Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ff7a s sie

fliis tevn

Schon immer bat mich brennend interessiert, was eigentlich auf der Bühne
geredet wird, sobald ich zwei oder drei Akteure miteinander flüstern sah —
wenn zum Beispiel in einer Opernaufführung Statisten und Statistinnen
lächelnd, aber unhörbar Konversation machen, während im Vordergrund
Sopran und Tenor sich mit weit aufgerissenen Mündern anschmachten —
wenn im Operettentheater Tänzer und Tänzerinnen mit Augen- und Kiefer-
klappern recht verliebt tun, während die feurige Prinzessin eben dabei ist,
den faden Gardeleutnant mit schmetternder Stimme kirre zu machen — wenn
in einem modernen Gesellschaftsstück ein paar besmokingte Kavaliere an
der Bar sitzen und der Bardame grinsend leise Bemerkungen zuwerfen,
während vorne links am Kaminfeuer zwei Herren in Baskenmützen die
libidinöse Funktion des Existentialismus analysieren.

Wie gesagt: Was wird eigentlich da hinten geflüstert! Warum wird da
blasiert gelächelt, dumm gekichert und sich tonlos vor Lachen geschüttet!
Ich beschloß, der Sache gründlich auf den Grund zu gehen. Aber wen fragen?
Ich ging in der Pause zu „meiner" Garderobefrau und fragte sie, ob sie's
wüßte. Sie gab einen trocken-höflichen Lacherer von sich, sah mich wie einen
Halbirren mißtrauisch an und sagte weiter nichts als: „Ja mei!" Da diese
Antwort noch einige Zweifel offen ließ, wandte ich mich im Foyer kurz
entschlossen an einen herumwandelnden Theaterkritiker und fragte ihn, ob
er es wüßte. Der Götterähnliche schaute mich mit distanziertem Wohlwollen
an meinem linken Ohr vorbei an, legte pathetisch die Hand auf meine
Schulter und sagte in kaum unterdrückter Verzückung: „Glän—zend!" Damit
war ich gnädig entlassen.

Das war also falsch. Ich mußte mich an die betreffenden Betroffenen, an
die Flüsterer selbst wenden. Mußte bei günstiger Gelegenheit einen Schau-
spieler ansprechen und ihn einfach fragen. Den Hut lüften und fragen. Sehr
liebenswürdig — und unaufdringlich natürlich.

Die Gelegenheit war bald da. Im Gewühl der Trambahn stand ich plötzlich
neben Fritz R. Sehr groß, markante, gereifte Gesichtszüge, dicke, blitzende
Augengläser, kräftiges Kinn, die breite, dünne Unterlippe kantig etwas über
der Oberlippe stehend — kein Zweifel, er war's. Gleich würde ich den Hut
lüften und fragen. Aber kurz vorher noch schwenkte die Trambahn mit
Schwung rechtwinklig in eine Straße hinein — der Schwung übertrug sich
auf die Klumpen stehender Fahrgäste, die ihrerseits das Gleichgewicht ver-
loren. Mir fiel dabei die passive Rolle zu, von Fritz R. gut bürgerlich auf
die Füße getreten zu werden. Er sagte zu mir — sprechtechnisch bewunderns-
wert, ein wahrer Ohrenschmaus — „Verzeihung!", kantete seine Unterlippe
um einige Millimeter höher und sah mir sehr bedeutend ins Auge. Mit in-
quisitorischer Durchdringlichkeit. Ununterbrochen. Bis zur nächsten Halte-
stelle. An der nächsten Haltestelle mußte er nach meiner Berechnung zu den

dunkelsten Winkeln meiner Seele durchgedrungen sein. Ich wurde deshalb
rot und stieg fluchtartig aus, ohne an die Flüsterfrage zu denken.
So ging's also auch nicht.

Da traf ich die Schauspielerin Hertha Winzig. Die kenne ich persönlich.
Eine gefährlich kluge Person. Was die sagt, sitzt. Ich fragte sie: „Bitte,
sagen Sie mir: Was reden Sie, wenn Sie auf der Bühne flüstern müssen?"
„Flüstern. Auf der Bühne flüstern? Na, zum Beispiel —" überlegte sie.
„Zum Beispiel?" Ich war am Ziel. Die Spannung war unerträglich.
„Na, zum Beispiel: Mal wieder blödes Publikum heute abend."

*

Seitdem gehe ich nur noch ins Theater, wenn ich vorher genau weiß, daß
nicht geflüstert wird. Kuppel

DER SONG VON DER SELBSTERKENNTNIS

Zu singen, wenn man gesagt bekommt: „Ich liebe dich"

Ich muß Dir etwas beichten, Gisela:
Ich bin kein Freund von großen Heldentaten,
Man gab mir nicht einmal das Ka-Vau-Ka,
Und war doch jahrelang bei den Soldaten .....

Ich muß Dir noch was beichten, Gisela:

Ich hab' nicht einen Onkel in den Staaten.

Ich stehe überhaupt belämmert da,

Das macht: ich war zu lang bei den Soldaten......

Und denkst Du, daß ich klug bin, Gisela,
Dann hast Du ausgesprochen falsch geraten,
Denn wer mich näher kennt, der weiß: aha.
Der — war bestimmt zu lang bei den Soldaten.

Doch wenn sie wiederkommen, Gisela,

Und rufen mich zu neuen „Helden"taten,

Dann sag' ich „nein"! Ich schrei nie mehr „Hurra",

Ich war fünf Jahr zu lang bei den Soldaten. Ruaoi/ Emst

erhalten Sie-
rasch
und bequem
urch die POS!

Monatliche
Bezugsgebühr
DM 1.06

■SCH£*''

ist heute^jede Flasche »Kupferberg«, die unsere
Kellerei verläßt. Neben dem Eigenbedarf der
französischen Besatzung sind nun auch begrenz-
te Mengen für den Zivilbereich freigegeben.
Bitte wenden Sie sich an Ihren Weinhändler.

KUPFERBERG GOLD

das

neue Kriminal-
Magazin kann
letzt durch die
POST
estellt werden.

Monatliche
Bezugsgebühi
DM 1.03

Ping-Pong

die reizende
Kinder-
zeitschrift bei

POSTbezug
vierteljährlich
DM 1.29

p J)ie bewäheie

HOLMENKOL

SKIWACHSE

Bücherfreunde iefern wir jetzt
wieder in fnedensm Ausstattung :

Kassette Menschen und Mächte;

b Bde., Halbi. Fontane: Effi
Briest, Kurz: Der Sonnenwirt,
Augustiny: Die grofje Flut,
2 Bde Brües: Mutter Annens
Sohn, zusammen nur DM 41.50
(auch n 3 Raten zahlbar.!

Die neue Storm-Kassette; 3 Bde.,
Aus sommerl. Tagen, Am grauen
Meer, über der Tiefe, zusammen
nur DM 18.- (auch in 2 Rat. zahlb.)
Da Aufl. begrenzt, sof. Bestellg.
erbeten 1. Rate d. Nachnahme

GBUCHVERSAND
EUTER • STUTTGART 134

6
Bildbeschreibung
Für diese Seite sind hier keine Informationen vorhanden.

Spalte temporär ausblenden
 
Annotationen