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W. Schafer

ATTENTAT

SPASS MUSS SEIN!

Spaß muß sein, ihr lieben Leute,
das darf niemand übersehn.
Und wir Deutschen müssen heute
ganz besonders . . . Spaß verstehn.

Vieles ist ja auch zum Lachen.
Seht euch nur die Zeitung an.
Darin stehn so viele Sachen,
über die man lachen kann.

Kann! — Nicht muß. Es zwingt uns keiner.
Denn wir Wilden sind ja frei.
Frei-Wild nennt das unsereiner,
(und da ist kein Spaß dabei).

Trotzdem! Oder grad deswegen:
(was ihr wollt — wie's euch gefällt)

LACHEN!

Über uns und euch und jeden,
über alles in der Welt.

Da war' dann als Beispiel endlich
die UN, die Frieden hält.
Und so gibt's denn selbstverständlich
nur UN-Frieden in der Welt.

Guter Mond - diesmal künstlich!

Dank einer AP-Meldung wurde der staunenden
Welt bekannt, daß der amerikanische Verteidi-
gungsminister in seinem Jahresbericht in — vor-
erst noch versteckter Form, wie es heißt — An-
spielungen gemacht habe auf Versuche mit „künst-
lichen Erd-Satelliten-Körpern", die neue Möglich-
keiten für die Schaffung „militärischer Außen-
posten" bieten und wie ein „künstlicher Mond am
Himmel schweben" sollen. Das ist endlich einmal
,ein konstruktiver Vorschlag: nunmehr bekommen
die Kriegsplanungen jenes kosmische Ausmaß,
das ihnen die Sehnsucht der Menschen längst ge-
wünscht hat, endlich hört man einmal etwas an-
deres, als die in ihrer Begrenztheit auf die Erd-
oberfläche schon langweiligen Aufmarschpläne.
Wußten die etwas anderes, als einen sich „elastisch
der Lage anpassenden" Kriegsschauplatz auf dem
kleinen Fleckchen zwischen China und Spanien,
Konstantinopel und dem Nordkap Raum zuschie-
ben und die jeweils^ aufzugebende Verteidigungs-
linie mit schöner Offenheit kreuz und quer durch
Europa und die ohnehin lästigen deutschen Länd-
chen zu legen? Nun aber, wo zu Kunstharz, Kunst-
honig, Kunstdünger und Kunstseide endlich auch
der Kunstmond getreten ist, um am Firmament zu
erglänzen, ergeben sich ganz andere, reichere
Möglichkeiten, das Leben auf unserem veralteten
Planeten endgültig auszulöschen
Ich kann mir den Abend eines Mondkommandan-
ten auf Außenposten unendlich romantisch vor-
stellen. Schwebend zieht der künstliche Himmels-
körper seine von Mathematikern vorgeschriebene
Bahn, dreht sich langsam nach den Rhythmen lei-
ser Jazzmusik der Broadcasting Company um sich
selbst und grüßt mit leisem Neigen seines Mond-
berges die gute alte Ekliptik. Ein Negerboy ser-
viert Coca-Cola, das unermüdlich in ferngesteuer-
ten Raketen heraufgeschossen wird, und durch ein
Fernseh-Heimkino betrachtet der Commander
einen wohlverdienten Greta-Garbo-Film und die
neuesten Wochenschauen aus der Altwelt. Die
hier stationierten Einheiten, infanteristisch und
fliegerisch ausgebildet und mit Luftrettungsgürteln
versehen, verbringen ihre Freizeit beim fröhlichen
Herumsteigen in Mondkratern, beim Besuch Frau
Lunas und bei der Besichtigung des auf dem Kunst-
mond zur reifen Vollkuh erblühten Mondkalbes.
Für die eingebauten Mondfinsternisse ist der Sa-
tellit selbstverständlich mit den hervorragenden
Scheinwerfern der Firma S. Katz and Dog, Los
Angeles, ausgerüstet und ein Radartelefon hält
die Verbindung zum Mars einerseits und nach
dem Mittelwesten andererseits aufrecht. Von Zeit
zu Zeit werden planmäßig fernlenkbare Atom-
bomben auf die Erdbewohner hinuntergefeuert,
die dankbar ihren neuen Trabanten, dies Wunder
technischer Schöpfung, betrachten und dabei das
alte Kinderlicdchen summen: „Böser Mond, du
gehst so stille ..."

Bald werden Fordwagen und Eisschränke, Auto-
maten und Erbauungsschriften den Aufenthalt auf
dem Retortenmond angenehm gestalten, denn
rastlos schafft der Menschengeist an der Vervoll-
kommnung seiner Einfälle, besonders wenn sie
militärisch nutzbar sind. So wird es auch nicht

lange bei einem Mond bleiben, beileibe nicht.
Wie Pilze werden immer neue Monde aus den
Himmelswiesen sprießen, Vollmonde, Halbmonde,
Sicheln, Neumonde, und es wird des ganzen un-
ermeßlichen Vorrates der Welt an Mathematik-
lehrern bedürfen, um all die munteren Satelliten
gehörig im Zaume zu halten. Mit dem ganzen Op-
timismus unseres Jahrhunderts wird das plötz-
liche Auftauchen unberechenbarer Kometen und
Meteore für unmöglich gehalten und der Aufent-
halt auf den Kunstmonden bis zum Hereinbruch
einer Katastrophe für völlig ungefährlich und
komfortabel erklärt. Der Bau von Brunnen, Brük-
ken und Glockentürmen, die Konstruktion von
Turbinen, Autos und Flugzeugen gehört der Ver-
gangenheit an. Jetzt konstruiert man Satelliten
und zu den alten, ewig jungen Kriegsliedern, die
sich die Menschheit nicht nehmen lassen will, ge-
sellt sich die im flotten Marschtempo zu singende
Schlagerweise „Schlösser, die im Monde liegen,
machen Kummer, lieber Schatz . . ."
Uebrigens verlautet, daß sowjetische Konstruk-
teure mit dem Bau einer Sonne beschäftigt sind,
da die Russen bereits genug Satelliten ihr eigen
nennen. Effi Horn

In-Donesien und in China

und in Nicaragua,

aber auch in Palästina

ist der Friede schon ganz nah . . .

Wer gut sieht, kann in den Fällen
schon den Standard-Öl-Zweig sehn.
Aber auch an andren Stellen
werd'n die Armen zu Armeen.

Wo? Seid nicht so ungeduldig.

Unser Ostwall liegt am Rhein.

Und wir sind schon jetzt dran schuldig,

das steht fest. — Denn Spaß mufi sein!

Freut euch. Nicht Gedanken machen.
Wir sind nur zum Spaß noch da.
Habt Humor. Und laßt uns lachen!
(Militärisch:) Ha-ha-haaaaa! Hartwig

SPD IN AUFSTEIGENDER LINIE

(Dena) — Die SPD bat für ihre Mitglieder ein Parteiabzeichen geschaffen, das die Buchstaben SPD
in aufsteigender Linie zeigt.

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Attentat" "SPD in aufsteigender Linie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schäfer, Wolfgang
Heinzinger, Albert
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 2, S. 16.

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