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Strandung

Vor eines Taifuns verheerender Macht

Floh in den Meerbusen einst eine Yacht.

Doch geriet sie auf Grund, das Steuer zerbrach —

Das Meer war zu stürmisch, der Busen zu flach.

Heinz Scharpf

SIEBEN AUF EINEN STREICH

oder: Die hochherzig belohnte Rettungstat

Nach einem Bericht der Nordsee-Zeitung aus
Bremen — Oberneuland (Nr. 39. v. 12. 3. 1949)
rettete der fünfzehnjährige Horst Klein im ver-
gangenen Sommer einem Jungen und kürzlich
sieben Jungen, die sich mit einem Schlitten auf
dem Eis vergnügt hatten und eingebrochen waren,
das Leben. Er tat es — immer nach dem Zeitungs-
bericht — unter eigener Lebensgefahr ohne fremde
Hilfe, sofern man die guten Ratschläge der aus
sicherer Entfernung zuschauenden Erwachsenen
nicht zählt. Als Horst das letzte Kind sicher an
Land gebracht hatte, brach er vor Erschöpfung
zusammen. Im Bericht heißt es dann wörtlich:

Für sein tapferes und umsichtiges Verhalten
dankte der Oberneulander Bürgermeister dem
Jungen und gab ihm zur Belohnung DM 20.—,
eine willkommene Gabe für den Jungen einer
Kriegerwitwe mit sechs Kindern.

Das muß man schon sagen: der Oberneulander
Bürgermeister läßt sich nicht lumpen. Man sieht
ihn schmunzeln, wenn er sich vorstellt, wie die
Leute die gute Tat bereden, die gute Tat des
Bürgermeisters, der die Rettung der acht Kinder
so hochherzig zu belohnen weiß. Zwanzig D-Mark
sind viel Geld, wird er dem Jungen und auch
der Mutter gesagt haben, als er ihnen das Geld
aushändigte, für zwanzig Mark muß man schon
was tun. Dafür kann man schon acht Menschen
retten und sieben davon unter Eisschollen her-
vorziehen, wenn auch der Anzug dabei zum
Teufel geht. Für zwanzig Mark kann man ja
auch einen neuen Anzug kaufen, das wird der
Kriegerwitwe mit den sechs Kindern nicht
schwer fallen. Dafür wird er dann den Lehrer
beauftragen, eine Notiz in die „Presse zu lancie-
ren", das freut den Lehrer auch und besonders den
Bürgermeister, wenn dann breit genug erzählt
ist, wie hochherzig der Bürgermeister war. -e.

DER SPORTLICHE SCHACHFUNK

Machen wir uns nichts vor, Freunde, der Schach-
sport bedarf dringend einer funkischen Reform.
Betrauen wir einmal unsere Sport-Reporter mit
dieser Aufgabe, jenen Gesellen von unwahr-
scheinlicher Beredsamkeit, die alles wortwörtlich
wiederzugeben vermögen, was sie sehen, und
vielleicht noch ein weniges mehr. Eine Schach-
Funk-Reportage wird dann etwa so aussehen:
„Liebe Schachsportler, es ist ein großartiges, ein
erbittertes Ringen, das sich hier vor unseren be-
geisterten Augen abspielt. Soeben betritt der weiße
Bauer Cäsar 4, von dem deutschen Meister Knob-
ler prächtig dirigiert, das Feld Emil 4 . . . eine
ziemlich spanische Variante, aber der hollän-
dische Spitzenspieler Daderwegen pariert glän-
zend diese kaum verhüllte Drohung: Blitzartig
stößt der schwarze Bauer Gustav 7 vor und
schlägt . . ja ... er schlägt tatsächlich den wei-
ßen Bauern Gustav 8 . . . und jetzt schlägt der

weiße Bauer Emil 4 zurück ... so ganz en pas-
sant revanchiert er sich . . . und jetzt schlägt
sogar Dora 5 Berta 5 . . es ist eine allgemeine
Bauernschlägerei im Gange . . . ein wilder Schlag-
wechsel, die beiden Meister sitzen Kopf an Kopf
und schlagen, was das Brett hergibt . . . und wir
können von hier aus noch nicht erkennen, wie
die Sache ausgeht. — 0:0 steht noch der Kampf,
noch ist auf beiden Seiten kein böses Wort, also
kein „Schach" gefallen, wenn auch das harte Rin-
gen an den Bauernkräften beider Meister zehrt.
Schon wieder wird dort unten ein Bauer vom
Feld gestellt, . . wer ist es denn? ... Ja, es
ist der Bauer Adolf, wenn wir das noch schnell
in unserem unter deutscher Leitung stehenden
Rundfunk sagen dürfen — der sich das Spielfeld
jetzt von draußen ansehen muß. Hart an der
Spielfeldgrenze sammeln sich die Randfiguren . .
gleich an der Ecke stehen sie, und das Ecken-
steher-Verhältnis steht 5:3 für den holländischen
Meister, den Meister der fliegenden Kombina-
tion, den fliegenden Holländer, wie er in Schach-
kreisen genannt wird. Jetzt wird von Knobler . . .
wie immer in gefährlichen Situationen, die Dame
Berta 2 vorgeschoben . . aber da ... da kommt
der pechschwarze Läufer Heinrich 3 die Linie her-
untergerast . herrlich &ommt er herein . . .
und jetzt . . jetzt schlägt er den Springer Gu-
stav 7, das beste Pferd im weißen Stall. — Das
war ein Schuß aus dem Hinterhalt, meine Hörer,
ein kluger, aber ganz seltener Zug, der da fahr-
planmäßig und ohne Verspätung eingetroffen ist.
— Was macht jetzt der deutsche Meister, das ist
jetzt die Frage, macht er was? Zunächst macht
er einen stark geschwächten Eindruck . . . aber
da tritt auch schon der weiße Turm zum Straf-
stoß an . . mit voller Wucht trifft er die Dame
in Schwarz . . die Dame Dora 6- scheint ange-
schlagen ... ja, jetzt wird auch sie vom Platz
getragen. Aber deswegen gibt Daderwegen das
Schachspiel noch lange nicht auf . . . jetzt ist der
Bauer Cäsar 2 durchgebrochen . . . das war ein
glatter Einbruch, der sich da vor den Augen des
Publikums abspielte, ein Einbruch in die feind-
liche Stellung . fluchtartig emigriert . . . par-
don . . . rochiert König Friedrich zwo in die Ecke
. . . aber da fällt nun der Turm Emil 4, der letzte
Turm der Schlacht . er wird von dem Bauern
schwarzgeschlachtet . ■ pardon von dem schwar-
zen Bauern ausgeschlachtet. Das Spiel liegt nun
in den letzten Zügen . . . Knobler versucht noch
einmal, einen Bauern zur Entlastung vorzubrin-
gen, aber jetzt geht der schwarze König Heinrich
4 rückwärts vor . Knobler wird in die Zange
genommen. . . Heinrich 6 springt über Berta 4
nach Dora 5 . . . das schwarze Pferd schlägt den
Bauern Cäsar 2 . . . die Bauern fallen ietzt wie
die reifen Früchte . . . sie liegen förmlich in der
Luft . . es riecht schlecht in der Ecke von Mei-
ster Knobler, der jetzt auch noch das letzte Pferd
abliefern muß und nicht mehr weiß, wie er seine
Felder bestellen soll ... er macht einen völlig
verschacherten Eindruck . . . da . . . Schach!
Schach dem König, wem denn sonst, meine Hörer,
und Matt! 1:0 steht die schachmatte Partie für
den Holländer Daderwegen, der von seinen be-
geisterten Freunden auf dem Brett aus dem Saal
getragen wird . . . Helmut Augustin

„Meine Herren, ich fasse zusammen: die von unserem hochwürdigen Herrn Kultusminister beantragten Zuschüsse
für unsere alma mater reichen allenfalls zum offiziellen Empfang eines Ministerialrates. Zur Wahrung unseres
wissenschaftlichen Rufes verbleibt uns noch die Möglichkeit gemeinsam zu konvertieren. Dieser Entschluß hätte
fi'r die protestantischen Steuerzahler den unschätzbaren Vorteil, daß die enormen Unkosten für Neugründung
katholischer Universitäten entfielen."

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Universität Erlangen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur: HEHU

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Drixelius, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 9, S. 107.

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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