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Staehlin, Rudolf
Das Motiv der Mantik im antiken Drama — Giessen: Toepelmann, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.74897#0189
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Das Motiv der Mantik im antiken Drama

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§ 42. Frieden
Diese Komödie zeigt uns das Motiv von einer etwas
anderen Seite als die „Ritter". Bei der Zurüstung des Opfer-
mahles, das Trygaios beim Friedensfest feiern will, erscheint
der Seher Hierokles von Oreos und sucht für sich einen Teil
des Mahles zu erobern. Er sucht das Friedensfest zu stören,
indem er Sehersprüche vorbringt (1075 ff.):
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Die dramaturgische Bedeutung der Sehersprüche ist hier sehr
gering; sie helfen eine kleine possenhafte Szene in Form eines
Agon einführen.
Viel wichtiger ist die Tendenz des Dichters, die friedens-
feindlichen Bestrebungen der durch die kriegswütigen Partei-
führer beeinflußten Seher und Priester zu geißeln. In der
Verspottung der engen Beziehungen politischer Parteiführer
zur Mantik wiederholt hier Aristophanes das schon in den
Rittern ungleich ausführlicher behandelte Motiv.
Die Form des Seherspruches ist selbstverständlich freie
Erfindung des Dichters; es sind hier in der Hauptsache einige
Adynata (siehe das Scholion) verwendet.
§ 43. Vögel
Die „Vögel" verspotten schon im Prologos die Mantik
oder vielmehr die Oionoskopie. Euelpides und Peisthetairos
machen sich auf ihre Wanderschaft, jeder auf seiner Hand
als Wegweiser einen Vogel tragend, jener eine Dohle, dieser
eine Krähe. Die beiden Tiere stimmen natürlich in ihren
Weisungen nicht überein; wenn die Dohle z. B. den Weg
vorwärts weist (V. 1), zeigt die Krähe nach rückwärts (V. 2),
bis endlich beide Vögel übereinstimmend nach oben weisen
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