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Vorwort

„Auch Städte entstehen, wie alles übrige, aus den kleinsten Anfängen“ - diese
beiläufige Feststellung eines römischen Historikers (Liv. I 9) hat über Größen-
unterschiede, Länder und Zeiten hinweg ihre Gültigkeit bewahrt. Sie gilt auch für
die Anfänge der Stadt Schwäbisch Gmünd. Mit ihnen beschäftigen sich die beiden
vorliegenden Untersuchungen. Sie möchten demjenigen eine Hilfe sein, der die
Mühe nicht scheut, um nach dem Ursprung des Stromes zu fragen, der ihn trägt
und sein Schicksal mitbestimmt.
Die moderne Forschung hat nachdrücklich darauf verwiesen, daß sich der Begriff
,Stadt“ für das Mittelalter nicht einseitig von terminologischen, rechtlichen, wirt-
schaftlichen, soziologischen oder topographischen Fragestellungen her erschließt.
Wir wissen, daß alle diese und manche andere Kriterien notwendig sind, um das
Phänomen in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu erfassen. Umgekehrt ergeben sich
aus diesem reichgefächerten Spektrum manche Möglichkeiten, um am Einzelfall
einer mittelalterlichen Stadt solche Problemkreise auszuleuchten, die sich von der
jeweiligen Quellenlage her ergeben. Für das Gmünd der Stauferzeit — aber dies
gilt auch für andere staufische Städtegründungen in Schwaben - ist der Quellen-
bestand so unzureichend, daß es nicht angeht, einen wichtigen Zweig der Überlie-
ferung, etwa die Topographie, grundsätzlich auszuklammern oder darauf zu ver-
zichten, auch die Aussagen der Chroniken kritisch zu überprüfen; gerade in seinen
Chroniken besitzt Gmünd eine durchaus eigenständige Tradition. Trotzdem er-
fahren wir auf Schritt und Tritt, daß viele Fragen, die wir an die Vergangenheit
zu stellen haben, ohne Antwort bleiben. Hier ergeben sich auch in Zukunft noch
manche Ansätze zu weiterführenden Überlegungen. Ein mit Hilfe von Analogien
abgerundetes Bild vom Leben im mittelalterlichen Gmünd zu geben, ist nicht
meine Absicht. Wichtiger erscheint es, deutlich zu machen, wo immer sich ge-
sicherte Ergebnisse abzeichnen und wo der weite Bereich der Hypothese beginnt,
der die Lokalhistorie mitunter zum bevorzugten Tummelplatz antiquarischer
Phantasien macht. Mit einer möglichst klaren Abgrenzung der beiden Bereiche
dürfte der künftigen Forschung am besten gedient sein.
 
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