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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0262

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235

Besprechung von
Catalogue de livres paremiologiques composant la
Bibliotheque de Ignace Bernstein. — Katalog dziel tresci
przyslowlowej skladajacych bibljoteke I. Bernsteina. War-
szawa 1900. [ln Commission bei O. Harrassowitz in Leipzig.]
2 Bde. imp. 8°. XX, 560 u. 640 Seiten.
Im Jahre 1822 erschien die „Litteratur der Sprichwörter"
von C. C. Noptisch, in welcher zum ersten Male der Versuch
gemacht wurde eine Sprichwörterbibliographie aufzustellen.
Fünfundzwanzig Jahre später veröffentlichte G. Duplessis seine
Bibliographie paremiologique, die bis jetzt das einzige brauch-
bare Handbuch dieser Art geblieben ist. Seitdem sind manche
wertvolle Spezialarbeiten erschienen, aber niemand hat sich
mehr an eine Bibliographie von so gewaltigem Umfange ge-
wagt. Um so freudiger ist der Katalog Bernstein zu begrüßen,
der uns eine Uebersicht über diesen Litteraturzweig giebf in
einer Ausdehnung, wie sie bisher kaum geahnt wurde.
In der Einleitung berichtet B. über die Gesichtspunkte,
nach welchen er gesammelt und katalogisiert hat. Beim Sam-
meln war sein Streben größte Vollständigkeit, ein Ideal, das
zwar nie zu erreichen ist, aber jedem Bibliographen als Richt-
schnur dienen muß. Neben eigentlichen Sprichwörtern hat B.
auch Sprüche aufgenommen, die zu Sprichwörtern geworden
sind. Er hat sich nicht darauf beschränkt eigentliche Sprich-
wörtersammlungen zu vereinigen, sondern hat auch alle Schrif-
ten gesammelt, welche andere Materien behandeln und auch
nebenbei Sprichwörter enthalten. Die Zusammenstellung die-
ser paroemiologischen Litteratur, deren Inhalt nicht aus den
Titeln hervorgeht, setzt eine überraschende Litteraturkennt-
nis voraus und dürfte viele bisher unbekannte Quellen eröff-
nen. Der Katalog ist alphabetisch geordnet; alle Titel sind in
den Originalsprachen und den entsprechenden Typen wieder-
gegeben. Die Titel der Drucke bis 1700 sind diplomatisch ge-
nau kopiert, vom 18. Jahrhundert an sind sie, wo es nötig
schien, gekürzt. Ein umfangreiches Register gruppiert die
Werke nach Sprachen. Wir zählen darin über 160 verschiedene
Sprachen und Dialekte. Den Schluß bildet ein Verzeichnis von
70 Handschriften. Die Drucklegung eines Buches, zu welchem
so viele verschiedene Typengattungen nötig wuren, mußte be-
sondere Schwierigkeiten verursachen. Die Druckerei Drugulin
in Leipzig hat sie mit bekannter Meisterschaft überwunden.
Den Bücherliebhaber werden zunächst die kostbare Ausstattung
und die zahlreichen Facsimiles, die den Katalog schmücken,
anziehen. Hier sei besonders auf die ernste, ehrliche, gedie-
gene Arbeit hingewiesen, die uns B. in so vornehmem Gewände
bietet, „ün livre de ce genre", sagt Duplessis, „se recommande
presque uniquement par l'exactitude". Die peinlichste Genauig-
 
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