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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0249

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dem Kriegswesen bey Auszplünderung dieses Hauses auch die
Truckerey sampt aller Gereitschafft mit in die Rappuse kom-
men und gar vernichtet worden. Es liegt dieser Adelicher
Hoff an einem sehr anmuhtigen Ort, und ist von der Residentz
Wolffenhüttel eine Med weges abgelegen".*)
Löyneysen stammte aus einer pfälzischen Adelsfamilie; er
wurde den 27. März 1552 zu Witzlasreuth oder Senckendorf
in Bayern geboren. Schon frühe kam er als Stallmeister an
den Hof des Kurfürsten August von Sachsen. Wie er zum
Schriftsteller und später zum Drucker und Verleger seiner
Werke wurde, hat er selbst berichtet. Im Jahre 1575 befahl
ihm der Kurfürst „ein Bericht des Zeumens zu verfassen, wel-
chem befelch ich mich zu gehorsamen schuldig erkandt". Ei-
nige Zeit darauf zog Löhneysen mit Erlaubnis seines Herrn,
auf den Wunsch des Herzogs von Braunschweig, nach Wolf-
fenbüttel, „und in mittelsz ehe ich gemelten Bericht ver-
fertiget sind Se. Churf. Gnaden mit Todt verfahren." s) Löhn-
eysen trat nun als Stallmeister in Braunschweigischen Dienst
über, wurde später „Hauptmann der Ertzgebirg am Hartz" und
konnte, von Amtsgeschäften überhäuft, erst im Jahre 1588 das
Werk beendigen, zu welchem ihm Kurfürst August vierzehn
Jahre vorher die Anregung gegeben hattet) Ein Jahr darauf
erwarb er das Gut Remlingen, seine Druckerei scheint er
aber erst um 1596 eingerichtet zu habend) und zwar weniger
aus Liebhaberei als um sich vor Nachdruck zu schützen. „Da-
mit mir nichts nachgedruckt werde", berichtet er, „haben die
Rom. Keys. Majest. wie auch Herr Heinrich Julius Hertzog
zu Braunschweig und Lüneburg mir auff mein ansuchen ver-
gönt, meine eigene Typographiam und Druckerey zu haben." 6)
Aus dieser Druckerei sind zwei Werke hervorgegangen:
Deila Caualleria und Aulico-Politica.
Das erstere Werk, eine Encyclopaedie der Pferdekunde
und Reitkunst, erschien zum ersten Male 1609—10. Löhneysen
konnte sich nur in seinen Mußestunden dieser Arbeit widmen
und der Druck hatte sich jahrelang hingezogen. „Weil wegen
anderer gescheffte und vielfeltigen Reysens", klagt er, „das
0 Merian, Topographia Braunschw. 1654. S. 175. Ternaux-Compans, Impri-
meries en Europe, 1843 S. 106. — Von den andern Bibliographen ist der Druck-
ort Remlingen bisher fälschlich nach Unterfranken verlegt worden, wo sich eben-
falls ein Flecken Remlingen befindet, s. A. v. Spaun im Serapeum XV11I, 357
u. XIX. 172, Deschamps, Dict. de geographie 1079.
2) M. Bötner in der Vorrede zu Löhneysens Caualleria 1624.
3) Löhneysen, Deila Cauelleria. Remlingen 1609, Widmung. — Herrn Ludwig
Rosenthals Antiquariat in München hat uns ein Ex. dieser Ausgabe in freund-
licher Weise für diese Notiz zur Benutzung überlassen.
0 Von Zeumen. O. O. 1588. folio.
0 Im Jahre 1610 erklärt er, seit 14 Jahren an der Ausführung eines Druk-
kes zu arbeiten. Deila Caualleria II 1610, Widmung.
3) An die Truckerherren und Buchführer in Bericht v. Bergwerck 1617 und
Aulico-Politika 1622.
 
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