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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — 2.1915-1916

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III. und IV. Lieferung
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Frimmel, Theodor von: Aus der Sammlung G. v. Osmitz in Preszburg, [1]
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Zu Thomas van der Wilt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27902#0075
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Leinwand mit vier fast lebensgroßen Halbfiguren: links ein junger Mann in
hellblauem Mantel und einer mit gelben Bändchen geschlossenen Jacke.
Mütze rot (zinnoberig, fast kirschrot). Mitten ein blondes Mädchen in hell-
gelber Kleidung und eine Katze vor sich haltend. Rechts ein Herr mit hell-
braunem Haar und doppeltgespitztem Kinnbart. Kleidung gelblich und rot.
Hütchen mit aufgeschlagener vorderer Krempe. Etwas weiter zurück, zwischen
diesem Herrn und dem Mädchen zu sehen ein Neger oder Mulatte. Alle
vier lachen. (Lwd. Jetzt nach Restaurierung 0*79 hoch, 0*59^ breit.) Die
Deutung ist kaum zu verfehlen und wird nicht weiter erörtert. Das Ganze
ist wohl ein Atelierbild aus der Werkstatt eines der jüngeren Maler Dumon-
stier, die ähnliche Darstellungen mit ähnlichen Typen nicht selten gemalt zu
haben scheinen. Altere Bilder aus dieser Familie waren bei H. Sax in Wien,
bei Julius Stern und bei Baron Dormus in Lemberg. Bis vor wenigen Jahren
waren sie unerkannt geblieben. Eine Inschrift auf dem Gemälde in Lemberg
bot den Schlüssel zur Benennung.*) Th. v. Fr.
(Fortsetzung folgt.)

ZU THOMAS VAN DER WiLT.
Auf Tafel XU ist ein männliches Porträt aus der Sammlung des Herrn
Sektionschefs Paul Ritter v. Kuh-Chrobak abgebildet. Die Bestimmung
bot manche Schwierigkeiten. Es hat ja, wie so viele Bildnisse um 1700, so
ganz im allgemeinen einen französischen Zug, der mit der Tracht zusammen-
hängt. Aber die Ausführung läßt mehr den Holländer vermuten. Bei Gelegen-
heit der Reinigung des Bildes durch Gerisch oder Frau Korani-Gruner
kam im dunklen Grunde rechts eine ebenfalls dunkle, gerade noch leser-
liche Signatur zum Vorschein, die ebenfalls wie die Malweise auf einen
Holländer hinweist. Ich konnte mir die Schriftzüge bei Gerisch nachzeichnen,
noch ehe eine Auffrischung der Buchstaben erfolgt war. Man konnte unter-
scheiden ein großes lateinisches kursives D, oben mit einem auffallenden,
schief gegen rechts aufsteigenden Querstrich. Daneben ein kursives W. Nach
jedem Buchstaben ein Punkt. Dann: „pin . .", was sicher als die erste Hälfte
von „pinxit" zu deuten ist. Darunter die Jahreszahl 1697. Diese Reste der
Künstlerbezeichnung im Zusammenhang mit der Jahreszahl und dem Stil-
charakter des Gemäldes erlauben die Vermutung, daß Thomas v. d. Wilt
dessen Urheber sei. Das Hauptbild dieses trefflichen Malers, ein späteres
Werk, befindet sich im Sitzungssaal des Delfter Krankenhauses (das „Oude
en nieuwe Gasthuis" genannt), dessen Leiter die große Freundlichkeit hatte,
die Photographie des Wiener Bildes mit den Köpfen in Delft zu vergleichen,
um allfällig eine Bestimmung der Persönlichkeit zu erzielen. Ich danke ver-
bindlichst für diese Bemühung, die auch nach Haarlem hinübergriff. Meine
Erinnerung an das Delfter Bild aus früheren Jahren mußte doch überprüft
werden. Die Persönlichkeit des Dargestellten bleibt vorläufig unklar. Denn
auch die übrigen Gemälde, die von der Hand des v. d. Wilt bekannt sind,
geben in dieser Beziehung keinen Aufschluß und dienen uns heute nur
*) „Blätter für Gemäldekunde", Bd. VH, llOff., wo ältere Literatur benutzt wird.
Neuestens die Artikel Dumonstier in Thieme-Beckers allgem. Künstlerlexikon.
 
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