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DIE VEREI

Der Rationalisierungsfachmann für die bayerische
Verwaltung, Wirtschaftsprüfer Pongraz Papp, hat
seine Vorarbeiten aufgenommen. Die Tätigkeit des
Büros Papp, das sein Domizil in dem soeben fertig-
gestellten Kanzleigebäude des Landesamtes für
Vereinfachung und Einsparung, Raspstraße 57/59
aufgeschlagen hat, ist bisher in der Öffentlichkeit
wenig beachtet worden. Unser Spezialberichterstat-
ter Gotthold Spickenreuther hatte dieser Tage Ge-
legenheit, dem Reformator sowie seinem Stabe von
Mitarbeitern einige Fragen vorzulegen.
„Herr Papp, es wird häufig behauptet, der Verwal-
tungsapparat Bayerns sei zu aufgebläht. Was sagen
Sie auf Grund Ihrer bisherigen Prüfertätigkeit hie-
zu?" — „Das Wort .aufgebläht' ist nicht glücklich
gewählt. Ich stelle lediglich fest, daß er an einem
übersteigerten Griffbereitschaftsbedürfnis krankt."
— „Was verstehen Herr Papp hierunter?" — „Das
bisher verfolgte Sicherheitsprinzip brachte es mit
sich, daß alles nur erdenkliche Archivgut in jedem
Büro aufgestapelt wurde, so daß es griffbereit da-
lag für den Fall, daß der Chef gelegentlich einige
Angaben benötigte. Um diesen Archivreichtum zu
beschaffen, wurde die gleiche Sache vorsorglich an
mehreren Stellen bearbeitet, was heute, vom Ra-
tionalisierungsstandpunkt aus betrachtet, als Ver-
geudung von Arbeitskraft gelten muß." — „Welche
Maßnahmen haben Herr Papp und die ihm unter-
stellten Herren getroffen, um dieser Überleistung
bei den Behörden entgegenzutreten?" — „Zunächst
ist es für uns wichtig, einen klaren Überblick über
die Verwaltungsarbeit der einzelnen Stellen zu
erhalten. Infolgedessen gehen wir daran, jedem
Amt eine Sonderabteilung für Rationalisierung an-
zugliedern, deren Aufgabe darin besteht, uns, dem
Zentralbüro, präzise Unterlagen über die von dem
jeweiligen Amt zu leistende Arbeit zu liefern. Ein
genaues Bild ergibt sich natürlich erst nach gerau-
mer Zeit, — dann nämlich, wenn die betreffenden
Rationalisierungsbeamten sich gründlich in ihr je-
weiliges Sachgebiet eingearbeitet haben." — „Sehr
richtig! Herr Papp beabsichtigen sozusagen das
Übel bei der Wurzel zu fassen!" — „Gewiß. Nur

N FACHUNG

der kann über Rationalisierungsfragen mitreden,
der mit den gegenwärtigen, verbesserungsbedürf-
tigen Arbeitsmethoden von Grund auf vertraut ist.
Wir sammeln auf diese Weise ein ungeheures Ar-
chivmaterial an, das uns jederzeit griffbereit zur
Verfügung steht und uns in die Lage versetzt, zu
beurteilen, wo eventuelle Einsparungen getätigt
werden können." — „Bis wann glauben Herr Papp
mit den eigentlichen Sparmaßnahmen beginnen zu
können?" — „Das läßt sich einstweilen noch nicht
voraussagen, denn die Vorschläge, die wir in dieser
Hinsicht unterbreiten werden, müsen in jedem Fall
zuerst von den Spitzen der Behörden, die wir kon-
trollieren, begutachtet werden. Bei den letzteren
liegt Beschlußfassung und Entscheidung, während
unsere Aufgabe nur darin besteht, engverzahnte
Pläne einzureichen." — „Befürchten Herr Papp
nicht, daß durch die Tätigkeit des Rationalisierungs-
amtes eine gewisse Aufblähung auf anderem Ge-
biete ..." — „Ich weiß, was Sie sagen wollen! Um
dem vorzubeugen, haben wir unser Augenmerk be-
reits darauf gerichtet, Einsparungen am Personal

„Von wegen Lyrik und zu hoch...
Paß auf, ich schaffe es, Marillke!
Was andre können, kann ich ooch",
der Gattin kündets Herr von Wilke.

Er griff zur Adler, zum Papier
und walkte wirsch die spröde Muse.
Stumm sank die Nacht. Das Din A 4
war vollgepfropft mit Versgeschmuse.

Von morschen Häusern sang es lind,
von sanft morbiden Amoretten,
von Hirten, die vereinsamt sind,
vom Rieseln mürber Rosenketten,

des Rationalisierungsamtes selbst vorzubereiten.
Schon sind wir dazu übergegangen, Sondergruppen
von Beobachtern bereitzustellen, welche verpflich-
tet sind, genaue Unterlagen über die Leistungen
der den Behörden beigesellten Rationalisierungs-
fachleute auszuarbeiten, damit genaue Statistiken
über jeweils mögliche Vereinfachungen jederzeit
griffbereit zur Verfügung stehen." — „Und was ge-
schieht mit den Beamten und Angestellten, die im
Zuge Ihrer Vereinfachungsbestrebungen früher
oder später entlassen werden?" — „Auf Grund
ihrer Vorkenntnisse stellen sie natürlich den idea-
len Nachwuchs für unser Beobachterpersonal dar,
das im Laufe der Zeit bedeutend erweitert werden
wird. Diesen Nachwuchs werden wir uns auf kei-
nen Fall entgehen lassen — — —, denn gut ein-
gearbeitete Kräfte, die mit der Materie bestens ver-
traut sind, ersparen dem Staate Unsummen. Nach
Durchführung sämtlicher Reformen, die schätzungs-
weise ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen dürften,
wird das Landesamt für Vereinfachung und Ein-
sparung als permanente Institution dem Staats-
apparat eingegliedert, um ein Wiederaufleben der
jetzigen umständlichen und kostspieligen Arbeits-
methoden ein für allemal unmöglich zu machen..."

W. F. Kloeck

von teilnahmslos barocken Teichen,
von Tassen ohne Untersatz,
von leeren Zweigen ohnegleichen —
sehr Gegenteil von Ringelnatz.

Von Grüften sang es und von Gräben,
vom Elefanten dann und wann,
vom Panther und von dunklen Stäben,
von Liebe, die zum Stern gerann.

Allein, es lachte ihm kein Glück.
„Wie unfein, werter Herr von Wilke!"
schrieb prompt die Redaktion zurück.
„Man plagiiert nicht R. M. Rilke."

ABFUHR VON HANS REIM ANN

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Entschuldigen Sie vielmals die Verspätung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Entschuldigen Sie vielmals die Verspätung, aber gerade als wir beim Umkleiden waren, begann die Stromsperre!"

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Dubout, Albert
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 23, S. 271.

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