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Rudolf Staehlin
finden (pectore exciperem deum, 298); so aber nimmt er seine
Zuflucht zur künstlichen Mantik und läßt einen Stier und
ein Rind schlachten (299). Manto muß dem Blinden alle
Zeichen angeben: zuerst die Form der Opferflamme, die den
Weihrauch verzehrt; die Flamme erhebt sich plötzlich, um
sofort wieder in sich zusammenzusinken. Dann folgen weitere
Beobachtungen (314 ff.):
non una facies mobilis flammae fuit:
imbrifera qualis implicat varios sibi
Iris colores, .
319 caerulea fulvis mixta oberravit notis,
sanguinea rursus; ultima in tenebras abit.
sed ecce pugnax ignis in partes duas
discedit et se scindit unius sacri
discors favilla — genitor, horresco intuens:
libata Bacchi dona permutat color
325 ambitque densus regium fumus caput
ipsosque circa spissior vultus sedet
et nube densa sordidam lucem abdidit.
Darauf wird das Verhalten der Opfertiere beobachtet
(337 ff.): der Stier erschrickt vor dem Tageslicht und wendet
den Kopf ängstlich zur Seite; vom Stahl getroffen, leidet er
einen verzweifelten Todeskampf, das Blut kommt nur ganz
spärlich aus der Wunde hervor, dagegen schießt es in einem
Strom aus Maul und Augen. Das sind schlimme Zeichen;
das Rind hingegen ist sofort, vom ersten Stoß getroffen, zu-
sammengesunken. Jetzt erst kommt die eigentliche Einge-
weideschau (352 ff.). Sie fördert dieselben bösen Zeichen zu-
tage: die Eingeweide sind in heftigster Bewegung (353 ff.),
das Herz ist schlaff, die Leber vom Schaum der schwarzen
Galle bedeckt; die inneren Organe liegen nicht am gehörigen
Platz (366 ff.), und anderes mehr. Das alles wird von Manto
mit größter Ausführlichkeit berichtet.
Homeri 212, vgl. Cicero De divinatione I § 34) niemals fo cct8%vov, sondern
stets T^v rs%v%v [u,avT%v anwendet? — Helenos dagegen verfügt über beide
Arten der Mantik. Siehe Vergil Aeneis III 359 ff. (mit der Bemerkung
von Ladewig-Schaper-Deuticke zur Stelle).
Rudolf Staehlin
finden (pectore exciperem deum, 298); so aber nimmt er seine
Zuflucht zur künstlichen Mantik und läßt einen Stier und
ein Rind schlachten (299). Manto muß dem Blinden alle
Zeichen angeben: zuerst die Form der Opferflamme, die den
Weihrauch verzehrt; die Flamme erhebt sich plötzlich, um
sofort wieder in sich zusammenzusinken. Dann folgen weitere
Beobachtungen (314 ff.):
non una facies mobilis flammae fuit:
imbrifera qualis implicat varios sibi
Iris colores, .
319 caerulea fulvis mixta oberravit notis,
sanguinea rursus; ultima in tenebras abit.
sed ecce pugnax ignis in partes duas
discedit et se scindit unius sacri
discors favilla — genitor, horresco intuens:
libata Bacchi dona permutat color
325 ambitque densus regium fumus caput
ipsosque circa spissior vultus sedet
et nube densa sordidam lucem abdidit.
Darauf wird das Verhalten der Opfertiere beobachtet
(337 ff.): der Stier erschrickt vor dem Tageslicht und wendet
den Kopf ängstlich zur Seite; vom Stahl getroffen, leidet er
einen verzweifelten Todeskampf, das Blut kommt nur ganz
spärlich aus der Wunde hervor, dagegen schießt es in einem
Strom aus Maul und Augen. Das sind schlimme Zeichen;
das Rind hingegen ist sofort, vom ersten Stoß getroffen, zu-
sammengesunken. Jetzt erst kommt die eigentliche Einge-
weideschau (352 ff.). Sie fördert dieselben bösen Zeichen zu-
tage: die Eingeweide sind in heftigster Bewegung (353 ff.),
das Herz ist schlaff, die Leber vom Schaum der schwarzen
Galle bedeckt; die inneren Organe liegen nicht am gehörigen
Platz (366 ff.), und anderes mehr. Das alles wird von Manto
mit größter Ausführlichkeit berichtet.
Homeri 212, vgl. Cicero De divinatione I § 34) niemals fo cct8%vov, sondern
stets T^v rs%v%v [u,avT%v anwendet? — Helenos dagegen verfügt über beide
Arten der Mantik. Siehe Vergil Aeneis III 359 ff. (mit der Bemerkung
von Ladewig-Schaper-Deuticke zur Stelle).