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404

Kunstkcnner und Kunsthistoriker.

tvirklichen Einfluß übte, hervorzuheben. Er wird viel nmfassen
mlissen und tief zu greifen haben. Die Beschräukuitg auf die
hcrvorragcndsten und wichtigsten Schöpfnngen der Litteratur
wäre von Uebel. Den Durchschnitt der herrschenden Bildung
findet man viek häusiger in minder bedcntenden Werken ver-
treten. Und diese Aufgabe ist nicht die einzige, welche an dcn
Kunsthistoriker herantritt. Er soll, wenn auch nicht Schöpfer-
kraft, doch eine frische Empfüuglichkeit für die verschiedenartig-
sten Richtungcn der künstlerischen Phnntasic besitzen und sich in
die mannigfachsten Gegensützc verständnißvoll einzuleben im
Stande sein, er muß den ganzen Apparat des gcschultenHisto-
rikcrs sich erworben haben und in psychologischen und histori-
schen Analysen Sicherheit und Klarheit bewähren. Das streift
an kaum erfüllbare ideale Fordcrungcn an. Mau muß abcr
auf der andern Seite sagen: Wäre das Studium der Kunst-
gcschichtc so leicht und so bequem, wie es vielfach angesehen
wird, so wäre es dcr auf dasselbe verweudctcn Mühen nicht
werth. Und wenn anch die aufgestellten Anfgaben erst iu dcr
Zukunft gelöst werdcn können, so bleibt uns doch die Pflicht,
diese Znkuuft nach Krüsten vorzubereiten. Die Stellung, wclche
der Kuustgeschichte in weiten Kreisen zugcwiescn wird, erscheint
auf die Dauer nicht haltbar. Das große Publikum hält sie
für ciue angcnchm schmeckende, aber kraftlose Zuckerbäckerwaare.
Die Künstler streiten ihr die Fühigkeit des selbstündigcn, zu-
treffenden Urtheiles ab, die Kunstkenner, die in ihrcm cng bc-
grenzten Kreise allerdiugs über reichere Kenntnisse gebieten, sehen
sie über die Achsel an, die altzüuftigen Wissenschaften, insbe.
soudere die beuachbartcn historischcn Disziplinen, duldcn sie
herablassend oder betrachten sie als eineu wcuig cbcubürtigcn
Eindriugling. Es bleibt nur ein Ausweg übrig. Nkau muß
Künstlcrn nnd Kunstkenncrn gegenüber den streng wisseuschaft-
lichen Charakter dcr Kuustgeschichte verthcidigen, die Historiker
abcr dadurch, daß man ihncn in der Kunstgeschichte die cigcne
Nccthode, das eigene Fleisch uud Blut vorhält, zur Auerkcu-
nuug der Lcgitimitüt ihrer augeblichen Baslardschtvester zwingen.
 
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