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beiden stiegen aus. „Die Gute", sagte Teresa gerührt,
„die würde staunen, wenn man ihr den Werdegang
der Geschichte erzählte."

Mit dem Werdegang der Geschichte aber veihielt
es sich folgendermaßen: „Jackie", hatte Teresa
vor etwa vier Wochen gesagt, als ich mich be-
klagte, daß ein Manuskript zum zweitenmal zu-
rückgekommen war, „Jackiechen, dieses Manu-
skript steckt voller Probleme. Es verstimmt die
Leute, wenn man ihnen bereits frühmorgens zum
Kaffee Problematik auftischt." — „Ja, aber..."
„Ich, meinerseits, mag das auch nicht!" unterbrach
mich Teresa streng. „Schreib lieber etwas Lustiges,
das mögen alle Leute gern." „Ich will aber nicht
immerzu ,was Lustiges' schreiben", erwiderte ich
empört.

„Gut, gut", beschwichtigte Teresa, „reg dich bloß
nicht auf, Jackie, du brauchst ja nicht, wenn du
durchaus nicht willst. Weißt du was? Schreib mal
was Gruseliges, wirst sehen, das reißt man dir
aus der Hand."

Ich setzte mich also hin und schrieb etwas Gruse-
liges Ich schrieb es dezent und ein bißchen ver-
schwommen ; die Hauptsache stand sozusagen zwi-
schen den Zeilen. Teresa war sehr zufrieden mit
mir. „Paß mal auf, Jackie", sagte sie, „das geht auf
Anhieb."

Leider hatte sie unrecht, denn nach zwei Tagen war
das Manuskript wieder da. Es lag ein Brief dabei,
in dem stand zu lesen, daß die Begebenheit „zu
unausgesprochen" sei.

Ich setzte mich zähneknirschend hin und wurde deut-
licher, ich wurde so deutlich, daß ich zum Schluß für
alle Fälle eine Leiche hineinbrachte, der Ordnung
halber, wie ich auf Teresas bedenkliche Frage er-
läuterte, damit jegliche Unklarheit hinsichtlich der
weiteren Schicksale der Heldin ausgeschlossen sei.
Nach acht Tagen lag das Manuskript von neuem
auf meinem Schreibtisch mit der Bitte um „etwas
Lustiges" ohne Leiche.

Ich unterdrückte nur mit Mühe einen Tobsuchts-
anfall, dann setzte ich die Leiche in eckige Klam-
mern — mochte sie getrost wegbleiben, der
Schwerpunkt der Geschichte lag ohnehin woanders,
und schickte das Manuskript zum dritten Male ab.
Dem Begleitbrief fügte ich fürsorglich eine Fuß-
note folgenden Inhalts bei: stelle anheim, ob die

E. Croissant

DAS SKIBABY

Dame am Leben bleiben soll oder nicht. Habe sie
vorsichtshalber umgebracht, um etwaigen lästigen
Fragen nach ihren weiteren Schicksalen ein für
allemal aus dem Weg zu gehen.
Diesmal bekam ich das Manuskript mit der Be-
merkung zurück, es sei nicht angängig, eine so
locker umrissene Geschichte zu schreiben, worin es
auf eine Leiche mehr oder weniger nicht an-
komme! . . . und ob ich nicht vielleicht etwas an-

deres schicken könne, „etwas Nettes, Lustiges".
Ich brach in Tränen aus, dann ergriff ich das
mystisch-unheimliche Manuskript und warf es in
den Kamin, wo es mitsamt der Leiche verbrannte.
Danach schwor ich einen gräßlichen Eid: Allen,
wie auch immer gearteten Schreibutensilien fürder-
hin sorgsam aus dem Wege zu gehen und in Zu-
kunft einen der harmlosen, netten, kinderleichten
Berufe auszuüben, mit denen andere Sterbliche
spielend ihren Lebensunterhalt verdienen.
Ich sagte dies Teresa, die gleich darauf nichts-
ahnend nach Hause kam Sie erwiderte, auch sie
habe den Ärger mit der alten ekligen Schreiberei
seit langem satt, und ich spräche ihr aus der Seele
Darauf erbat sie sich den Durchschlag des mystisch-
unheimlichen Manuskriptes, um es, wie sie vor-
gab, als Kronzeugen meines unabänderlichen Ent-
schlusses unter Glas und Rahmen an die Wand
zu hängen, in Wahrheit jedoch, um es hinter mei-
nem Rücken zum vierten Male in die Welt hinaus-
zuschicken.

Als ich davon erfuhr und ihr heftige Vorwürfe
machte, behauptete sie keck, sie habe in geschäft-
lichen Transaktionen von jeher die glücklichere
Hand gehabt, überhaupt seien ihrem Dafürhalten
nach Männer sehr viel ungeschickter als Frauen.
Ich bekam den weiter oben mannhaft unteidrück-
ten Tobsuchtsanfall. Ich schwankte, ob Ich Teresa
kurzerhand erschlagen oder mich lieber von ihr
scheiden lassen solle. Sie riet mir, die endgültige
Entscheidung hierüber bis zur definitiven Rück-
kehr des Manuskriptes zu vertagen, und als objek-
tiver Mensch ließ ich mich hierzu überreden. Je-
doch das Manuskript kam nicht zurück, es stand
überraschend in der Mittwochzeitung, allwo ich
entdeckte, daß Teresa höchst eigenmächtig den
Schluß geändert hatte.

„Wo hast du die Leiche gelassen?" forschte ich
empört.

„Ich habe eine Braut daraus gemacht", erwiderte
Teresa verstockt, „Bräute sind gängiger als Lei-
chen, außerdem sind sie wichtiger." Ich betrachtete
sie verblüfft, wie sie da in völliger Unkenntnis
der unerhörten Tragweite ihres Ausspruchs vor
mir stand.

Tatsächlich, dachte ich erschüttert, Teresa hat
recht, Bräute sind wichtiger als Leichen!

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Bezugspreis pro Monat DM l.— zuzügl. 6 Ptg. Zustellgebühr. Unsere Zeitschrift darf in Lesemappen nur mit ausdrückl. Zustimmung des Verlages geführt werden. Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag),
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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Das Skibaby"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Croissant, Eugen
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 4.1949, Nr. 26, S. 308.

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