HALLUZINATIONEN
Wenn ich säubern könnte, — den distinguierten Herrn würde ich aufs Korn
nehmen, der in der zweiterTReihe vor mir sitzt. Zweifellos ist er Ministerialrat,
Kunstkenner, und gehört einer jener chiistlich-konservativen Parteien an, die
sich die politische Verkäsung des „Abendlandes" zum Ziel gesetzt haben. Er
scheint ohne Begleitung gekommen zu sein, denn als er Platz nahm, grüßte er
nach links und rechts mit einer abgemessenen Verbeugung.
Die ganze Cavalleria rusticana hindurch würde ich ihn in Ruhe lassen. Aber
dann, wenn der .Prolog zum Bajazzo anfängt, würden meine Zauberkräfte zu
spielen beginnen ...
Ich beobachte ihn. Aha, — jetzt hat er was gemerkt! Er wird unruhig, neigt sich
leicht zur Seite und fummelt mit der rechten Hand in seiner Rocktasche herum.
Ich habe ihm nämlich kraft meiner Hexerfähigkeiten — sie wurden mir für
die Dauer des Abends von dem mir persönlich bekannten Kobold Danhasch
(1001 Nacht, Seite 628) verliehen — ein Fünftel Emmentaler in dieselbe hinein-
materialisiert. — Verräterisch raschelt das Einwickelpapier, doch die Stimme
des Tenors ist kräftig und läßt keine größere Unruhe aufkommen. Lediglich die
Umsitzenden wenden indigniert die Köpfe . .
Wie sich der Ministerialrat aus der Affäre gezogen hat, weiß ich nicht. Ich sehe
aber, daß er nach einer Weile wieder ruhig dasitzt.
Nun geht der Vorhang hoch und damit ist der Augenblick eingetreten, wo er
abermals ein Fünftel in seiner linken Brusttasche und ein weiteres rückwärts
in der Hose, bei den Hausschlüsseln, feststellen muß. Diesmal ist er sichtlich
erregt; er will aufstehen, besinnt sich jedoch und bleibt schließlich auf seinem
Platz: man sieht ihn gestikulieren, er sagt etwas, einige halblaute Stimmen ant-
worten. „Ruhe!" zischt jemand in der Nachbarschaft. Auch die Damen neben
mir machen „Pst! Pst!" — Da bei all dem die Gaukler auf der Bühne einziehen
und der Chor temperamentvoll anschwillt, bleibt der Voifall im großen und
aanzen unbeobachtet. — Aber warte nur!
Beim Auftreten des Silvio mache ich einen Generalangriff. Jetzt hat er plötzlich
je ein Fünftel, frisch aufgeschnitten, in der äußeren Brusttasche, beiden Hosen-
taschen, innen und außen im Rock, sowie eingeklemmt in sein Portefeuille, das
er in einem Geheimfach des Westenfutters trägt ...
Ein unterdrückter Schrei — mehrere Personen erheben sich —, kleiner Tumult.
„Unerhört!" — „Frechheit!" — „Erlauben Sie, bitte ..." Füße scharren auf dem
Parkett, irgendwo fallen Gegenstände zu Boden. „Ruhe!" donnert der Baß des
Logendieners von den Wandelgängen her. Dazwischen Stimmengewirr: „Set-
zen!" — „Was ist denn eigentlich los?" — Silvio fährt unbeirrt in seiner Arie
fort, das Orchester steigert sich zu einem Fortissimo und überspült damit die
lokal begrenzte Aufregung. Die Aufgestandenen setzen sich nach und nach.
Verhältnismäßige Stille kehrt zurück. Wohlgemerkt: „Verhältnismäßig"! Denn
protestierendes Gemurmel will nicht ganz verstummen. Während sich der
Knoten des Dramas schürzt, wird noch öfteis geflüsterte Empörung hörbar.
„Emmentaler", raunen sich verschiedene zu . ..
Der Ministerialrat, ganz in sich zusammengesunken, zieht den Kopf in die
Schultern ein. — Bajazzos Tragödie nähert sich ihrem Höhepunkt und da —
kurz vor dem Mord —, hexe ich meinem Freund noch ein Extrafünftel unter
den Hosenboden! Doch siehe — er reagiert nicht mehr! Er hat sich in sein
Schicksal ergeben . . .
*
Kaum bricht der Beifallssturm des Publikums los, als sich ein distinguierter
Herr eilig durch die Klatschenden zum Ausgang drängt. Käsebleich und zitternd
gelangt er als erster in die Garderobe, begehrt Hut und Mantel, sinkt jedoch
mit einem Stöhnen auf den Tisch der Garderobefrau nieder, als beim Heraus-
ziehen des Shawls aus der Uberziehertasche ein Fünftel Emmentaler auf den
Kokoslaüfer fällt. — „Da is 's Einem schlecht wor'n!" sdireit die Abortfrau, die
den Vorgang beobachtet hat; sie nimmt befriedigt den Käse zu sich und ver-
schwindet, um den Sanitäter zu holen. Menschen strömen aus den geöffneten
Saaltüren und erfüllen den Raum mit ihrem Gewühl. Man kann in dem Ge-
dränge nicht weit sehen, aber mit einemmal stürzt sich ein Wohlbeleibter mit
Brille in den Strudel. „Ist das nicht Ministerialrat Fastenhengstl?" hört man ihn
rufen. Eine Gasse wird frei. „Mein lieber Fastenhengstl", sagt der Brillenträger,
„das ist mir ja schrecklich leid! Ihnen ist schwindelig geworden, wie? Sie er-
kennen mich doch — ich bin Dr. Kornpropst —, damals in Regensburg ..." —
Ein dankbarer Blick aus den Augen des Stöhnenden zeigt, daß er bei vollem
Bewußtsein ist. — „Helfen Sie mir, den Herrn in mein Auto zu geleiten",
befiehlt der Mediziner dem inzwischen eingetroffenen Sanitätsmann. „Ich bin
praktischer Arzt und werde ihn sofort in meine Wohnung bringen ..."
Ja, ja, diese Halluzinationen! Bestimmt nur eine vorübergehende Nerven-
schwäche... „Cölestine", ruft Dr. Kornpropst seiner Gattin aus dem Ordinations-
zimmer zu, „mein alter Bekannter bedarf lediglich einer Stärkung. Hast du wohl
eine Flasche von dem Pfälzer Rotwein zur Hand —, die gute Soite von neulich,
weißt du?" — „Gewiß, Leonhard", antwortet die Hausfrau, „gleich hole ich das
Gewünschte aus der Küche." Und vorsorglich setzt sie hinzu: „Wie steht's mit
einem kleinen, kräftigen Imbiß? Weißbrot wäre reichlich da und im Kühlschrank
liegen noch die zwei Fünftel Emmentaler, die Leni heute nachmittag geholt
hat ..." Walter F. Kloeck
E. Willmann: PROSIT NEUJAHR
SIMPL-BRIEF KASTEN
Wird jetzt etwas Ruhe? Mit Sicherheit
können wir Ihnen leider keine Auskunft
darüber geben, ob mit dem Weihnachts-
fest auch wirklich die wochenlangen Sen-
dungen von Advents- und Weihnachts-
gesängen etwas verebben werden. — Zu-
mindest darf angenommen werden, daß
bis zum Dreikönigstag alle die oft ge-
hörten Darbietungen von Dreikönigssin-
gern, Rauhnächtlern und Weihnachtskün-
dern in durchaus nicht zwangloser, son-
dern unabreißbarer Folge weiterhin aus
dem Lautsprecher quellen, nach dessen
Abstellknopf gequälte Hörer greifen mit
dem Seufzer: „O Tannenbaum . . ."
„Union der starken Hand?" Nein, wir kön-
nen Ihre Meinung nicht teilen. Dr. Aden-
auer denkt streng, aber gerecht, und hat
auch schon allerlei soziale Andeutungen
gemacht. Also ist es sicher ein bloßer
Zufall, daß alle sieben Stahlwerke, die
auf der Freigabeliste von der Demontage
stehen, ausschließlich den „Vereinigten
Stahlwerken" angehören, deren unheim-
liche Macht das Buch „Union der starken
Hand" vor bald zwanzig Jahren schil-
derte.
Wird Herrenschnitt modern? Aber, lieber
Herr Figaro, da sieht man, wie wenig
Sorgen die Damenfriseure des Westens
haben, wenn sie sich immer noch um die
Haartracht der Damen kümmern können!
Da lob ich mir die tschechischen Fri-
seure : sie haben freiwillige Arbeitsbri-
gaden zusammengestellt, um den Schafen
und Hammeln die Wolle kunstgerecht auf
Fasson zu scheren!
Mein Mann verschwendet! Machen Sie sich
nichts daraus, liebe Frau N.: Wenn Sie
nämlich Glück haben, wird die so lange
schon angekündigte Steuerreform mit einem
Zwangssparen verbunden, so daß die
Geldfülle, die Ihr verschwenderischer Mann
täglich zum Ankauf von fünf Zigaretten
und einem Straßenbahnfahrschein vergeu-
det, endlich staatlich gelenkt und zum
produktiven Aufbau eines gutdurchwach-
senen Beamtenapparates verwendet wird.
Ein Vorschlag, der nach den glänzenden
Erfahrungen mit dem „Eisernen Sparen"
überall mit heller Begeisterung begnil.it
werden wird!
In den öden Fensterhöhlen wohnt das
Grauen . .. Wie, Sie sind derart erschrocken
über den Zustand Ihres von sauren Spar-
groschen erbauten Hauses, das von DPs
bewohnt war und jetzt freigemacht wurde?
Aber warum denn: die Mauern stehen
doch noch, wenigstens dort, wo man aus
ihnen nicht Tür- und Fensterstöcke her-
ausgeschlagen oder Lichtleitungen 'raus-
gerissen, Heide abmontiert, Öfen weg-
geschlagen, Klosettröhren ausgebaut, Decken
'runtergehauen und Fußböden verheizt hat.
Neue Weise? Sie irren: das Lied von Tu-
cholsky, darin es heißt: „Bis sie ihn dir
weggenommen haben, für den Graben,
Mutter, für den Graben!" wurde lang vor-
her geschrieben, ehe von der erneuten
„Aufstellung von 25 Divisionen aus deut-
schem Menschenmaterial" die Rede war.
Tucholsky war einfach Pazifist, er wußte
nicht, daß es eventuell ein Zeichen wie-
dererwachenden Vertrauens in die deutsche
Demokratie sein konnte, wenn Deutsche
vielleicht die Kanalküste gegen den Osten
verteidigen dürfen.
Bekommen Weltbürger Zuzug? Es ist noch
nicht entschieden, ob sich der Weltbürger
Nummer 1 in den Westzonen ansiedeln
wird. Da er vermutlich seine amerika-
nische Staatsbürgerschaft zurückerobern
will, um sich drüben ganz dem „Kampf
gegen Rassengegensätze widmen zu kön-
nen", wird Garry Davis, der bekanntlich
von Beruf Schauspieler ist, wohl hier nur
noch ein kurzes Gastspiel geben und dann
seine hiesige Weltbürgertruppe auflösen.
MC*
Du/t
und Süsse
vnias
AMERICAN BLEND
internationaler Klasse
30.5
Wenn ich säubern könnte, — den distinguierten Herrn würde ich aufs Korn
nehmen, der in der zweiterTReihe vor mir sitzt. Zweifellos ist er Ministerialrat,
Kunstkenner, und gehört einer jener chiistlich-konservativen Parteien an, die
sich die politische Verkäsung des „Abendlandes" zum Ziel gesetzt haben. Er
scheint ohne Begleitung gekommen zu sein, denn als er Platz nahm, grüßte er
nach links und rechts mit einer abgemessenen Verbeugung.
Die ganze Cavalleria rusticana hindurch würde ich ihn in Ruhe lassen. Aber
dann, wenn der .Prolog zum Bajazzo anfängt, würden meine Zauberkräfte zu
spielen beginnen ...
Ich beobachte ihn. Aha, — jetzt hat er was gemerkt! Er wird unruhig, neigt sich
leicht zur Seite und fummelt mit der rechten Hand in seiner Rocktasche herum.
Ich habe ihm nämlich kraft meiner Hexerfähigkeiten — sie wurden mir für
die Dauer des Abends von dem mir persönlich bekannten Kobold Danhasch
(1001 Nacht, Seite 628) verliehen — ein Fünftel Emmentaler in dieselbe hinein-
materialisiert. — Verräterisch raschelt das Einwickelpapier, doch die Stimme
des Tenors ist kräftig und läßt keine größere Unruhe aufkommen. Lediglich die
Umsitzenden wenden indigniert die Köpfe . .
Wie sich der Ministerialrat aus der Affäre gezogen hat, weiß ich nicht. Ich sehe
aber, daß er nach einer Weile wieder ruhig dasitzt.
Nun geht der Vorhang hoch und damit ist der Augenblick eingetreten, wo er
abermals ein Fünftel in seiner linken Brusttasche und ein weiteres rückwärts
in der Hose, bei den Hausschlüsseln, feststellen muß. Diesmal ist er sichtlich
erregt; er will aufstehen, besinnt sich jedoch und bleibt schließlich auf seinem
Platz: man sieht ihn gestikulieren, er sagt etwas, einige halblaute Stimmen ant-
worten. „Ruhe!" zischt jemand in der Nachbarschaft. Auch die Damen neben
mir machen „Pst! Pst!" — Da bei all dem die Gaukler auf der Bühne einziehen
und der Chor temperamentvoll anschwillt, bleibt der Voifall im großen und
aanzen unbeobachtet. — Aber warte nur!
Beim Auftreten des Silvio mache ich einen Generalangriff. Jetzt hat er plötzlich
je ein Fünftel, frisch aufgeschnitten, in der äußeren Brusttasche, beiden Hosen-
taschen, innen und außen im Rock, sowie eingeklemmt in sein Portefeuille, das
er in einem Geheimfach des Westenfutters trägt ...
Ein unterdrückter Schrei — mehrere Personen erheben sich —, kleiner Tumult.
„Unerhört!" — „Frechheit!" — „Erlauben Sie, bitte ..." Füße scharren auf dem
Parkett, irgendwo fallen Gegenstände zu Boden. „Ruhe!" donnert der Baß des
Logendieners von den Wandelgängen her. Dazwischen Stimmengewirr: „Set-
zen!" — „Was ist denn eigentlich los?" — Silvio fährt unbeirrt in seiner Arie
fort, das Orchester steigert sich zu einem Fortissimo und überspült damit die
lokal begrenzte Aufregung. Die Aufgestandenen setzen sich nach und nach.
Verhältnismäßige Stille kehrt zurück. Wohlgemerkt: „Verhältnismäßig"! Denn
protestierendes Gemurmel will nicht ganz verstummen. Während sich der
Knoten des Dramas schürzt, wird noch öfteis geflüsterte Empörung hörbar.
„Emmentaler", raunen sich verschiedene zu . ..
Der Ministerialrat, ganz in sich zusammengesunken, zieht den Kopf in die
Schultern ein. — Bajazzos Tragödie nähert sich ihrem Höhepunkt und da —
kurz vor dem Mord —, hexe ich meinem Freund noch ein Extrafünftel unter
den Hosenboden! Doch siehe — er reagiert nicht mehr! Er hat sich in sein
Schicksal ergeben . . .
*
Kaum bricht der Beifallssturm des Publikums los, als sich ein distinguierter
Herr eilig durch die Klatschenden zum Ausgang drängt. Käsebleich und zitternd
gelangt er als erster in die Garderobe, begehrt Hut und Mantel, sinkt jedoch
mit einem Stöhnen auf den Tisch der Garderobefrau nieder, als beim Heraus-
ziehen des Shawls aus der Uberziehertasche ein Fünftel Emmentaler auf den
Kokoslaüfer fällt. — „Da is 's Einem schlecht wor'n!" sdireit die Abortfrau, die
den Vorgang beobachtet hat; sie nimmt befriedigt den Käse zu sich und ver-
schwindet, um den Sanitäter zu holen. Menschen strömen aus den geöffneten
Saaltüren und erfüllen den Raum mit ihrem Gewühl. Man kann in dem Ge-
dränge nicht weit sehen, aber mit einemmal stürzt sich ein Wohlbeleibter mit
Brille in den Strudel. „Ist das nicht Ministerialrat Fastenhengstl?" hört man ihn
rufen. Eine Gasse wird frei. „Mein lieber Fastenhengstl", sagt der Brillenträger,
„das ist mir ja schrecklich leid! Ihnen ist schwindelig geworden, wie? Sie er-
kennen mich doch — ich bin Dr. Kornpropst —, damals in Regensburg ..." —
Ein dankbarer Blick aus den Augen des Stöhnenden zeigt, daß er bei vollem
Bewußtsein ist. — „Helfen Sie mir, den Herrn in mein Auto zu geleiten",
befiehlt der Mediziner dem inzwischen eingetroffenen Sanitätsmann. „Ich bin
praktischer Arzt und werde ihn sofort in meine Wohnung bringen ..."
Ja, ja, diese Halluzinationen! Bestimmt nur eine vorübergehende Nerven-
schwäche... „Cölestine", ruft Dr. Kornpropst seiner Gattin aus dem Ordinations-
zimmer zu, „mein alter Bekannter bedarf lediglich einer Stärkung. Hast du wohl
eine Flasche von dem Pfälzer Rotwein zur Hand —, die gute Soite von neulich,
weißt du?" — „Gewiß, Leonhard", antwortet die Hausfrau, „gleich hole ich das
Gewünschte aus der Küche." Und vorsorglich setzt sie hinzu: „Wie steht's mit
einem kleinen, kräftigen Imbiß? Weißbrot wäre reichlich da und im Kühlschrank
liegen noch die zwei Fünftel Emmentaler, die Leni heute nachmittag geholt
hat ..." Walter F. Kloeck
E. Willmann: PROSIT NEUJAHR
SIMPL-BRIEF KASTEN
Wird jetzt etwas Ruhe? Mit Sicherheit
können wir Ihnen leider keine Auskunft
darüber geben, ob mit dem Weihnachts-
fest auch wirklich die wochenlangen Sen-
dungen von Advents- und Weihnachts-
gesängen etwas verebben werden. — Zu-
mindest darf angenommen werden, daß
bis zum Dreikönigstag alle die oft ge-
hörten Darbietungen von Dreikönigssin-
gern, Rauhnächtlern und Weihnachtskün-
dern in durchaus nicht zwangloser, son-
dern unabreißbarer Folge weiterhin aus
dem Lautsprecher quellen, nach dessen
Abstellknopf gequälte Hörer greifen mit
dem Seufzer: „O Tannenbaum . . ."
„Union der starken Hand?" Nein, wir kön-
nen Ihre Meinung nicht teilen. Dr. Aden-
auer denkt streng, aber gerecht, und hat
auch schon allerlei soziale Andeutungen
gemacht. Also ist es sicher ein bloßer
Zufall, daß alle sieben Stahlwerke, die
auf der Freigabeliste von der Demontage
stehen, ausschließlich den „Vereinigten
Stahlwerken" angehören, deren unheim-
liche Macht das Buch „Union der starken
Hand" vor bald zwanzig Jahren schil-
derte.
Wird Herrenschnitt modern? Aber, lieber
Herr Figaro, da sieht man, wie wenig
Sorgen die Damenfriseure des Westens
haben, wenn sie sich immer noch um die
Haartracht der Damen kümmern können!
Da lob ich mir die tschechischen Fri-
seure : sie haben freiwillige Arbeitsbri-
gaden zusammengestellt, um den Schafen
und Hammeln die Wolle kunstgerecht auf
Fasson zu scheren!
Mein Mann verschwendet! Machen Sie sich
nichts daraus, liebe Frau N.: Wenn Sie
nämlich Glück haben, wird die so lange
schon angekündigte Steuerreform mit einem
Zwangssparen verbunden, so daß die
Geldfülle, die Ihr verschwenderischer Mann
täglich zum Ankauf von fünf Zigaretten
und einem Straßenbahnfahrschein vergeu-
det, endlich staatlich gelenkt und zum
produktiven Aufbau eines gutdurchwach-
senen Beamtenapparates verwendet wird.
Ein Vorschlag, der nach den glänzenden
Erfahrungen mit dem „Eisernen Sparen"
überall mit heller Begeisterung begnil.it
werden wird!
In den öden Fensterhöhlen wohnt das
Grauen . .. Wie, Sie sind derart erschrocken
über den Zustand Ihres von sauren Spar-
groschen erbauten Hauses, das von DPs
bewohnt war und jetzt freigemacht wurde?
Aber warum denn: die Mauern stehen
doch noch, wenigstens dort, wo man aus
ihnen nicht Tür- und Fensterstöcke her-
ausgeschlagen oder Lichtleitungen 'raus-
gerissen, Heide abmontiert, Öfen weg-
geschlagen, Klosettröhren ausgebaut, Decken
'runtergehauen und Fußböden verheizt hat.
Neue Weise? Sie irren: das Lied von Tu-
cholsky, darin es heißt: „Bis sie ihn dir
weggenommen haben, für den Graben,
Mutter, für den Graben!" wurde lang vor-
her geschrieben, ehe von der erneuten
„Aufstellung von 25 Divisionen aus deut-
schem Menschenmaterial" die Rede war.
Tucholsky war einfach Pazifist, er wußte
nicht, daß es eventuell ein Zeichen wie-
dererwachenden Vertrauens in die deutsche
Demokratie sein konnte, wenn Deutsche
vielleicht die Kanalküste gegen den Osten
verteidigen dürfen.
Bekommen Weltbürger Zuzug? Es ist noch
nicht entschieden, ob sich der Weltbürger
Nummer 1 in den Westzonen ansiedeln
wird. Da er vermutlich seine amerika-
nische Staatsbürgerschaft zurückerobern
will, um sich drüben ganz dem „Kampf
gegen Rassengegensätze widmen zu kön-
nen", wird Garry Davis, der bekanntlich
von Beruf Schauspieler ist, wohl hier nur
noch ein kurzes Gastspiel geben und dann
seine hiesige Weltbürgertruppe auflösen.
MC*
Du/t
und Süsse
vnias
AMERICAN BLEND
internationaler Klasse
30.5
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Prosit Neujahr"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
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Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 26, S. 305.
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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg