Bewegungsrationalisierung:
Von Gerhaidpaul Friedrich
Mein Leben verlief bisher in geregelten Bahnen. Als
Angestellter des Steueramtes hatte ich mein regel-
mäßiges Einkommen, welches das Auskommen mei-
ner Familie sicherte und bis auf den Einzelhändler
im Erdgeschoß, dessen Umsatzsteuer ich zu errech-
nen hatte, keine Feindschaft mit den Nachbarn. Ich
hatte meine Frau, die den Haushalt versorgte und
Paulchen, meinen Vierjährigen, der ihn wieder in
Unordnung brachte. Dazu noch Sieghilde, die eigent-
lich erst Siegheil heißen sollte, am Tage einer Son-
dermeldung geboren und im Zuge der Demokrati-
sierung nur noch Hilde genannt, meine zehnjährige
Tochter. Seit einigen Wochen ist das anders. Und
das kam so:
Als ich eines Mittags, wie gewöhnlich, um dreizehn-
uhreinundzwanzig an meiner Wohnungstür schellte,
wurde erst nach geraumer Weile und nach voran-
gegangenem Gepolter von Paulchen geöffnet. Es
war üblich, daß er mich begrüßte, sich auf die Zehen-
spitzen stellte und von mir einen Kuß bekam. Dann
legte ich ab und ging ins Wohnzimmer, wo Emma,
meine Frau, die Mahlzeit vorlegte und Hilde vom
Tisch aufstand und mir die Hand gab.
Diesmal war es anders. Paulchen rannte sogleich in
die Küche und rief: „Pappi kommt!", wobei er über
irgend etwas stürzte und fürchterlich brüllte. Ver-
wundert wollte ich meinen Mantel aufhängen und
starrte fassungslos auf die leere Wand, als ich auch
schon Emmas Stimme aus der Küche vernahm:
„Die Flurgarderobe steht jetzt rechts von der Tür,
Paul!"
Verärgert über diese Neuerung ging ich in die
Küche, um Emma um Aufklärung zu bitten. Der An-
blick der Küche entsetzte mich. Alles war um und
um gestellt. Es herrschte ein heilloses Durcheinander.
Der Küchentisch stand neben dem Kochherd. Auf
der einen Seite des Tisches lagen Briketts, auf der
anderen' schnitt Emma einen ausgerollten Teig in
Quadrate. Emma strahlte: „Sieh mal, Paul, ich
schneide die Plätzchen viereckig aus. Würde ich sie
mit dem Glas ausstechen, müßte ich die Teigreste
stets von neuem zusammenkneten, ausrollen und
wieder ausstechen. So brauche ich aber nur achtzehn
Schnitte für hundert Plätzchen."
„Wozu brauchst du hundert Plätzchen?" fragte ich
erstaunt.
Emma ging nicht darauf ein: „Man nennt das Be-
wegungsrationalisierung", sagte sie, „und in Ame-
rika macht das jede Hausfrau." Sie schob die Bri-
ketts etwas zur Seite und holte ein verschmutztes
Heft von Readers Digest hervor. „Readers Digest"
ist ein Heft, was man liest, wenn man die Hefte,
aus dessen Aufsätzen „Das Beste aus Readers Di-
gest" zusammengestellt ist, nicht lesen will. Wir
sind darauf abonniert. Emma blätterte und hielt es
mir aufgeschlagen vor die Nase:
„Macht Ihre Frau es besser?" las ich.
Der Aufsatz besagte, daß die Hausfrau sich jede
Bewegung überlegen und alle Geräte an einen Ort
legen sollte, an welchem sie diese rascher zur Hand
hat. Mit zahlreichen Beispielen.
„Na?" fragte Emma, als ich gelesen hatte.
„Hm." machte ich unsicher.
„Zum Beispiel", so sagte Emma, „wenn die Kohlen
unter dem Herd liegen, muß ich mich täglich 17mal
bücken und insgesamt eine Last von 5 kg heben,
um nachzulegen. Das ist im Jahr..." Hier hakte
Hilde ein, die mit einem zahlenbeschriebenen Schul-
heft und meiner Schweizer Armbanduhr mit Se-
kundenzeiger, die ich nur an Sonntagen umband,
auf einem Stuhl saß: „...das entspricht im Jahr
6205mal bücken und 1825 kg heben. Hat Mutti glatt
gespart. Die Idee stammt von Paulchen, ausgerech-
net habe ich's."
Ich war platt. Aber ich hatte Hunger, es war schon
13 Uhr 49 und 14 Uhr 28 mußte ich aus dem Hause,
um 14 Uhr 32 meine Straßenbahn zu bekommen, da-
mit ich pünktlich 15 Uhr im Dienst war.
„Es gibt gleich Essen", tröstete Emma. Wir aßen die
Plätzchen. Manchmal knirschte es zwischen den
Zähnen. Ein Stückchen Kohle hatte sich wohl beim
Teigrollen verirrt. Wir aßen auch gleich in der Küche
neben dem Herd.
„Ich spare so das Auftragen und Abräumen von
Speisen und Geschirr. Dazu brauche ich nämlich . . .",
und hier las wieder Hilde aus ihrem Heft:
„Dazu braucht Mutti neunmal am Tage sieben Me-
ter achtunddreißig hin und zurück. Das sind sechs
und einhalb Kilometer im Jahr, dazu das Gewicht
der Speisen und des Geschirrs, am Tage zweiund-
dreißig, im Jahre also elftausendsechshundertund-
achtzig Kilo."
„Aber es ist doch viel gemütlicher im Wohnzimmer
am Eßtisch ..."
Emma unterbrach mich aufbrausend: „Lauf du mal
sieben Kilometer ..."
„Sechseinhalb", verbesserte Hilde, „sechseinhalb
und elftausehdsechshundertachtzig Kilo auf einem
Tablett!
„Ja, mach' mir das erst mal nach, Paul!" schrie Emma.
„Die Frau des 20. Jahrhunderts ist nicht mehr das
Lasttier von ehedem."
Es war mittlerweile 14 Uhr 25, ich mußte ins Amt.
Zum Abschied konnte ich Emma nicht küssen, da
mich eine Menge Einrichtungsgegenstände und Kü-
chengeräte als nicht übersteigbares Hindernis von
ihr trennten.
Als ich am Abend nach Hause kam, war der Installa-
teur da und baute einen Eisschrank auf.
„In dem Aufsatz stand, daß die Salatschüssel am
zweckmäßigsten neben dem Eisschrank aufbewahrt
wird", beantwortete Emma meinen fragenden Blick.
Schüchtern sagte ich noch, daß wir bisher auch ohne
Eisschrank ausgekommen wären.
„Und wo soll i,ch mit der Salatschüssel hin?!" sagte
Emma scharf und ihre Augen funkelten. Ich kannte
das und schwieg. Und dann gab's eine prachtvolle
Überraschung. Wir schliefen im Bad! Es konnte na-
türlich nur ein Bett aufgestellt werden und Emma
nahm gut drei Drittel davon ein, so daß ich während
der Nacht in die Wanne rollte, was sehr geräusch-
voll und noch weitaus schmerzhafter war. Endlich
graute der Morgen. Der erste Wochentag in meinem
Leben, an welchem ich mich aufs Aufstehen freute.
Nun konnte ich selbst feststellen, was Hilde errech-
net hatte. Wieviel praktischer und zeitsparender es
war, statt vom Schlafzimmer ins Badezimmer und
vom Badezimmer wieder ins Schlafzimmer zum
Kleiderschrank, einfach vom Bett aus in die Wanne
zu rollen und von da aus sich am Kleiderschrank
vor der Badezimmertür das Schienbein anzustoßen.
Wir frühstückten im Korridor an der Wohnungstür.
So sparte Emma den Weg vom Frühstückstisch zur
Flurtür, um die Zeitung zu holen, die ich dann beim
Weggehen sonst wieder mit in den Korridor nahm,
um sie auf dem Zeitungsständer abzulegen. Die Zei-
tung fiel nun durch den Briefschlitz direkt auf den
Frühstückstisch, und daß dabei meine Tasse um-
kippte und der heiße Kaffee auf meine Hose floß,
ist unwesentlich, wenn man die 5,110 km in Erwä-
gung zieht, die dadurch für Emma jährlich erspart
blieben. — So ging es nun täglich. Wir aßen nur
noch eine Mahlzeit und alle Gerichte wurden in
einem Topf zugleich gekocht. Emma sparte das Ab-
waschen des vielen unnötigen Geschirrs und Hilde
errechnete zweihundertfünfzig Komma neunhundert-
achtzehn Kilometer an Weg, zwanzigtausendfünf-
hundertsiebenundsechzigmal an Bücken und fünf
Komma achthundertneunzehn Tonnen an Lasten im
Jahr erspart.
Die Handwerker-Rechnungen wurden bedenklich
hoch, denn Emma hatte die Badewanne im Schlaf-
zimmer installieren, die Wand zwischen Wohnzim-
mer und Küche niederreißen und den Kochherd um
70 cm erhöhen lassen. Die Nachbarn beschwerten
sich anfangs nur über das ständige Rumoren. Dann
fing Emma an, für Bewegungsrationalisierung zu
werben, und es gab Differenzen. Bald grüßte uns
niemand mehr. Aber Hilde hatte errechnet, daß wir
insgesamt 720 Tage an Zeit, 250 719 km an Weg,
198,28 t an Lasten und 923 818mal Bücken im Jahr
erspart hatten, und diese Zahlen beeindruckten mich
tief.
Aber als eines Tages Emma den Vorschlag machte,
im Stehen zu schlafen, weil wir dann nach Hildes
Rechnung an Zeit zum Aus- und Ankleiden 360
Stunden, 12 918mal an Bücken und 18,836 km an Weg
zusätzlich im Jahr sparen würden, machte ich nicht
mehr mit. Emma weigerte sich, wegen meiner „spie-
ßigen und veralteten Weltanschauung" die Bewe-
gungsrationalisierung aufzugeben, und ich nahm ein
möbliertes Zimmer. Dann reichte ich die Scheidung
ein.
Gestern erhielt ich vom Gericht eine Mitteilung,
daß Emma einen Lokaltermin vorgeschlagen hat,
weil sie dann 2 Stunden 15 Minuten an Zeit, 1,118
km an Weg und 19 Meter Treppensteigen ersparen
würde. Readers Digest habe ich abbestellt.
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Von Gerhaidpaul Friedrich
Mein Leben verlief bisher in geregelten Bahnen. Als
Angestellter des Steueramtes hatte ich mein regel-
mäßiges Einkommen, welches das Auskommen mei-
ner Familie sicherte und bis auf den Einzelhändler
im Erdgeschoß, dessen Umsatzsteuer ich zu errech-
nen hatte, keine Feindschaft mit den Nachbarn. Ich
hatte meine Frau, die den Haushalt versorgte und
Paulchen, meinen Vierjährigen, der ihn wieder in
Unordnung brachte. Dazu noch Sieghilde, die eigent-
lich erst Siegheil heißen sollte, am Tage einer Son-
dermeldung geboren und im Zuge der Demokrati-
sierung nur noch Hilde genannt, meine zehnjährige
Tochter. Seit einigen Wochen ist das anders. Und
das kam so:
Als ich eines Mittags, wie gewöhnlich, um dreizehn-
uhreinundzwanzig an meiner Wohnungstür schellte,
wurde erst nach geraumer Weile und nach voran-
gegangenem Gepolter von Paulchen geöffnet. Es
war üblich, daß er mich begrüßte, sich auf die Zehen-
spitzen stellte und von mir einen Kuß bekam. Dann
legte ich ab und ging ins Wohnzimmer, wo Emma,
meine Frau, die Mahlzeit vorlegte und Hilde vom
Tisch aufstand und mir die Hand gab.
Diesmal war es anders. Paulchen rannte sogleich in
die Küche und rief: „Pappi kommt!", wobei er über
irgend etwas stürzte und fürchterlich brüllte. Ver-
wundert wollte ich meinen Mantel aufhängen und
starrte fassungslos auf die leere Wand, als ich auch
schon Emmas Stimme aus der Küche vernahm:
„Die Flurgarderobe steht jetzt rechts von der Tür,
Paul!"
Verärgert über diese Neuerung ging ich in die
Küche, um Emma um Aufklärung zu bitten. Der An-
blick der Küche entsetzte mich. Alles war um und
um gestellt. Es herrschte ein heilloses Durcheinander.
Der Küchentisch stand neben dem Kochherd. Auf
der einen Seite des Tisches lagen Briketts, auf der
anderen' schnitt Emma einen ausgerollten Teig in
Quadrate. Emma strahlte: „Sieh mal, Paul, ich
schneide die Plätzchen viereckig aus. Würde ich sie
mit dem Glas ausstechen, müßte ich die Teigreste
stets von neuem zusammenkneten, ausrollen und
wieder ausstechen. So brauche ich aber nur achtzehn
Schnitte für hundert Plätzchen."
„Wozu brauchst du hundert Plätzchen?" fragte ich
erstaunt.
Emma ging nicht darauf ein: „Man nennt das Be-
wegungsrationalisierung", sagte sie, „und in Ame-
rika macht das jede Hausfrau." Sie schob die Bri-
ketts etwas zur Seite und holte ein verschmutztes
Heft von Readers Digest hervor. „Readers Digest"
ist ein Heft, was man liest, wenn man die Hefte,
aus dessen Aufsätzen „Das Beste aus Readers Di-
gest" zusammengestellt ist, nicht lesen will. Wir
sind darauf abonniert. Emma blätterte und hielt es
mir aufgeschlagen vor die Nase:
„Macht Ihre Frau es besser?" las ich.
Der Aufsatz besagte, daß die Hausfrau sich jede
Bewegung überlegen und alle Geräte an einen Ort
legen sollte, an welchem sie diese rascher zur Hand
hat. Mit zahlreichen Beispielen.
„Na?" fragte Emma, als ich gelesen hatte.
„Hm." machte ich unsicher.
„Zum Beispiel", so sagte Emma, „wenn die Kohlen
unter dem Herd liegen, muß ich mich täglich 17mal
bücken und insgesamt eine Last von 5 kg heben,
um nachzulegen. Das ist im Jahr..." Hier hakte
Hilde ein, die mit einem zahlenbeschriebenen Schul-
heft und meiner Schweizer Armbanduhr mit Se-
kundenzeiger, die ich nur an Sonntagen umband,
auf einem Stuhl saß: „...das entspricht im Jahr
6205mal bücken und 1825 kg heben. Hat Mutti glatt
gespart. Die Idee stammt von Paulchen, ausgerech-
net habe ich's."
Ich war platt. Aber ich hatte Hunger, es war schon
13 Uhr 49 und 14 Uhr 28 mußte ich aus dem Hause,
um 14 Uhr 32 meine Straßenbahn zu bekommen, da-
mit ich pünktlich 15 Uhr im Dienst war.
„Es gibt gleich Essen", tröstete Emma. Wir aßen die
Plätzchen. Manchmal knirschte es zwischen den
Zähnen. Ein Stückchen Kohle hatte sich wohl beim
Teigrollen verirrt. Wir aßen auch gleich in der Küche
neben dem Herd.
„Ich spare so das Auftragen und Abräumen von
Speisen und Geschirr. Dazu brauche ich nämlich . . .",
und hier las wieder Hilde aus ihrem Heft:
„Dazu braucht Mutti neunmal am Tage sieben Me-
ter achtunddreißig hin und zurück. Das sind sechs
und einhalb Kilometer im Jahr, dazu das Gewicht
der Speisen und des Geschirrs, am Tage zweiund-
dreißig, im Jahre also elftausendsechshundertund-
achtzig Kilo."
„Aber es ist doch viel gemütlicher im Wohnzimmer
am Eßtisch ..."
Emma unterbrach mich aufbrausend: „Lauf du mal
sieben Kilometer ..."
„Sechseinhalb", verbesserte Hilde, „sechseinhalb
und elftausehdsechshundertachtzig Kilo auf einem
Tablett!
„Ja, mach' mir das erst mal nach, Paul!" schrie Emma.
„Die Frau des 20. Jahrhunderts ist nicht mehr das
Lasttier von ehedem."
Es war mittlerweile 14 Uhr 25, ich mußte ins Amt.
Zum Abschied konnte ich Emma nicht küssen, da
mich eine Menge Einrichtungsgegenstände und Kü-
chengeräte als nicht übersteigbares Hindernis von
ihr trennten.
Als ich am Abend nach Hause kam, war der Installa-
teur da und baute einen Eisschrank auf.
„In dem Aufsatz stand, daß die Salatschüssel am
zweckmäßigsten neben dem Eisschrank aufbewahrt
wird", beantwortete Emma meinen fragenden Blick.
Schüchtern sagte ich noch, daß wir bisher auch ohne
Eisschrank ausgekommen wären.
„Und wo soll i,ch mit der Salatschüssel hin?!" sagte
Emma scharf und ihre Augen funkelten. Ich kannte
das und schwieg. Und dann gab's eine prachtvolle
Überraschung. Wir schliefen im Bad! Es konnte na-
türlich nur ein Bett aufgestellt werden und Emma
nahm gut drei Drittel davon ein, so daß ich während
der Nacht in die Wanne rollte, was sehr geräusch-
voll und noch weitaus schmerzhafter war. Endlich
graute der Morgen. Der erste Wochentag in meinem
Leben, an welchem ich mich aufs Aufstehen freute.
Nun konnte ich selbst feststellen, was Hilde errech-
net hatte. Wieviel praktischer und zeitsparender es
war, statt vom Schlafzimmer ins Badezimmer und
vom Badezimmer wieder ins Schlafzimmer zum
Kleiderschrank, einfach vom Bett aus in die Wanne
zu rollen und von da aus sich am Kleiderschrank
vor der Badezimmertür das Schienbein anzustoßen.
Wir frühstückten im Korridor an der Wohnungstür.
So sparte Emma den Weg vom Frühstückstisch zur
Flurtür, um die Zeitung zu holen, die ich dann beim
Weggehen sonst wieder mit in den Korridor nahm,
um sie auf dem Zeitungsständer abzulegen. Die Zei-
tung fiel nun durch den Briefschlitz direkt auf den
Frühstückstisch, und daß dabei meine Tasse um-
kippte und der heiße Kaffee auf meine Hose floß,
ist unwesentlich, wenn man die 5,110 km in Erwä-
gung zieht, die dadurch für Emma jährlich erspart
blieben. — So ging es nun täglich. Wir aßen nur
noch eine Mahlzeit und alle Gerichte wurden in
einem Topf zugleich gekocht. Emma sparte das Ab-
waschen des vielen unnötigen Geschirrs und Hilde
errechnete zweihundertfünfzig Komma neunhundert-
achtzehn Kilometer an Weg, zwanzigtausendfünf-
hundertsiebenundsechzigmal an Bücken und fünf
Komma achthundertneunzehn Tonnen an Lasten im
Jahr erspart.
Die Handwerker-Rechnungen wurden bedenklich
hoch, denn Emma hatte die Badewanne im Schlaf-
zimmer installieren, die Wand zwischen Wohnzim-
mer und Küche niederreißen und den Kochherd um
70 cm erhöhen lassen. Die Nachbarn beschwerten
sich anfangs nur über das ständige Rumoren. Dann
fing Emma an, für Bewegungsrationalisierung zu
werben, und es gab Differenzen. Bald grüßte uns
niemand mehr. Aber Hilde hatte errechnet, daß wir
insgesamt 720 Tage an Zeit, 250 719 km an Weg,
198,28 t an Lasten und 923 818mal Bücken im Jahr
erspart hatten, und diese Zahlen beeindruckten mich
tief.
Aber als eines Tages Emma den Vorschlag machte,
im Stehen zu schlafen, weil wir dann nach Hildes
Rechnung an Zeit zum Aus- und Ankleiden 360
Stunden, 12 918mal an Bücken und 18,836 km an Weg
zusätzlich im Jahr sparen würden, machte ich nicht
mehr mit. Emma weigerte sich, wegen meiner „spie-
ßigen und veralteten Weltanschauung" die Bewe-
gungsrationalisierung aufzugeben, und ich nahm ein
möbliertes Zimmer. Dann reichte ich die Scheidung
ein.
Gestern erhielt ich vom Gericht eine Mitteilung,
daß Emma einen Lokaltermin vorgeschlagen hat,
weil sie dann 2 Stunden 15 Minuten an Zeit, 1,118
km an Weg und 19 Meter Treppensteigen ersparen
würde. Readers Digest habe ich abbestellt.
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Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Der Simpl
Titel
Titel/Objekt
"Vorfrühlingsstimmung"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Der Simpl: Kunst - Karikatur - Kritik
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-11-5 Folio RES
Objektbeschreibung
Objektbeschreibung
"Vorfrühlingsstimmung: Ede, wenn de den entzweibrichst, haste zwei Arbeetslose"
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Der Simpl, 5.1950, Nr. 5, S. 58.
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg