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„draußen vor der Tür". Mitten in diese Verneh-
mung hinein klingelte dreimal das Telefon im
Richterzimmer und Staatsanwalt Winter wurde
verlangt. Ein wahrhaft beängstigender Fleiß war
da am Sonntagvormittag ausgebrochen. Herrmann
schilderte später im Gerichtssaal, wie diese Tele-
fongespräch;"; vor sich gegangen seien: „Staats-
anwalt Winter habe sich jedesmal tief am Apparat
verbeugt und aus seinem .Jawohl Herr Staats-
sekretär' habe Herrmann entnehmen dürfen, daß
Anrufer Dr. Jänicke sei "

Was hier gespielt wird, schien der Amtsrichter
Dr. Müller zu erkennen, denn nach dem dritten
Anruf lehnte er die Unterzeichnung des Haft-
befehls ab, wobei er als Begründung gesagt haben
soll: „Ich bin ein deutscher Richter." Man wird
sich den Namen Müller merken müssen.
Es mag auch sein, daß der Amtsgerichtsrat
Dr. Müller das ganze Strafgesetzbuch von vorn
bis hinten durchgeblättert hat und keine Gesetzes-
voischrift finden konnte, wonach hier „Landfrie-
densbruch" in Frage kam Der schwere Vorwurf,
der Herrmann trifft, ist der, daß er zum „Beamten--
ansprecher" herabsinken konnte, zumal am Sams-
tag (!), aber strafbar, so meinte Dr. Müller, ist
das ungefragte Beamtenansprechen nicht, oder
noch nicht. Hier eröffnen sich Aufgaben für den
Landtag, um eine empfindliche Lücke zu schließen
i.nd künftighin unsere Beamten vor lästigen
Fragestellern am Samstag zu schützen.
Auch gegen die sechs Statisten, die nur um das
Auto herumgestanden sind und „neugierig aus
der Wäsche gegu-kt" hatten, war keine Handhabe
gegeben. Was hätten sie denn auch tun sollen.
Etwa weglaufen? Der anrückenden Polizei in die
Arme und sich damit ve dächtig machen? Stehen-
bleiben und neugierig zuschauen war strafbar,
denn „auch die Neugierigen sind Landfriedens-
brecher" donnert der Staatsanwalt — blieb nur:
Runter unters Auto, dort aber ist für 150 Mann
kein Platz. In Würdigung all dieser schweren
Bedenken hat der Amtsrichter Dr. Müller weder
gegen Herrmann, noch gegen die Statisterie seiner
sechs „Mitschuldigen" Haftbefehl erlassen.
Daraufhin legte Staatsanwalt Winter gegen die
Verweigerung des Haftbefehls Beschwerde ein,
und der Oberlandesgerichtsrat Burger, derselbe,
der die Verhandlung gegen Loritz geführt hat,
erließ nunmehr den Haftbefehl. Der ausgezeichnete
Verteidiger Herrmanns, Rechtsanwalt Dr. Marlin
Horn, gebrauchte in seinem Plädoyer den Aus-
druck, Staatsanwalt Winter sei mit seinem vorbe-
reiteten Haftbefehl .hausieren gegangen."

In der Hauptverhandlung stellte es sich dann
heraus, daß dieser so entstandene Haftbefehl da-
mit „begründet" war, daß Herrmann „wie gerichts-
bekannt sei, sämtliche Mitglieder der bayerischen
Regierung beleidigt" habe. Die Beweisaufnahme
hat das Gegenteil ergeben. Nach alledem steht
fest, daß nicht nur das Zustandekommen dieses
Haftbefehls recht ungewöhnlich war, sondern daß
auch sein Inhalt insoweit nicht stimmte.
Hoppla — sehen Sie. jetzt ist Ihnen der dünne

(AP) Als erste Rate der versprochenen vier
Jahreszeiten traf im Rahmen des europäischen
Hilfsprogramms am 21. 3. pünktlich der Frühling
ein. Die aus kalifornischer Sonne und Florida-
düften in Virginia-Mischart zusammengestellte
Sendung wird von der Jeia als zollfreier Import
angesehen und dazu beitragen, die deutsche Stim-
mung wesentlich zu verbessern. Die neuen Wol-
kensegler mit ihrer kostbaren Fracht wurden an
der Grenze von Vertretern der deutschen Behörden
mit einem Strauß glücksverheißender Clay-Blätter
begrüßt. Die Verteilung soll durch ein neugeschaf-
fenes bizonales Lenz-Amt erfolgen. (Die Bezeich-
nung Frühlingsverwaltung ist von der CSU wegen
des darin enthaltenen Begriffes „Links" abgelehnt
worden.)

(DPD) Die britische Militärregierung hat beschlos-
sen, die letzten Reste von Schnee und Kälte zu
demontieren und den bekannten General Winter
vor ein Militärgericht zu stellen. Mit einem Todes-
urteil ist zu rechnen. Zum Neuaufbau der deut-
schen Natur bewilligte die Labour-Regierung die
notwendigen Mittel zur Einfuhr von Knospen,
Blättern und Blüten, die in deutschen Werkstätten
weiter entwickelt werden sollen. Um dabei un-
lautere Konkurrenz gegenüber der grünen Insel
auszuschalten, wird eine britische Kontrollbehörde
das einsetzende Wachstum überwachen und es ge-
gebenenfalls beschränken.

(Südena) Nachdem in Baden-Baden bereits seit
langem auf Flaschen gezogene französische Gerüche

Eichenzweig durchgebrochen, aber ich hatte ja
schon vorhin davor gewarnt, Sie sollten sich beim
Zuhören nicht darauf stützen. Er brauchte noch
mehrere Jahre, um zu dem knorrigen Wa,nderstab
unseres Vertrauens heranzuwachsen, voraus-
gesetzt, daß wir das Rätsel, das uns die Sphinx
aufgibt, überhaupt je lösen werden, übrigens
fraß die Sphinx jeden, der dieses Rätsel nicht
lösen konnte, vielleicht 'rißt sie morgen auch
dich und mich. — Michael Graf Soltikow

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bereitstehen, um die Behauptung, die beiden Nach-
barvölker könnten sich nicht riechen, zu entkräf-
ten, ist nunmehr der Ubergang freier Düfte ge-
nehmigt worden. Es weht infolgedessen ein frischer
Wind. Trotz dieses erneuten Beweises für Ver-
ständigungswillen und Freundschaft wird man in
Frankreich die Empfindung nicht los, daß die
Deutschen auch den Frühling wieder für militante
Zwecke ausnutzen werden. Man sieht im Geist
schon die Spargelköpfe schießen, hört die Knospen
knallen und ist ernstlich um das Obst besorgt, das
im Herbst zweifellos schon wieder Spalier stehen
wird. Die französische Öffentlichkeit wird mit Auf-
merksamkeit die Entwicklung verfolgen und dabei
auch dem Anwachsen der sogenannten Frühlings-
gefühle Beachtung schenken, die eine neue Steige-
rung der deutschen Geburtenziffer befürchten lassen.

(TASS) In der sowjetischen Besatzungszone ist
planmäßig die Natur aktiviert und der Lenz ein-
gesetzt worden. Die SED hat der sowjetischen
Militärverwaltung den Dank des gesamten deut-
schen Volkes für dieses großzügige Geschenk über-
mittelt. Schon sieht man die ersten freien Spitzen.
Ein weitverzweigtes und verästeltes System volks-
eigener Strauch- und Baumgruppen formiert sich
zur Erfüllung des Sprieß-Solls. Die Hennecke-
Gärtner wollen es schaffen, den gesamten Frühling in
vierWochen abzuwickeln. Die westsektoralen Sumpf-
pflanzen werden aufgefordert, den kapitalistischen
Blütenstaub abzuschütteln und sich zu einer soziali-
stischen Einheitsflora zu bekennen. Das Grün soll da-
bei allmählich durch Rosa ersetzt werden. H.Hartwig

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Freitag. — Redaktion: M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag u. Donnerstag v. 9 bis 12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte u. Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Frei-
umschlag ist beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste 1 vom 1. 9. 1948. Anzeigen-Verwaltung: Neue Haasenstein ■& Vogler Gesellschaft für Wirtschaftswerbung m.b.H., München l, Roman-Mayr-Haus
(Kaufingerstraße 12). Tel. 2558. — Klischees: Brend'amour, Simhart & Co., Graphische Kunstanstalt, München. — Satz und Druck: Süddeutscher Verlag G.m.b.H., München 2, Sendlinger Str. 80. —

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Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Bilek, Franziska
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München

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Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

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Ausstellung

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Thema/Bildinhalt

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Karikatur
Satirische Zeitschrift

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Der Simpl, 4.1949, Nr. 8, S. 92.

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