Antwort
darauf erteilen kann, was zu wem gehört.
Es sei daher vorgeschlagen, die Geographie vor-
läufig nach etwa folgendem Muster zu lehren:
Die Erde hat eine fast kugelförmige Gestalt. Das
Gegenteil wurde bisher noch nicht bewiesen, ist
auch unwahrscheinlich, denn wir drehen uns alle
dauernd im Kreise. Ganz oben ist diese Kugel
etwas abgeplattet, das kommt daher, weil das
dort befindliche Eis so schwer ist und auf die Erd-
achse drückt. Die Erde zerfällt in zwei Drittel Meer
und ein Drittel Land, falls sich diese Einteilung
nicht in nächster Zeit durch Atombombenabwurf
erheblich ändert. Auf den Meeren fahren viele
Schiffe und transportieren meistens Kanonen und
Schießpulver von einer Gegend in die andere, je
nach Bedarf. Manchmal sind sie auch mit Lebens-
mitteln unterwegs, wenn irgendwo gerade nicht
geschossen wird. Mindestens ebensoviel Schiffe

O. ITerrmann

liegen einige hundert oder tausend Meter unter
der Wasseroberfläche. Sie sind nicht mehr zu ge-
brauchen.

Die Landoberfläche zergliedert sich in Erdteile.
Der größte von ihnen ist Asien. Dort sind die
Verhältnisse noch ungeklärt. Das kriegen wir erst
im nächsten Schuljahr. Dann kommt Amerika. Es
wurde öfters entdeckt und eignet sich sehr zur
Herstellung von Zigaretten und Konserven. Der
südliche Teil heißt Südamerika. Dort ist meistens
Revolution. Wo zufällig keine ist, wird Kaffee
und Tabak angepflanzt, hier früher unter den Na-
men Santos und Brasil bekannt. Mittelamerika
fällt kaum ins Gewicht, hätte aber an Interesse ge-
wonnen, wenn im vergangenen Krieg die dortigen
Kanalschleusen kaputt gegangen wären. Der be-
kannteste und ärmste Erdteil ist Europa. Um ihn
wird z. Zt. noch verhandelt. Wie das ausgeht,
werden wir ja bei der nächsten Kartenperiode
sehen. Oder bei der übernächsten. Südlich davon
liegt Afrika. Von dort kamen früher die mei-
sten Tiere, die jetzt noch im Zoo übriggeblieben
sind Am kleinsten ist Australien, wo noch einige
Millionen einwandern könnten. Aber das ist viel-
leicht bald nicht mehr notwendig.
Kein Krieg ist momentan in Liechtenstein (Europa),
Grönland (Arktis) und Venezuela (Südamerika).
In allen anderen Ländern muß man zumindest mit
einem solchen rechnen. G. Simon

„Wenn ich dich anschau', möchte ich nur wissen, was an Weihnachten so fröhlich sein sw.

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das fortschrittliche Städtschen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Trepte, Toni
Herrmann, Otto
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 3.1948, Nr. 24, S. 287.

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