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Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik: Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik — 5.1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.6592#0055
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W. Schäfer

STUR HEIL!!

ELEMENTE — Von Walter F. Kloeck

Sicherlich ist auch Ihnen schon aufgefallen, daß
gewisse Elemente am Werk sind. Ihre Zahl läßt
sich nicht genau abschätzen, doch müssen es
viele sein, denn in den Landtagsreden der ver-
schiedensten Fraktionen wird ihrer ständig
Erwähnung getan.

Das gewisse Element ist bestrebt, seinen poli-
tischen Widersacher offen oder getarnt mit
Unflat zu bewerfen, und mit Recht setzt man
sich zur Wehr gegen es. Der jeweils von ihm
Redende läßt sich nicht hinters Licht führen;
im Gegenteil, er erhellt zutreffend, daß es eine
Fehlentscheidung geschichtlichen Ausmaßes
wäre, wollte man nicht versuchen, ihm sein
schmutziges Handwerk zu legen. Aus den Wor-
ten des Vortragenden spricht andererseits die
berechtigte Sorge, man könne auf Kosten Gut-
gesinnter etwas ins Leben rufen, wenn man
sich allzu präzise mit den gewissen Elementen
beschäftige. Darum wird auch nie genau fest-
gelegt, was unter ihnen eigentlich zu verstehen
sei, noch wird die Art ihrer Tätigkeit näher
definiert; es genügt die Andeutung, daß sie am
Werke sind. Wer Ohren hat zu hören, der
höre! Man muß sich hüten, das Spiel lachender
Dritter zu spielen. Hat man nicht schon zu häu-
fig die Katze aus dem Sack gelassen?

*

„Vieles schlägt dem Faß den Boden aus, wie
wir uns überhaupt dem Zustand grenzenloser
Bodenlosigkeit mehr und mehr nähern. Eine
Uberzahl von Köchen verdirbt den Brei, um
den man allenfalls herumgehen könnte! Den

Adenauer kritisierte die Kritiksucht

Angriffen die Spitze abbrechen und die Breit-
seite parieren — das ist es, was Europa von
uns heute erwartet! (Lebhafter Beifall.) Wäh-
rend die Drahtzieher urid ihre Hintermänner in
gut gemimtem Unbeteiligtsein verharren, war-
ten die Strohmänner auf ihr Stichwort, anstatt
die Diskussionen sachlich auf ihre nüchterne
Grundlage zurückzuführen. Schlecht verschlei-
erte Rückzugsgefechte, bei denen der Gegner
manche Feder lassen muß, beleuchten schlag-
lichtartig das Groteske der Situation. Dabei hat
der verantwortungslose Klüngel, der den Din-

gen einen falschen Akzent verleiht, sein Fazit
bereits gezogen! Das Barometer steigt sprung-
haft! Und daraus kann jeder seine Schlüsse ab-
leiten . .. (Sehr richtig!) Es ist durchaus nicht
nötig, Beweise an den Haaren herbeizuziehen:
Obwohl nur eine Randerscheinung, bestimmen
gewisse Elemente einen erschreckend großen
Teil alles politischen Geschehens im Lande!
Eine Grundlinie unserer Observanz und ihrer
Prägung lehnen wir ab . .." (Bravo!)

*

„Nachbarin, — Euer Fläschchen!" (Goethe)

Chanson eines Mondsüchtigen

Nachts, wenn geheimnisvoll der Mond scheint,

Nachts, wenn der Kater um die Katz' weint,

Uberkommt mich regelmäßig

So ein Weltbürger-Gefühl I

Plötzlich werden mir die Grenzen

Meines Bettgestells zu eng

Und ich emigriere

Aus dem Federbett-Gezwäng,

Nur die ideelle Hülle

Meines Nachthemds noch an mir,

So verlaß ich, kosmostrunken,

Mein verspießertes Quartier.

Und es wachsen die Gefühle

Globialer Lebenslust

Und ich steh' am Speicherfenster
Mit entblößter Hühnerbrust:
über mir das weltumspannend-
Grenzenlose Himmelszelt!
Und so tret' ich, mondscheinbannend,
Auf das Dach der freien Welt.
Und dann steh' ich, mondumflutet,
Auf dem firstlich-hohen Stand,
Und mein Herz schlägt, weltversöhnend.
Unter meinem Nachtgewand.
Blick' ich dann zur Erde nieder
Durch Kamin und Ofenrohr,
Komm' ich mir, in meinem Nachthemd,
Ganz wie Garry Davis vor!

„Da schau her, die Parteien haben auch kein Geld
mehr; die werden mir langsam direkt sympathisch."

Der Bundeskanzler hat gesagt,
wir wären viel zu kritisch;
wir sprächen immer ungeiragt
und das wär' nicht politisch.

Anstatt am Aulbau mitzubau'n,
woll'n wir nur kritikastern-,
uns iehlte rechtes Gottvertrau n,
das schlimmste von den Lastern.

Wir karikierten immerzu
voll Spott und voll Satire
den Kanzler und die CDU.
Wohin denn das wohl führe?

Dem schließt der Simpl froh sich an
ohn' etwas zu verlieren,
denn die Partei und diesen Mann
kann keiner karikieren.

Sie spotten ihrer selbst — und sie
(Das sei vermerkt am Rande),
sie wissen noch nicht einmal wie!

Wann wird ein---') diesem Lande.

*) Retter kommen (Schüler) • haha

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Stur Heil"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES

Objektbeschreibung

Kommentar
Signatur: Torso

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schäfer, Wolfgang
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
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Der Simpl, 5.1950, Nr. 5, S. 55.

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