ÖL
,.A...»M'.I
Es ist kein Ammen-Märchen, daß wir „im Stillen"
gehofft hatten, bald vom Astloch der Welt weg
und aut einen grünen Zweig zu kommen. Auf
einen Zweig, der ein Teil der deutschen Einheits-
Eiche wäre, die zwar keine Krone mehr, aber doch
immer noch eine gemeinsame Wurzel hat. Schon
hörten wir die Blätter des Stammbaumes rauschen,
unter dem sich die West-, Ost-, Nord- und Süd-
Früchte des Landes zu fruchtbaren Gesprächen hät-
ten versammeln können. Aber die vier Pächter
unseres ertragreichen Gartens haben beschlossen,
den Zaun stehen zu lassen, der mitten durch den
einzigen Baum des Grundstücks hindurchgeht. Es
ist an eine getrennte Aufforstung gedacht. — So-
viel über die internationale Baumschul-ung.
Die österreichische „Zweig-Stelle" hatte es besser.
Dort können sie schon wieder auf den Busch
klopfen, aus dem zwar kein preußischer Ziethen,
aber doch ein klein-kleines Bundesheer heraus-
hüpfen soll Dementsprechend rauscht es im Wiener
Wald der demokratischen Blätter Es rauscht auch
deswegen, weil ein neues Verschwörer-Nest dort
ausgehoben wurde, in dem sich einige nazistische
Kuckuckseier befanden. Die Führer dieser neuen
Hitler-Sekte heißen komischerweise „Wührer" und
„Huettl". Sie wollten eine Interessengemeinschaft
ehemaliger Aktivisten aufziehen. Heil Huettl mein
Wührer! Die Bundespolizei machte einen Strich
durch die Berechnung der Anstreicher-Jünger.
Von den älteren Herren der politischen Garde
starb aus Kummer Themistokles Sophoulis, der
88jährige Ministerpräside von Griechenland. So
fällt eine Ruine nach der anderen zusammen und
die 89. Regierungskrise ist fällig. Krisenland
könnte man sagen. Ein kleines Hellas, Herr Ober!
Eine andere Eule, die nach Athen getragen wurde,
war die belgische Parlamentswahl, von der man
vorher wußte, daß die Christlich-Sozialen das
Rennen machen würden. Seine Majestät der
Wähler hat gesprochen, und Seine Maiestät der
König hat's gehört. Bald spricht wieder der König
und die Wähler haben zu gehorchen.
Gehorchen sollen auch die ungläubigen Gläubigen
in Prag und den umliegenden totalen Dörfern.
Aber sie wissen: Wer nur den lieben Gottwald
läßt walten, der kommt bald in die Hölle. Und
so opponieren sie heftig gegen den Veits-Tanz,
den die Kommune in dem gleichnamigen Dom
uraufführte.
So geht's allüberall in der Welt recht munter zu,
und es bleibt ein Segen, daß wir an der Ver-
waltung dieses Chaos nicht beteiligt sind. Wir
sind nicht UN-würdig — also unwürdig.
Wieso wir aber immer noch nicht für würdig be-
funden werden, als gleichberechtigter Partner über-
all mitzuhelfen, diese Welt zugrunde zu richten,
bleibt unerfindlich. So unwissend und talentlos wie
Bele Bachem: ZIRKUS PHANTASIE
andere Völker sind wir schon lange! Es könnte
gar nichts schief gehen. Höchstens, daß alles ein
wenig besser organisiert wäre, auch das schnelle
Ende.
Im übrigen: Sich totlachen ist im Endeffekt das-
selbe, wie totgeschlagen werden. Fragen Sie die
Zeit. Sie bietet für beide Arten heute vielfältige
Gelegenheit. Guten Abend.
ES GEHT WIEDER AUFWÄRTS
Die vielbeachtete Tatsache, daß aut der Erlanget
Bergkirchweih — zunächst ohne Ertolg — 40 Maß
Freibier für die Intonierung des Badenweiler-Mar
sches geboten wurden, lenkt die allgemeine Aul-
merksamkeit aut die symptomatische Entwicklung
unserer Kirchweih-Musikprogramme.
Wir geben im folgenden eine kleine Querschnitt-
übersicht der letzten und nächsten Jahre:
1945: „Ich hab' mich ergeben"
.Es geht alles vorüber"
.Frau komm' mit" (Septett vo.i Iwanowski)
1946: „Unter dem Spruchkammerbanner" (Clay-
Högner)
Das Kippen-Lied
1947: Volkslieder-Potpourri
An der Weser
An der Saale hellem Strande
Bald gras' ich am Neckar
Donauwellen
Wo die Alpenrosen blvh'n
Oh. du wunderschöner deutscher Rhein (Es
wird höfl gebeten, nicht mitzusingen!)
„Im Krug zur grünen Grenze" (Galopp)
1948: Kopfquoten-Polka
Berliner Luft
Ganevalslaunen
1949: „Wohlauf die Luft geht frisch und rein'
Altbayerischer Avanciermarsch
Alte Kameraden (Teike)
Der Rupprecht kommt (Charakterstück)
Ich bin ein Bayer kennt !hr meine Schwächen
(Lallinger)
Frei-wegl (Gewerbemarsch)
1950: Unter der Bogenlampe (Paraphrase nach L
Marleen)
Heil Heidecksburg
Badner Madeln (Walzer)
Weilheimer Buam (Marsch)
..Heute wollen wir ein Liedlein singen'
(Text 30 Pfennig)
1951: Parademarsch der ehemaligen Langen Kerls
„Das ist die ehemalige Garde" (Schwarze)
Ehemal König-Friedrich-Marsch (Fr Rex)
Marsch des ehema1 K B Infanterie-Leib-
regiments (zur Erinnerung an den ehemali-
gen Sturm auf Badonvillers, komponiert von
dem ehern Musikmeister Fürst) Die Kapelle
bittet ihr freundlichst zugedachtes Freibier in
Form von Gutscheinen zu spenden, die nach
der 3 und 13 Wiederholung zum Preise von
einer Mark vom Bedienungspersonal ab-
gegeben werden
Für das Jahr 1952 wird von Experten der Schlager
„Volk, ans Gewehr" erwartet Das weitere ist be-
kannt Adam Riese
G.U.D. ODER NICHT GUT —
DAS IST HIER DIE FRAGE
Von Heinz Hartwig
In Godesberg tagte eine
G-emeinschaft V-nabhängtger D-eutscher.
Das hat uns grade noch gefehlt,
daß man demnächst was .Rechtes" wählt,
wie jenen Herrn von Ostau ..
Wir denken an den alten Knill:
Die linke Hand am linken Grill,
obwohl wir in der West-Au.
Das bleibe uns bei Gott geschenkt,
daß man uns unabhängig hängt
durch jenen Major Remei
Gemeinschaft mit Gemeinheit? Neinl
Der Herr sollt' längst erledigt sein
Das war' uns angenehmer.
Da grauset es der S.P.D.,
der C.S.V. — der F.D.P.,
der K.P und der UGO. ..
Dann lieber schon die Kalk-Partei'n
als diesen National-Verein
(einschließlich Lultschitf-Hugo).
0
,.A...»M'.I
Es ist kein Ammen-Märchen, daß wir „im Stillen"
gehofft hatten, bald vom Astloch der Welt weg
und aut einen grünen Zweig zu kommen. Auf
einen Zweig, der ein Teil der deutschen Einheits-
Eiche wäre, die zwar keine Krone mehr, aber doch
immer noch eine gemeinsame Wurzel hat. Schon
hörten wir die Blätter des Stammbaumes rauschen,
unter dem sich die West-, Ost-, Nord- und Süd-
Früchte des Landes zu fruchtbaren Gesprächen hät-
ten versammeln können. Aber die vier Pächter
unseres ertragreichen Gartens haben beschlossen,
den Zaun stehen zu lassen, der mitten durch den
einzigen Baum des Grundstücks hindurchgeht. Es
ist an eine getrennte Aufforstung gedacht. — So-
viel über die internationale Baumschul-ung.
Die österreichische „Zweig-Stelle" hatte es besser.
Dort können sie schon wieder auf den Busch
klopfen, aus dem zwar kein preußischer Ziethen,
aber doch ein klein-kleines Bundesheer heraus-
hüpfen soll Dementsprechend rauscht es im Wiener
Wald der demokratischen Blätter Es rauscht auch
deswegen, weil ein neues Verschwörer-Nest dort
ausgehoben wurde, in dem sich einige nazistische
Kuckuckseier befanden. Die Führer dieser neuen
Hitler-Sekte heißen komischerweise „Wührer" und
„Huettl". Sie wollten eine Interessengemeinschaft
ehemaliger Aktivisten aufziehen. Heil Huettl mein
Wührer! Die Bundespolizei machte einen Strich
durch die Berechnung der Anstreicher-Jünger.
Von den älteren Herren der politischen Garde
starb aus Kummer Themistokles Sophoulis, der
88jährige Ministerpräside von Griechenland. So
fällt eine Ruine nach der anderen zusammen und
die 89. Regierungskrise ist fällig. Krisenland
könnte man sagen. Ein kleines Hellas, Herr Ober!
Eine andere Eule, die nach Athen getragen wurde,
war die belgische Parlamentswahl, von der man
vorher wußte, daß die Christlich-Sozialen das
Rennen machen würden. Seine Majestät der
Wähler hat gesprochen, und Seine Maiestät der
König hat's gehört. Bald spricht wieder der König
und die Wähler haben zu gehorchen.
Gehorchen sollen auch die ungläubigen Gläubigen
in Prag und den umliegenden totalen Dörfern.
Aber sie wissen: Wer nur den lieben Gottwald
läßt walten, der kommt bald in die Hölle. Und
so opponieren sie heftig gegen den Veits-Tanz,
den die Kommune in dem gleichnamigen Dom
uraufführte.
So geht's allüberall in der Welt recht munter zu,
und es bleibt ein Segen, daß wir an der Ver-
waltung dieses Chaos nicht beteiligt sind. Wir
sind nicht UN-würdig — also unwürdig.
Wieso wir aber immer noch nicht für würdig be-
funden werden, als gleichberechtigter Partner über-
all mitzuhelfen, diese Welt zugrunde zu richten,
bleibt unerfindlich. So unwissend und talentlos wie
Bele Bachem: ZIRKUS PHANTASIE
andere Völker sind wir schon lange! Es könnte
gar nichts schief gehen. Höchstens, daß alles ein
wenig besser organisiert wäre, auch das schnelle
Ende.
Im übrigen: Sich totlachen ist im Endeffekt das-
selbe, wie totgeschlagen werden. Fragen Sie die
Zeit. Sie bietet für beide Arten heute vielfältige
Gelegenheit. Guten Abend.
ES GEHT WIEDER AUFWÄRTS
Die vielbeachtete Tatsache, daß aut der Erlanget
Bergkirchweih — zunächst ohne Ertolg — 40 Maß
Freibier für die Intonierung des Badenweiler-Mar
sches geboten wurden, lenkt die allgemeine Aul-
merksamkeit aut die symptomatische Entwicklung
unserer Kirchweih-Musikprogramme.
Wir geben im folgenden eine kleine Querschnitt-
übersicht der letzten und nächsten Jahre:
1945: „Ich hab' mich ergeben"
.Es geht alles vorüber"
.Frau komm' mit" (Septett vo.i Iwanowski)
1946: „Unter dem Spruchkammerbanner" (Clay-
Högner)
Das Kippen-Lied
1947: Volkslieder-Potpourri
An der Weser
An der Saale hellem Strande
Bald gras' ich am Neckar
Donauwellen
Wo die Alpenrosen blvh'n
Oh. du wunderschöner deutscher Rhein (Es
wird höfl gebeten, nicht mitzusingen!)
„Im Krug zur grünen Grenze" (Galopp)
1948: Kopfquoten-Polka
Berliner Luft
Ganevalslaunen
1949: „Wohlauf die Luft geht frisch und rein'
Altbayerischer Avanciermarsch
Alte Kameraden (Teike)
Der Rupprecht kommt (Charakterstück)
Ich bin ein Bayer kennt !hr meine Schwächen
(Lallinger)
Frei-wegl (Gewerbemarsch)
1950: Unter der Bogenlampe (Paraphrase nach L
Marleen)
Heil Heidecksburg
Badner Madeln (Walzer)
Weilheimer Buam (Marsch)
..Heute wollen wir ein Liedlein singen'
(Text 30 Pfennig)
1951: Parademarsch der ehemaligen Langen Kerls
„Das ist die ehemalige Garde" (Schwarze)
Ehemal König-Friedrich-Marsch (Fr Rex)
Marsch des ehema1 K B Infanterie-Leib-
regiments (zur Erinnerung an den ehemali-
gen Sturm auf Badonvillers, komponiert von
dem ehern Musikmeister Fürst) Die Kapelle
bittet ihr freundlichst zugedachtes Freibier in
Form von Gutscheinen zu spenden, die nach
der 3 und 13 Wiederholung zum Preise von
einer Mark vom Bedienungspersonal ab-
gegeben werden
Für das Jahr 1952 wird von Experten der Schlager
„Volk, ans Gewehr" erwartet Das weitere ist be-
kannt Adam Riese
G.U.D. ODER NICHT GUT —
DAS IST HIER DIE FRAGE
Von Heinz Hartwig
In Godesberg tagte eine
G-emeinschaft V-nabhängtger D-eutscher.
Das hat uns grade noch gefehlt,
daß man demnächst was .Rechtes" wählt,
wie jenen Herrn von Ostau ..
Wir denken an den alten Knill:
Die linke Hand am linken Grill,
obwohl wir in der West-Au.
Das bleibe uns bei Gott geschenkt,
daß man uns unabhängig hängt
durch jenen Major Remei
Gemeinschaft mit Gemeinheit? Neinl
Der Herr sollt' längst erledigt sein
Das war' uns angenehmer.
Da grauset es der S.P.D.,
der C.S.V. — der F.D.P.,
der K.P und der UGO. ..
Dann lieber schon die Kalk-Partei'n
als diesen National-Verein
(einschließlich Lultschitf-Hugo).
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Zirkusphantasie"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 15, S. 170.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg