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aber fiel Dexileos, der unter den zehn Reitern ist,
nach der Aussage seines eigenen allbekannten Grab-
steins vorm Dipylon. Deshalb ist es im höchsten Grad
unwahrscheinlich, dafs Neokleides an den Kämpfen
vor Korinth überhaupt teilgenommen hat, und es
kann das Relief nicht eine historisch treue Darstellung
eines bestimmten Vorgangs gewesen sein. Doch es
giebt ebendafür noch einen zweiten Beweis. Auf dem
Grabstein des Dexileos steht: äne&ave hx Evßolido
ey Koq'iv&üh tmv tisvts tnnscov —- als einer von
den fünf Reitern. Also nicht zehn oder elf Reiter
waren es, unter denen Dexileos fiel, sondern nur
fünf, und es kann auf dem Staatsdenkmal, dessen
Bekrönung uns erhalten ist, nicht ein bestimmter
Kampf dargestellt gewesen sein, sondern es wurden
mindestens drei Gefechte desselben Jahres, in denen
attische Reiter gefallen waren, zu einer idealen Kampf-
darstellung zusammengefafst, bei der übrigens an
Porträtähnlichkeit der einzelnen Reiter gewifs eben-
sowenig zu denken ist, als an getreue Darstellung einer
bestimmten Situation, wie ja auch der Grabstein des
Dexileos uns von den Zügen des Jünglings gewifs
keine getreue Vorstellung giebt.
Eine solche Darstellung verdient nach unseren
Begriffen gewifs nicht den Namen eines Historienbildes.
Man könnte sagen, dafs die Darstellung eines Grab-
denkmals auf historische Treue eher als andere
Bilder hätte verzichten können, ja bis zu einem ge-
wissen Grad hätte verzichten müssen, weil auf dem
Grabmal nur die Gefallenen dargestellt werden sollten.
Aber auch denBildern wirklicher Schlachten, die
im vierten Jahrhundert bereits nicht selten sind, könnte
der Name eines Historienbildes fast noch streitig ge-
macht werden. Wenigstens waren sie von Realismus
noch weit entfernt. Hören wir doch, dafs Menekleidas,
der Widersacher des Pelopidas und Epameinondas,
aber fiel Dexileos, der unter den zehn Reitern ist,
nach der Aussage seines eigenen allbekannten Grab-
steins vorm Dipylon. Deshalb ist es im höchsten Grad
unwahrscheinlich, dafs Neokleides an den Kämpfen
vor Korinth überhaupt teilgenommen hat, und es
kann das Relief nicht eine historisch treue Darstellung
eines bestimmten Vorgangs gewesen sein. Doch es
giebt ebendafür noch einen zweiten Beweis. Auf dem
Grabstein des Dexileos steht: äne&ave hx Evßolido
ey Koq'iv&üh tmv tisvts tnnscov —- als einer von
den fünf Reitern. Also nicht zehn oder elf Reiter
waren es, unter denen Dexileos fiel, sondern nur
fünf, und es kann auf dem Staatsdenkmal, dessen
Bekrönung uns erhalten ist, nicht ein bestimmter
Kampf dargestellt gewesen sein, sondern es wurden
mindestens drei Gefechte desselben Jahres, in denen
attische Reiter gefallen waren, zu einer idealen Kampf-
darstellung zusammengefafst, bei der übrigens an
Porträtähnlichkeit der einzelnen Reiter gewifs eben-
sowenig zu denken ist, als an getreue Darstellung einer
bestimmten Situation, wie ja auch der Grabstein des
Dexileos uns von den Zügen des Jünglings gewifs
keine getreue Vorstellung giebt.
Eine solche Darstellung verdient nach unseren
Begriffen gewifs nicht den Namen eines Historienbildes.
Man könnte sagen, dafs die Darstellung eines Grab-
denkmals auf historische Treue eher als andere
Bilder hätte verzichten können, ja bis zu einem ge-
wissen Grad hätte verzichten müssen, weil auf dem
Grabmal nur die Gefallenen dargestellt werden sollten.
Aber auch denBildern wirklicher Schlachten, die
im vierten Jahrhundert bereits nicht selten sind, könnte
der Name eines Historienbildes fast noch streitig ge-
macht werden. Wenigstens waren sie von Realismus
noch weit entfernt. Hören wir doch, dafs Menekleidas,
der Widersacher des Pelopidas und Epameinondas,