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https://doi.org/10.11588/diglit.27237#0300
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6. Mittelitalien und Rmn.
schaft sich antike Monumente erhielten — nnd die römische Provinzialkunst verbreitete solche in
die weitesten Kreise —, reizten sie zur Nachahmung. Mochte auch der Volksglaube iu den
Denkmälern der Römer vielfach Teufelswerke erblicken, die Formfreude fand irnmer wieder an
ihnen nene Nahrung. Es waren in der Regel nicht große monumentale Werke, die der Phantasie
mittelalterlicher Künstler nene Anregnngen zuführten; Arbeiten der Kleinknnst, wie z. B. Gemmen,
Elfenbeinrelrefs u. s. w., zrlfällig erhalten und betrachtet, boten die hänsigsten Muster. Schwerlich
machten sich die Steiumetzen des 1t. nnd 12. Jahrhlluderts, wenil sie antike Werke nachbildeten,
besondere Gedanken über ihre Bedeutnng. Sie sahen nur Reiter, Kämpfer, Jäger u. s. w., und
ivenn sie der Jnhalt reizte, wie bei Kentauren, Sirenen n. a., so deuteten sie ihn nm. Jmmerhin
blieb anf diese Weise ein sormaler Zusammenhang mit der Antike bestehen und wnrde eine
Schnlnng des Auges erzielt. Stetig und unnnterbrochen erbten sich einzelne Gewandmotive und
Eleineute des Ornanleutes fort. Sie verloren ihre Reiuheit, ähnlich wie die Schrift des frühen
Mittelalters arg von der römischen absticht. Wie aber diese nicht nen erfnnden wurde, sondern
trotz ihres Schuörkelwesens auf einen römischen Kern zurückgeführt werden mnß, ebenso beruhen
die Gewandsalten, das Blatt- nnd Saumornament ailf einer freilich nur dnmpf geahnten antiken
Tradition.
Neben der naiven ullbewnßten Nachbildung der Antike stoßen wir aber auch in größeren
oder kleineren Zeitabständen auf eiue bewußte Würdigung der Antike als höchsten Musters, so
in engeren Kreisen im 12. nnd 13. Jahrhundert, iu nmfassender Weise in der Renaissanceperiode.
Man darf behaupten, daß die ganze Knnst des späteren Weltalters im Banne der Antike steht.
Jhr Eillftilß beschreibt Kürven, steigt und sink't abwechselnd. Jnlmer aber wenn die Phantasie
einer Anffrischnng, die Kuust einer gründlicheu Korrektur bednrf, kehrt sie zum Studium der
Antike zurnck. Eine Kunst, sür welche die Antike ein leeres Blatt darstellt, erscheint wenigstens
sür Europa, so weit menschliche Voraussicht reicht, anf die Daner vollkommeu undenkbar.
6. Mittelitalien und Rmn.
schaft sich antike Monumente erhielten — nnd die römische Provinzialkunst verbreitete solche in
die weitesten Kreise —, reizten sie zur Nachahmung. Mochte auch der Volksglaube iu den
Denkmälern der Römer vielfach Teufelswerke erblicken, die Formfreude fand irnmer wieder an
ihnen nene Nahrung. Es waren in der Regel nicht große monumentale Werke, die der Phantasie
mittelalterlicher Künstler nene Anregnngen zuführten; Arbeiten der Kleinknnst, wie z. B. Gemmen,
Elfenbeinrelrefs u. s. w., zrlfällig erhalten und betrachtet, boten die hänsigsten Muster. Schwerlich
machten sich die Steiumetzen des 1t. nnd 12. Jahrhlluderts, wenil sie antike Werke nachbildeten,
besondere Gedanken über ihre Bedeutnng. Sie sahen nur Reiter, Kämpfer, Jäger u. s. w., und
ivenn sie der Jnhalt reizte, wie bei Kentauren, Sirenen n. a., so deuteten sie ihn nm. Jmmerhin
blieb anf diese Weise ein sormaler Zusammenhang mit der Antike bestehen und wnrde eine
Schnlnng des Auges erzielt. Stetig und unnnterbrochen erbten sich einzelne Gewandmotive und
Eleineute des Ornanleutes fort. Sie verloren ihre Reiuheit, ähnlich wie die Schrift des frühen
Mittelalters arg von der römischen absticht. Wie aber diese nicht nen erfnnden wurde, sondern
trotz ihres Schuörkelwesens auf einen römischen Kern zurückgeführt werden mnß, ebenso beruhen
die Gewandsalten, das Blatt- nnd Saumornament ailf einer freilich nur dnmpf geahnten antiken
Tradition.
Neben der naiven ullbewnßten Nachbildung der Antike stoßen wir aber auch in größeren
oder kleineren Zeitabständen auf eiue bewußte Würdigung der Antike als höchsten Musters, so
in engeren Kreisen im 12. nnd 13. Jahrhundert, iu nmfassender Weise in der Renaissanceperiode.
Man darf behaupten, daß die ganze Knnst des späteren Weltalters im Banne der Antike steht.
Jhr Eillftilß beschreibt Kürven, steigt und sink't abwechselnd. Jnlmer aber wenn die Phantasie
einer Anffrischnng, die Kuust einer gründlicheu Korrektur bednrf, kehrt sie zum Studium der
Antike zurnck. Eine Kunst, sür welche die Antike ein leeres Blatt darstellt, erscheint wenigstens
sür Europa, so weit menschliche Voraussicht reicht, anf die Daner vollkommeu undenkbar.