Dr. jur. h. c. Franco
Die portugiesische Universität Coimbra
Caudillo den Ehrendoktortitel.
verlieh dem
Herr Franco trägt den Doktorhut,
den Doktorhut der Rechte!
Das „Recht" steht dem Diktator gut,
man trage seine Knechte!
Doch nicht nur das-, h. c. sogar!
Das heißt: Von wegen Ehre!
Die „Ehre" steht ihm gut, lürwahr,
sie gibt dem Hut die Schwere.
Wer Rechte bricht und ehrlos ist,
"Wird heute Doktor jura.
Mit Recht sagt da der Zeitchronist:
Aul Ehre--nix Kultura.
H. Hartwig
STILBLÜTEN-SPÄTLESE
Amtl. Mitteilungsblatt Bad Salzdetturlh, 2. 9. 1949
Viehzwischenzählungen am 3. 9. 1949. Am 3. 9. 1949
findet eine Schweinezwischenzählung statt. Daneben
wird eine Erhebung der vorhandenen Hunde durch-
geführt. Die Ergebnisse der Zählung werden als
Unterlagen für die Maßnahmen zur Sicherung der
Ernährung gebraucht.
Gepökelte Hundenppchen auf Kraut gelten wahr-
scheinlich dort als besondere Delikatesse.
Abendzeitung Nr. 181 vom 28. 7. 1949
Um der lockeren Verkehrsmoral das Rückgrat zu
stärken, werden ab 1. August zwei Verkehrserzie-
hungswochen veranstaltet.
Die armen Fußgänger!
Süddeutsche Zeitung vom 12. 9. 1949
Würzburg: Im Bahnhof Rottendorf drangen zwei
Betrunkene in das Dienstzimmer und warfen, als der
Beamte die Polizei anrufen wollte, Telefon, Klap-
penschrank und Fahrdienstleiter auf den Boden, der
pich dabei erheblich verletzte.
Nun, Telefon, Klappenschrank und hinterher der
Fahrdienstleiter, das hält auch der kräftigste
Boden nicht aus!
Schwäbisches Tagblatt vom 3. 10. 1949
Unser Bild zeigt . .. eine überaus praktische Doppel-
Schlaf-Couch zum Ausziehen der Firma Reinhardt,
Rommelsbach.
Da muß man wohl die Firma erst drauflegen?
Volksblatt Rosenheim vom 22. 10. 1949
Das internationale Observatorium zum Studium
kosmetischer Stiahlen auf dem Jungfraujoch ...
Natürlich! Was sollte eine Jungfrau auch mit kos-
mischen Strahlen anfangen?
Volksblatt Rosenheim vom 22. 10. 1949
... in Angers eine Apotheke von wütenden Kühen
überfallen und in Grund und Boden gestampft.
Sozusagen melkbarer Bombenersatz!
Mannheimer Morgen vom 13. 10. 1949
Das Gebiet des Deutschen Reiches von 1937 zerfällt
heute in drei klargeschiedene Teile: in die polnisch
bzw. sowjetisch besetzten Ostgebiete, die ostzonale
„Deutsche Demokratische Republik", die auf die
Westzone beschränkt ist.
Man sollte den Dingen nicht vorgreifen!
Frankfurter Rundschau vom 8. 10. 1949
Aus einem Gedicht von Erwin Kester „Alter Pilz":
Nachbar er von blauen süßen
Heidelbeeren. Ihm zu Füßen
ein Gewimmel dürrer Äste,
Tannennadeln, Rinderreste.
Soll vermutlich Kinderreste heißen!
Fränkischer Tag vom 1. 10. 1949
Durch die Eröffnung des Krankenhauses war not-
wendig geworden, daß die Gemeinde auch ein
Leichenhaus erhält.
Klar, jedem Zubringer ein Abnehmer!
„Wenn ich nur wüßte, warum er ausgerechnet die falsche Straßenseite benützt?"
DER SPUKZUG - Märchen von Hans Reimann
Die Firma, bei der ich als Vertreter arbeite, hat im
Kriege haushoch verdient durch Heereslieferungen,
vor allem an Gasmaskenfenstern, die ausSuperplexi-
glas, Gelatine, Formaldehyd, Glyzerin und einem
Schuß Fabrikationsgeheimnis bestanden. Dann
stellte sie sich friedensmäßig um und warf sich auf
allen erdenklichen Kram, der sich nicht rentierte.
Es waren drei brauchbare Artikel dabei, die freilich
nur für notorisch feuchte Gegenden in Betracht
kamen: wasserfeste Zündhölzer, nichtklumpendes
Salz und im eigenen Salt gepökelte Telegraphen-
stangen. Durch Zufall erkundete einer unserer an
Meteorologie interessierten Direktoren, daß Trans-
zonien, unter einem klimatischen Koller leidend, im
Vorjahr 86 000 mm Niederschläge zu verzeichnen
hatte, und beauftragte mich, das als autark ver-
rufene Gebiet zu beaugenscheinigen und für die
Firma zu erobern.
Mit prall gefülltem Musterkoffer zog ich los und
erreichte, von unablässigem Umsteigen, von Zoll-
schikanen und Seekrankheit gebeutelt, das nebel-
dunstige Quintola.
Nun muß man wissen, daß Transzonien ein ausge-
fallenes Format hat: um die Hälfte schmäler als
Chile zwischen Valparaiso und Calera, ist es dafür
doppelt so lang. Ropro, die Metropole, liegt nord-
westlich ein paa' Meilen unterhalb des einzig be-
nutzbaren Hafens das von mir als Ausgangspunkt
erkorene Gammadigamma hingegen belebt den süd-
östlichen Zipfel. Eine imposante und, wie ich über
ein kleines feststellen durfte, vorbildlich asphal-
tierte, der Eisenuahn parallel laufende Chaussee
verbindet die beiden entgegengesetzten Städte.
Ich suchte ein Ra'sebüro auf, um eine Fahrkarte zu
erstehen. Die Bahn, so wurde mir erwidert, sei der-
zeit außer Betrieb, aber der nächste Bus (mit Salon
und Schlafraum) halte in zehn Minuten vor der Tür.
Wenn ich so lange warten wolle?
Die Einwohner von Quintola sahen aus wie in
Aspik. Groß, kleui, jung, alt steckte in Regenhäuten.
Unaufhörliches Geniesel. Kein Zweifel, daß ich eine
anständige Provision einheimsen würde!
'Diese Überzeugung festigte sich in mir von Meile zu
Meile. Meiner Seel, derart erbärmliche Telegraphen-
mastep hätte ich nie für möglich gehalten! Wind-
schief ragten sie m den Regen oder schlummerten
abgeknickt und faserig im nassen Unkraut. Sooft
wir vom Tempo heruntergingen und haltmachten,
erstaunte ich ob der bejammernswerten Eisenbahn-
strecke. Die Schienen rostig und demoliert, teil-
weise herausgerissen — die Schwellen morsch und
angefault — die Stützmauern verfallen — die Brük-
ken ir> Trümmern — die Bahnhöfe: von Ratten
durchwimmelter Schutt! Hin und wieder das Wrack
einer Lok oder eine Garnitur skelettierter Wag-
gons .. Ein Segen, daß der unwirtliche Anblick
Eine
AMERICAN BLEI\0
internationaler Klasse
2SM
Die portugiesische Universität Coimbra
Caudillo den Ehrendoktortitel.
verlieh dem
Herr Franco trägt den Doktorhut,
den Doktorhut der Rechte!
Das „Recht" steht dem Diktator gut,
man trage seine Knechte!
Doch nicht nur das-, h. c. sogar!
Das heißt: Von wegen Ehre!
Die „Ehre" steht ihm gut, lürwahr,
sie gibt dem Hut die Schwere.
Wer Rechte bricht und ehrlos ist,
"Wird heute Doktor jura.
Mit Recht sagt da der Zeitchronist:
Aul Ehre--nix Kultura.
H. Hartwig
STILBLÜTEN-SPÄTLESE
Amtl. Mitteilungsblatt Bad Salzdetturlh, 2. 9. 1949
Viehzwischenzählungen am 3. 9. 1949. Am 3. 9. 1949
findet eine Schweinezwischenzählung statt. Daneben
wird eine Erhebung der vorhandenen Hunde durch-
geführt. Die Ergebnisse der Zählung werden als
Unterlagen für die Maßnahmen zur Sicherung der
Ernährung gebraucht.
Gepökelte Hundenppchen auf Kraut gelten wahr-
scheinlich dort als besondere Delikatesse.
Abendzeitung Nr. 181 vom 28. 7. 1949
Um der lockeren Verkehrsmoral das Rückgrat zu
stärken, werden ab 1. August zwei Verkehrserzie-
hungswochen veranstaltet.
Die armen Fußgänger!
Süddeutsche Zeitung vom 12. 9. 1949
Würzburg: Im Bahnhof Rottendorf drangen zwei
Betrunkene in das Dienstzimmer und warfen, als der
Beamte die Polizei anrufen wollte, Telefon, Klap-
penschrank und Fahrdienstleiter auf den Boden, der
pich dabei erheblich verletzte.
Nun, Telefon, Klappenschrank und hinterher der
Fahrdienstleiter, das hält auch der kräftigste
Boden nicht aus!
Schwäbisches Tagblatt vom 3. 10. 1949
Unser Bild zeigt . .. eine überaus praktische Doppel-
Schlaf-Couch zum Ausziehen der Firma Reinhardt,
Rommelsbach.
Da muß man wohl die Firma erst drauflegen?
Volksblatt Rosenheim vom 22. 10. 1949
Das internationale Observatorium zum Studium
kosmetischer Stiahlen auf dem Jungfraujoch ...
Natürlich! Was sollte eine Jungfrau auch mit kos-
mischen Strahlen anfangen?
Volksblatt Rosenheim vom 22. 10. 1949
... in Angers eine Apotheke von wütenden Kühen
überfallen und in Grund und Boden gestampft.
Sozusagen melkbarer Bombenersatz!
Mannheimer Morgen vom 13. 10. 1949
Das Gebiet des Deutschen Reiches von 1937 zerfällt
heute in drei klargeschiedene Teile: in die polnisch
bzw. sowjetisch besetzten Ostgebiete, die ostzonale
„Deutsche Demokratische Republik", die auf die
Westzone beschränkt ist.
Man sollte den Dingen nicht vorgreifen!
Frankfurter Rundschau vom 8. 10. 1949
Aus einem Gedicht von Erwin Kester „Alter Pilz":
Nachbar er von blauen süßen
Heidelbeeren. Ihm zu Füßen
ein Gewimmel dürrer Äste,
Tannennadeln, Rinderreste.
Soll vermutlich Kinderreste heißen!
Fränkischer Tag vom 1. 10. 1949
Durch die Eröffnung des Krankenhauses war not-
wendig geworden, daß die Gemeinde auch ein
Leichenhaus erhält.
Klar, jedem Zubringer ein Abnehmer!
„Wenn ich nur wüßte, warum er ausgerechnet die falsche Straßenseite benützt?"
DER SPUKZUG - Märchen von Hans Reimann
Die Firma, bei der ich als Vertreter arbeite, hat im
Kriege haushoch verdient durch Heereslieferungen,
vor allem an Gasmaskenfenstern, die ausSuperplexi-
glas, Gelatine, Formaldehyd, Glyzerin und einem
Schuß Fabrikationsgeheimnis bestanden. Dann
stellte sie sich friedensmäßig um und warf sich auf
allen erdenklichen Kram, der sich nicht rentierte.
Es waren drei brauchbare Artikel dabei, die freilich
nur für notorisch feuchte Gegenden in Betracht
kamen: wasserfeste Zündhölzer, nichtklumpendes
Salz und im eigenen Salt gepökelte Telegraphen-
stangen. Durch Zufall erkundete einer unserer an
Meteorologie interessierten Direktoren, daß Trans-
zonien, unter einem klimatischen Koller leidend, im
Vorjahr 86 000 mm Niederschläge zu verzeichnen
hatte, und beauftragte mich, das als autark ver-
rufene Gebiet zu beaugenscheinigen und für die
Firma zu erobern.
Mit prall gefülltem Musterkoffer zog ich los und
erreichte, von unablässigem Umsteigen, von Zoll-
schikanen und Seekrankheit gebeutelt, das nebel-
dunstige Quintola.
Nun muß man wissen, daß Transzonien ein ausge-
fallenes Format hat: um die Hälfte schmäler als
Chile zwischen Valparaiso und Calera, ist es dafür
doppelt so lang. Ropro, die Metropole, liegt nord-
westlich ein paa' Meilen unterhalb des einzig be-
nutzbaren Hafens das von mir als Ausgangspunkt
erkorene Gammadigamma hingegen belebt den süd-
östlichen Zipfel. Eine imposante und, wie ich über
ein kleines feststellen durfte, vorbildlich asphal-
tierte, der Eisenuahn parallel laufende Chaussee
verbindet die beiden entgegengesetzten Städte.
Ich suchte ein Ra'sebüro auf, um eine Fahrkarte zu
erstehen. Die Bahn, so wurde mir erwidert, sei der-
zeit außer Betrieb, aber der nächste Bus (mit Salon
und Schlafraum) halte in zehn Minuten vor der Tür.
Wenn ich so lange warten wolle?
Die Einwohner von Quintola sahen aus wie in
Aspik. Groß, kleui, jung, alt steckte in Regenhäuten.
Unaufhörliches Geniesel. Kein Zweifel, daß ich eine
anständige Provision einheimsen würde!
'Diese Überzeugung festigte sich in mir von Meile zu
Meile. Meiner Seel, derart erbärmliche Telegraphen-
mastep hätte ich nie für möglich gehalten! Wind-
schief ragten sie m den Regen oder schlummerten
abgeknickt und faserig im nassen Unkraut. Sooft
wir vom Tempo heruntergingen und haltmachten,
erstaunte ich ob der bejammernswerten Eisenbahn-
strecke. Die Schienen rostig und demoliert, teil-
weise herausgerissen — die Schwellen morsch und
angefault — die Stützmauern verfallen — die Brük-
ken ir> Trümmern — die Bahnhöfe: von Ratten
durchwimmelter Schutt! Hin und wieder das Wrack
einer Lok oder eine Garnitur skelettierter Wag-
gons .. Ein Segen, daß der unwirtliche Anblick
Eine
AMERICAN BLEI\0
internationaler Klasse
2SM
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Wenn ich nur wüßte"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
Bildunterschrift: "Wenn ich nur wüßte, warum er ausgerechnet die falsche Straßenseite benützt?"
Kommentar
Signatur: Kost
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 24, S. 281.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg