Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Springer, Anton; Osborn, Max [Hrsg.]
Handbuch der Kunstgeschichte (Band 5): Das 19. Jahrhundert — Leipzig, 1909

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30792#0254

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
214

Dritter Abschnitt: 1850—1870.


230. Drei Schwestern, von Gabriel Max. Berlin, Nat.-Gal.
(Aus dem Werkei Ausstellung Deutscher Kunst Berlin 1906)

(1839—1898), der Älteste aus der stattlichen ungarischen Kolonie in München, der zuerst am
liebsten Szenen aus der Geschichte seiner Heimat malte, daun durch zahlreiche Bilder zu Goethe,
Schiller, Shakespeare, Scheffel usw. bekannt wurde. Oder Max Adamo (1837—1901), der
mit seinen Haupt- und Staatsaktionen aus der niederländischen und englischen Geschichte sowie
mit seinem „Sturz Robespierres" Anerkennung sand. Oder Wilhelm Lindeuschmit (1829
—1895), der jahrzehntelang neben Piloty in München als Lehrer wirkte und durch Bilder
zur Geschichte Franz' I., Luthers, Huttens berühmt wurde (Abb. 227).
Nach der stofflichen Seite hat die Pilotyschule die deutsche Malerei nicht weiter gebracht.
Maßgebend ist auch sür sie die entschiedene Weigerung, sich dem modernen Leben zu nähern,
ja die Art der Auffassung des Stoffes bedeutete dem Klassizismus und der Romantik gegen-
über eher einen Rückschritt; sie blieb ganz an der Oberfläche der Gegenstände haften. Das
war nicht weiter wunderbar. Menzel bewegte sich in seinen Friedrichsbildern auf einem Boden,
den er längst kannte und erforscht hatte, er schöpfte aus einer Fülle des Wissens und einer
starken Intuition vom Wesen einer bestimmten Epoche. Tie Münchner Historiker sprangen von
ungefähr in eine fremde Zeit hinein, um ihr rasch ein Bild zu entnehmeu und sie dann wieder
zu verlassen. Von vertieften inneren Beziehungen war da trotz fleißigen Gelegenheitsstudien
keine Rede. Diese Gefahren liegen im Wesen der Geschichtsmalerei, und die alten Meister
hatten sich darum wohlweislich gehütet, ihre Kraft an Rekonstruktionen der Vergangenheit zu
vergeuden. Unmöglich konnte die rare Gabe, aus der Anschauung versunkener Epochen heraus
zu schaffen, gleich ganzen Künstlergeuerationen eigen fein, gleich in einigen Studienjahren ohne
weiteres erworben werden. Die historischen Helden dieser Bilder waren nichts als verkleidete Zeit-
genossen. Es war ein großes Theater, in dem sie agierten, und bei jeder Stellung, jeder Be-
 
Annotationen