Das Motiv der Mantik im antiken Drama
173
hören, wer der Herrschaft des Paphlagoniers ein Ende machen
wird; 143: ’AHavzonw^G EOS' 6 tovtov g@.(bv.
Beide Sklaven tragen gewaltiges Verlangen, den kommen-
den Mann ausfindig zu machen und bekunden damit, wie ver-
haßt ihnen Kleon ist. Da erscheint ein Wursthändler, in dem
die beiden Sklaven sofort den im Orakel Verheißenen, den
Gottgesandten, erkennen und begrüßen. In unvergleichlicher
Ergötzlichkeit macht Demosthenes den Nichtsahnenden mit
seiner neuen Würde bekannt und preist die Herrlichkeiten
und Ehren, die ihm bevorstehen. Nun erfahren wir den
Wortlaut des Orakels (197):
'AIR oitoTav [laQipg ßv^aaletog &yxvlo%foi§
ya[upQnat d^axovra xodle^ov atpartadrcp,
8\ Tote naflayovwv pv drtoXkuvai ^ ocoQoddluiq,
200 xoLlco7tG)kflatv Je 3eög ^eya xvdog ortetet,
a'i xa ^ itwlelv dUdvTag päHov ekcovzai,
Daß das Orakel nur der aristophanischen Phantasie und
nicht irgendeinem wirklichen Götterspruch seine Existenz
verdankt, versteht sich von selbst. Vortrefflich ist der dunkle
Orakelstil mit dem höchst trivialen Dilemma am Schluß ge-
lungen. Der Beginn des Orakels mit dW ö^oiav hier so gut
wie in den „Vögeln" und in der „Lysistrate" ist eine getreue
Kopie wirklicher Sprüche % wie sie uns literarisch oft be-
gegnen 3; auch das Säkularorakel (Diels, Sibyllinische Blätter
133) hat diese stereotypen Einleitungsworte.
Agorakritos vermag die Beziehung des Götterspruchs auf
seine Person nicht zu erkennen; da liefert ihm der Sklave
sofort eine klare Interpretation mit einer erstaunlichen Ge-
wandtheit. Damit will Aristophanes offenbar spottend darauf
hinweisen, daß die Athener insgesamt, nicht bloß die berufs-
1 Lukian ahmt im Zevs T^ay^os Kap. 31 diese Orakelparodie nach,
vgl. Helm, Lucian und Menipp 137.
2 Siehe die Zusammenstellung der griechischen, bei griechischen und
römischen Schriftstellern überlieferten Orakel von Hendeß, Oracula Graeca,
Dissertationes Halenses IV (1877) lff.
3 Z. B. Herodot I 55, III 57, VI 77, VIII 77; Plutarch Moralia 399 c
(Bernardakis liest hier o^ore), Pausanias IX 17, 5, Suidas s. ft VovLa^os ;
vgl. van Leeuwen zur Stelle des Aristophanes.
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hören, wer der Herrschaft des Paphlagoniers ein Ende machen
wird; 143: ’AHavzonw^G EOS' 6 tovtov g@.(bv.
Beide Sklaven tragen gewaltiges Verlangen, den kommen-
den Mann ausfindig zu machen und bekunden damit, wie ver-
haßt ihnen Kleon ist. Da erscheint ein Wursthändler, in dem
die beiden Sklaven sofort den im Orakel Verheißenen, den
Gottgesandten, erkennen und begrüßen. In unvergleichlicher
Ergötzlichkeit macht Demosthenes den Nichtsahnenden mit
seiner neuen Würde bekannt und preist die Herrlichkeiten
und Ehren, die ihm bevorstehen. Nun erfahren wir den
Wortlaut des Orakels (197):
'AIR oitoTav [laQipg ßv^aaletog &yxvlo%foi§
ya[upQnat d^axovra xodle^ov atpartadrcp,
8\ Tote naflayovwv pv drtoXkuvai ^ ocoQoddluiq,
200 xoLlco7tG)kflatv Je 3eög ^eya xvdog ortetet,
a'i xa ^ itwlelv dUdvTag päHov ekcovzai,
Daß das Orakel nur der aristophanischen Phantasie und
nicht irgendeinem wirklichen Götterspruch seine Existenz
verdankt, versteht sich von selbst. Vortrefflich ist der dunkle
Orakelstil mit dem höchst trivialen Dilemma am Schluß ge-
lungen. Der Beginn des Orakels mit dW ö^oiav hier so gut
wie in den „Vögeln" und in der „Lysistrate" ist eine getreue
Kopie wirklicher Sprüche % wie sie uns literarisch oft be-
gegnen 3; auch das Säkularorakel (Diels, Sibyllinische Blätter
133) hat diese stereotypen Einleitungsworte.
Agorakritos vermag die Beziehung des Götterspruchs auf
seine Person nicht zu erkennen; da liefert ihm der Sklave
sofort eine klare Interpretation mit einer erstaunlichen Ge-
wandtheit. Damit will Aristophanes offenbar spottend darauf
hinweisen, daß die Athener insgesamt, nicht bloß die berufs-
1 Lukian ahmt im Zevs T^ay^os Kap. 31 diese Orakelparodie nach,
vgl. Helm, Lucian und Menipp 137.
2 Siehe die Zusammenstellung der griechischen, bei griechischen und
römischen Schriftstellern überlieferten Orakel von Hendeß, Oracula Graeca,
Dissertationes Halenses IV (1877) lff.
3 Z. B. Herodot I 55, III 57, VI 77, VIII 77; Plutarch Moralia 399 c
(Bernardakis liest hier o^ore), Pausanias IX 17, 5, Suidas s. ft VovLa^os ;
vgl. van Leeuwen zur Stelle des Aristophanes.