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Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik: Der Simpl: Kunst, Karikatur, Kritik — 5.1950

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https://doi.org/10.11588/diglit.6592#0056
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SIMPL-BRIEF KASTEN

Astrologische Liebe. Als Stier müssen Sie sich vor
einer Jungfrau mit Zwillingsneigung hüten, Erfül-
lung stierer Sehnsucht gewährt jedes Mondkalb.
Melkkühe jedoch darüber nicht aus dem Auge las-
sen. Dazu reichlich Kamillentee trinken und bei
nassen Füßen sofort Strümpfe wechseln. Gute neue
Verbindungen werden durch die Straßenbahn her-
gestellt. Mit rücklaufendem Saturn werden auch
Ihre Wechsel — geplatzt — zurückkehren.

Angestellter im öffentlichen Dienst. Unfaßbar, wie-
so Sie in der Tarifordnung diesen einfachen Satz
nicht verstehen: „Beim Aufrücken, das heißt beim
Ubertritt in eine Vergütungsgruppe mit niedrigerer
Ordnungszahl wird die Grundvergütung der zu ver-
lassenden Vergütungsgruppe um die Aufrückungs-
zulage der Aufrückungsgruppe, gegebenenfalls auch
der dazwischenliegenden Vergütungsgruppen mit
niedrigerer Ordnungszahl erhöht.' Sie müssen dann
nur mit Hilfe der Logarithmentafel die Wurzel der
Aufrückungszulage ziehen, mit Ihrem Alter multi-
plizieren und durch die Länge Ihres Bürotisches di-
vidieren, so haben Sie das Ihnen angebotene Gehalt.

Eifersüchtige Ehefrau. Es müßte erst festgestellt
werden, ob Ihr Gatte wirklich freiwillig viermal
zum Zwecke von Einzahlungen auf dem Finanzamt
war. Dann freilich müßten Sie mit fraulicher Klug-
heit diesem steuerzahlerischen Übereifer steuern
und ihn durch einfache, doch gesunde Hausmanns-
kost wieder mehr als bisher ans Haus zu fesseln
suchen. Lassen Sie den Mut jedoch nicht sinken: die
Gattin hat dem Finanzamt immerhin den täglichen
Griff in die Brieftasche voraus und ihrem fraulichen
Charme wird zuletzt auch der schönste Steuer-
beamte unterliegen.

Redaktions-Notiz! Die bekannte Fahrradfabrik E. & P.
Stricker in Brackwede-Bielefeld ist zu ihrem alten Ver-
triebssystem zurückgekehrt, sie liefert jetzt wieder an
private Besteller. Die vielen alten und neuen Freunde der
Firma Stricker werden erstaunt sein, welche guten und
preiswerten Fahrräder erworben werden können. Der
neue Katalog 1950 enthält zudem ein interessantes Preis-
ausschreiben (siehe heutige Anzeige).

Wieso diese Gebühren? Sie sind aber naiv: wenn
Sie als armer Ausgebombter einem Bauunternehmer
verlorenen Bauzuschuß und einem Hausherrn zehn
Jahre Miete vorgezahlt haben, um dafür mit Ihrer
fünfköpfigen Familie endlich eine zweieinhalb-Zim-
mer-Wohnung zu besitzen, so müssen Sie noch ein
rundes Sümmchen dem Wohnungsamt überlassen
dafür, daß es Ihnen gütigst gestattet, die von Ihnen
gebaute und bezahlte Wohnung auch zu beziehen.
Sie kommen damit noch billig weg: denn gemessen
an den Millionenkosten für ein Wohnungsamt und
der geringen Zahl der von diesem wirklich verteil-
ten Wohnungen kommt eine Wohnungszuweisung
den Steuerzahler gut und gern auf 3—4000 Mark.
Also zahlen Sie stillschweigend Ihre 90 DM!

Gleichberechtigung! Aber selbstverständlich genie-
ßen Sie als Frau volle „grundsätzliche" Gleichbe-
rechtigung vor dem Gesetz. Sie dürfen die gleichen
Steuern zahlen, die gleiche Arbeitsleistung voll-
bringen, nur kriegen Sie nicht den gleichen Lohn

Brumms Tierleben: DER HaNDHuMMER

Der HaNDHuMMER ist eins der gefährlichsten
Viecher. Sobald man ihn nur ein wenig tratzt,
wird er sehr bissig, denn seine Scherenarme
sind lang, und wenn er will, kann er damit eine
evangelische Lehrerin in wenigen Minuten ab-
sägen. Hu! Hu!

Wie jeder Hummer hat der Handhummer zehn
Beine. Davon sind allerdings acht Überbeine,
mit denen er der Entwicklung nachhinkt.
Seine Fühler hat der Handhummer überall aus-
gestreckt, damit ihm ja nichts auskommt.
Während andere Hummer rot sind, ist der
Handhummer schwarz, auch wird er vor dem
Genuß nicht gesotten, denn er ist schon aus-
gekocht, und auch so völlig ungenießbar.
Obwohl selbst keineswegs scheu, liebt er doch
die Finsternis des Mittelalters, und wenn er
irgendwo eine unbekleidete Ballettänzerin wit-
tert, dann ruht und rastet er nicht, bis er die-

und wenn Sie in Bayern an einer Knabenschule un-
terrichten, so gefährden Sie nach Meinung des Kul-
tusministeriums auch noch die „Sittlichkeit" und
müssen daher einem „künftigen Familienvater"
Ihren Platz abtreten, über Ihr Sparbuch dürfen Sie,
so Sie verheiratet sind, nur im Einverständnis mit
dem Gatten verfügen und Ihre Einnahmen schreibt
das Finanzamt in seiner Güte gleich zum Einkom-
men Ihres Mannes dazu, damit es mehr davon ab-
ziehen kann.

Ostzonenjunge. Selbstverständlich machst du a-ls
alter HJ-Führer den geplanten Marsch der „Freien
Deutschen Jugend" auf Berlin mit. Dazu könnt ihr
wie einst die alten herrlichen Kampflieder singen
„Es zittern die morschen Knochen" und „Wir fahren
gegen Engeland" und „Unsere Fahne flattert uns
voran". Denn das Hemd, das man trägt, ist ja gleich-
gültig — auf den Geist kommt's an und der ist ja —
wie man sieht — unterm Sowjetstern immer noch
der alte geblieben, der er unterm Hakenkreuz war.

selbe nebst dem Komponisten um die Egk-ke
gebracht hat. Auch noch manchen anderen
Nordlichtern möchte der Handhummer seiner-
seits paradoxerweise gerne heimleuchten. Man
sieht, wie verwirrt die Begriffe im Tierreiche
sind.

Obwohl der Handhummer immer rückwärts
geht, bemerkt der kundige Zoologe doch seine
Verwandtschaft mit den Prozessions- oder
Wanderraupen, denn es zieht den Handhum-
mer immer magisch nach dem Süden, wobei es
sogar vorgekommen sein soll, daß er mitunter
ganze Christbäume über die Alpen schleppt.
Auch ist der Handhummer ein gar fleißiges
Tierchen. Schaufelt den ganzen Tag dem und
jenem ein kühles Grab.

So ist das Leben und Treiben des HaNDHuM-
MER unterhaltend und belehrend für alt und
jung und belustigt durch seine possierliche Art
manch gramgebeugtes Herz. C. W. Borth



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keine sanftenJtöieniöne

sondern neue Verse von Heinz Hartwig

Diese „Neuen Verse" mögen nicht jedem Leser angenehm in den
Ohren klingen. Sie haben nichts mit zarter Lyrik zu tun. In ihnen
geißelt der Verfasser schonungslos die Krankheiten und Fehler
der Zeit und ihrer Menschen. Er nennt schlecht, was schlecht ist,
und setzt das Seziermesser einer beißenden Kritik überall da an,
wo etwas angekränkelt ist. Man muß diese Gedichte lesen, wenn
man wieder einmal in dem Wirrsinn einer Zeit sich nicht mehr
zurechtzufinden glaubt. Fränkische Landeszeitung.

. . . eine Pfeilspitze politische Lyrik, die schmunzeln macht. Man
liest und amüsiert sich königlich. Und stellt am Ende mit der
Träne der Erkenntnis fest, daß wir und unsere Zeit doch eigentlich
eher zu beweinen, denn zu belachen sind. Wesf/aJen-Zeilung.

Die hier gesammelten Verse, Chansons und Zeitgedichte haben
Schliff und sind wie getränkt von der Lust am geistigen Streiten.

Basier Nationalzeitung.

Hinter dem beißenden Spott und der freundlichen Ironie kommt
das Antlitz des Menschen zum Vorschein, der mit beiden Beinen
und wachem Herzen in dem Geschehen seiner Zeit steht.

Fuldaer Volkszeitung.

Hartwig beweist in seinen gereimten Glossen nicht nur Geist und
Witz, er zeigt politische Wachsamkeit im besten Sinne und eine
gute Portion Zivilcourage. Schwäbisches Tagblatt.

Heinz Hartwig . . . gibt in seiner neuen Sammlung wiederum
einen Beweis seines sprühenden Humors, gepaart mit Weltoffen-
heit und tiefem Verständnis der politischen Zusammenhänge.

Die Freiheit.

Gebunden: DM 3.50
FREITAG-VERLAG G.m.b.H MÜNCHEN-SCHWABING

Werneckstraße 15a.

DER SIMPL erscheint jeden zweiten Donnerstag i
Bezugspreis pro Monat DM 1.— zuzüglich 6 PIg. Zustellgebühr. Unsere Zeitschrift darf in Lesemappen nur mit ausdrückl. Zustimmung des Verlages geführt werden. Verlag „DER SIMPL" (Freitag-Verlag),
München 23, Werneckstr. 15a. Fernruf 362072. — Herausgeber u. allein verantwortlicher Chefredakteur: Willi Ernst Freitag. — Redaktion: M. Schrimpf. — Sprechstunden: Dienstag u. Donnerstag von 9 bis
12 Uhr. — Für unverlangt eingesandte Manuskripte u. Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Freiumschlag ist beizulegen. — Anzeigen nach Preisliste Nr. 3 v. 1. 1. 1950. Anzeigen-Verwaltung: Neue
Haasenstein & Vogler Gesellschaft für Wirtschaftswerbung m.b.H.. München 1, Roman-Mayr-Haus (Kaufingerstr. 1/2). Tel. 20388. Klischees: Graphische Kunstanstalt Osiris, München 5. — Druck und Vertrieb-
Süddeutscher Verlag, München 2, Sendlinger Str. 80, Telefon 28 4 51. Postscheckkonto München 5541. Bankkonto: Bayerische Bank für Handel und Industrie, Depositenkasse, Sonnenstraße 13 Nr 74107
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