1889. Xo. (i.
SITZÜNGS-BERICHTE
der
Archäologischen Gesellschaft zu Berlin.
Dezember-Sitzung. (Winckelmannsfest.)
Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung mit
einer Ansprache, in welcher er an die beiden Männer
erinnerte, deren Andenken an den 9. Dezember ge-
knüpft ist. Vor 48 Jahren habe Eduard Gerhard
unseren Verein gestiftet, um Berlin in lebendigen
Verkehr mit dem Boden des klassischen Altertums
zu setzen. Damals sei es nur eine sehr kleine Zahl
von Männern gewesen, welchen es durch besondere
Gunst der Verhältnisse gestattet gewesen sei, auf hel-
lenischem Boden zu wandeln. Jetzt seien in unserer
Stadt ganze Kreise von Olympiern und Pergamenern,
welche hier gemeinschaftlich ausbauen, was sie drüben
gesammelt haben; und die von Gerhard so bescheiden
gemachten Versuche, den Hyperboreern einen Anteil
an der fortschreitenden Wiedcrentdeckung des Alter-
tums zu verschaffen, seien zu einer nun in vollem
Mafse vaterländischen Anstalt geworden, die mit steti-
gem Erfolge das alte Italien, Griechenland und Klein-
asien wissenschaftlich bearbeite. Was aber Winckel-
mann erzielt habe, die Beschäftigung mit der alten
Kunst aus dem engeren Kreise antiquarischer und
ästhetischer Gesichtspunkte in die geschichtliche Be-
trachtung hinüberzuführen, das sei über alle Erwar-
tung von Jahr zu Jahr mehr erreicht worden. Das
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SITZÜNGS-BERICHTE
der
Archäologischen Gesellschaft zu Berlin.
Dezember-Sitzung. (Winckelmannsfest.)
Der Vorsitzende eröffnete die Versammlung mit
einer Ansprache, in welcher er an die beiden Männer
erinnerte, deren Andenken an den 9. Dezember ge-
knüpft ist. Vor 48 Jahren habe Eduard Gerhard
unseren Verein gestiftet, um Berlin in lebendigen
Verkehr mit dem Boden des klassischen Altertums
zu setzen. Damals sei es nur eine sehr kleine Zahl
von Männern gewesen, welchen es durch besondere
Gunst der Verhältnisse gestattet gewesen sei, auf hel-
lenischem Boden zu wandeln. Jetzt seien in unserer
Stadt ganze Kreise von Olympiern und Pergamenern,
welche hier gemeinschaftlich ausbauen, was sie drüben
gesammelt haben; und die von Gerhard so bescheiden
gemachten Versuche, den Hyperboreern einen Anteil
an der fortschreitenden Wiedcrentdeckung des Alter-
tums zu verschaffen, seien zu einer nun in vollem
Mafse vaterländischen Anstalt geworden, die mit steti-
gem Erfolge das alte Italien, Griechenland und Klein-
asien wissenschaftlich bearbeite. Was aber Winckel-
mann erzielt habe, die Beschäftigung mit der alten
Kunst aus dem engeren Kreise antiquarischer und
ästhetischer Gesichtspunkte in die geschichtliche Be-
trachtung hinüberzuführen, das sei über alle Erwar-
tung von Jahr zu Jahr mehr erreicht worden. Das
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