Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung

Die Untersuchung geschichtlicher Quellen unter soziologischen Ge-
sichtspunkten hat während der vergangenen Jahrzehnte in zunehmen-
dem Umfang den Gang der althistorischen Forschung bestimmt. Wichtige
Erkenntnisse auf diesem Gebiet verdanken wir archäologischen Anhalts-
punkten, insbesondere auch den Inschriften und Münzen. Ergiebiger
noch erwiesen sich die literarischen Quellen, unter ihnen die Werke der
Geschichtsschreibung, die durch das Prisma des antiken Historikers
manche meist zufällige Einblicke in die gesellschaftliche Struktur der
Antike gewähren. Die meisten Erkenntnisse freilich erwuchsen aus der
Erforschung des primären Materials, der Urkunden des öffentlichen und
des privaten Lebens, der Briefe und Beden und neuerdings in steigendem
Ausmaß auch aus der Erforschung der Dichtung. Unter den genannten
Quellen hat es mit den Werken der Dichtung eine besondere Bewandtnis.
Dichtung ist in noch höherem Maße als jede andere literarische Quelle
unter künstlerischen Gesichtspunkten gestaltet. Wird sie als historische
Quelle herangezogen, so muß der Gang der Forschung immer von der
Fragestellung bestimmt sein, in welchem Grade die vom Dichter gestaltete
Wirklichkeit der geschichtlichen Wirklichkeit entsprechen will und kann.
Um die methodische Bewältigung dieses grundsätzlichen Problems hat
sich besonders V. Ehrenberg mit großer Eindringlichkeit bemüht1.
Seine an der älteren attischen Komödie gewonnenen Erkenntnisse be-
halten ihre Gültigkeit über jenes begrenzte Forschungsgebiet hinaus und
gelten auch für die vorliegende Untersuchung als richtungweisend. Mög-
lichkeiten und Grenzen des methodischen Vorgehens sind auf diese Weise
deutlich sichtbar geworden. Aber neben der gemeinsamen Fragestellung
zeigen sich zugleich auch die verschiedenartigen Voraussetzungen, von
denen eine Untersuchung des römischen Lustspiels unter soziologischen
Gesichtspunkten auszugehen hat. Ergab sich für den Erforscher der
attischen Komödie bei der Abgrenzung von geschichtlicher und dichte-
1 V. Ehrenberg, The People of Aristophanes, A Sociology of Old Attic Comedy,
Oxford 19512, S. 6ff.; vgl. auch desselben Einleitung zu Sophokles und Perikies,
München 1956, S. lff.

( 7 )
 
Annotationen