202
Rudolf Staehlin
@da^a mit dem durch Athenaeus XI 481d bezeugten Stück
des Philemon kann nach der Darlegung von Fr. Ritschl1 als
ziemlich sicher gelten 2.
§ 56. Poenulus
Der Kuppler Lycus tritt auf und erzählt von seinem der
Venus dargebrachten Opfer (449 ff.): die Opferzeichen waren
ungünstig, voller Zorn ging er von der Opferstätte weg und
ließ aus Ärger den haruspex die Eingeweideschau nicht vor-
nehmen, wohl wissend, daß sie schwerlich ein besseres Re-
sultat zutage fördern werde als die Zeichen beim Opfern ".
In ergötzlicher Weise macht er polternd seinem Grimm
über die Göttin Luft; er will sie durch Entziehung weiterer
Opfergaben an größere Bescheidenheit und gnädige Gesinnung
gewöhnen. Der haruspex, der nur Ungnade und Unheil
prophezeit hat, bekommt natürlich auch seinen Tadel; wie
wenig man der Seherkunst glauben darf, hat Lycus gleich
nachher erfahren: es gab ihm jemand eine Silbermine zum
Geschenk.
Lycus sucht mit dieser Argumentation sein abergläubisches
Gemüt zu beruhigen, aber es gelingt ihm doch nicht recht;
die Superstition ist stärker als die in augenblicklicher Zornes-
aufwallung sich Gehör verschaffende Skepsis, die doch nur
dazu dienen muß, die unangenehme superstitiöse Furcht zur
1 Parerga 159. Die Argumentation von Ritschl hat noch eine Ver-
stärkung erhalten durch Leo, Hermes XVIII 559 ff.
2 Die neue Komödie wird auch sonst Träume erzählt haben. Crusius
z. B. (Untersuchungen zu den Mimiamben des Herondas, 155) spricht, aus-
gehend vom Traum des „Rudens" und „Mercator" aus: „Wie Aristophanes,
so müssen hiernach auch die Dichter der jüngeren Komödie derartige
TraumSchilderungen als %6no^ verwendet haben". — Auch die Charak-
teristik des Deisidaimon bei Theophrast (Charakt. XVI § 11): Kac orav
eiinviov Ug, no^eveo^ac Qos zois ovcioozoira^^ Ttoos tovs pavieiQ, n^os
TOVS o^vt^oozonov^, EOtoTfocOU TIVL decov ^ 38% EUZEO^at dSZ müßte Uns
die Vermutung nahe legen, das Motiv der Mantik habe auch in der mittleren
und neuen Komödie eine wichtige Rolle gespielt, da ja die Charakterbilder
Theophrasts nach der seit Casaubonus herrschenden Ansicht — daß sie in
neuester Zeit bestritten ist, weiß ich wohl — auf die Komödie zurückgehen.
3 Man muß sich denken, daß etwa die Opferflamme unheilverkündend war.
Rudolf Staehlin
@da^a mit dem durch Athenaeus XI 481d bezeugten Stück
des Philemon kann nach der Darlegung von Fr. Ritschl1 als
ziemlich sicher gelten 2.
§ 56. Poenulus
Der Kuppler Lycus tritt auf und erzählt von seinem der
Venus dargebrachten Opfer (449 ff.): die Opferzeichen waren
ungünstig, voller Zorn ging er von der Opferstätte weg und
ließ aus Ärger den haruspex die Eingeweideschau nicht vor-
nehmen, wohl wissend, daß sie schwerlich ein besseres Re-
sultat zutage fördern werde als die Zeichen beim Opfern ".
In ergötzlicher Weise macht er polternd seinem Grimm
über die Göttin Luft; er will sie durch Entziehung weiterer
Opfergaben an größere Bescheidenheit und gnädige Gesinnung
gewöhnen. Der haruspex, der nur Ungnade und Unheil
prophezeit hat, bekommt natürlich auch seinen Tadel; wie
wenig man der Seherkunst glauben darf, hat Lycus gleich
nachher erfahren: es gab ihm jemand eine Silbermine zum
Geschenk.
Lycus sucht mit dieser Argumentation sein abergläubisches
Gemüt zu beruhigen, aber es gelingt ihm doch nicht recht;
die Superstition ist stärker als die in augenblicklicher Zornes-
aufwallung sich Gehör verschaffende Skepsis, die doch nur
dazu dienen muß, die unangenehme superstitiöse Furcht zur
1 Parerga 159. Die Argumentation von Ritschl hat noch eine Ver-
stärkung erhalten durch Leo, Hermes XVIII 559 ff.
2 Die neue Komödie wird auch sonst Träume erzählt haben. Crusius
z. B. (Untersuchungen zu den Mimiamben des Herondas, 155) spricht, aus-
gehend vom Traum des „Rudens" und „Mercator" aus: „Wie Aristophanes,
so müssen hiernach auch die Dichter der jüngeren Komödie derartige
TraumSchilderungen als %6no^ verwendet haben". — Auch die Charak-
teristik des Deisidaimon bei Theophrast (Charakt. XVI § 11): Kac orav
eiinviov Ug, no^eveo^ac Qos zois ovcioozoira^^ Ttoos tovs pavieiQ, n^os
TOVS o^vt^oozonov^, EOtoTfocOU TIVL decov ^ 38% EUZEO^at dSZ müßte Uns
die Vermutung nahe legen, das Motiv der Mantik habe auch in der mittleren
und neuen Komödie eine wichtige Rolle gespielt, da ja die Charakterbilder
Theophrasts nach der seit Casaubonus herrschenden Ansicht — daß sie in
neuester Zeit bestritten ist, weiß ich wohl — auf die Komödie zurückgehen.
3 Man muß sich denken, daß etwa die Opferflamme unheilverkündend war.