Die Bundeshaupt (feldwebel) stadt
Audi Bamberg empfahl sich als Bundeshauptstadt. Mit dem
H nweis auf drei für die Staatsministerien bestens geeignete,
gut erhaltene Kasernen!
Bamberg, Bamberg über alles
in der trizonalen Welt;
weil es für die Bundes-Ämter
drei Kasernen offenhält.
Bundesbürger! Angetreten!
Vor dem Ministerium!
Strammgestanden! Maulgehalten!
Ganzer Weststaat: Heil — Rechts um!
In der Regimentskantine
wird ein neuer Geist erzeugt.
Pazifisten: Zur Latrine!
Kriegerwitwen: Kniee beugt!
Das war mal ein guter Vorschlag,
würdig einer Republik.
War genau das, \yas uns fehlte
nach dem jüngstverlor'nen Krisg.
Ausgerechnet drei Kasernen,
die noch ausgerechnet stehn!
Drei Kasernen nebst Laternen.
So nur kann es aufwärts gehn.
(Wie einst Lili-Marleen ...) h. Hartwig
DAS ZUGSPITZSTATUT
Zier bis zweiunddreißig — wenn nicht noch
mehr — Mächte sind jetzt in Garmisch-Parten-
kirchen dabei, das neue Zugspitzstatut noch vor
dem Faschingsdienstag unter Dach zu bringen.
Die Zielsetzung des UMCB (United Mountains
Control Board) — oder wie die Institution auf
deutsch heiß: CRCM (Comite Reuni des Con-
trolleurs Montaigneux) entspricht dem gesunden
Völkerempfinden: Es geht nicht an, daß Deutsch-
land in der ZUGSPITZE einen Berg von 2964 m
Höhe besitzt, während beispielsweise die höchste
Erhebung der Niederlande 25 Meter beträgt, ja
große Teile dieses Landes sogar unter dem
Meeresniveau liegen. Ähnlich ungünstig liegen die
Verhältnisse Dänemarks sowie einiger anderer
Staaten, die versehentlich an der Seite Deutsch-
lands gekämpft haben, wie z. B. Finnland und
Ungarn. Hier muß im Interesse eines paneuro-
päischen Ausgleichs eine Lösung gefunden werden,
die allen Staaten Zugang zu der schließlich allen
Völkern offenstehenden Höhenluft auf födera-
listischer Basis verschafft.
Jfder Schritt ist ein Fortschritt, fort vom Frieden
— nein, das nicht, sondern fort von — nun, fort
von irgend etwas. So ist auch diese Entwicklung
an sich durchaus gesund und wird von allen Ein-
sichtigen — zu denen allerdings nicht die Deutschen
gehören — begrüßt werden.
Das Zugspitzstatut sieht nun eine Internatio-
nalisierung der Zugspitze von der 1000-Meter-
Grenze ab vor. Bis zu dieser Grenze kann die
neue westdeutsche Bundesregierung alles frei nach
eigenem Ermessen verfügen, vorausgesetzt natür-
lich — was jeder Einsichtige (siehe oben!) be-
grüßen wird — daß sie verfügt, was sie ver-
fügen darf.
Uber der 1000-Meter-Grenze beginnt dann das
TRAINTOP-TERRITORY, wie man mit feinem
Einfühlungsvermögen in die Psyche des deutschen
Volkes die Zugspitze umbenannt hat. In diesem
Gebiet wird zunächst eine gründliche Entmili-
tarisierung durchgeführt, das heißt alle Steine
werden beseitigt werden, mit denen unvernünftige
Militaristen schmeißen könnten. Den Schnee am
Schneefernerhaus will man zunächst noch belassen,
obwohl eine Macht in einer Deklaration diplo-
matique ihren Befürchtungen Ausdruck gegeben
hat, daß derselbe für eine Schneeballschlacht Ver-
wendung finden könnte.
Die Dauer der Zugspitzkontrolle ist, um die
Gefühle des deutschen Volkes mit feinem Takt-
gefühl zu schonen, nicht auf ewig, sondern nur
auf unbegrenzte Zeit festgesetzt worden, was be-
kanntlich nur die halbe Ewigkeit umschließt.
Es wird als selbstverständlich erwartet, daß das
leutsche Volk begeistert ist, andernfalls die Welt-
>ffentlichkeit wieder einmal sehr unangenehm
>erührt sein würde.
)ie Bonner Nationalversammlung nahm mit dem
luf „Gute Luft!" von dem Projekt Kenntnis.
G. W. Borth
GYNÄKOLOGISCHES
ti. Bilek
15
Audi Bamberg empfahl sich als Bundeshauptstadt. Mit dem
H nweis auf drei für die Staatsministerien bestens geeignete,
gut erhaltene Kasernen!
Bamberg, Bamberg über alles
in der trizonalen Welt;
weil es für die Bundes-Ämter
drei Kasernen offenhält.
Bundesbürger! Angetreten!
Vor dem Ministerium!
Strammgestanden! Maulgehalten!
Ganzer Weststaat: Heil — Rechts um!
In der Regimentskantine
wird ein neuer Geist erzeugt.
Pazifisten: Zur Latrine!
Kriegerwitwen: Kniee beugt!
Das war mal ein guter Vorschlag,
würdig einer Republik.
War genau das, \yas uns fehlte
nach dem jüngstverlor'nen Krisg.
Ausgerechnet drei Kasernen,
die noch ausgerechnet stehn!
Drei Kasernen nebst Laternen.
So nur kann es aufwärts gehn.
(Wie einst Lili-Marleen ...) h. Hartwig
DAS ZUGSPITZSTATUT
Zier bis zweiunddreißig — wenn nicht noch
mehr — Mächte sind jetzt in Garmisch-Parten-
kirchen dabei, das neue Zugspitzstatut noch vor
dem Faschingsdienstag unter Dach zu bringen.
Die Zielsetzung des UMCB (United Mountains
Control Board) — oder wie die Institution auf
deutsch heiß: CRCM (Comite Reuni des Con-
trolleurs Montaigneux) entspricht dem gesunden
Völkerempfinden: Es geht nicht an, daß Deutsch-
land in der ZUGSPITZE einen Berg von 2964 m
Höhe besitzt, während beispielsweise die höchste
Erhebung der Niederlande 25 Meter beträgt, ja
große Teile dieses Landes sogar unter dem
Meeresniveau liegen. Ähnlich ungünstig liegen die
Verhältnisse Dänemarks sowie einiger anderer
Staaten, die versehentlich an der Seite Deutsch-
lands gekämpft haben, wie z. B. Finnland und
Ungarn. Hier muß im Interesse eines paneuro-
päischen Ausgleichs eine Lösung gefunden werden,
die allen Staaten Zugang zu der schließlich allen
Völkern offenstehenden Höhenluft auf födera-
listischer Basis verschafft.
Jfder Schritt ist ein Fortschritt, fort vom Frieden
— nein, das nicht, sondern fort von — nun, fort
von irgend etwas. So ist auch diese Entwicklung
an sich durchaus gesund und wird von allen Ein-
sichtigen — zu denen allerdings nicht die Deutschen
gehören — begrüßt werden.
Das Zugspitzstatut sieht nun eine Internatio-
nalisierung der Zugspitze von der 1000-Meter-
Grenze ab vor. Bis zu dieser Grenze kann die
neue westdeutsche Bundesregierung alles frei nach
eigenem Ermessen verfügen, vorausgesetzt natür-
lich — was jeder Einsichtige (siehe oben!) be-
grüßen wird — daß sie verfügt, was sie ver-
fügen darf.
Uber der 1000-Meter-Grenze beginnt dann das
TRAINTOP-TERRITORY, wie man mit feinem
Einfühlungsvermögen in die Psyche des deutschen
Volkes die Zugspitze umbenannt hat. In diesem
Gebiet wird zunächst eine gründliche Entmili-
tarisierung durchgeführt, das heißt alle Steine
werden beseitigt werden, mit denen unvernünftige
Militaristen schmeißen könnten. Den Schnee am
Schneefernerhaus will man zunächst noch belassen,
obwohl eine Macht in einer Deklaration diplo-
matique ihren Befürchtungen Ausdruck gegeben
hat, daß derselbe für eine Schneeballschlacht Ver-
wendung finden könnte.
Die Dauer der Zugspitzkontrolle ist, um die
Gefühle des deutschen Volkes mit feinem Takt-
gefühl zu schonen, nicht auf ewig, sondern nur
auf unbegrenzte Zeit festgesetzt worden, was be-
kanntlich nur die halbe Ewigkeit umschließt.
Es wird als selbstverständlich erwartet, daß das
leutsche Volk begeistert ist, andernfalls die Welt-
>ffentlichkeit wieder einmal sehr unangenehm
>erührt sein würde.
)ie Bonner Nationalversammlung nahm mit dem
luf „Gute Luft!" von dem Projekt Kenntnis.
G. W. Borth
GYNÄKOLOGISCHES
ti. Bilek
15
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Gynäkologisches"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 2, S. 21.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg