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des Blendrahmens verschuldet ist. Weitere gute Beispiele von Sprüngen, die
durch dicke Pinselzüge veranlaßt sind, finden sich auf dem großen Makart-
schen Gemälde: Triumph der Ariadne, das größtenteils recht gut erhalten
ist. Nur das Meerweib im Vordergrund ist schon reqjit böse zerrissen und
zersprungen. Nebstbei bemerkt ist dieses große Bild eine Leihgabe aus dem
Hofmuseum, wohin es 1895 aus der englischen Sammlung Duncan gelangt
war. Gegenwärtig nicht aufgestellt ist Makarts Entwurf zu den: modernen
Amoretten, an dem ich spätestens 1907 schon reichliche Sprünge in den
Farben auf den aufgeklebten Photographien feststellen konnte. (Makart ver-
achtete es nicht, in große Entwürfe mit vielen Feldern Lichtbilder nach
eigenen größeren Teilbildern einzufügen.) Schon wenige Jahre nach seiner
Vollendung hatte Makarts Kleopatra von 1875 durch starke Risse gelitten.
So merkte ich mir es schon 1881 an, als ich das Bild in der Stuttgarter
Galerie wiedergesehen hatte. Die vier Nymphenbilder Makarts aus Wesendonk-
schem Besitz waren schon 1885 voller Rißchen, als sie im Österreichischen
Kunstverein zur Schau gestellt waren. Diese vier Bilder gehören zu den
lüderlich gemalten Arbeiten des Malers, zu denen er sogar schlechte, borsten-
lassende Pinsel benutzt hat.
Ein oft genanntes Beispiel frühen Reißens der Farbe ist in Fr. Defreggers:
Das letzte Aufgebot gegeben. Schon in den späten 1870er Jahren war davon
die Rede, als Prof. Teclu in Wien sich Mühe gab, gegen Sprünge in Ge-
mälden Hilfe zu schaffen. (Dazu A. W. Keims Technische Mitteilungen für
Malerei, Bd. V, Heft 1.) Die meisten anderen Defreggerschen Werke haben
sich länger in gutem Zustand erhalten.
Wie schon angedeutet, unterlagen viele Bilder aus neuerer und neuester
Zeit einer verfrühten Bildung von Rissen und Sprüngen. Die französischen
Staatsankäufe, die im Palais du Luxembourg aufgestellt werden, bieten dafür
einige Beispiele, die den Gegensatz zur älteren, sorgsameren Malweise stark
betonen. So fällt neben dem bekannten Hahnenkampf von Gerome, einer
Arbeit aus dem Jahr 1846, die noch 1903 vollständig glatt erhalten war,
und neben der „Vierge consolatrice“ von Bouguereau, die zwar etwas nachge-
dunkelt hatte (so nach meiner bestimmten Erinnerung, die einmal auf das
frisch gemalte Bild von 1877 und dann auf das trocken gewordene sich
bezieht), aber 1903 noch unzerrissen war, wie auch Bouguereaus „La jeunesse
et l’amour“ von 1877, wie weiterhin mehrere Bilder von Jules Breton, neben
all diesen fällt der üble Zustand mancher, mehr flüchtig gemalter Bilder auf.
Das Idyll von Henner, die Najade und Keusche Susanna von demselben Maler
hatten 1903 durch Sprünge schon beträchtlich gelitten. Bonvins Bilder schließen
sich an, das Ave Maria und das Refektorium. Dieses letztgenannte mäßig große,
ungefähr einen halben Meter hohe Werk zeigte 1903 schon Risse, die nach
dem Augenmaß über zwei Millimeter breit waren. Stellenweise war es schon
1903 restauriert. Bonnats Hiob hatte 1903 erst die gewöhnlichen Lasurenrisse
angesetzt. Vollons Selbstbildnis war zur selben Zeit schon stark craqueliert.
Bei manchen Bildern aus neuerer Zeit an anderen Orten hat sich einige
Verderbnis ungewöhnlich rasch eingestellt. Die Maja von Anders Zorn aus
dem Jahr 1900 zeigte schon im Frühling 1902 Spuren von Rissen (Berliner
Nationalgalerie). A. Besnards Mädchen im Park von 1898 war schon 1901
durch Lasurenrisse entstellt. Segantinis Bild mit dem galoppierenden Schimmel
war schon 1901 von tiefgehenden Sprüngen durchsetzt.
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des Blendrahmens verschuldet ist. Weitere gute Beispiele von Sprüngen, die
durch dicke Pinselzüge veranlaßt sind, finden sich auf dem großen Makart-
schen Gemälde: Triumph der Ariadne, das größtenteils recht gut erhalten
ist. Nur das Meerweib im Vordergrund ist schon reqjit böse zerrissen und
zersprungen. Nebstbei bemerkt ist dieses große Bild eine Leihgabe aus dem
Hofmuseum, wohin es 1895 aus der englischen Sammlung Duncan gelangt
war. Gegenwärtig nicht aufgestellt ist Makarts Entwurf zu den: modernen
Amoretten, an dem ich spätestens 1907 schon reichliche Sprünge in den
Farben auf den aufgeklebten Photographien feststellen konnte. (Makart ver-
achtete es nicht, in große Entwürfe mit vielen Feldern Lichtbilder nach
eigenen größeren Teilbildern einzufügen.) Schon wenige Jahre nach seiner
Vollendung hatte Makarts Kleopatra von 1875 durch starke Risse gelitten.
So merkte ich mir es schon 1881 an, als ich das Bild in der Stuttgarter
Galerie wiedergesehen hatte. Die vier Nymphenbilder Makarts aus Wesendonk-
schem Besitz waren schon 1885 voller Rißchen, als sie im Österreichischen
Kunstverein zur Schau gestellt waren. Diese vier Bilder gehören zu den
lüderlich gemalten Arbeiten des Malers, zu denen er sogar schlechte, borsten-
lassende Pinsel benutzt hat.
Ein oft genanntes Beispiel frühen Reißens der Farbe ist in Fr. Defreggers:
Das letzte Aufgebot gegeben. Schon in den späten 1870er Jahren war davon
die Rede, als Prof. Teclu in Wien sich Mühe gab, gegen Sprünge in Ge-
mälden Hilfe zu schaffen. (Dazu A. W. Keims Technische Mitteilungen für
Malerei, Bd. V, Heft 1.) Die meisten anderen Defreggerschen Werke haben
sich länger in gutem Zustand erhalten.
Wie schon angedeutet, unterlagen viele Bilder aus neuerer und neuester
Zeit einer verfrühten Bildung von Rissen und Sprüngen. Die französischen
Staatsankäufe, die im Palais du Luxembourg aufgestellt werden, bieten dafür
einige Beispiele, die den Gegensatz zur älteren, sorgsameren Malweise stark
betonen. So fällt neben dem bekannten Hahnenkampf von Gerome, einer
Arbeit aus dem Jahr 1846, die noch 1903 vollständig glatt erhalten war,
und neben der „Vierge consolatrice“ von Bouguereau, die zwar etwas nachge-
dunkelt hatte (so nach meiner bestimmten Erinnerung, die einmal auf das
frisch gemalte Bild von 1877 und dann auf das trocken gewordene sich
bezieht), aber 1903 noch unzerrissen war, wie auch Bouguereaus „La jeunesse
et l’amour“ von 1877, wie weiterhin mehrere Bilder von Jules Breton, neben
all diesen fällt der üble Zustand mancher, mehr flüchtig gemalter Bilder auf.
Das Idyll von Henner, die Najade und Keusche Susanna von demselben Maler
hatten 1903 durch Sprünge schon beträchtlich gelitten. Bonvins Bilder schließen
sich an, das Ave Maria und das Refektorium. Dieses letztgenannte mäßig große,
ungefähr einen halben Meter hohe Werk zeigte 1903 schon Risse, die nach
dem Augenmaß über zwei Millimeter breit waren. Stellenweise war es schon
1903 restauriert. Bonnats Hiob hatte 1903 erst die gewöhnlichen Lasurenrisse
angesetzt. Vollons Selbstbildnis war zur selben Zeit schon stark craqueliert.
Bei manchen Bildern aus neuerer Zeit an anderen Orten hat sich einige
Verderbnis ungewöhnlich rasch eingestellt. Die Maja von Anders Zorn aus
dem Jahr 1900 zeigte schon im Frühling 1902 Spuren von Rissen (Berliner
Nationalgalerie). A. Besnards Mädchen im Park von 1898 war schon 1901
durch Lasurenrisse entstellt. Segantinis Bild mit dem galoppierenden Schimmel
war schon 1901 von tiefgehenden Sprüngen durchsetzt.
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