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Staehlin, Rudolf
Das Motiv der Mantik im antiken Drama — Giessen: Toepelmann, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74897#0092
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Rudolf Staehlin

dem Orakel über die Niederlage der Boioter ein wirklicher
Götterspruch zugrunde liege1. Die anderen Weissagungen
mögen dann vielleicht frei erfunden sein, also die dem Poly-
neikes 2 und den Thebanern erteilten Orakel, die ja nichts
weiter sind als Variationen des Spruches, den Oidipus selbst
erhalten hat und aus dem er weiß, daß er ein kostbarer Be-
sitz für Athen sein wird.
Wie in vielen seiner Tragödien, hat Sophokles auch in
dieser die Mantik stark in die Handlung eingreifen, ja die
ganze treibende Kraft sein lassen. In keinem von allen
antiken Dramen, die wir besitzen, ist das Motiv für unser
Empfinden schöner und menschlich befriedigender verwendet
als gerade in diesem letzten Werk des Sophokles.

1 Das Scholion zu Vers 57 zitiert die Verse: Bo^ol ö'L-itzoigi reo-
TtGT&i%ovGi Kolcovov, I ev3a B3os Toczooavo^ e%et xai %alxeos ovdos.

2 J. Klein aaO. Das alte Epos hatte den Streit der Brüder erst nach
dem Tode des Vaters entstehen lassen, also auch dieses Orakel nicht gekannte
 
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