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letzende Anschauung. Aber im Dezember 1880
tauchte ein treues Nachbild mit der Säule aus dem
Schutte von Athen auf und belehrte uns, wie unbe-
fangen die Alten das statisch Notwendige auch pla-
stisch darzustellen kein Bedenken trugen.
Das unscheinbar kleine Eelief hat für archäolo-
gische Forschung eine eingreifende Bedeutung er-
langt, weil es mit der viel angefochtenen Lehre von
den sogenannten 'Agonaltempeln' zusammenhing. Hier
konnte mit technischen Argumenten keine Entschei-
dung herbeigeführt werden: hier handelte es sich um
Unterschiede, welche vielleicht den Alten selbst nicht
so klar zum Bewufstsein gekommen sind, wie eine
kritische Wissenschaft verlangt, und eine fremde,
künstliche Terminologie verletzte unser Ohr. Und
doch handelt es sich um etwas sehr Wesentliches.
Vor Böttieher galt alles, was Tempelform hatte,
für gleichartigen Tempelbau. Er war der erste, der
die mit Altardienst und Priestertum verbundenen
Heiligtümer von solchen Bauten schied, auf welche
die Formen heiliger Architektur übertragen sind, weil
sie denselben Gottheiten zur Ehre dienen, ihre Schätze
aufnehmen und ihren Festen würdige Räume ge-
währen, aber für den stetigen Gottesdienst durchaus
entbehrlich sind. Wie hier in einzelnen Fällen zu
unterscheiden sei, darüber mufs noch mancher Zwei-
fel bleiben; die Unterscheidung selbst erscheint mir
noch heute unanfechtbar. Dafür zeugen die zwölf
Thesauren am Kronion, welche wir ohne die Beleh-
rung des Pausanias sämtlich für Göttertempel halten
würden. Immer häutiger lernen wir aus den Inschrif-
ten 'heilige Häuser' kennen, welche neben Göttertem-
peln oder auch ohne dieselben in eingeschlossenen
Altarbezirken als monumentale Weihgeschenke sich
finden, die wir nur in Tempelforni denken können,
und auch auf der Akropolis, deren heiliger Boden
letzende Anschauung. Aber im Dezember 1880
tauchte ein treues Nachbild mit der Säule aus dem
Schutte von Athen auf und belehrte uns, wie unbe-
fangen die Alten das statisch Notwendige auch pla-
stisch darzustellen kein Bedenken trugen.
Das unscheinbar kleine Eelief hat für archäolo-
gische Forschung eine eingreifende Bedeutung er-
langt, weil es mit der viel angefochtenen Lehre von
den sogenannten 'Agonaltempeln' zusammenhing. Hier
konnte mit technischen Argumenten keine Entschei-
dung herbeigeführt werden: hier handelte es sich um
Unterschiede, welche vielleicht den Alten selbst nicht
so klar zum Bewufstsein gekommen sind, wie eine
kritische Wissenschaft verlangt, und eine fremde,
künstliche Terminologie verletzte unser Ohr. Und
doch handelt es sich um etwas sehr Wesentliches.
Vor Böttieher galt alles, was Tempelform hatte,
für gleichartigen Tempelbau. Er war der erste, der
die mit Altardienst und Priestertum verbundenen
Heiligtümer von solchen Bauten schied, auf welche
die Formen heiliger Architektur übertragen sind, weil
sie denselben Gottheiten zur Ehre dienen, ihre Schätze
aufnehmen und ihren Festen würdige Räume ge-
währen, aber für den stetigen Gottesdienst durchaus
entbehrlich sind. Wie hier in einzelnen Fällen zu
unterscheiden sei, darüber mufs noch mancher Zwei-
fel bleiben; die Unterscheidung selbst erscheint mir
noch heute unanfechtbar. Dafür zeugen die zwölf
Thesauren am Kronion, welche wir ohne die Beleh-
rung des Pausanias sämtlich für Göttertempel halten
würden. Immer häutiger lernen wir aus den Inschrif-
ten 'heilige Häuser' kennen, welche neben Göttertem-
peln oder auch ohne dieselben in eingeschlossenen
Altarbezirken als monumentale Weihgeschenke sich
finden, die wir nur in Tempelforni denken können,
und auch auf der Akropolis, deren heiliger Boden