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Spangenberg, Ernst Peter Johann [Editor]
Beiträge zur Kunde der teutschen Rechtsalterthümer und Rechtsquellen: enthaltend Mitteilungen aus Dreyer's und Gruppen's handschriftlichem Nachlasse und ungedruckte Rechtsquellen des Mittelalters ; mit Kupfern und Steindrucken — Hannover, 1824

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https://doi.org/10.11588/diglit.5079#0064
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In dem Art. 47» sind sonderlich zwey Woerter, die Niedersaechsisch,
und in solchem Dialect gleich verstaendlich seyn, als
1) Rensck,
2) Indriuen, Intriben.
Welche in einigen Obersaechsisehen Codieibus, als: Renis Cod. Qued.
Rensch Cod. Mag. I. non glossato. Renhisch Edit. Lips. Reynisch, Cod. Pict.
Dresd, und in Cod. Guntheriano, woselbst Rynnich steht und in Mogunt. IIJ»
wo Rinneg gelesen wird, mehr auf das Obersaechsiche deflectiret, welches
ich daher urtheile, weil Canalis bey den Niedersachsen Renne, bey den Ober-
sachsen Rinne ausgesprochen wird.
Intriben aber wird gefunden in Cod. Mogunt. I, und Lipsiensi Gaert-
neriano.
Nachdem nun (1.) die Niedersächsischen Codices noch zur Zeit, so lange
aeltere, als bisher bekannt geworden, nicht aufgewiesen, die aeltesten seyn.
(2.) Diese auch in der grossesten Anzahl, (wenige die durch Schuld der
Librariorum eine corruple Lection haben, ausgenommen), das Wort Rensch,
Renesch, Renschede, in JNiedersaechsicher Mund-Art beybehalten und ein guter
Theil der Obersaechsisehen Codicum und Editionum darin be3?stimmig.
(5.) Im Gegentheil aber dargethan ist, wie elendichlich das Wort von
den Obersaechsisehen, auch Ailemannischen librariis auf mannigfache Art
verdorben: so macht das eben mit andern unzehligen Exempeln mehr, einem
starken Beweiss, dass vor eins Ecco von Repchow sein Land-Recht in Platdeut-
scher Sprache geschrieben j vors andere dass die Compilatores Juris Aleman-
nici das Sachsen-Recht ohne den Verstand allewege zu assequiren, ausge-
schrieben, und Obersächsische Librarii, gleich ihnen, verschiedentlich des
wahren Verstandes der Niedersächsischen Woerter verfehlet.
Was aber das 2te anlanget, so erklaehret die Abbildung den Text und
zeiget das Wort Rennisch in einem rennenden oder laussischen Pferde, und in
der davon sliegenden Gans»
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Bey diesem Art. 47. welcher im Jure Alemannico Edit. Schilter. c. 206
eingeflossen, zeiget sich insonderheit ein osfenbares Exempel, dass der Compi-
lator aus grosser lngnoranz der Platdeutschen JNiedersächsichen Sprache, den
wahren Verstand des Sachsen-Rechts ungleich aufgenommen, und denselben,
ohne einer gesunden Beurtheilung, ganz und gar verkehret.
Der Codex Juris Alem. Oldenb. übergehet diesen 47. Art. ganz und das
Jus. Alem., welches sich absque temporis nota anfängt: „Hie hebt sich an das
Kayserliche Land-Recht Buch" etc. Und in lö See. ohne Zeit und Ort gedruckt,
stellen zwar den Articulum 47. in etwas dar, in der Ciausul aber:
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