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Rom in der Renaissance.
könig und die gewiß nicht Furcht erweckenden Alten dem Heiligen wirklich an das
Leben wollen. Vollends im Martyrium des Stephanus, das vor den von Nicolaus V.
neu erbauten Mauern Roms, in einem der reizenden Seitenthäler des Arno bei
Florenz sich abspielt, muß Fra Angelico bekennen, daß es ihm unmöglich ist, Teufel
aus seinen Heiligengestalten zu machen (Abb. FO). Wie schwer es ihm wird, leiden-
schaftliche Bewegungen auszudrückcn, zeigt sich schon in der Scene, wo der Heilige zum
Stadtthor hinausgestoßen wird, aber wie rührend ist dagegen die knieende, leider arg
übermalte Gestalt des Gemarterten, der, das bluttriefende Haupt emporgerichtet, die
z2. Fra Giovanni Angelico. St. Laurentius, Almosen spendend.
Hände betend erhoben, die Urteilsvollstreckung über sich ergehen läßt. Hart an der
Mauer links erscheint Paulus schon jetzt mit dem langen traditionellen Bart, durch
eiuen Goldsaum vor den Henkern ausgezeichnet, deren Aleider er über den Armen
trägt. (Apostelgesch. 7, V. 57.) Unbewegt blickt er zu dem Märtyrer hinüber,
der, leise lächelnd, durch die Todesnacht schon den Glanz der Gwigkeit erblickt, so
innerlich beglückt durch sein Martyrium wie die hl. Taterina in San Tlemente.
Aber während Masolino noch die Seele des Heiligen von einem Engel zum Himmel
emportragen läßt, hat sich Fra Angelico schon von dieser mittelalterlichen Tradition
befreit. Der Bahnbrecher einer neuen Zeit ist hier archaischer als der Dominikaner-
mönch, der ganz von der reinen Glut der ersten Thristen beseelt auf Giottos schöne
Formenwelt zurückgriff und sie mit neuem Inhalt zu füllen versuchte.
Rom in der Renaissance.
könig und die gewiß nicht Furcht erweckenden Alten dem Heiligen wirklich an das
Leben wollen. Vollends im Martyrium des Stephanus, das vor den von Nicolaus V.
neu erbauten Mauern Roms, in einem der reizenden Seitenthäler des Arno bei
Florenz sich abspielt, muß Fra Angelico bekennen, daß es ihm unmöglich ist, Teufel
aus seinen Heiligengestalten zu machen (Abb. FO). Wie schwer es ihm wird, leiden-
schaftliche Bewegungen auszudrückcn, zeigt sich schon in der Scene, wo der Heilige zum
Stadtthor hinausgestoßen wird, aber wie rührend ist dagegen die knieende, leider arg
übermalte Gestalt des Gemarterten, der, das bluttriefende Haupt emporgerichtet, die
z2. Fra Giovanni Angelico. St. Laurentius, Almosen spendend.
Hände betend erhoben, die Urteilsvollstreckung über sich ergehen läßt. Hart an der
Mauer links erscheint Paulus schon jetzt mit dem langen traditionellen Bart, durch
eiuen Goldsaum vor den Henkern ausgezeichnet, deren Aleider er über den Armen
trägt. (Apostelgesch. 7, V. 57.) Unbewegt blickt er zu dem Märtyrer hinüber,
der, leise lächelnd, durch die Todesnacht schon den Glanz der Gwigkeit erblickt, so
innerlich beglückt durch sein Martyrium wie die hl. Taterina in San Tlemente.
Aber während Masolino noch die Seele des Heiligen von einem Engel zum Himmel
emportragen läßt, hat sich Fra Angelico schon von dieser mittelalterlichen Tradition
befreit. Der Bahnbrecher einer neuen Zeit ist hier archaischer als der Dominikaner-
mönch, der ganz von der reinen Glut der ersten Thristen beseelt auf Giottos schöne
Formenwelt zurückgriff und sie mit neuem Inhalt zu füllen versuchte.