iwi Sichart
MARI EN KONJUNKTUR
FORTSCHRITT
Sicherem Vernehmen nach will das Bayerische
Kultusministerium demnächst Schritte unter-
nehmen, um den immer mehr um sich greifen-
den Mißbrauch des Wortes „Messe", z. B. Leip-
ziger Messe, Handwerksmesse usw., zu beseiti-
gen, da eine Profanierung einer der heiligsten
katholischen Einrichtungen vorliege.
Ebenso soll aus sämtlichen bayerischen Physik-
lehrbüchern das Gesetz von den „kommunizie-
renden Röhren" verschwinden, da auch hier
geradezu eine Verhöhnung eines der erhaben-
sten katholischen Zeitwörter vorliege! A. N.
Bei manchen mag es ja stimmen . . . Daß aber
gar so viele Männer heute „Maria" heißen!? Ist
Ihnen auch schon aufgefallen, wie es seit 1947
wimmelt von Walter-Marien, Ralph-Marien,
Erich-, Ferdinand- und sonstigen Marien, —
namentlich im Äther? Lauschen Sie einmal auf-
merksam hinaus, — Sie werden erstaunt sein!
Warum wohl die schöne Sitte, zum männlichen
Vornamen zusätzlich einen weiblichen zu füh-
ren, vor anderen heiligen Frauen der Kirche
haltmacht? Es wäre doch ganz nett, wenn einer
Friedrich-Katharina Scheufeie hieße, Ewald-
Klothilde Borstlmayer oder Dr. Dr. Aloys-Vero-
nika v. Hammerschmidt. . .
Schade auch, daß die Mode nicht bereits früher
Verbreitung fand. Der „Führer" ist niemals aus
der Kirche ausgetreten. Er hätte sich ganz gut
Adolf Maria Hitler nennen können, wenn er
gewollt hätte, und die Folge davon wäre wahr-
scheinlich gewesen, daß seine Paladine als Her-
mann Maria Göring, Joseph Maria Goebbels,
Robert Maria Ley und Julius Maria Streicher in
die Geschichte eingegangen wären .. .
Im Dritten Reich mußten Juden, so lange sie noch
lebten, mit „Israel" zeichnen, ob ihnen das ge-
nehm war oder nicht. Man legte Wert darauf,
sie denen, die an der Macht waren, von vorne-
herein kenntlich zu machen. Wenn einer heute
ein zusätzliches „Maria" zwischen Vor- und
Zunamen einschiebt, so dient dies ebenfalls der
Kenntlichmachung, und zwar wiederum vor de-
nen, die die Mächtigsten im Lande sind. Er-
zwungene Distanzierung oder gewollte An-
näherung, — beide können, wie ersichtlich, ähn-
liche Resultate zeitigen: Der Name des Men-
schen wird zum politischen Aushängeschild, die
Visitenkarte zu einer Art Kennkarte.
Früher kannte man einen Carl Maria v. Weber,
einen Rainer Maria Rilke oder einen Oskar
Maria Graf. Und damit war so ziemlich Schluß.
„Der" Maria von heute hingegen möchte vor
allem klarstellen: „Ich bin der Richtige! Ich war
kein Nazi (seht doch meinen Vornamen!) und
ich bin auch kein Roter (seht doch meinen Vor-
namen!). Ich bin so einer, wie sie höchsten Ortes
gerne gesehen werden. Ich bin ein Fanfarenstoß
der dritten Kraft! Schon rein phonetisch ver-
körpere ich bayerische Demokratie ..."
Darum, liebe Schriftsteller, Zeichner, Kompo-
nisten, Schauspieler, — ihr alle, die ihr zur Füh-
rung eines Pseudonyms berechtigt seid: Ma-
rianisiert euch! Jessas Mariandjosef, — es wird
sich lohnen! Walter Maria Kloeck
In eigener Sache
Der „Simpl" ist ein kühnlich Blatt,
wie es im Land nur wenig hat,
und ganz besonders heute.
Denn alle, die's gleich ihm versucht,
die sind inzwischen (ei, verflucht}
ein Opferlamm der Pleute.
Doch sollte immer eines stahn,
das mutig trägt die Fahn' voran
mit Wort und frechen Bildern.
Das ohne Scheu vor rechts und links
beim Namen nennt ein jedes Dings
und wo man all's kann schildern.
Drumb, liebster Leser, sei so gut
und habe selber etzlich Mut
und steh zu diesem Freunde.
Vermehre, wenn Du solches magst,
(indem Du von uns singst und sagst)
die zahlende Gemeinde!
Wirbt jeder einen nur hinzu,
verdoppelt sich der Stamm im Nu,
und das war' nlt das Schlimmste.
Je mehr wir könnten drucken fein,
je größer könnt' der „Druck" auch sein!
Und das war' nit das Dümmste..... ha
Für reife Menschen!
Hochaktuelle medizinische Aufklärungsbücher
und interessante Liebes- und Sittenromane!
Buchliste gegen Rückporto
J. Chr. Steidtner, Fürth (Bayern) 3/P.
Wer
Journalist oder schriftsteiler
werden will, findet wertvolle Förderung
durch einen Fernlehrgang der „Schule
für Wortkunst".
Anfragen an Schriftleiter H. Schulz (16)
H EPPE N H EIM R3
HAARSORGEN?
Ausgekämmte Haare einsenden! Untersuchung
kostenlos! 100°/,, ige Hilfe bei beginn. Kahl-
köpfigkeit. Ausfall, Schuppen, Brechen, Spalten,
glanzloses, sprödes Haar.
Haarkosm.Labor,FrankfurtM. 1,Postfach 23
Eng I.Franz.Span.Fernunterricht
Lerne Psheim! Prosp. mt. Breunig's Lehrinstitut Gelingen Ii
Bei Nachlassen der Manneskraft und
vorzeitigem Altern bewährt sich das
bekannte Hormonpräparat SANURSEX.
Es gibt neue Spannkraft und Lebens-
freude. Erhältl. in den Apotheken. Auf-
klärende Broschüre diskret u. kostenfrei,
HORMOSANc sihuiiesto k g Frankfurt M
Postfach 2
für den
mann
für du
frau
Ideale Schutzmittel und Kräfligungspräparate
für Damen und Herren. Interessante Sseitige
„Diskrete Liste" u. Sonderprospekte geg. Rückp.
J. Reuther, Nürnberg 22 P
keine
sanften Wttentöne
sondern neue Verse von
Heinz Hartwig
In Heinz Hartwig hat Erich Kästner, der
Schöpfer einer stets ins Schwarze, das heißt
ins Finstere treffenden Zeitsatire, einen be-
fähigten Mitstreiter gegen alle von zwei
Weltkriegen nicht erschütterte Borniertheit
gefunden. Der Amtsschimmel, nach jedem
Herrenwechsel neu beschlagen und immer
die gleiche Hohe Schule des Bürokratismus
exerzierend, der Archaio- und Neofaschismus
einschließlich seiner Spielarten, die unsoziale
Trägheit eines noch im Besitz gebliebenen
Spießertums, der Parteiegoismus und der
Einzelpfründner, die tägliche Unmenschlich-
keit im großen und kleinen — gegen alle
diese Erzübel vergangener und jüngster Zeit
eröffnet Heinz Hartwig das Feuerwerk seines
Spottes. Ätzende Formulierungen, brillante
Wort- und Gedankenassoziationen, großzügige
und überraschende Reimerei, unpedantische
und mitreißende Rhythmik zeichnen dieses
politische Buch aus. Rudolf Schmitt-Sulzthal
in „Die Neue Zeitung" München
Gebunden DM 3.50
FREITAG-VERLAG GMBH MÜNCHEN
WERNECKSTRASSE 15a
wenn man
JUäJieusJUiUer • ClivJUe / Jlfxein
SEIT ÜBER 135 JAHREN <g=-
18
MARI EN KONJUNKTUR
FORTSCHRITT
Sicherem Vernehmen nach will das Bayerische
Kultusministerium demnächst Schritte unter-
nehmen, um den immer mehr um sich greifen-
den Mißbrauch des Wortes „Messe", z. B. Leip-
ziger Messe, Handwerksmesse usw., zu beseiti-
gen, da eine Profanierung einer der heiligsten
katholischen Einrichtungen vorliege.
Ebenso soll aus sämtlichen bayerischen Physik-
lehrbüchern das Gesetz von den „kommunizie-
renden Röhren" verschwinden, da auch hier
geradezu eine Verhöhnung eines der erhaben-
sten katholischen Zeitwörter vorliege! A. N.
Bei manchen mag es ja stimmen . . . Daß aber
gar so viele Männer heute „Maria" heißen!? Ist
Ihnen auch schon aufgefallen, wie es seit 1947
wimmelt von Walter-Marien, Ralph-Marien,
Erich-, Ferdinand- und sonstigen Marien, —
namentlich im Äther? Lauschen Sie einmal auf-
merksam hinaus, — Sie werden erstaunt sein!
Warum wohl die schöne Sitte, zum männlichen
Vornamen zusätzlich einen weiblichen zu füh-
ren, vor anderen heiligen Frauen der Kirche
haltmacht? Es wäre doch ganz nett, wenn einer
Friedrich-Katharina Scheufeie hieße, Ewald-
Klothilde Borstlmayer oder Dr. Dr. Aloys-Vero-
nika v. Hammerschmidt. . .
Schade auch, daß die Mode nicht bereits früher
Verbreitung fand. Der „Führer" ist niemals aus
der Kirche ausgetreten. Er hätte sich ganz gut
Adolf Maria Hitler nennen können, wenn er
gewollt hätte, und die Folge davon wäre wahr-
scheinlich gewesen, daß seine Paladine als Her-
mann Maria Göring, Joseph Maria Goebbels,
Robert Maria Ley und Julius Maria Streicher in
die Geschichte eingegangen wären .. .
Im Dritten Reich mußten Juden, so lange sie noch
lebten, mit „Israel" zeichnen, ob ihnen das ge-
nehm war oder nicht. Man legte Wert darauf,
sie denen, die an der Macht waren, von vorne-
herein kenntlich zu machen. Wenn einer heute
ein zusätzliches „Maria" zwischen Vor- und
Zunamen einschiebt, so dient dies ebenfalls der
Kenntlichmachung, und zwar wiederum vor de-
nen, die die Mächtigsten im Lande sind. Er-
zwungene Distanzierung oder gewollte An-
näherung, — beide können, wie ersichtlich, ähn-
liche Resultate zeitigen: Der Name des Men-
schen wird zum politischen Aushängeschild, die
Visitenkarte zu einer Art Kennkarte.
Früher kannte man einen Carl Maria v. Weber,
einen Rainer Maria Rilke oder einen Oskar
Maria Graf. Und damit war so ziemlich Schluß.
„Der" Maria von heute hingegen möchte vor
allem klarstellen: „Ich bin der Richtige! Ich war
kein Nazi (seht doch meinen Vornamen!) und
ich bin auch kein Roter (seht doch meinen Vor-
namen!). Ich bin so einer, wie sie höchsten Ortes
gerne gesehen werden. Ich bin ein Fanfarenstoß
der dritten Kraft! Schon rein phonetisch ver-
körpere ich bayerische Demokratie ..."
Darum, liebe Schriftsteller, Zeichner, Kompo-
nisten, Schauspieler, — ihr alle, die ihr zur Füh-
rung eines Pseudonyms berechtigt seid: Ma-
rianisiert euch! Jessas Mariandjosef, — es wird
sich lohnen! Walter Maria Kloeck
In eigener Sache
Der „Simpl" ist ein kühnlich Blatt,
wie es im Land nur wenig hat,
und ganz besonders heute.
Denn alle, die's gleich ihm versucht,
die sind inzwischen (ei, verflucht}
ein Opferlamm der Pleute.
Doch sollte immer eines stahn,
das mutig trägt die Fahn' voran
mit Wort und frechen Bildern.
Das ohne Scheu vor rechts und links
beim Namen nennt ein jedes Dings
und wo man all's kann schildern.
Drumb, liebster Leser, sei so gut
und habe selber etzlich Mut
und steh zu diesem Freunde.
Vermehre, wenn Du solches magst,
(indem Du von uns singst und sagst)
die zahlende Gemeinde!
Wirbt jeder einen nur hinzu,
verdoppelt sich der Stamm im Nu,
und das war' nlt das Schlimmste.
Je mehr wir könnten drucken fein,
je größer könnt' der „Druck" auch sein!
Und das war' nit das Dümmste..... ha
Für reife Menschen!
Hochaktuelle medizinische Aufklärungsbücher
und interessante Liebes- und Sittenromane!
Buchliste gegen Rückporto
J. Chr. Steidtner, Fürth (Bayern) 3/P.
Wer
Journalist oder schriftsteiler
werden will, findet wertvolle Förderung
durch einen Fernlehrgang der „Schule
für Wortkunst".
Anfragen an Schriftleiter H. Schulz (16)
H EPPE N H EIM R3
HAARSORGEN?
Ausgekämmte Haare einsenden! Untersuchung
kostenlos! 100°/,, ige Hilfe bei beginn. Kahl-
köpfigkeit. Ausfall, Schuppen, Brechen, Spalten,
glanzloses, sprödes Haar.
Haarkosm.Labor,FrankfurtM. 1,Postfach 23
Eng I.Franz.Span.Fernunterricht
Lerne Psheim! Prosp. mt. Breunig's Lehrinstitut Gelingen Ii
Bei Nachlassen der Manneskraft und
vorzeitigem Altern bewährt sich das
bekannte Hormonpräparat SANURSEX.
Es gibt neue Spannkraft und Lebens-
freude. Erhältl. in den Apotheken. Auf-
klärende Broschüre diskret u. kostenfrei,
HORMOSANc sihuiiesto k g Frankfurt M
Postfach 2
für den
mann
für du
frau
Ideale Schutzmittel und Kräfligungspräparate
für Damen und Herren. Interessante Sseitige
„Diskrete Liste" u. Sonderprospekte geg. Rückp.
J. Reuther, Nürnberg 22 P
keine
sanften Wttentöne
sondern neue Verse von
Heinz Hartwig
In Heinz Hartwig hat Erich Kästner, der
Schöpfer einer stets ins Schwarze, das heißt
ins Finstere treffenden Zeitsatire, einen be-
fähigten Mitstreiter gegen alle von zwei
Weltkriegen nicht erschütterte Borniertheit
gefunden. Der Amtsschimmel, nach jedem
Herrenwechsel neu beschlagen und immer
die gleiche Hohe Schule des Bürokratismus
exerzierend, der Archaio- und Neofaschismus
einschließlich seiner Spielarten, die unsoziale
Trägheit eines noch im Besitz gebliebenen
Spießertums, der Parteiegoismus und der
Einzelpfründner, die tägliche Unmenschlich-
keit im großen und kleinen — gegen alle
diese Erzübel vergangener und jüngster Zeit
eröffnet Heinz Hartwig das Feuerwerk seines
Spottes. Ätzende Formulierungen, brillante
Wort- und Gedankenassoziationen, großzügige
und überraschende Reimerei, unpedantische
und mitreißende Rhythmik zeichnen dieses
politische Buch aus. Rudolf Schmitt-Sulzthal
in „Die Neue Zeitung" München
Gebunden DM 3.50
FREITAG-VERLAG GMBH MÜNCHEN
WERNECKSTRASSE 15a
wenn man
JUäJieusJUiUer • ClivJUe / Jlfxein
SEIT ÜBER 135 JAHREN <g=-
18
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Marienkonjunktur"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur: Sichart, evi
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 5.1950, Nr. 2, S. 20.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg