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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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IV. Lieferung (Dezember 1913)
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Ein Cassonebild aus der Richtung des Bernardino Parentino
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0103

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Iura veneziana« S. 412, 440 und 450.) Christus aufrecht stehend, ein großes
Kreuz habend, wird von einem heiligen Bischof und von Sankt Hierony-
mus verehrt.
Der Christustypus dieses Biides und die Behandlung des Kleides
bringt mich auf die Vermutung, daß ein kleines Bild mit sitzendem Chri-
stus in der Fürstlich Liechtenstein'schen Galerie zu Wien, das als Marco
Zoppo gezeigt wird, von unserem Bernardo Parentino ausgeführt ist.
Auf einen stilverwandten Christus in der Wiener Sammlung Baron
Tücher ist schon von anderer Seite hingewiesen worden (Vergl. »Mün-
chener Jahrbuch der bildenden Kunst« 1908, 1. Halbband, S. 27).
Demselben Meister werden da und dort mit mehr oder auch weniger
Recht eine Menge Bilder zugeschrieben, so z. B. eine der neuen Erwer-
bungen des Louvre, die Ansuino da Eorli hieß, aber recht wahrscheinlich
von Bernardo Parentino ist (Anbetung durch die Könige. Vergl. »Reper-
torium für Kunstwissenschaft« XXV. S. 180 »L'Arte 1. S. 357).
Zu Paris im Musee des arts de'corativs wird dem Bernardo Paren-
zano eine Tafel zugeschrieben mit dem Marter des Heiligen Sebastian vor
einer üppigen Renaissancearchitektur (Vergl. »Gazette des beauxarts« 1908,
H. S. 405).
ln der Accademia zu Venedig (Nr. 606 und 008) in den Museen zu
Padua (Nr. 424) und zu Verona (Nr. 331), im Museo Borromeo zu Mailand
(»Archivio storico dell'arte 111/1, S. 362 f und 111/2 S. 79 und 98), in der
Galleria Doria-Pamfili zu Rom (Lafenestre »Rome« H. S. 209), im Bucking-
ham Palace zu London (vergl. L. Cust a. a. O.) im Kaiser-Lriedrich-Museum
zu Berlin und noch anderswo Gemälde, die jetzt als Werke des B. Paren-
tino gelten. Vielleicht wendet man auch dem großen Breitbilde in der
Wiener Akademie: Martyrium Sebastians, früher Pollajuolo genannt, seine
Aufmerksamkeit zu, um es wenigstens in die ganze Gruppe aufzunehmen
(Akademie Nr. 1128).
Eine Grablegung, die bei der Wiener Versteigerung Daniel Penther
dem Bernardo Parentino zugeschrieben war (Nr. 139), ist mir aus dem
Gedächtnis und aus dem Gesichtskreis entschwunden.
Zu den Literaturangaben vermerke ich noch die Erwähnung bei Wolt-
mann und Woermann in der »Geschichte der Malerei« (11. S. 260, Kristeller
>A. Mantegna« S. 52, 57, 61, 96, 478, das »Burlington Magazine« XVII.,
S. 213, »Rassegna bibliografica dell' arte italiana« XI, S. 114 und 150,
XIV. S. 97), den illustrierten Katalog der Berliner Galerie von Bode und
Posse (1909), B. Berenson: »North italian painters of the Renaissance«
1907, S. 277 f. und dazu Leonello Venturi in »L'Arte« von 1909, S. 211
(gegen die Zuschreibung des Bildes in Gemona).
Das Cassonebild, das anbei abgebildet wird (Tafel XXXH1), ist im März
1906 durch den Kunsthändler Böhler aus München nach Wien gebracht
worden mit der Benennung Bernardino Parentino. Emil Weinberger kaufte
damals das Bild, das alsbald in den »Blättern für Gemäldekunde« hätte
sollen besprochen werden. Die Skizze zum Text und ein Klischee lagen
bald bereit, doch wollte ich die Veröffentlichung verschieben, bis ich neuer-
lich wieder in Padua gewesen wäre. Das dauerte einige Jahre. Dann
wurde durch den Drucker in Preßburg das Klischee verloren — mit an-
deren Klischees zugleich — und die schon angekündigte Besprechung
 
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