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Ästhetische Betrachtungen, 1. Buch — Fig. 26 und 27
Fig. 26 (= Dürers Fig. 38, 1. Buch)
„Dürer sehe Muschellinie“
Fig. 27 (= Dürers Fig. 40, 1. Buch)
„Epitrochoide“ (Rollkurve)
bei der Konstruktion seiner Sonnenuhren im 3. Buch der „Undertveysung“
geläufig gewesen sein mußten. — (Fig. 27) —
Zum Zeichnen dieser und weiterer ähnlicher Kurven, die man als
„Schlangenlinien deuten und reissen mag“, ersinnt er wieder einen Mecha-
nismus, auf dessen äußere Gestaltung als „Instrument“ er großes Gewicht
legt (Fig. 41 und 42). Dürer muß in der Entwicklung der Theorie der
mathematischen Instrumente einen wichtigen Platj zugewiesen erhalten, was
bislang noch nicht geschehen ist60).
(s. Abb. 26, Tafel IX im Bildteil)
assender Abschluß des 1. Buches sind, der
Hauptaufgabe des ganzen Werkes gemäß,
anschaulich - ästhetische und philosophische
Betrachtungen über die Lineargebilde und
ihren „Gebrauch“ in den bildenden Künsten
und im Kunsthandwerk. Gerade zu diesem
Teil des 1. Buches haben sich die handschrift-
lichen Entwürfe in dem von mir neu auf-
gefundenen Dürer-Manuskript erhalten (siehe
oben, II. Teil dieses „Quellenberichts“}, die
ich demnächst veröffentlichen werde61). Dürer beginnt mit den einfachsten
Linien, den Geraden, wie sie für künstlerische Zwecke, hauptsächlich mit
Rücksicht auf seine „Proportionslehre“, gebraucht werden, um in den Maß-
verhältnissen künstlerischer Gebilde und Gestaltungen Proportion und
Harmonie zu erreichen und zu vollziehen, also:
„Die geraden Linien halten sich in der Länge gar mancherlei for in ihren Ge-
schlechten gegeneinander. Denselben Unterschied will ich einesteils anzeigen, darum
dass sie zu viel Dingen niitj sind, denn man kann mancherlei Werk daraus machen,
dieweil es nit schlechtlich bei den Linien bleiben wird, sondern die mögen umzogen
werden und ebene Feld oder ganze Corpora machen62), wie denn das die Werk
aus Notdurft erheischen, daraus viel bräuchliche und nützliche Ding zu erfinden sind“.
Ästhetische Betrachtungen, 1. Buch — Fig. 26 und 27
Fig. 26 (= Dürers Fig. 38, 1. Buch)
„Dürer sehe Muschellinie“
Fig. 27 (= Dürers Fig. 40, 1. Buch)
„Epitrochoide“ (Rollkurve)
bei der Konstruktion seiner Sonnenuhren im 3. Buch der „Undertveysung“
geläufig gewesen sein mußten. — (Fig. 27) —
Zum Zeichnen dieser und weiterer ähnlicher Kurven, die man als
„Schlangenlinien deuten und reissen mag“, ersinnt er wieder einen Mecha-
nismus, auf dessen äußere Gestaltung als „Instrument“ er großes Gewicht
legt (Fig. 41 und 42). Dürer muß in der Entwicklung der Theorie der
mathematischen Instrumente einen wichtigen Platj zugewiesen erhalten, was
bislang noch nicht geschehen ist60).
(s. Abb. 26, Tafel IX im Bildteil)
assender Abschluß des 1. Buches sind, der
Hauptaufgabe des ganzen Werkes gemäß,
anschaulich - ästhetische und philosophische
Betrachtungen über die Lineargebilde und
ihren „Gebrauch“ in den bildenden Künsten
und im Kunsthandwerk. Gerade zu diesem
Teil des 1. Buches haben sich die handschrift-
lichen Entwürfe in dem von mir neu auf-
gefundenen Dürer-Manuskript erhalten (siehe
oben, II. Teil dieses „Quellenberichts“}, die
ich demnächst veröffentlichen werde61). Dürer beginnt mit den einfachsten
Linien, den Geraden, wie sie für künstlerische Zwecke, hauptsächlich mit
Rücksicht auf seine „Proportionslehre“, gebraucht werden, um in den Maß-
verhältnissen künstlerischer Gebilde und Gestaltungen Proportion und
Harmonie zu erreichen und zu vollziehen, also:
„Die geraden Linien halten sich in der Länge gar mancherlei for in ihren Ge-
schlechten gegeneinander. Denselben Unterschied will ich einesteils anzeigen, darum
dass sie zu viel Dingen niitj sind, denn man kann mancherlei Werk daraus machen,
dieweil es nit schlechtlich bei den Linien bleiben wird, sondern die mögen umzogen
werden und ebene Feld oder ganze Corpora machen62), wie denn das die Werk
aus Notdurft erheischen, daraus viel bräuchliche und nützliche Ding zu erfinden sind“.