DIE STIMME DES LANDWIRTES
„Shon liegt Ueihnakten, das Fest der Mensch -
heits-Verbriederung, einige Uoken hinter uns.
Das feierlike Glocken-Gehläut der Neiyohrs-
nakt klingt nok in aller Uohren fort, — da er-
geben sik bereits neie Pflickten und Auf-Gaben
fir den Landuiert, die dieser im Verlaufe des
eben beginnenden Yohres zu loesen haben
uird.
Am Anfang eines neien, orbeitsreiken Tseitab-
Schnittes uird es den Bauren besondere Ge-
nuck-Tuhung bereiten, zu erfohren, uie einige
Mitar-Beiter des Ministeriums fir Ernehrung,
Landwirtschaft und Forsten bei den Bauren
anderer Länder aufgenommen uourden und
welke Erfahrungen sie bei ihnen makten. Vor
uenigen Monahten hatten uir Frau Kiäplle
nach Schweden geschickt, um an Ort und Stelle
Eindrucke iber die in Scandinavia ibliken Me-
thuoden der Feldbe-Stellung zu sammeln; Herr
Emmeran besukte mit dem gleiken Tsiel den
Uesten der Vereinigten Staaten, während
Fräulein Schbeibich zum Tsuecke der Vertie-
fung wexelseitiger Beziehungen mehrere Se-
mester auf einer Versuksfarm in England zu-
brakte. Heute sind sie alle drei von ihren Stu-
dien-Reisen zurück. Sie befinden sik hier im
Senderaum und uerden Ihnen nunmehr per-
senlik iber ihre Erleb-Nisse berikten.
Frau Kräpfle, uas fiel Ihnen am Leben der
schwedischen Bauren besonders auf?"
Frau Kräpile: „Mir fiel besonders die in allen
Bauernhöfen, ob groß, ob klein, herrschende
Sauberkeit auf, welche zweifellos auf den Ein-
fluß der schwedischen Bäuerin und Hausfrau
zurückzuführen ist, die, wie bekannt, es treff-
lich versteht, eine Atmosphäre der Gemütlich-
keit um sich zu verbreiten, was sich in der An-
bringung von schwedischen Gardinen an den
Fenstern, ob groß, ob klein, ebenso äußert,
wie in der allabendlichen Zubereitung des
Schwedentrunkes, unter dem man sich nicht
etwa, wie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krie-
ges, einen Sud von Odel vorzustellen hat, son-
dern, nein, das Getränk, das hierzulande unter
der Bezeichnung Schwedenpunsch verabreicht
wird, wobei die ganze Familie um den häus-
lichen Herd versammelt ist, in dem ein mit
schwedischen Streichhölzern entzündetes Feuer
prasselt, während die Männer ihren Knaster
rauchen und jeden, der zur Türe hereintritt,
ob groß, ob klein, mit dem fröhlichen Zuruf be-
grüßen: .Bist du auch da, du alter Schwede?'..."
„Und Sie, Herr Emmeran, —■ uas fir Erfah-
rungen haben Sie in America gemakt?"
Herr Emmeran: „Wir wurden überall, wo wir
hinkamen, herzlich hochgenommen bzw. auf-
genommen und der Geist des Bandes der Brü-
derlichkeit, das uns Niederbayern mit den
amerikanischen Farmern des Westens verbin-
det, wurde durch die persönliche Berührung
noch bedeutend gesteigert. An allen Orten, die
wir aufsuchten, begegneten wir Männern und
Frauen, die uns die Hände schüttelten und da-
bei sagten: ,No, wie steht 's?' Wenn diese
Worte auch meistens auf Englisch ausgespro-
chen wurden, so konnten wir doch auch ohne
Hilfe des Dolmetschers von den Augen der
Sprechenden ablesen, wie ehrlich sie gemeint
waren. Im Staate Idaho z. B. gibt es viele Far-
men, die nicht größer als 160 acres sind. Auf
solchen Gehöften spielt der Misthaufen (manure
ABSICHT
Die Ehrfurcht vor dem Großen ist
für manchen nur ein Haufen Mist,
auf dem dann seine Blüten treiben.
Er saugt der Blüten Duft sich ein
und findet sie geraten fein —
und muß darüber schreiben. Kilian Karg
pile) dieselbe Rolle, wie bei uns in Nieder-
bayern, und wenn der Pferde- und Kuhdünger
im Frühjahr nicht ausreicht, so nimmt man
eben noch die Schweine jauche dazu ..."
„Uollen Sie, Fräulein Schbeibich, nun etwas
von Ihren Erleb-Nissen in England erzählen?"
Fräulein Schbeibich: „Die Versuchsfarm in der
Grafschaft Sussex, auf welcher ich weilte, be-
faßte sich hauptsächlich mit dem Anbau von
Rüben. Gerade in den letzten Jahren — also
nach dem Kriege — hatte der Leiter des Insti-
tutes, Prof. Reginald Breakbones, B.A.M.P.V.C.,
eine wichtige Entdeckung gemacht, die, wie
ich hoffe, auch bald in Deutschland von Fach-
kreisen aufgegriffen und gewürdigt werden
wird. Es stellte sich nämlich heraus, daß die all-
jährliche Rübenernte vornehmlich durch Feld-
mäuse gefährdet wird, welche die Wurzeln
noch im Entwicklungsstadium anknabbern und
so das weitere Wachstum der Pflanzen beein-
trächtigen. — Als geschworener Feind der
Mäuse gilt in England, wie bei uns, die Haus-
katze. Da nun erfahrungsgemäß die meisten
Katzen von unverheirateten, älteren Damen
gehalten werden, ist man dazu übergegangen,
eine größere Anzahl derselben in der Nähe
der Versuchsfarm anzusiedeln. Der Erfolg war
durchschlagend. Die Mäuse sind nahezu vertilgt,
die Rüben gedeihen vorzüglich und die Katzen
beherrschen in ihrer Eigenschaft als Flurwächter
das Feld. — Aus dem Gesagten wird klar, wie
wertvoll die Anwesenheit von älteren, unver-
heirateten Mädchen auf dem flachen Lande ist,
— eine Einsicht, die später auch in einer koor-
dinierten, europäischen Gesamtlandwirtschaft
gute Früchte tragen wird ..."
„Sie hörten ,Die Stimme des Landwirtes'. Am
kommenden Donnerstag um 20.45 bringen wir
Ihnen einen Vortrag von Prof. Adalbert Schuh-
riegel über das Thema: .Welche Bauern erzielen
die größten Kartoffeln?' ..." Walter F. Kloeck
DIE POLIZEI - DEIN FREUND UND HELFER
„Was, kein Schlußlicht? Da haben wir ja wieder einen erwischt, der nachts die öftentliche Sicherheit gefährdet!"
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„Shon liegt Ueihnakten, das Fest der Mensch -
heits-Verbriederung, einige Uoken hinter uns.
Das feierlike Glocken-Gehläut der Neiyohrs-
nakt klingt nok in aller Uohren fort, — da er-
geben sik bereits neie Pflickten und Auf-Gaben
fir den Landuiert, die dieser im Verlaufe des
eben beginnenden Yohres zu loesen haben
uird.
Am Anfang eines neien, orbeitsreiken Tseitab-
Schnittes uird es den Bauren besondere Ge-
nuck-Tuhung bereiten, zu erfohren, uie einige
Mitar-Beiter des Ministeriums fir Ernehrung,
Landwirtschaft und Forsten bei den Bauren
anderer Länder aufgenommen uourden und
welke Erfahrungen sie bei ihnen makten. Vor
uenigen Monahten hatten uir Frau Kiäplle
nach Schweden geschickt, um an Ort und Stelle
Eindrucke iber die in Scandinavia ibliken Me-
thuoden der Feldbe-Stellung zu sammeln; Herr
Emmeran besukte mit dem gleiken Tsiel den
Uesten der Vereinigten Staaten, während
Fräulein Schbeibich zum Tsuecke der Vertie-
fung wexelseitiger Beziehungen mehrere Se-
mester auf einer Versuksfarm in England zu-
brakte. Heute sind sie alle drei von ihren Stu-
dien-Reisen zurück. Sie befinden sik hier im
Senderaum und uerden Ihnen nunmehr per-
senlik iber ihre Erleb-Nisse berikten.
Frau Kräpfle, uas fiel Ihnen am Leben der
schwedischen Bauren besonders auf?"
Frau Kräpile: „Mir fiel besonders die in allen
Bauernhöfen, ob groß, ob klein, herrschende
Sauberkeit auf, welche zweifellos auf den Ein-
fluß der schwedischen Bäuerin und Hausfrau
zurückzuführen ist, die, wie bekannt, es treff-
lich versteht, eine Atmosphäre der Gemütlich-
keit um sich zu verbreiten, was sich in der An-
bringung von schwedischen Gardinen an den
Fenstern, ob groß, ob klein, ebenso äußert,
wie in der allabendlichen Zubereitung des
Schwedentrunkes, unter dem man sich nicht
etwa, wie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krie-
ges, einen Sud von Odel vorzustellen hat, son-
dern, nein, das Getränk, das hierzulande unter
der Bezeichnung Schwedenpunsch verabreicht
wird, wobei die ganze Familie um den häus-
lichen Herd versammelt ist, in dem ein mit
schwedischen Streichhölzern entzündetes Feuer
prasselt, während die Männer ihren Knaster
rauchen und jeden, der zur Türe hereintritt,
ob groß, ob klein, mit dem fröhlichen Zuruf be-
grüßen: .Bist du auch da, du alter Schwede?'..."
„Und Sie, Herr Emmeran, —■ uas fir Erfah-
rungen haben Sie in America gemakt?"
Herr Emmeran: „Wir wurden überall, wo wir
hinkamen, herzlich hochgenommen bzw. auf-
genommen und der Geist des Bandes der Brü-
derlichkeit, das uns Niederbayern mit den
amerikanischen Farmern des Westens verbin-
det, wurde durch die persönliche Berührung
noch bedeutend gesteigert. An allen Orten, die
wir aufsuchten, begegneten wir Männern und
Frauen, die uns die Hände schüttelten und da-
bei sagten: ,No, wie steht 's?' Wenn diese
Worte auch meistens auf Englisch ausgespro-
chen wurden, so konnten wir doch auch ohne
Hilfe des Dolmetschers von den Augen der
Sprechenden ablesen, wie ehrlich sie gemeint
waren. Im Staate Idaho z. B. gibt es viele Far-
men, die nicht größer als 160 acres sind. Auf
solchen Gehöften spielt der Misthaufen (manure
ABSICHT
Die Ehrfurcht vor dem Großen ist
für manchen nur ein Haufen Mist,
auf dem dann seine Blüten treiben.
Er saugt der Blüten Duft sich ein
und findet sie geraten fein —
und muß darüber schreiben. Kilian Karg
pile) dieselbe Rolle, wie bei uns in Nieder-
bayern, und wenn der Pferde- und Kuhdünger
im Frühjahr nicht ausreicht, so nimmt man
eben noch die Schweine jauche dazu ..."
„Uollen Sie, Fräulein Schbeibich, nun etwas
von Ihren Erleb-Nissen in England erzählen?"
Fräulein Schbeibich: „Die Versuchsfarm in der
Grafschaft Sussex, auf welcher ich weilte, be-
faßte sich hauptsächlich mit dem Anbau von
Rüben. Gerade in den letzten Jahren — also
nach dem Kriege — hatte der Leiter des Insti-
tutes, Prof. Reginald Breakbones, B.A.M.P.V.C.,
eine wichtige Entdeckung gemacht, die, wie
ich hoffe, auch bald in Deutschland von Fach-
kreisen aufgegriffen und gewürdigt werden
wird. Es stellte sich nämlich heraus, daß die all-
jährliche Rübenernte vornehmlich durch Feld-
mäuse gefährdet wird, welche die Wurzeln
noch im Entwicklungsstadium anknabbern und
so das weitere Wachstum der Pflanzen beein-
trächtigen. — Als geschworener Feind der
Mäuse gilt in England, wie bei uns, die Haus-
katze. Da nun erfahrungsgemäß die meisten
Katzen von unverheirateten, älteren Damen
gehalten werden, ist man dazu übergegangen,
eine größere Anzahl derselben in der Nähe
der Versuchsfarm anzusiedeln. Der Erfolg war
durchschlagend. Die Mäuse sind nahezu vertilgt,
die Rüben gedeihen vorzüglich und die Katzen
beherrschen in ihrer Eigenschaft als Flurwächter
das Feld. — Aus dem Gesagten wird klar, wie
wertvoll die Anwesenheit von älteren, unver-
heirateten Mädchen auf dem flachen Lande ist,
— eine Einsicht, die später auch in einer koor-
dinierten, europäischen Gesamtlandwirtschaft
gute Früchte tragen wird ..."
„Sie hörten ,Die Stimme des Landwirtes'. Am
kommenden Donnerstag um 20.45 bringen wir
Ihnen einen Vortrag von Prof. Adalbert Schuh-
riegel über das Thema: .Welche Bauern erzielen
die größten Kartoffeln?' ..." Walter F. Kloeck
DIE POLIZEI - DEIN FREUND UND HELFER
„Was, kein Schlußlicht? Da haben wir ja wieder einen erwischt, der nachts die öftentliche Sicherheit gefährdet!"
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Die Polizei - Dein Freund und Helfer"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 5.1950, Nr. 2, S. 23.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg